Saudi Arabien
(22.09.2016, 02:22)frieder75 schrieb: War das jetzt der moderate Islam oder ist es üblich dass radikale Islamisten in Mekka predigen dürfen?
...
Das ist völlig normal. Die Unterscheidung zwischen "moderat" und "radikal" findet vor allem in westlichen Medien statt, im Leben zerbricht sich kaum einer der Betroffenen über diese Frage den Kopf. Da geht es in der Rezeption eher darum wessen Tod gefordert wird. Ist eine Frage der Prioritäten.
So fern liegt uns selber das ja auch nicht, für uns ist schließlich auch immer die Frage am wichtigsten wen die Dschihadisten umbringen, weniger ob sie dabei "moderat" sind oder nicht. Das kann man schließlich nach Bedarf umdefinieren, gibt ja kein Messverfahren dafür.
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Zum Fall Khashoggi: Auch wenn der Vorgang sich in der Türkei ereignet hat, so füge ich es mal hier ein, da es sich um einen saudischen Staatsbürger handelt und weil er zuletzt im saudischen Konsulat gesehen wurde. Der regierungskritische Journalist betrat am 02. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul und ist seitdem verschwunden. Sehr wahrscheinlich wurde er dort von einem Geheimdienstkommando ermordert...
Zitat:Tod im Konsulat

Der Fall Khashoggi - Daten und Fakten

Wo wurde der saudi-arabische Journalist Jamal Khashoggi zuletzt lebend gesehen? Was geschah dann? Was behauptet die Regierung in Riad? Eine Chronologie.

Nach wochenlangem Lavieren hat Saudi-Arabien am Samstag die Tötung des prominenten Dissidenten und Journalisten Jamal Khashoggi zugegeben. Angeblich starb der 59-Jährige nach einem "Faustkampf" im Konsulat des Königreichs in Istanbul. Damit widerspricht die Regierung in Riad türkischen Berichten, wonach Khashoggi im Konsulat von einem Mordkommando getötet und zerstückelt worden sein soll. [...]

2. Oktober: Jamal Khashoggi, Kritiker des mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman, betritt das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, um Dokumente für die geplante Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten abzuholen. Diese wartet vergeblich auf seine Rückkehr. [...]

6. Oktober: Die Türkei leitet formelle Ermittlungen zum Verschwinden Khashoggis ein. Der saudische Prinz Mohammed bin Salman gibt an, Khashoggi sei nicht im Konsulat, und bietet den türkischen Behörden an, das Gebäude zu durchsuchen. "Wir haben nichts zu verbergen."

7. Oktober: Ein enger Freund Khashoggis berichtet der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf vertrauliche Informationen der türkischen Polizei, der Journalist sei im Konsulat getötet und zerstückelt worden. [...]

12. Oktober: Ein Team aus Saudi-Arabien kommt in Ankara an, um zusammen mit türkischen Ermittlern das Verschwinden Khashoggis zu untersuchen. Das Königreich gerät immer stärker unter internationalen Druck, sich zu erklären. [...]

17. Oktober: Türkische Ermittler durchsuchen die Residenz des saudi-arabischen Botschafters in Istanbul. [...]

20. Oktober: Saudi-Arabien gibt den Tod Khashoggis im saudi-arabischen Konsulat zu. Er sei bei einem "Faustkampf" im Konsulat ums Leben gekommen, heißt es offiziell. Kronprinz Salman entlässt mehrere Mitarbeiter des Geheimdiensts und einen Hofberater. International wird diese Version als absolut nicht glaubhaft gesehen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ja...34314.html

Schneemann.
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Der Sikh-Anführer Bhai Mati Das Ji soll laut Überlieferung auf Befehl eines Großmogul lebendig zersägt worden sein, weil er nicht zum Islam konvertieren wollte. Der Fall könnte also eine fundamental-islamistische Komponente haben. Der Mord könnte aus dem Konflikt der Wahabiten mit den Muslimbrüdern resultieren.
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Moin!
Die Beraterfirma McKinsey, die im Bereich der Verteidigungsministeriums bereits heftig unter Kritik gekommen ist, hat eventuell auch Saudi Arabien beraten und dabei auch Namen von Regimegegnern genannt haben!

Spiegel Online 1 von 2

Spiegel Online 2 von 2
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#KHASHOGGI Reporter ohne Grenzen reichten in Deutschland eine Beschwerde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein, die sich insbesondere gegen den Kronprinzen von Saudi-Arabien, Mohammed ben Salman, richteten. Die NGO verurteilt die "Verantwortung" bei der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi und der Inhaftierung von rund dreißig seiner Kollegen. Letzte Woche wurde ein CIA-Bericht veröffentlicht, in dem Mohammed bin Salman beschuldigt wurde, die Ermordung des saudischen Gegners im Jahr 2018 "bestätigt" zu haben.

Die Beschwerde von Reporter ohne Grenzen wurde am Montag "beim Generalstaatsanwalt des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe" wegen seiner Zuständigkeit "für schwere internationale Verbrechen" eingereicht. Es bezieht sich "auf die allgemeine und systematische Verfolgung von Journalisten in Saudi-Arabien" und zielt neben dem Kronprinzen auf vier weitere hochrangige saudische Beamte ab, sagte die NGO.

France TV Info (französisch)
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Wie geht es weiter mit Saudi-Arabien
Moral- oder Realpolitik
Handelsblatt sagt heute
Zitat:.Saudi-Arabiens neue Macht über den Ölmarkt kann für Europa zum Problem werden
und da gibt es noch Themen wie Iran und Libanon, wo ohne die Saudis nichts läuft.

Joe Biden hat sich selber (in den US) aber auch uns eine Falle gebaut.
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Aktuell scheint sich die neue US-Administration wieder von Riad abzusetzen, dass ausgerechnet jetzt das Thema Kashoggi wieder auf das Tapet kommt, ist kein Zufall. Bereits unter Obama war die Bestrebung, sich mehr und mehr vom Öl der Saudis unabhängig zu machen, deutlich erkennbar. Mehr als einmal äußerte Obama seinen Unmut über die intolerant-rigide und erstarrte Herrschaftsform des Königreiches (von den Menschenrechten mal zu schweigen, diese haben allerdings davor auch nur peripher interessiert - was, nicht ganz zu Unrecht, dem Westen und speziell auch den USA den Vorwurf der Doppelmoral einbrachte, bedenkt man die Kritik an Iran). Im State Department und im Pentagon gab es damals auch schon Planspiele, die Truppen am Golf deutlich zurückzufahren, trotz allen Ärgers mit den Iranern.

Erst unter Trump, und in dessen Regierungszeit fiel ja der Mord an Kashoggi, wurde dieses Denken wieder weitestgehend kassiert, weil man gute Geschäfte witterte (Trump bemerkte ja großspurig, er habe gezielt bin Salman vor weiterem Ärger gerettet). Dass ausgerechnet nun unter Biden, Obamas ehem. Vize, bzw. von dessen Geheimdienstkoordinatorin Haines Ende Februar ein Bericht veröffentlicht wurde, wonach bin Salman es erlaubt habe, Khashoggi in der Türkei zu ermorden, ist nicht verwunderlich, eher schließt sich hier die Vorgehensweise nahtlos an das Handeln und das Empfinden Obamas an.

Strategisch betrachtet kann man darüber streiten, ob es Sinn macht, angesichts der aktuellen Lage in Nahost den Saudis hier wieder Ärger zu machen. Hinsichtlich der Machtambitionen Irans mag die Vorgehensweise unglücklich sein, hinsichtlich bin Salman, der sich ja zu Beginn als großmütiger Reformer präsentierte und dennoch in alte feudalistisch-brutale Reflexe zurückfiel, ist es aber vermutlich die einzige richtige Entscheidung, will man denn am Golf wieder Ansehen gewinnen. Zudem plant Biden auch eine Wiederbelebung des Atomabkommens mit Iran, wenn man da zuvor seitens Washington den in Teheran verhassten Rivalen in Riad deckelt, kann dies hier strategisch durchaus von Vorteil sein bei den Verhandlungen (mal optimistisch gedacht).

Schneemann.
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(07.03.2021, 18:14)Schneemann schrieb: Aktuell scheint sich die neue US-Administration wieder von Riad abzusetzen, dass ausgerechnet jetzt das Thema Kashoggi wieder auf das Tapet kommt, ist kein Zufall. Bereits unter Obama war die Bestrebung, sich mehr und mehr vom Öl der Saudis unabhängig zu machen, deutlich erkennbar. Mehr als einmal äußerte Obama seinen Unmut über die intolerant-rigide und erstarrte Herrschaftsform des Königreiches (von den Menschenrechten mal zu schweigen, diese haben allerdings davor auch nur peripher interessiert - was, nicht ganz zu Unrecht, dem Westen und speziell auch den USA den Vorwurf der Doppelmoral einbrachte, bedenkt man die Kritik an Iran). Im State Department und im Pentagon gab es damals auch schon Planspiele, die Truppen am Golf deutlich zurückzufahren, trotz allen Ärgers mit den Iranern.

Erst unter Trump, und in dessen Regierungszeit fiel ja der Mord an Kashoggi, wurde dieses Denken wieder weitestgehend kassiert, weil man gute Geschäfte witterte (Trump bemerkte ja großspurig, er habe gezielt bin Salman vor weiterem Ärger gerettet). Dass ausgerechnet nun unter Biden, Obamas ehem. Vize, bzw. von dessen Geheimdienstkoordinatorin Haines Ende Februar ein Bericht veröffentlicht wurde, wonach bin Salman es erlaubt habe, Khashoggi in der Türkei zu ermorden, ist nicht verwunderlich, eher schließt sich hier die Vorgehensweise nahtlos an das Handeln und das Empfinden Obamas an.

Strategisch betrachtet kann man darüber streiten, ob es Sinn macht, angesichts der aktuellen Lage in Nahost den Saudis hier wieder Ärger zu machen. Hinsichtlich der Machtambitionen Irans mag die Vorgehensweise unglücklich sein, hinsichtlich bin Salman, der sich ja zu Beginn als großmütiger Reformer präsentierte und dennoch in alte feudalistisch-brutale Reflexe zurückfiel, ist es aber vermutlich die einzige richtige Entscheidung, will man denn am Golf wieder Ansehen gewinnen. Zudem plant Biden auch eine Wiederbelebung des Atomabkommens mit Iran, wenn man da zuvor seitens Washington den in Teheran verhassten Rivalen in Riad deckelt, kann dies hier strategisch durchaus von Vorteil sein bei den Verhandlungen (mal optimistisch gedacht).

Schneemann.

Das sind doch alles nur winzige Nuancen in der außenpolitischen Ausrichtung. Ich kann da keine großen Unterschiede erkennen. Auch war doch vorher klar, dass Salman kein großer Reformer ist, maximal ein halbwegs gewiefter Taktiker.
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Griechenland schützt kritische saudische Infrastruktur mit Patriot-Luftabwehrsystem
VON LAURENT LAGNEAU - 15 SEPTEMBER 2021
OPEX 360 (französisch)
Saudi-Arabien wird regelmäßig von den Houthi-Rebellen mit Raketen aus dem Jemen beschossen. So auch am 5. September, als drei solcher Raketen von der saudischen Luftabwehr abgefangen wurden, als sie auf die Städte Najran und Jazan im Süden des Königreichs gerichtet waren.
Neben Raketen setzen die jemenitischen Rebellen auch mit Sprengstoff beladene Drohnen ein, wie bei dem - nach Angaben Riads vereitelten - Angriff auf den Flughafen von Abha am 15. September.
[Bild: http://www.opex360.com/wp-content/upload...210915.jpg]
Trotz der wiederkehrenden Bedrohung durch diese ballistischen Raketen und andere Drohnen haben die Vereinigten Staaten die Patriot- und THAAD-Batterien [Terminal High Altitude Area Defense], die sie nach den Angriffen auf die Ölförderstätten Abqaiq und Khurais im September 2019 in Saudi-Arabien stationiert haben, abgezogen. Das zeigen die kürzlich von Associated Press veröffentlichten Satellitenfotos.
Als er dazu befragt wurde, räumte Pentagon-Sprecher John Kirby eine "Verlegung einiger Luftverteidigungsmittel" in die Region des Persischen Golfs ein, versicherte aber gleichzeitig, dass die Vereinigten Staaten ihr Engagement für "ihre Verbündeten im Nahen Osten" aufrechterhalten würden, insbesondere durch "Luft- und Seekapazitäten", die zu den "fortschrittlichsten" gehören. Gleichzeitig wurde bekannt, dass der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin eine Reise nach Saudi-Arabien abgesagt hatte. Offiziell war dies auf ein "Terminproblem" zurückzuführen.
"Wir müssen uns über das amerikanische Engagement sicher sein. Das würde zum Beispiel bedeuten, Patriot-Batterien in Saudi-Arabien aufrechtzuerhalten, zu einer Zeit, in der das Königreich Ziel von Raketen- und Drohnenangriffen aus dem Jemen, aber auch aus dem Iran ist", argumentierte Prinz Turki al-Faisal, ein ehemaliger Chef des saudischen Geheimdienstes [zwischen 1979 und 2001], in einem Interview mit CNBC.

Dennoch versicherte das saudische Verteidigungsministerium der Associated Press, dass es in der Lage sei, "sein Land, seine See und seinen Luftraum zu verteidigen und seine Bevölkerung zu schützen". Und es stimmt, dass die Streitkräfte des Königreichs auch über eigene Patriot-Batterien verfügen... Aber offensichtlich in zu geringer Zahl...

In der Tat hat der griechische . Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos am 14. September den Stützpunkt Tanagra besucht, um der Abreisezeremonie einer Abordnung nach Saudi-Arabien beizuwohnen, die mindestens eine Patriot-Luftabwehrbatterie zum Schutz der saudischen "kritischen Energieinfrastruktur" einsetzen wird.

"Ihre Anwesenheit dort ist für unser Land von entscheidender Bedeutung. Sie werden unsere Streitkräfte bei den Bemühungen vertreten, Sicherheit und Stabilität in der sensiblen Region des Nahen Ostens zu erhalten. Gleichzeitig werden wir durch Ihre Anwesenheit noch engere Beziehungen zu den Golfstaaten aufbauen, unsere traditionell ausgezeichneten Beziehungen stärken und unsere nationalen Interessen fördern", sagte Panagiotopoulos zu den griechischen Fliegern, die um die Teilnahme an der Mission gebeten wurden, deren Grundzüge im vergangenen April beschlossen wurden.

Die Ankündigung des Einsatzes erfolgte im Februar 2020. Damals sollte sie Teil einer umfassenderen Initiative sein, an der auch die Vereinigten Staaten, Frankreich und das Vereinigte Königreich beteiligt waren. Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen blieben theoretisch nur noch die französischen und britischen Truppen übrig...

In der Tat sind Frankreich und das Vereinigte Königreich sehr diskret, was die in Saudi-Arabien eingesetzten Fähigkeiten angeht. Erst im vergangenen Dezember haben wir aus einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums erfahren, dass London ein Giraffe-Radar in die Nähe von Riad geschickt hat.

Auf französischer Seite hatte Präsident Macron im Januar 2020 die Existenz der "Jaguar-Einsatztruppe" enthüllt, die kürzlich im östlichen Teil Saudi-Arabiens eingesetzt wurde und ein Giraffe AMB-Radar verwendet. Seitdem gibt es keinen Bericht des Armeestabs [EMA] über diese Mission, die der Air & Space Force anvertraut wurde. Letztere erwähnte es kurz anlässlich des Porträts eines jungen "Radartechnikers", der sich auf die Giraffe spezialisiert hat, das vor einigen Monaten auf ihrer Website veröffentlicht wurde.

"Bei meinem ersten zweimonatigen Einsatz in Saudi-Arabien konnte ich mein Wissen in die Praxis umsetzen. Das Gefühl der Nützlichkeit und der Leistung bei der Durchführung dieser Mission war sehr lohnend", sagte der junge Unteroffizier von der Taktischen Überwachungsstaffel (TSS).
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Mohammad bin Salman, der Kronprinz, der sich bereits als König des Golfs sieht.
L'Orient le jour (französisch)
Während der GCC-Gipfel am Dienstag in Riad einen Erfolg für den saudischen Thronfolger markiert, verfolgte er zwei Ziele: seine Rückkehr auf die Arabische Halbinsel zu bekräftigen und festzuhalten, dass der Machtwechsel bereits im Gange ist.

OLJ / Laure-Maïssa FARJALLAH, am 16. Dezember 2021 um 00:00 Uhr.
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...782262.jpg]
Mohammad bin Salman, der Kronprinz, der sich bereits als König der Golfregion sieht.

Der saudische Kronprinz Mohammad bin Salman (3. von rechts) umringt von den GCC-Führern in Riad am 14. Dezember 2021. Bandar al-Jaloud/Saudi Royal Palace/AFP

Auf dem imposanten lavendelfarbenen Teppich, der zu Ehren der führenden Politiker der Golfstaaten, die am Dienstagabend nacheinander in Riad eintrafen, auf dem Rollfeld ausgerollt wurde, begrüßte sie nicht König Salman zum 42. Gipfeltreffen des Golfkooperationsrats (GCC), sondern sein Sohn, der Kronprinz, Mohammad bin Salman (MBS). Mit einer klaren Botschaft: Ihm kommt die unbestrittene Führungsrolle auf der Arabischen Halbinsel zu, die traditionell Riad zufiel.

Nach einer Vorbereitungsreise, bei der er mit allen Ehren empfangen wurde, führte der Kronprinz am Dienstag im Namen seines Vaters den Vorsitz des GCC-Gipfels - zum zweiten Mal in Folge nach dem Gipfeltreffen in al-Ula im Januar, das das Ende der Blockade gegen Katar markierte. Nach dieser Versöhnung war dieser letzte Gipfel, der im Zeichen der wiedergefundenen Einheit der GCC-Staaten und der Stärkung ihrer Beziehungen in einem unsicheren Sicherheitsumfeld im Zusammenhang mit der iranischen Atomfrage stand, ein Erfolg für MBS.

"Während die Golfstaaten die Covid-19-Pandemie hinter sich lassen und die ambivalentere strategische Position der USA gegenüber der Region verinnerlichen, befinden wir uns nun in einer Zeit der wirtschaftlichen Sanierung und des Rückzugs in die Sicherheit, in der Mohammad bin Salman die saudische Führung an beiden Fronten, insbesondere im Golf, behaupten will", sagt Kristin Smith Diwan, Forscherin am Arab Gulf States Institute in Washington.

Eine Position, die in starkem Kontrast zu seinem Rückzug und der internationalen Isolation steht, die er in den letzten drei Jahren erfahren hat, nachdem die US-Geheimdienste ihn beschuldigt hatten, die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im Konsulat des Königreichs in Istanbul im Jahr 2018 gebilligt zu haben.

Mit einem doppelten Ziel: seine Rückkehr auf die Arabische Halbinsel zu bekräftigen und festzuhalten, dass der Machtwechsel im Gange ist, da König Salman nur noch äußerst selten offizielle Besuche empfängt und bei den virtuellen Treffen, denen er vorsitzt, zunehmend geschwächt erscheint. Diese Entwicklungen stehen auch im Zusammenhang mit seinem Treffen mit Emmanuel Macron in Jeddah während seiner Expressreise in die Golfregion Anfang des Monats - dem ersten Besuch eines westlichen Staatschefs in Arabien seit der Khashoggi-Affäre und einem Schritt zur Rehabilitierung von MBS auf der internationalen Bühne.

Innere Sicherheit

Im Vorfeld des GCC-Gipfels besuchte der Kronprinz abwechselnd Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar zum ersten Mal seit der 2017 über Doha verhängten Blockade sowie Bahrain und Kuwait. Und im Einklang mit den saudischen Bemühungen, das Embargo gegen Katar aufzuheben, obwohl das Land keiner der Forderungen des arabischen Quartetts aus Riad, Abu Dhabi, Kairo und Manama nachgegeben hatte, wollte der Kronprinz eine gemeinsame Front gegen die seiner Ansicht nach größte Bedrohung der Region, den Iran, präsentieren.

"Der Kronprinz versucht, die saudische Führungsrolle innerhalb des GCC zu stärken und gleichzeitig die Positionen des Königreichs und seiner arabischen Golfnachbarn in Bezug auf den persischen Nachbarn anzunähern", sagte Giorgio Cafiero, CEO von Gulf State Analytics, einer in Washington DC ansässigen Beratungsfirma für geopolitische Risiken.

Als Leiter des Gipfels am Dienstag sagte MBS, er wolle "weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die Sicherheit in der Region zu verbessern", während die laufenden Verhandlungen in Wien über eine Rückkehr zum iranischen Atomabkommen von 2015 in einem Klima des Misstrauens stattfinden.

Während die GCC-Staaten 2018 Donald Trumps Entscheidungen, sich einseitig aus dem Deal zurückzuziehen und seine Politik des "maximalen Drucks" gegen Teheran einzuleiten, unterstützt hatten, deuteten sie kürzlich an, dass sie sich Joe Bidens Politik der Rückkehr zum ursprünglichen Abkommen anschließen würden.

"Der Unterschied besteht heute darin, dass der Schwerpunkt eher auf der inneren Sicherheit und dem Wirtschaftswachstum als auf der regionalen Expansion liegt", erklärt Kristin Smith Diwan. Angesichts der Unsicherheit über den Erfolg der Verhandlungen und angesichts des Rückzugs der USA aus der Region bekräftigte der Generalsekretär des GCC, Nayef al-Hajraf, in seinem Abschlusskommuniqué die gemeinsame Verteidigungsposition der Golfstaaten und betonte: "Jeder Angriff auf einen von ihnen ist ein Angriff auf alle, und jede Gefahr, die einen von ihnen bedroht, ist eine Bedrohung für alle".

Regionale Konkurrenz

Allerdings "ist klar, dass nicht alle Golfmonarchien in Bezug auf Teheran auf der gleichen Wellenlänge liegen werden", schränkt Giorgio Cafiero ein. Während Katar und Oman gute Beziehungen zur Islamischen Republik unterhalten, könnten sie bei der Beilegung von Streitigkeiten zwischen den Petromonarchien und Teheran als Vermittler fungieren, würden sich aber gegen eine konfrontative Politik wehren.

Riad seinerseits hat zwar den diplomatischen Weg versucht, um Sicherheitsgarantien zu erhalten und aus dem Konflikt im Jemen herauszukommen, wo es seit 2015 eine Militärkoalition zur Unterstützung der Regierungstruppen gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen anführt. Die bilateralen Gespräche mit dem Iran, die heimlich über Bagdad organisiert wurden, sind jedoch ins Stocken geraten.

Während das wahhabitische Königreich weiterhin von Raketen und Drohnen bedroht wird, die von den Huthi-Rebellen auf sein Territorium abgefeuert werden, haben die VAE keine gemeinsame Grenze mit dem Jemen und haben ihre Bodentruppen ab 2019 abgezogen. Daher fällt es ihnen leichter, eine pragmatische Haltung der Öffnung einzunehmen, zumal beide Länder wichtige Handelspartner sind.

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Überlegungen, die auch die Grenzen der Ambitionen von MBS aufzeigen, während sich im Hintergrund der Wettbewerb um die regionale Führungsrolle mit dem Kronprinzen von Abu Dhabi, Mohammad bin Zayed, abzeichnet.

In diesem Sinne haben die VAE in letzter Zeit verschiedene Initiativen zur Annäherung an ihre Rivalen in der Region, wie den Iran und die Türkei, eingeleitet. Auch auf wirtschaftlicher Ebene stehen sich Riad und Abu Dhabi im Wettlauf um ausländische Investitionen gegenüber, um ihre Wirtschaft zu diversifizieren und sich auf das Zeitalter nach dem Öl vorzubereiten.

Anfang des Jahres drohte Saudi-Arabien ausländischen Unternehmen, die ihren regionalen Sitz nicht in Riad haben, damit, dass sie keine Verträge mehr mit Regierungsinstitutionen abschließen könnten.
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Erdogan kündigt für Februar einen Besuch in Saudi-Arabien an.
L'Orient le jour (französisch)
Der türkische Präsident plant einen Besuch im wahhabitischen Königreich, um eine seit Monaten erhoffte Annäherung herbeizuführen. Die Beschwerdepunkte, die in die Waagschale geworfen werden, könnten durchaus zu einer Win-Win-Situation führen.

OLJ / Laure-Maïssa FARJALLAH, den 05. Januar 2022 um 00:00 Uhr.

Erdogan kündigt für Februar einen Besuch in Saudi-Arabien an.
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...649645.jpg]
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kommt am 3. Januar 2022 zu einem Treffen von Unternehmern in Istanbul, Türkei. Murat Cetinmuhurdar/Presidential Press Office/Handout via Reuters.

Als Antwort auf eine harmlose Frage kündigte er diesen doch historischen Durchbruch in den angespannten Beziehungen zwischen Ankara und Riad an. Am Montag erklärte Recep Tayyip Erdogan gegenüber Journalisten, dass er im Februar nach Saudi-Arabien reisen werde, zu einem offiziellen Besuch, den es seit der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi im Konsulat seines Landes in Istanbul im Oktober 2018 noch nicht gegeben hat. Auch wenn Saudi-Arabien die Reise noch nicht bestätigt hat, scheint sie wahrscheinlicher zu sein als das vom türkischen Präsidenten erhoffte Treffen mit Mohammad bin Salman in Katar Anfang Dezember, das schließlich nicht stattfand.

Denn obwohl ihre Beziehungen in den letzten drei Jahren angespannt blieben, scheinen die Vorteile einer Annäherung nun die Nachteile zu überwiegen. Die Region tritt in "eine neue Ära ein, in der Diplomatie und Handel statt Konfrontation im Vordergrund stehen, um nationale Interessen zu fördern und Macht zu projizieren", betont Hussein Ibish, Wissenschaftler am Arab Gulf States Institute in Washington.

Da sich die Türkei im Vorfeld der Parlamentswahlen, die vor dem Sommer 2023 stattfinden sollen, in einer beispiellosen Wirtschaftskrise befindet, ist Ankara auf der Suche nach umfangreichem Kapital, das schnell investiert werden kann und das die Schwergewichte am Golf bereitstellen könnten.

Das Land möchte auch den informellen Boykott beenden, den Riad vor über einem Jahr gegen türkische Importe verhängt hat, während von Reisen in die Türkei abgeraten wird. Im vergangenen Monat erreichte die jährliche Inflation in der Türkei über 36% - ein Rekordwert seit September 2002 - und die Währung verlor in weniger als vier Monaten fast ein Drittel ihres Wertes. Eine Situation, die Investitionen im Land billig macht und Riad davon überzeugen könnte, die Streitigkeiten zu ignorieren, um seine Börse zu lockern, wenn man bedenkt, dass das Königreich im Rahmen des Plans "Vision 2030" versucht, seine Wirtschaft zu diversifizieren, um sich auf das Zeitalter nach dem Öl vorzubereiten.

Die Vereinigten Arabischen Emirate, deren Beziehungen zu Ankara seit dem Arabischen Frühling zerrüttet sind, haben diesen Schritt bereits vollzogen. Im November letzten Jahres empfing Recep Tayyip Erdogan den Kronprinzen von Abu Dhabi mit großem Pomp zu einem Besuch, der seit 2012 nicht mehr stattgefunden hatte. Mohammad bin Zayed hatte damals einen Investitionsfonds in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar für das Land angekündigt. Eine Möglichkeit, "finanzielle, institutionelle und infrastrukturelle Zwänge gegen die Elemente zu schaffen, die die Türkei dazu verleiten, eine aggressive oder hegemoniale Politik in der arabischen Welt zu verfolgen", analysiert Hussein Ibish.

Die Differenzen zwischen Ankara und Riad


Seit dem Arabischen Frühling, der 2011 aufkam, haben die Türkei und Saudi-Arabien in Nahostkonflikten wie in Syrien oder Libyen entgegengesetzte Seiten unterstützt und ihre politisch-religiösen Differenzen verschärft. Beide streiten sich um die Führung des sunnitischen politischen Islams in der Region, wobei die Türkei eine Vision vertritt, die der der Muslimbruderschaft nahesteht.

2017 ergriff Ankara auch Partei für Katar während der mehr als dreijährigen Blockade, die das arabische Quartett mit Riad und Abu Dhabi an der Spitze über das Land verhängte. Das Quartett warf dem Gasemirat seine Nähe zum Iran und seine Unterstützung der Muslimbruderschaft und ihr nahestehender Gruppen vor, was Doha stets bestritt. Das Embargo wurde schließlich vor knapp einem Jahr auf dem Gipfeltreffen des Golfkooperationsrates in al-Ula auf Initiative von Mohammad bin Salman aufgehoben.

Auf türkischer Seite wurden in den letzten Monaten Maßnahmen ergriffen, um Elemente der Muslimbruderschaft im Land zum Schweigen zu bringen. "Die Gefahr eines von der Türkei geführten und von Katar finanzierten regionalen Netzwerks der Muslimbruderschaft, vergleichbar mit dem iranischen Netzwerk islamistischer Schiitenmilizen, ist kein plausibles Szenario mehr", erklärte der Wissenschaftler Hussein Ibish.

Riad hat seinerseits seine Politik wieder auf den Iran und seine Stellvertreter in der Region ausgerichtet. Vorrangig geht es darum, seine Sicherheit vor den von Teheran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen zu gewährleisten, die regelmäßig Raketenangriffe oder Angriffe mit bewaffneten Drohnen auf sein Territorium starten.

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Dennoch muss für eine Annäherung zwischen Ankara und Riad noch ein großes Hindernis aus dem Weg geräumt werden: der Fall Khashoggi, der die türkisch-saudischen Beziehungen 2018 endgültig belastet hatte. Der Journalist, ein ehemaliger enger Vertrauter der Machthaber, war im Konsulat des Königreichs in Istanbul von einem vor Ort entsandten saudischen Team brutal ermordet worden.

Recep Tayyip Erdogan war darüber sehr verärgert und wies auf die Verantwortung hochrangiger Personen in Riad hin, ohne jedoch Mohammad bin Salman zu nennen. In einem streng geheimen Prozess sagte Saudi-Arabien, dass es alle beteiligten "Schurkenelemente" aufs Schärfste verurteilt habe. Die britische Zeitung The Guardian enthüllte jedoch letzte Woche, dass einige Mitglieder des Mordkommandos in einer Unterkunft lebten und arbeiteten, die eher wie eine "7-Sterne-Unterkunft" aussah.

Obwohl in der Türkei noch ein Verfahren in Abwesenheit läuft, scheint die Justiz Spannungen mit Riad vermeiden zu wollen und argumentiert, dass sie nichts tun könne, wenn die Angeklagten dort bereits verurteilt worden seien, wofür sie bis zur nächsten für den 24. Februar angesetzten Anhörung eine Überprüfung durch die saudischen Behörden beantragt hat.

Diese Haltung ist ein starkes Argument für eine Annäherung, die "Mohammad bin Salman eine entscheidende Gelegenheit geben würde, über den anhaltenden Schatten des Mordes an Jamal Khashoggi hinwegzusehen, für den die Türkei einer der Hauptankläger war", so Hussein Ibish.

Durch den Austausch eines Stücks wiedergewonnener internationaler Legitimität gegen einen wirtschaftlichen Schub könnte sich diese Annäherung zumindest kurzfristig als Win-Win-Situation für beide Länder erweisen. Dies ist ein Merkmal der aktuellen Geopolitik in der Region.

Vor dem Hintergrund des Rückzugs der USA aus dem Nahen Osten befürwortet Präsident Joe Biden intraregionale Annäherungen, die in letzter Zeit vermehrt zu beobachten waren. Seit der Angriff auf die Aramco-Ölanlagen in Saudi-Arabien im September 2019 ohne amerikanische Reaktion blieb, haben viele Verbündete Washingtons gegenüber ihren einstigen Feinden eine pragmatischere Außenpolitik verfolgt, um ihre Sicherheit und die für ihren wirtschaftlichen Wohlstand notwendige Stabilität in der Region zu gewährleisten.

Dies gilt insbesondere für die VAE, die 2018 ihre Botschaft in Damaskus wiedereröffneten und 2020 das Abraham-Abkommen unterzeichneten, um eine strategische Partnerschaft mit Israel aufzubauen, was sie jedoch nicht davon abhielt, wieder mit der Türkei, aber auch mit dem Iran Kontakt aufzunehmen. So soll der türkische Präsident im Februar nach Abu Dhabi reisen, um die im November erzielten Fortschritte zu bestätigen. Saudi-Arabien verfolgt diese Entwicklungen aufmerksam, da das Königreich mit Abu Dhabi in einen Wettbewerb um ausländische Investitionen und Fachkräfte eingetreten ist.
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Öleinkauf: China und Saudi-Arabien wollen König Dollar durch Yuan ersetzen.
La Tribune (französisch)
Peking und Riad arbeiten an Ölverträgen, die auf die chinesische Währung lauten, um sich vom "exorbitanten Privileg" des Dollars zu emanzipieren. Die gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen beschleunigen die Bewegung bei den Schwellenländern. Erklärungen dazu.
[Bild: https://static.latribune.fr/full_width/1...aramco.jpg]
Die königliche Ölgesellschaft Aramco wird ein Joint Venture mit dem chinesischen Rüstungskonglomerat Norinco, das im Ölgeschäft tätig ist, eingehen, um einen Raffineriekomplex - mit einer Kapazität von 300.000 Barrel pro Tag - und einen Petrochemiekomplex in der Stadt Panjin in der Provinz Liaoning im Nordosten des Landes, nahe der Grenze zu Nordkorea, zu entwickeln. (Credits: Reuters)

"Der Krieg könnte die globale wirtschaftliche und geopolitische Ordnung grundlegend verändern, wenn sich der Energiehandel verändert, Lieferketten neu konfiguriert werden, Zahlungsnetzwerke fragmentiert werden und Länder ihre Währungsreserven überdenken",

warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) am Dienstag. Er glaubte nicht, dass er so viel gesagt hatte. Laut Informationen des Wall Street Journal prüfen China und Saudi-Arabien die Möglichkeit, den Kauf von saudischem Rohöl in Yuan zu bezahlen.

Dabei geht es keineswegs um eine Marginalie und könnte die Entwicklung überstürzen. Etwa 25% der chinesischen Ölimporte von insgesamt etwa 10,5 Millionen Barrel pro Tag (mbd) (laut dem letzten Monatsbericht der Opec) stammen aus Saudi-Arabien, der Rest wird hauptsächlich aus Russland, dem Irak und Angola geliefert. Darüber hinaus zählt das Königreich, das im Durchschnitt 6,2 Millionen Barrel pro Tag (mbpd) exportiert, auch zu den wichtigsten Rohöllieferanten Japans und Indiens.

Die Bruchlinie

Dieses Bestreben ist nicht neu, erhält aber durch den Krieg in der Ukraine, der eine Bruchlinie zwischen den westlichen Ländern und den Schwellenländern zieht, eine neue Dimension. Denn auch wenn sie die russische Invasion nicht gutheißen, sträuben sich die Schwellenländer dagegen, sich der Position der USA und Europas anzuschließen.

Seit den Sanktionen gegen Venezuela, den Iran und nun auch gegen Russland versuchen sie, sich weniger von den USA abhängig zu machen. Bei den Saudis reicht das Misstrauen sogar noch weiter zurück. Seit Kronprinz Mohammed bin Salman, der starke Mann des Regimes, von der Biden-Regierung geächtet wurde, weil sie ihn beschuldigte, die Ermordung des Dissidentenjournalisten Jamal Kagoshi initiiert zu haben, haben sich die Beziehungen zwischen Washington und Riad verschlechtert. So blieb der jüngste Appell Joe Bidens an Saudi-Arabien, die Produktion zu erhöhen, um den Preis für ein Barrel Rohöl, der die 100-Dollar-Marke überschritten hatte, zu senken, ungehört.

Riad wirft den USA auch vor, die mit den Vereinigten Arabischen Emiraten gebildete Koalition nicht zu unterstützen, die seit 2015 im Bürgerkrieg im Jemen feststeckt, wo sie eine vom Iran unterstützte Huthi-Rebellion bekämpft. Bis Ende 2021 hatte dieser Krieg laut einer von den Vereinten Nationen erstellten Bilanz 377.000 Todesopfer gefordert, von denen 150.000 auf die Kämpfe zurückzuführen waren, die übrigen durch Hungersnot und Krankheiten. Neben den menschlichen Kosten hat er auch finanzielle Kosten für Saudi-Arabien, die sich auf zig Milliarden Dollar belaufen.

Darüber hinaus fühlt sich das saudische Königreich immer weniger als Teil eines Systems, das 1974 - nach dem Ende des Bretton-Woods-Abkommens und dem Ölschock - von der Regierung Richard Nixons eingeführt wurde. Im Gegenzug für die von den USA garantierte Sicherheit verpflichteten sich die Ölmonarchien am Golf, alle Transaktionen in Dollar abzuwickeln. Auf diese Weise bauten die Förderländer Devisenreserven in Dollar auf, und die Verbraucherländer mussten sich Dollar beschaffen, um Öl zu kaufen, wodurch die Rolle des Greenbacks als Leitwährung gestärkt wurde. Mit ihren Petrodollars kauften die Golfmonarchien US-Schatzbriefe und finanzierten damit das US-Haushaltsdefizit.

Die USA streben den Rang des weltweit größten Produzenten an.


Nun hat sich der Ölmarkt verändert. Die Opec hat Russland und andere Exportländer in die Opec+ aufgenommen, um die Entwicklung der Barrelpreise besser kontrollieren zu können. Gleichzeitig machen die USA Saudi-Arabien und Russland den Rang des weltweit größten Ölproduzenten streitig. Dies ist auf die Entwicklung des "Fracking" und die von Donald Trump seit Beginn seiner Präsidentschaft erteilte Erlaubnis für Ölgesellschaften, auf amerikanischem Boden nach Öl zu suchen und zu bohren, zurückzuführen. Die Folge: Die USA, die Anfang der 1990er Jahre noch 2 mbd saudisches Rohöl importierten, lagen laut der US-Energieinformationsbehörde im Dezember 2021 bei weniger als 500.000 Barrel pro Tag. Eine Zahl, die in Zukunft voraussichtlich sinken wird, wenn die Sanktionen gegen Venezuela aufgehoben werden.

Auch wenn derzeit noch über 80% der Ölverkaufsverträge auf Dollar lauten, zögern immer mehr Schwellenländer nicht mehr, auf den Dollar zu verzichten, wie der Kauf von russischem Rohöl durch Indien über ein Rubel-Rupien-Geschäft beweist.

Das "exorbitante Privileg" des Dollars beruht auch auf der Extraterritorialität des US-Rechts, die es dem US-Justizministerium ermöglicht, ein ausländisches Unternehmen außerhalb der USA zu verklagen, nur weil es seine Geschäfte in Dollar abgewickelt hat. So musste die französische Bank BNP Paribas eine Strafe von 9 Milliarden US-Dollar zahlen, weil sie Geschäfte mit Ländern wie dem Sudan, dem Iran oder Kuba getätigt hatte, die unter US-Sanktionen stehen.

Letztendlich könnte der Euro von dieser Entwicklung profitieren, da Russland und China in den letzten Jahren ihr Engagement im Dollar reduziert und ihn durch den Euro und Gold ersetzt haben. Peking hat zwar nie einen Hehl aus seiner Absicht gemacht, den Yuan zu einer Reservewährung zu machen, und hat bereits einige Zugeständnisse in dieser Richtung beim Internationalen Währungsfonds (IWF) erwirkt, aber er wird dennoch durch die Tatsache behindert, dass er unter dem politischen Einfluss Pekings bleibt.

Besuch von Xi Jinping in Saudi-Arabien

Abgesehen von der Währungsfrage beschleunigen die aufstrebenden Volkswirtschaften auch gemeinsame Investitionsprojekte. Im vergangenen Monat unterzeichneten China und Russland einen Vertrag über den Bau einer Gaspipeline zwischen den beiden Ländern. In der vergangenen Woche befand sich eine saudische Delegation auf einer Asienreise, die mit einer Ernte von Verträgen in Pakistan, Indien und China abgeschlossen wurde. Unter den 35 Abkommen über wirtschaftliche Zusammenarbeit, die mit Peking unterzeichnet wurden und deren Gesamtwert sich laut der saudischen Nachrichtenagentur SPA auf 28 Milliarden US-Dollar beläuft, befand sich auch ein Projekt zum Bau einer Raffinerie und eines petrochemischen Komplexes mit einem Investitionsvolumen von 10 Milliarden US-Dollar.

Die königliche Ölgesellschaft Aramco wird ein Joint Venture mit dem chinesischen Rüstungskonglomerat Norinco, das im Ölgeschäft tätig ist, eingehen, um einen Raffineriekomplex - mit einer Kapazität von 300.000 Barrel pro Tag - und einen Petrochemiekomplex in der Stadt Panjin in der Provinz Liaoning im Nordosten des Landes, nahe der Grenze zu Nordkorea, zu entwickeln. Aramco wird bis zu 70% des Öls für den Komplex liefern, der 2024 seinen Betrieb aufnehmen soll.

Als Zeichen für die Stärkung der Beziehungen der beiden Länder wird der chinesische Präsident Xi Jinping auf Einladung des Königs dem Königreich einen offiziellen Besuch abstatten, voraussichtlich im Mai nach dem Ende des Ramadan.

Robert Jules
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Saudi-Arabien verdoppelt seine Importe von russischem Heizöl in Q2.
L'Orient le jour (französisch)
Reuters / am 14. Juli 2022 um 20:05 Uhr

Saudi-Arabien verdoppelt seine Importe von russischem Heizöl in Q2.

Saudi-Arabien, der weltweit größte Ölexporteur, hat im zweiten Quartal seine Importe von russischem Heizöl, das für den Betrieb seiner Kraftwerke verwendet wird, mehr als verdoppelt, um seine Rohölvorräte für den Export zu erhalten und die hohe Nachfrage im Zusammenhang mit der Sommerzeit zu befriedigen.

Russland, das seit der Invasion in der Ukraine, die von Moskau als "Sondereinsatz" betrachtet wurde, von westlichen Sanktionen betroffen ist, verkauft nun sein Öl zu reduzierten Preisen an China, Indien und mehrere Länder in Afrika und im Nahen Osten.

Der Verkauf von russischem Heizöl an diese Länder stellt für US-Präsident Joe Biden eine neue Herausforderung dar, da seine Regierung versucht, Russland zu isolieren und ihm die hohen Einnahmen aus seinen Energieexporten zu entziehen.

Joe Biden wird diese Woche nach Saudi-Arabien reisen, in der Hoffnung, Riad davon überzeugen zu können, die Opec-Rohölproduktion zu erhöhen, um so die Ölpreise zu senken, die den Inflationsdruck verschärfen. Doch das Königreich, das im Rahmen der Allianz zwischen der Opec und anderen ölproduzierenden Ländern (Opec+) seine Verbindungen zu Russland aufrechterhalten hat, verfügt nur über wenig Spielraum, um seine Kapazitäten zu erhöhen.

Die von Reuters eingesehenen Daten zeigen, dass Saudi-Arabien zwischen April und Juni 647.000 Tonnen (48.000 Barrel pro Tag) Heizöl aus Russland über russische und estnische Häfen importierte, gegenüber 320.000 Tonnen im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. Im gesamten Jahr 2021 importierte Saudi-Arabien 1,05 Millionen Tonnen russischen Heizöls.

Das saudi-arabische und das russische Energieministerium lehnten es auf Anfrage ab, sich zu diesem Thema zu äußern.

Saudi-Arabien importiert seit mehreren Jahren russisches Heizöl, wodurch das Königreich den Bedarf an Rohölraffinierung für seine Produkte und die Menge an Öl, die es für die Stromerzeugung verwenden muss, senken kann.
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Mohammed bin Salman beginnt seine erste Europareise seit dem Fall Khashoggi.
France 24 (französisch)
Veröffentlicht am: 27/07/2022 - 10:58Ändert am: 27/07/2022 - 11:00

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat am Dienstag einen zweitägigen offiziellen Besuch in Griechenland begonnen, bevor er einen Zwischenstopp in Frankreich einlegt. Es handelt sich um seine erste Reise in die Europäische Union seit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi.

Mohammed bin Salman wieder auf europäischem Boden. Der saudische Kronprinz begann am Dienstag, den 26. Juli, seine erste Reise in die Europäische Union seit der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi mit einem zweitägigen offiziellen Besuch in Griechenland, bevor er am Donnerstag einen Zwischenstopp in Frankreich einlegte.

Mohammed bin Salman, genannt MBS, soll mit "den Staatsoberhäuptern Griechenlands und Frankreichs über die bilateralen Beziehungen und die Möglichkeiten, diese in verschiedenen Bereichen zu stärken, sprechen", schrieb die amtliche Nachrichtenagentur SPA unter Berufung auf eine Erklärung des königlichen Hofes.

In Begleitung von drei Ministern und einer großen Unternehmerdelegation traf MBS am Dienstagabend in Athen ein und führte Gespräche mit dem griechischen Premierminister Kyriakos Mistotakis, bevor er Abkommen in den Bereichen Seeverkehr, Energie, Verteidigungstechnologie, Abfallentsorgung und Kultur unterzeichnete.

"Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind historisch und wir werden die Gelegenheit haben," eine Reihe von bilateralen Projekten abzuschließen, sagte MBS zu Beginn seines Treffens mit Kyriakos Mitsotakis.

Darunter sei auch die Verlegung eines Stromkabels, das Saudi-Arabien mit Griechenland verbinden und Europa mit wesentlich billigerer Energie versorgen werde, betonte MBS.

Er erwähnte auch die bilaterale Zusammenarbeit bei der Wasserstofftechnologie und den Plan, Griechenland zu "Europas Drehscheibe für diese Technologie" zu machen.

Die Gespräche zwischen den beiden Politikern drehten sich außerdem um ein geplantes Datenübertragungskabel zwischen Saudi-Arabien und Griechenland, das "zu einem regionalen Drehkreuz zwischen Europa und Asien ausgebaut werden soll", wie griechische diplomatische Quellen hinzufügten.

Der Besuch erfolgte weniger als zwei Wochen nach dem Besuch von US-Präsident Joe Biden in Saudi-Arabien, der die Rückkehr des Kronprinzen auf die internationale Bühne vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und des Anstiegs der Energiepreise verdeutlichte.
Hochsymbolischer" Besuch

Als De-facto-Führer des Königreichs war Mohammed bin Salman von den westlichen Ländern geächtet worden, nachdem 2018 der kritische saudische Journalist Jamal Khashoggi im Konsulat seines Landes in Istanbul ermordet worden war.

Die US-Geheimdienste wiesen auf die Verantwortung von MBS hin und verschlechterten damit die Beziehungen zwischen Riad und Washington.

Der während Joe Bidens Besuch in Dschidda zwischen den beiden Männern ausgetauschte "Fist Bump", ein Faustgruß, besiegelte die Abkehr des US-Präsidenten von seinem Wahlkampfversprechen, das saudische Königreich aufgrund des Falls Khashoggi und seiner Menschenrechtsverletzungen als "Paria" zu behandeln.

Der Besuch des Kronprinzen in Europa ist nach dieser Zeit der Isolation ebenfalls "hochgradig symbolisch", kommentierte Kristian Coates Ulrichsen, Forschungsbeauftragter am Baker Institute der Rice University.

Obwohl es offiziell keine koordinierte Position gegen MBS gab, "ist es eine Tatsache, dass er seit 2018 kein europäisches oder nordamerikanisches Land besucht hat", fügte er hinzu.

Der Sohn von König Salman erhielt kürzlich einen Schub vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der Saudi-Arabien im April besuchte und ihn im Juni in Ankara begrüßte.

Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar versuchen die westlichen Länder, Saudi-Arabien, den größten Rohölexporteur, davon zu überzeugen, die Schleusen zu öffnen, um die Märkte zu entlasten.

Die steigenden Ölpreise heizen insbesondere die Inflation in den USA an, die auf den höchsten Stand seit 40 Jahren gestiegen ist und die Regierung dort vor den Zwischenwahlen in diesem Jahr unter Druck setzt.

Riad widersetzt sich jedoch dem Druck seiner Verbündeten und beruft sich auf seine Verpflichtungen gegenüber der Organisation erdölexportierender Länder (Opec+), dem Ölbündnis, das es gemeinsam mit Moskau leitet.

Im Mai hatte der saudische Außenminister, Prinz Faisal bin Farhan al-Saud, erklärt, dass das Königreich alles für den Ölmarkt getan habe, was es könne.

Letzte Woche empfing der französische Präsident Emmanuel Macron den neuen Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Zayed al-Nahyane, in Paris.

Die beiden Länder unterzeichneten bei dieser Gelegenheit ein "Abkommen über eine umfassende strategische Partnerschaft zur Zusammenarbeit im Energiebereich".
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voyageur:

Zitat:1) fundamentalistisch-muslimische Gesellschaften trifft das auf Saudi Arabien und die Emirate zu ??? Meine Antwort nein

Ernsthaft? Selbst die Emirate finanzieren auf der ganzen Welt islamistische Terrorgruppen, während junge Europäer welche in den Emiraten von Männern vergewaltigt wurden wegen Homosexualität ins Gefängnis geworfen wurden. Von Saudi Arabien fange ich erst mal gar nicht an.

Dir ist schon klar, dass dort Menschen wegen Hexerei oder dem Besitz einer Bibel hingerichtet wurden, und dass keineswegs vor 2001 ?!

Dass die Saudis nach ganz Europa das Wahabitentum exportieren und die Salafisten finanzieren!!? Das jedwede islamistische Gruppe in Europa irgendwo Verbindungen nach Saudi Arabien hat?! Das die Saudis insgeheim den IS unterstützt haben?!

Saudi Arabien ernsthaft als nicht fundamentalistische Gesellschaft zu bezeichnen finde ich erstaunlich.

Der Wahhabismus wird vom saudischen Königshaus mit schier unfassbaren Geldsummen global ausgebreitet. Von Indonesien über Malaysia und Pakistan, Afghanistan und den ganzen Orient bis hin nach Afrika und auch sonst überall auf der Welt. Aus radikalsten fundamentalitischen Motiven.

Zitat:Wenn Du gesagt hättest Saudi Arabien war [teilweise] unser Feind, dann hätte ich Dir zustimmen können. Bloß seit den Zwillingstürmen hat sich die Welt und Ihre einzelnen Bestandteile weiter entwickelt, was damals [teilweise] der Wahrheit entsprach, kann heute [mehrheitlich] falsch sein.
Wenn Du aus Deiner intellektuellen Panikphase raus bist, können wir ja sachlich darüber diskutieren, aber bitte mach dafür einen eigenen Faden auf.

Nehmen wir doch diesen hier.

Meiner Ansicht nach hat sich die Lage seit den Zwillingstürmen in Bezug auf Saudi Arabien nochmal deutlich verschlimmert. Was damals der Wahrheit entsprach, dass Saudi Arabien teilweise unser Feind ist, hat sich daher dahingehend weiter entwickelt, dass Saudi Arabien meiner Überzeugung nach heute bis in seine letzte Faser hinein unser Todfeind ist.
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