(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
(18.12.2022, 21:38)26er schrieb: Was ist dann deine Lösung für das Problem? Wenn du alleine bist und von fünf oder sechs Leuten angegangen wirst, helfen dir Floskeln nichts....

Dass man irgendwo in klarer Unterzahl angegriffen werden kann hat doch nicht primär etwas mit der Uniform zu tun. Ich würde sogar schätzen dass erkennbare Soldaten insgesamt gesehen relativ selten angegriffen werden, im Vergleich zu gleichaltrigen Zivilisten. Wichtig wären allerdings erst einmal klare Gesetze, die Angriffe auf Staatsbeamte der Sicherheitsorgane auch ordentlich bestrafen. Einen Angriff auf einen Soldaten oder Polizisten sollten sich in Asien zum Beispiel mal ein paar Jugendliche leisten. In fast allen asiatischen Ländern würden sie nur für eine grobe Berührung eines Soldaten oder Polizisten sofort ohne Bewährung ein halbes Jahr in den Knast wandern. Unabhängig davon sollte auch überlegt werden ob Soldaten ab einer gewissen Berufserfahrung verdeckt ihre Pistole in der Öffentlichkeit tragen dürften usw. Es muss ein Klima für die Bundeswehr geschaffen werden in der ihr durch die Gesellschaft wieder ehrlicher Respekt gezollt wird. Da kann man nicht auftreten wie ein Schluck Wasser.
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Bitte keinerlei persönliche Angriffe.
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lime:

Ehrlichen Respekt kann man so in keinster Weise erlangen. Und in besagten Beispielen werden die Soldaten ja nicht geachtet sondern nur gefürchtet und verachtet. Was wir stattdessen bräuchten ist das genaue Gegenteil.

Allgemein:

Zum Personalmangel: die Antwort lautet zum einen Roboterisierung, auch bei der Infanterie, in diesem Kontext verweise ich mal auf das Experiment der Franzosen mit einem Drohnenregiment, zum anderen benötigen wir Milizstrukturen, eine neue ganz andere Art des Wehrdienst befreit von allem überkommenen.
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(18.12.2022, 21:44)lime schrieb: Dass man irgendwo in klarer Unterzahl angegriffen werden kann hat doch nicht primär etwas mit der Uniform zu tun. Ich würde sogar schätzen dass erkennbare Soldaten insgesamt gesehen relativ selten angegriffen werden, im Vergleich zu gleichaltrigen Zivilisten. Wichtig wären allerdings erst einmal klare Gesetze, die Angriffe auf Staatsbeamte der Sicherheitsorgane auch ordentlich bestrafen. Einen Angriff auf einen Soldaten oder Polizisten sollten sich in Asien zum Beispiel mal ein paar Jugendliche leisten. In fast allen asiatischen Ländern würden sie nur für eine grobe Berührung eines Soldaten oder Polizisten sofort ohne Bewährung ein halbes Jahr in den Knast wandern. Unabhängig davon sollte auch überlegt werden ob Soldaten ab einer gewissen Berufserfahrung verdeckt ihre Pistole in der Öffentlichkeit tragen dürften usw. Es muss ein Klima für die Bundeswehr geschaffen werden in der ihr durch die Gesellschaft wieder ehrlicher Respekt gezollt wird. Da kann man nicht auftreten wie ein Schluck Wasser.


Vergiss es !
Alleine der Gedanke mehr Waffen im öffentlichen Raum, noch dazu von " Mördern" ( so bezeichneten sie ja Mal Soldaten) dreht den ganzen linken die Nackenhaare auf halbacht . Löst auch das Problem nicht.
Schütze Pickelgesicht mit Hornbrille in Stabsverwendung, wird das Ding nur abgenommen. Der Soldat meiner Dienstzeit wurde gar nicht erst dumm angemacht. Bei uns gab es den Leitspruch, ihr seid Soldaten, also gebt euch in der Öffentlichkeit wie ein preußischer Gentleman. Falls irgendwelche Zecken euch dumm anmachen, verhalten euch als Fallschirmjäger, wickelt sie um die nächste Laterne...
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26er:

Zitat:Ich glaube auch dass es wichtig ist, die Unterschiede der TSK's und Waffengattungen zu haben. Das hat etwas mit militärischer Identität und letztendlich Abgrenzung zu tun.

Das ist noch ein guter Punkt den du hier angesprochen hast. Meiner Meinung nach ist diese Abgrenzung kontraproduktiv, das elitäre Eigenbrötlertum bestimmer Gruppen innerhalb der BW geht meist auf Kosten anderer, ebenfalls wesentlicher Einheiten. Entsprechend entsteht eine Konkurrenz die nicht sinnvoll ist, weil die entsprechenden Gruppen eben in Wahrheit gar nicht in Konkurrenz stehen sondern allesamt nur Bauteile der gleichen makellosen Maschine sein sollten (von ihrem Selbstverständnis her).

Leuco:

Zitat:Wären die Fallschirmjäger aber auch allgemein Luftlandung bei unseren Fähigkeiten (A4400M und CH47) nicht ein Thema welches man explizit fördern sollte?

Der militärische Wert von echten Luftlandungen geht heute gegen 0. Und Luftsturmaktionen mit Helis könnte eine Einheitsinfanterie auch bewerkstelligen, auch wenn das gewisse elitäre Kreise heute naturgemäß anders sehen. Verbleiben Sondereinheiten (und selbst da sind Luftlandungen in der praktischen Kriegsrealität eigentlich Geschichte), für welche man zudem keine solche Kapazitäten von der Quantität her vorhalten muss.

26er:

Zitat:Meiner Meinung nach ja. Alleine schon dadurch, dass eine Streitkraft diese Fähigkeit besitzt, muss sich der Gegner darauf einstellen. Das gilt für mich für Gebirgstruppen genauso wie für Marineinfanterie.

Wir haben hier doch eigentlich alle einen Konsens darüber, dass es einen Personalmangel gibt. Wenn ich also mit der exakt gleichen Infanterie verschiedene Aufgaben erfüllen kann, dann mindert dass die Probleme aus diesem. Und der Feind muss sich auf Luftlandungen keineswegs einstellen, weil die Mittel die er sowieso vorhalten muss problemlos dazu ausreichen jeden Versuch einer Luftlandung zu einem reinen Selbstmordunternehmen zu machen. Die Fallis würden bei dem Versuch in einem ernsthaften Krieg eine Luftlandung durchzuführen einfach nur sterben, und vermutlich noch nicht mal je am Boden ankommen, und wo wieder erwarten doch mal welche am Boden ankämen wären sie ganz genau so nur Tot.

Die einzige davon abweichende Möglichkeit wäre es, über eigenem Luftraum solche Kräfte als extrem schnell verlegbare Reserve abzusetzen (so war das ja mal in Kalter Krieg Zeiten angedacht), um dadurch per Luftlandung auf extrem schnell und sehr weitreichende Durchbrüche feindlicher Verbände reagieren zu können. Aber auch das ist heute extremst risikoreich, den Nutzen nicht wert und könnte auf andere Weise besser bewerkstelligt werden. Eine solche Defensive Luftlandung wäre zwar noch möglich, aber die Kosten und der Aufwand des Vorhaltens sind den Nutzen einfach nicht wert.

Das gleiche gilt auch für die Gebirgsjäger. Ich behaupte mal hier und heute, dass ein Jäger-Bataillon welches man mit einem Hochzug und ein paar weiteren Spezialisten versieht und etwas vorbereitet problemlos im Gebirge mit einem Gebirgsjäger-Bataillon mithalten kann, auch wenn die Gebirgsjäger das natürlich nicht gerne hören und sicher nicht glauben.
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https://www.n-tv.de/politik/Nur-jede-dri...95157.html

Zitat:Nur jede dritte Panzerhaubitze der Bundeswehr funktioniert

Ein Großteil der Artilleriegeschütze des Typs Panzerhaubitze 2000 im Bundeswehrbestand ist einem Medienbericht zufolge derzeit nicht einsatzbereit. Wie die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf ein vertrauliches Papier des Bundesverteidigungsministeriums berichtet, kann die Bundeswehr derzeit nur etwa jede dritte dieser Panzerhaubitzen einsetzen.

Nach Angaben der Zeitung beträgt der Bestand an Panzerhaubitzen 2000 dem Papier zufolge zum 2. Dezember 2022 105 Exemplare. Im "Verfügungsbestand des Heeres" seien davon derzeit 73, deren Einsatzbereitschaft wiederum "bei rund 50 Prozent" liege. Somit bleiben etwa 36 einsatzbereite Panzerhaubitzen.

Zudem seien am 2. Dezember insgesamt 18 Panzerhaubitzen 2000 in der "Werksinstandsetzung bei der Industrie" gewesen, berichtet die "Bild" weiter aus dem Dokument. Es ist der Zeitung zufolge unklar, wie viele der 36 einsatzbereiten Waffensysteme darunter sind.

Von der nicht vorhandenen Artilleriemunition fang ich erst gar nicht mal an.....

Und wir phantasieren also davon, Verbündeten Hochtechnologie-Systeme zur Unterstützung an die Seite ihrer ordinären Brot-und-Butter-Verbände stellen zu wollen, wo weder unsere Ausstattung was Funk- und Führungsmittel angeht, noch unsere Artillerie, geschweige denn unsere Luftraumverteidigung ausreichend sind. Aber wir, die wir es nicht mal hinkriegen ausreichend modernen Funk so bereit zu stellen, dass zumindest eine gewisse Anschlussfähigkeit an andere NATO Verbände gewährleistet ist phantasieren davon, was wir alles an Hochtechnologie zur Ergänzung anderer stellen werden ?!

Um meine Forderung nach einem Primat der Basisfähigkeiten mal noch klarer zu verdeutlichen: Für die Kosten welche der PUMA bisher verursacht hat könnte man meiner groben Überschlagsrechnung nach übrigens über 1 Millionen Artilleriegranaten beschaffen.

Was würde uns nun militärisch für den Krieg weiter bringen ?!

Der Totalausfall des PUMA für die VJTF, oder 1 Millionen Artilleriegranaten ? Was wäre die größere Kampfkraft ?! Die Hochtechnologie mit 0% Einsatzbereitschaft oder Eine Millionen Granaten ?

Das ist natürlich nur ein plakatives Beispiel, aber es soll ja auch nur das grundsätzliche Konzept verdeutlichen. Wir müssen weg von diesen Phantasiegebilden, hin zu einer Kriegsfähigen Armee.

Und dies nicht zuletzt auch deshalb, um gerade eben dadurch Gelder frei zu machen für Hochtechnologie an genau den wesentlichen Stellen wo diese kriegsentscheidend ist, insbesondere in der Luftkriegsführung. Und auch hier müssten die richtigen Schwerpunkte her, beispielsweise keine F-35 sondern EF ECR in größerer Stückzahl etc

Wir müssen uns endlich an realen Feinden, dem realen Krieg und den praktischen Anforderungen ausrichten und nicht an irgendwelchen Phantasien über Schützenpanzer die mit A400M durch die Luft nach Absurdistan fliegen um dort völlig sinnlos herumzugurken und auch nichts zu bewirken.
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(20.12.2022, 23:46)Quintus Fabius schrieb: Und wir phantasieren also davon, Verbündeten Hochtechnologie-Systeme zur Unterstützung an die Seite ihrer ordinären Brot-und-Butter-Verbände stellen zu wollen, wo weder ...
Das ist doch kein Argument. Wir haben ja weder das eine (Hochtechnologie), noch das andere (Butterbrotverbände). Die Frage ist also nur, welche Fähigkeiten wir realistischer aufgestellt bekommen könnten. Und z.B. wäre unser Artillerieproblem deutlich einfacher zu lösen -nämlich schlicht durch die richtigen Bestellungen- während das Problem fehlender Infanterie in der Breite erheblich schwieriger zu beseitigen wäre.

Zitat:Wir müssen uns endlich an realen Feinden, dem realen Krieg und den praktischen Anforderungen ausrichten und nicht an irgendwelchen Phantasien über Schützenpanzer die mit A400M durch die Luft nach Absurdistan fliegen um dort völlig sinnlos herumzugurken und auch nichts zu bewirken.
Wir haben uns halt bisher an den realen Feinden, dem realen Krieg und den praktischen Anforderungen ausgerichtet und nicht an irgendwelchen Phantasien über Landes- und Bündnisverteidigung. Die Aufgabe war, Schützenpanzer mit A400M durch die Luft nach Absurdistan zu fliegen, um dort völlig sinnlos herumzugurken und auch nichts zu bewirken.

Klingt bescheuert - war es auch.
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Tja, man konnte halt der Politik nur Waffensysteme schmackhaft machen die für Einsätze in Friedenssicherungsmissionen geeignet waren (oder besser gesagt geeignet zu sein schienen). Landesverteidigung so ein Wort konnte keiner in den Mund nehmen ohne sich zum Gespött zu machen. Und (unter anderem) deshalb wollten die Entscheider der letzten Legislaturperioden immer gerne die eierlegende Wollmilchsau. Was bei so etwas herauskommt... siehe Bundeswehr!
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Man sollte nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Bevor es mit der Bw besser werden kann, muß ein radikales Umdenken unserer Regierung stattfinden oder eine andere Regierung gewählt werden. Die Regierungen der letzten Jahrzehnte waren nun einmal alle antimilitärisch eingestellt, ja, hatten eine Verachtung für das Militär und dies als Hort und Spielwiese Rechter empfunden. Seit der Wende wurde nur noch die Friedensdividende eingefahren und der Gedanke an Landesverteidigung als lachhaft empfunden. Allenfalls Friedenssicherungsmissionen wurden, auf Druck von außen, als Aufgabe angesehen und selbst dafür hat man die Bw nicht ausreichend ausgerüstet.

Sollten sich die politischen Rahmenbedingungen ändern, ist eine Aufrüstung kein Thema. Dann würde man die Gelder aus anderen Haushalten umschichten, den Soldatenberuf attraktiver machen und den Soldaten wieder öffentlich würdigen. Vorher sind alle anderen Gedanken obsolet. Und das es noch lange nicht soweit ist, sehen wir doch ganz klar. Bisher nur Lippenbekenntnisse um die Verbündeten zu beruhigen, denen keine Taten folgen. Wenn der Fall eintritt, dann ist die Frage nicht, ob man einen Puma oder eine Million Schuß kauft. Dann nimmt man von beiden das Doppelte. Wir sehen ja gerade in Polen, wie aufgerüstet wird. 900 K2 Panzer, 600 K9 Haubitzen. 32 F-35 und 44 FA-50. Bis 2035 soll die poln. Armee auf 300.000 Mann anwachsen. Und was Polen stemmen kann, könnten wir allemal und ein vielfaches.

Man kann es auf einen einfachen Nenner bringen. Unsere Regierung möchte nicht. Und solange wird sich auch nichts zum besseren wenden. Bis dahin ist alles Flickschusterei.
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Das Problem liegt nicht nur in der Regierung... unsere gesamte Bevölkerung ist stark antimilitärisch eingestellt. Das ist ein Problem das Polen viel weniger hat und deshalb ist die Aussage das wir alles stemmen können was Polen kann leider kurz und mittelfristig so nicht richtig! Zuerst müsste man daran arbeiten die gesellschaftliche Akzeptanz zu erzeugen die nötig ist um eine größere Bevölkerungsgruppe für den Militärdienst begeistern zu können!
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(22.12.2022, 14:16)Rudi schrieb: Wir sehen ja gerade in Polen, wie aufgerüstet wird. 900 K2 Panzer, 600 K9 Haubitzen. 32 F-35 und 44 FA-50. Bis 2035 soll die poln. Armee auf 300.000 Mann anwachsen.
Wir hören das, sehen tun wir es nicht denn es sind feuchte Träume der PiS im Wahlkampf.
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So wie ich das lese, ist ein Teil bereits verbindlich bestellt. Natürlich kann es immer Änderungen geben. Aber ich finde das ersteinmal sehr beeindruckend, was die Polen da anleiern.

"Im Vertrag mit Hyundai Rotem hat Polen über 980 Kampfpanzer K2 Black Panther bestellt. Die erste Charge besteht aus 180 K2, die im derzeitigen Konstruktionsstand ab Ende des Jahres an Polen ausgeliefert werden sollen. (ESuT berichtete) 2026 will Polen seine militärischen Forderungen für die polnische Version, bezeichnet als K2PL, definiert haben und dann selbst in die Produktion der über 800 Panzer der zweiten Kampfpanzer-Charge einsteigen. Nach Abschluss der Produktion sollen die Panzer der ersten Charge auf den K2PL-Standard nachgerüstet werden.

Die von Polen abgeschlossenen Beschaffungsverträge gehören zu den umfangreichsten Verträgen in Europa und sollen das größte Rüstungsgeschäft Südkoreas sein. Das polnische Verteidigungsministerium hat keine Vertragssummen genannt. Insider schätzen das Finanzvolumen auf etwa 15 Milliarden Euro."

Die K9 seien im Design den polnischen Panzerhaubitzen Krab sehr ähnlich, sagte Blaszczak. Die Krab würden weiter bestellt, aber die Produktionskapazität von Huta Stalowa Wola reiche nicht aus. In den nächsten Jahren wolle man das Beste aus dem Krab-Design und das Beste aus dem K9-Design auswählen, damit diese Waffe für beide Länder einheitlich werde.

https://esut.de/2022/07/meldungen/35697/...suedkorea/


Auch die ersten Flugzeuge sollen wohl 2023 bereits ausgeliefert werden.

Natürlich muß auch in der Bevölkerung ein Bewußtseinswandel stattfinden, das meinte ich mit Würdigung. Aber ich glaube, der vollzieht sich leichter als ein Wandel in unserer Regierung. Der Durchschnittsdeutsche ist m.M.n. nach nicht so negativ eingestellt. Das wird mehr durch die Medien so transportiert. Wenn das offizielle Bild sich ändern würde, ginge das schnell. Zumal wenn es auch noch eine Bedrohungslage gibt.

Kurzfristig ist da natürlich nichts. Aber in der Krise werden krisensichere Jobs automatisch interessanter.
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Ich denke das unsere Gesellschaft sehr stark "entmilitarisiert" ist und das nicht nur im Kopf sondern auch körperlich. In meinem Job muss ich regelmäßig junge Menschen auf ihre Eignung für verschiedene Tätigkeiten bewerten und was da unsere deutsche Jugend abliefert ist leider oftmals grausig! Ich war selber Berufssoldat (Offizierslaufbahn) und bin nur aufgrund einer chronischen Erkrankung vor 10 Jahren ausgestiegen- deshalb kann ich sehr gut die Anforderung die an einen (guten) Soldaten gestellt werden mit der aktuellen Realität vergleichen und da sehe ich 80% unserer derzeitigen jungen Leute entweder körperlich oder/und emotional als unfit für den Militärdienst an! Die verbliebenen 20% reichen aber kaum aus um aus ihnen genug Freiwillige zu gewinnen um kurzfristig massiv Personal aufzubauen.
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Wink 
Natürlich ist die Entwicklung der körperlichen Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen grauselig. Und mich besorgt das genauso, auch wenn ich die Ausnahmen bspw. bei meinen Enkeln sehe. Smile

Aber ein Stück weit sehe ich das auch gelassen, denn erstens betrifft das alle Länder, die zumindest als potenzielle Gegner in Betracht kommen und zweites sinkt der Anteil der Soldaten, die explizit eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit brauchen auch, umso moderner eine Armee ist, einfach weil es mehr Aufgaben in anderen Bereichen gibt. Und 20% reichen auch aus, um diese Posten zu besetzen. Zumal man auch die Wehrpflicht wieder einführen kann, bzw. die Aussetzung zurücknimmt.
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Allgemein:

Die polnischen Aufrüstungspläne sind extremst ehrgeizig um mich mal noch äußerst vorsichtig auszudrücken, und deshalb sind sie nicht nachhaltig. Es genügt nicht sich so viel Militärmaterial wie möglich auf den Hof zu stellen, dieses muss auch Instandgehalten werden, man benötigt Ersatzteile, man muss die Kosten für den Regieaufwand, die Ausbildung, den Sold usw usf bedenken und vieles mehr. Was Polen da vorhat sieht auf dem Papier immens beeindruckend aus, ist aber bei genauerem Hinsehen vogelwilde Planlosigkeit.

Dadurch wird ganz genau so Geld versenkt und hat man dann im Verhältnis zu den eingesetzten Mitteln am Ende weniger Kampfkraft als man auf andere Weise hätte erzeugen können.

Und exakt das ist auch das Thema bei der Bundeswehr. Man könnte und man sollte mit den Mitteln die man hat und dem Personal welches man real zur Verfügung hat einfach viel mehr generieren können. Die Bundeswehr ist hierbei nicht nur hochgradig ineffizient, sie vergeudet also Mittel in geradezu abenteuerlichen bizarren Ausmaß, sie versucht auch immer weiter den gleichen tradierten Wege zu folgen, obwohl längst die Grundlagen für diese weggebrochen sind.

Mal als Beispiel: die Bundeswehr könnte wenn sie alles zusammenkratzt gerade mal eine einzige mechanisierte Brigade zum realen Gefecht der verbundenen Waffen mobilisieren. Was aber soll diese bewirken? Wie soll mit so wenig ein hochdynamisches mechanisiertes Offensivgefecht tief in den gegnerischen Raum hinein geführt werden? Und der stete Verweis auf die lieben Verbündeten nützt hier allwenig, denn die stehen genau so blank da.

Wir haben je nach Rechnung der 6 höchsten / oder 7 höchsten Wehretat weltweit, und gerade mal eine einzige mechanisierte Brigade die man nachhaltig und vor allem vollumfänglich einsetzen könnte (entsprechende Umlaufreserve etc mit berüchsichtigt).

Es ist also absurd, wie wenig militärische Leistung mit diesen Unsummen erzielt wird.

Und das führt zu einem weiteren Punkt: die Forderung nach mehr - mehr Geld, mehr Mittel, mehr Ansehen, mehr Achtung für die Soldaten, würde beim aktuellen Effizienzniveau absolut gar nichts bringen, außer nur noch mehr Geldverschwendung. Was nützt militärische Begeisterung wenn die real verfügbaren Kampfverbände reihenweise nicht gefechtstauglich sind und nicht in der Lage wären im Krieg ernsthaft länger als wenige Tage zu kämpfen?! Was nützt es die Bevölkerung fürs Militär zu begeistern, wenn dieses so unfähig ist ?!

Zuerst muss man mit allen Mitteln die internen Probleme der Armee in den Griff kriegen, dann mit dem was ist sehr viel mehr Leistung generieren, und dann wird sich eine Begeisterung der Bevölkerung für so eine Arrmee wie von selbst einstellen. Der Weg dahin ist unkonventionelles Denken, neue Wege, andere Ansätze in der Kriegsführung, eine echte Militärreform, an deren Ende eine komplett andere Art von Streitkraft stünde, die komplett anders aufgestellt ist und vollständig anders kämpft.

Broensen:

Zitat:während das Problem fehlender Infanterie in der Breite erheblich schwieriger zu beseitigen wäre.

Anbei: auf diesen Punkt wollte ich noch mal gesondert eingehen, weil er ganz allgemein das Problem illustriert dass unsere Armee hat. Zur Zeit hat die Bundeswehr mehr als 20.000 Sanitätskräfte wenn man alles zusammen rechnet, allein der Zentrale Sanitätsdienst kommt schon auf 19.664 Mann (Stand dieses Jahr), aber die Infanterie ist zu personalintensiv?

Wir haben mehr Sanitäter als Angehörige der Marine insgesamt, aber die Infanterie ist zu personalintensiv? Wir haben sogar so viel Sanitäter das für jeden Infanteristen gleich mehrere Sanitäter herum springen könnten.

Die simple Wahrheit ist, dass wir ein Übermaß an rückwärtigen Diensten haben (nicht nur Sanitäter, dass betrifft ja alles was da an rückwärtigen Diensten exisitert). Der Grund dafür ist die Struktur, die Verfasstheit, die Konzipierung der Streitkräfte selbst.

Beispielsweise ziehen schwere konventionelle MBT einen immensen Rattenschwanz an notwendigen Unterstützungsdiensten hinter sich her, das gleiche gilt für etliche andere Systeme. Das bindet alles Personal welches in einer anderen Verwendung, bei einer Konzentration auf bestimmte Grundfähigkeiten ebenso Kampftruppe sein würde - in dieser aktuellen Konzeptierung aber keine Kampftruppe sein kann.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Das Kampfhubschrauber-Regiment 36 umfasst ca. 1.400 Soldaten. Es hat zwei Staffeln mit dem Tiger. Wieviele davon überhaupt vollumfänglich Gefechtstauglich und Einsatzfähig wären ist höchst unklar, Anfangs diesen Jahres kolportierte man eine Zahl von 9 Hubschraubern. Lassen wir es mal einfach frei aus der Luft gegriffen derer 30 sein, also mehr als das dreifache. Dann werden 1.400 Soldaten damit gebunden, dass 30 Helis herumfliegen die sich im Krieg in kürzester Zeit abnutzen würden. Wieviele Flugabwehr-Trupps mit Stinger die zugleich vollumfänglich als Infanterie qualifiziert sind könnte man aus diesen 1.400 Mann bei deutlich geringeren Kosten generieren ?! Was wäre nützlicher? In welchem Szenario, unter welchen Umständen ? Was würde sich, wenn man die +/- 30 Helis gegen hunderte Trupps mit Stinger stellen würde durchsetzen ?

Das sind natürlich jetzt allergröbste Beispiele, stark vereinfachende und plakative Darstelllungen, sie sollen nur das allgemeine Prinzip verdeutlichen. Und das Prinzip sollte sein: Man könnte mit einer völlig anderen Aufstellung, völlig anderen Doktrin und völlig anderen Herangehens- und Kampfweise aus dem gleichen Personal immens viel mehr Kampfkraft generieren. Und immens viel mehr Kampftruppe.

Dass würde aber auch die Pfründe der Rüstungsindustrie mit allem was daran hängt angreifen, entsprechend natürlich auch die Politik und ihre Klüngel, und auch die Karrieren und/oder zukünftigen Pfründe in der Privatwirtschaft bestimmter Offiziere, darüber hinaus ist natürlich zu bedenken, dass die höheren Führungs-Ebenen über viele Jahre hinweg durch ihre militärische Sozialisation massiv geprägt wurden und gar nicht anders können als so zu denken wie sie denken.

Das ist ja ganz allgemein ein allzu typisches Geschehen im militärischen Bereich, dass man in einer bloßen Strukturextrapolierung festhängt, bevor die militärische Wirklichkeit diese als überholt belegt. Schon sehr oft hat das Militär wieder besseres Wissen davor seinen tradierten Weg nicht verlassen können.

Weder mehr Geld, noch mehr Begeisterung, noch mehr Achtung für die Soldaten ändern irgend etwas daran, dass der von der Bundeswehr für den Krieg angedachte Weg nicht funktioniert und nicht mehr funktionieren kann und auch in einem Bündnis nicht wirklich funktioniert. Wir belügen uns nur einfach selbst und sind nichts weiter als ein Wurmfortsatz der USA.

Dafür aber soviel Geld aufzuwenden wie es aktuell bereits geschieht ist höchstgradig fragwürdig. Und selbst wenn man glaubt man würde den Auftrag des Grundgesetzes über das Bündnis als Wurmfortsatz desselben erfüllen - Nein, das tut man nicht. Die Bundeswehr erfüllt ihren Verfassungsauftrag eben nicht, auch nicht im Bündnis.

Überspitzt könnte man sagen, die USA erfüllen den Auftrag der Bundeswehr im Grundgesetz anstelle derselben.

Die einzige Lösung liegt vor uns: wir müssen den bisherigen militärischen Weg komplett verlassen.
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