Gedankenspiel: Infanteriezug
#1
Stellt euch vor, ihr wärt Zugführer eines Infanteriezugs. Wie würde dieser aussehen, hinsichtlich der Stärke, Bewaffnung, individuellen Ausrüstung, Strukur, Aufgaben der einzelnen Soldaten etc.?

Ich freue mich auf eure Ideen!

LG
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#2
Einheitsinfanterie? Leichte Infanterie? Miliz? Gebirgsinfanterie? Luftlandeinfanterie? Sondereinheit? Marineinfanterie? Schwere Infanterie? Mechanisierte Infanterie?

Welche Gegend? Welche Umweltbedingungen? Welcher Gegner? Welche Doktrin? Welche Struktur hat die nächsthöhere Ebene?

Selbst eine so einfache Frage kann daher immens komplex sein und daraus resultierend ist sie nur schwer beantwortbar.
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#3
(22.08.2021, 21:50)Quintus Fabius schrieb: Einheitsinfanterie? Leichte Infanterie? Miliz? Gebirgsinfanterie? Luftlandeinfanterie? Sondereinheit? Marineinfanterie? Schwere Infanterie? Mechanisierte Infanterie?

Welche Gegend? Welche Umweltbedingungen? Welcher Gegner? Welche Doktrin? Welche Struktur hat die nächsthöhere Ebene?

Selbst eine so einfache Frage kann daher immens komplex sein und daraus resultierend ist sie nur schwer beantwortbar.

Ja, ich bitte um Verzeihung. Ich habe mich tatsächlich etwas ungenau ausgedrückt.
Letztlich sollte genau das alles individuell sein. Ich denke, jeder hat eine gewisse „Vorliebe“ für die von dir genannten Kriterien. Daher kann dies alles entsprechend gewählt werden. Egal ob für LV/BV oder COIN, Wüste oder Arktis und so weiter. Meine Intention ist dabei, dass jeder seiner Phantasie und Expertise freien Lauf lassen kann und so interessante Diskussionen entstehen. Smile
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#4
Rein persönlich bin ich davon überzeugt dass heutige Infanterie-Gruppen zu klein sind und daher auch die heutigen Infanterie-Züge zu klein sind. Man kann dieses Problem auf viele Weisen angehen, aber am einfachsten und verständlichsten dadurch, indem man eine Führungsebene zwischen Gruppe und Zug einzieht, dass was man früher einen Halbzug bzw. eine Sektion nannte. Entsprechend entsteht eine Gliederung von Trupp - Gruppe - Sektion - Zug. Damit entstehen selbst bei normal großen Gruppen dann zwingend größere Züge, was zu der Frage führt ob man dies will und was die nächsthöhere Ebene sein soll. Eine Kompanie aus sehr großen Zügen fällt entsprechend auch wieder größer aus, ohne über die zusätzlichen Fähigkeiten eines Bataillons zu verfügen, sie ist also zu "sortenrein". Daher macht es Sinn entsprechend sehr kompakte Bataillone ohne Versorgungstruppen direkt aus Zügen heraus aufzubauen. Eine solche Gliederung eignet sich für sehr viele Arten von Infanterie, spezifisch aber für eine leichte Einheitsinfanterie mit geringem bis keinem Fahrzeugbestand.

Womit wir beim nächsten Punkt wären: ob ein solcher Zug Fahrzeuge haben soll oder nicht. Für eine Einheitsinfanterie (Panzergrenadiere zähle ich persönlich nicht zur Infanterie) machen eigene organisch in der Einheit vorhandene Fahrzeuge gerade eben keinen Sinn. Man kann in einer gesonderen Einheit einen gewissen Pool von solchen Fahrzeugen vorhalten (oder entsprechenden Transportmodulen bei einem modularen Fahrzeug) und eine solche "Bronegruppa" dann gesondert von der Infanterie auch für sich allein einsetzen, beispielsweise als Panzerspäher. Entsprechend würde eine größere Infanterieeinheit dann jeweils aus einer gewissen Anzahl Infanterie-Einheiten und einer gewissen Anzahl solcher (sekundär) transportfähiger Panzerspäher bestehen. Ein solcher Verband wäre sehr vielseitig verwendbar, wäre insbesondere für Auslandseinsätze sehr geeignet, aber ebenso für LV/BV, wo er sowohl als Streifschar (Raider) agieren könnte wie auch zugleich als Plänkler (Skirmisher) um dadurch eigene schwerere Verbände abzudecken und er würde zugleich auch die Aufklärung erheblich verdichten, dies auch unter ungünstigen Umständen und entsprechende Infanterie könnte von so einem Verband zurück gelassen werden um überrollt zu werden und dann entsprechend rückwärtige Dienste des Gegners anzugehen etc etc

Wenn man es nun in diesem Kontext betrachtet, so dürfen die Gruppen nicht zu groß sein und sollte eine binäre Gliederung auf den unteren Ebenen vorherrschend sein. Entsprechend fängt man mal damit an, dass ein Trupp aus einem Truppführer und zwei Soldaten besteht und eine Gruppe entsprechend aus zwei Trupps und 1 Gruppenführer, eine Sektion entsprechend aus 1 Sektionsführer und 2 Gruppen. Somit kommt man auf eine Stärke von 3 - 7 - 15. Nun sollten Züge größer sein als die heute üblichen, aber nicht zu groß, aufgrund der oben angerissenen Doktrin für den Einsatz dieser Infanterie. Wenn man nun zur Führung eines solchen Zuges ein gewisses Unterstützungs-Element rechnet (beispielsweise eine Gruppe welche ultraleichte schwere Maschinengewehre führt), dann ergibt sich daraus eine optimale Zugstärke von 45 Mann - entsprechend 2 Sektionen und eine Führungs/Unterstützungs-Sektion. Wobei die Unterstützungs-Elemente der Führungs-Sektion abgesehen von der geringfügig abweichenden Bewaffnung ganz genau so als normale Infanterie-Gruppen agieren können. Entsprechend wird ein kompaktes Bataillon ohne nennenswerte Versorgungseinheiten aus genau solchen 45 Mann Zügen aufgebaut.

Eine entsprechende Struktur- und Ausrüstungs-Gliederung könnte entsprechend beispielsweise so aussehen:

1 Zugführungs-Sektion (15)
1 Zugführer 1 Stgw, GwHGr
2 SMG-Gruppen (je 7)
1 Gruppenführer 1 Stgw, GwHGr
2 SMG-Trupps (je 3)
1 Truppführer 1 Stgw, GwHGr, 1 Raketenwerfer
2 Jäger 1 MG-338, 1 Stgw, GwHGr, 1 KoMö

2 Jäger-Sektionen (je 15)
1 Sektionsführer 1 Stgw, GwHGr
2 Jäger-Gruppen (je 7)
1 Gruppenführer 1 Stgw, GwHGr
2 Jäger-Trupps (je 3)
1 Truppführer 1 Stgw, GwHGr, 1 Raketenwerfer
2 Jäger 2 Stgw, GwHGr, 1 KoMö

StGW=Sturmgewehr, GwHGr= Gewehrhandgranaten, KoMö=Kommando-Mörser

Wobei hier die Gewehrhandgranaten auch aus dem Kommandomörser verschossen werden können und entsprechend modular mit zusätzlichen Treibsätzen versehen aus diesem die primäre Munition darstellen. Dass also die Schützen welche den Kommando-Mörser führen entsprechend vor allem diese Zusatztreibsätze dabei haben.

Eine solche TOE könnte sehr vielseitig verwendet werden, und wäre aktuellen Konzepten dazu überlegen. Zur sonstigen und persönlichen Ausstattung möchte ich noch anmerken, dass meiner Meinung nach Infanterie grundsätzlich auf Schutzausrüstung (Schutzwesen, Helme etc) verzichten sollte, einige der Soldaten als Multiplikatoren im Gebrauch von Spreng- und Brandmitteln geschult werden müssen (auf der nächsthöheren Ebene sollte es mindestens einen ganzen Zug allein darauf spezialisierte leichte Pioniere geben und dass auch keine schweren Kampfstiefel getragen werden etc, so dass das Maximalgewicht für die gesamte Bekleidung, Ausrüstung, Waffen, Wirkmittel usw pro Soldat von der Basislast her 15 kg nicht überschreitet.

Umgekehrt wird jeder Soldat mit der besten verfügbaren Tarnung versehen, den besten verfügbaren Thermalzielgeräten und entsprechenden Optiken welche es ihm ermöglichen auch auf größere Distanzen aufzuklären und zu wirken. Dazu muss Infanterie querschnittlich wesentlich besser ausgebildet werden, auch in vielen Themenbereichen welche heute nicht Teil von Infanterieausbildung sind. Und von einer höheren Ebene aus (wo es einen entsprechenden LEKE Zug gibt) wird im Einsatz jeder Infanterie-Zug von Spezialisten der EloKa begleitet, weil man sich nur so der zu erwartenden Drohnen wird erwehren können.

Stichwort Drohnen: Die Tage der Infanterie in ihrer bisherigen klassischen Form sind eventuell gezählt. Die Maschinenkriegsführung wird menschliche Infanterie im konventionellen Bereich alsbald weitgehend (aber nicht vollständig) ersetzen. Entsprechend sollten schon jetzt auf der Ebene über dem Zug entsprechende Drohnenzüge eingezogen werden. Und entsprechend muss die Infanterie unkonventioneller werden, irregulärer kämpfen und ganz andere Konzepte des Infanterie-Kampfes verfolgen, denen aber allesamt gleich zu eigen ist, dass sie eine wesentlich höhere Beweglichkeit und Geschwindigkeit beim Kampf zur Fuß benötigen.

So weit meine (aktuellen) Ideen dazu.
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