Hubschrauber gegen Schiffe
#1
Bei den Beschreibungen der deutschen Fregatten steht, dass die Hubschrauber auch zum Kampf gegen Schiffe "über dem Erfassungshorizont" geplant sind.
Können diese die Aufgabe überhaupt wahrnehmen? So weit ich das lese können die Bordhubschrauber nur leichte Seezielflugkörper mit sich führen und diese sind zwar gegen kleinere Schiffe und Boote wirksam, können größere aber "nur" beschädigen. Das kann natürlich reichen, aber von einem wirklichen bekämpfen kann da dann ja nicht gesprochen werden.
Ist es da eventuell sinnvoller die Hubschrauber als vorgeschobene Beobachter zu benutzen um dann mit weiterreichenden Seezielflugkörpern (Harpoon) das vom Hubschrauber ausgemachte Ziel zu bekämpfen?

Dies ganze aus den Überlegungen heraus, ob nicht kleinere Hubschrauberträger die besseren Schiffe sein könnten. Hubschrauber sind aktuell für viele Szenarien des Seekrieges unverzichtbar oder denkbar. Ob es die U-bootjagd, das Borden eines anderen Schiffes, die Seeraumüberwachung, die Feuerunterstüzung an Land o.ä. ist. Wenn diese nun auch die Bekämpfung von größeren Überwassereinheiten vornehmen könnten wären die japanischen "Hubschraubertragenden Zerstörer", gerne auch in etwas kleineren Dimensionen, die idealen Schiffe.
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#2
Hubschrauber sind doch Fallobst am Himmel. Die kann man maximal so einsetzen, wenn man die Luftüberlegenheit oder einen schwachen Gegner hat.
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#3
(10.01.2017, 22:16)manfredj schrieb: Hubschrauber sind doch Fallobst am Himmel. Die kann man maximal so einsetzen, wenn man die Luftüberlegenheit oder einen schwachen Gegner hat.
Wahnsinnig befriedigender und aufschlussreicher Allgemeinplatz Dodgy
Deshalb ist der militärisch genutzte Hubschrauber auch weltweit ein Auslaufmodel, oder?
Kein halbwegs vernünftiger Befehlshaber setzt ohne Not in einer regulären Gefechtssituation seine Mittel gegen hauhshoch überlegene Gegnerkräfte ein.
Das Gefechtsfeld See ist ein ganz anderes als das an Land. Da hat es viel Platz. Das Erweitern des Sensor- und Effektorbereichs der eigenen Kräfte ist extrem wichtig und Hubschrauber sind dafür das geeignete Mittel.
Klar wird die Hauptaufgabe der Hubschrauber dabei das Aufspüren und Bekämpfen von Unterwasserfahrzeugen sein. Aber auch das Bekämpfen von gegnerischen Schiffen ist keine abwegige Nebenaufgabe. Natürlich wird man einen einzelnen Hubschrauber nicht auf einen Flugzeugträger in seinem Verband ansetzen. In dem Bereich muss man zudem ganz klar von der Vorstellung wegkommen, dass "Bekämpfen" identisch mit "Versenken" ist. Ein ordentlich platzierter leichter Seeziel-FK, der die Brücke oder Waffenanlagen (z.B. die recht offen aufgestellten Seeziel-FK) trifft, bedeutet in aller Regel einen "Mission Kill", also eine Beschädigung, die verhindert, dass das Schiff weiterhin seine Aufgabe erfüllen kann. Auch auf die Weise kann man ein gegnerisches Überwasserfahrzeug neutralisieren. Klar wird das Schiff möglicherweise nach einer einige Monate dauernden Instandsetzung wieder einsatzbereit auslaufen können, aber bis dahin ist der Konflikt vielleicht auch schon beendet.
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#4
Inzwischen habe ich gelesen, dass auch die Exocet von Hubschraubern aus eingesetzt werden kann. Seltsamerweise wieder nicht von/durch unsere Marine. Ich denke, es kommt dann auf die Reichweite an. Aufgeklärt wird der Hubschrauber wahrscheinlich über Radar schnell. Wie sieht es dann mit den Reichweiten aus?
Exocet 70 - 180km; NSM 185km; Sea Skua 25km; Penguin 40km
ESSM >50km; SM2 167 - 370km; SM6 370km+
(alle werte aus Wikipedia)

Die neueren Seezielflugkörper haben also Reichweiten welche über denen der mittleren Flugabwehrreichweite liegen, aber in die Reichweite der langen Flugabwehr muss man rein.

Dann muss noch die Erfassungsreichweite betrachtet werden. Diese hängt natürlich von der Flughöhe der Hubschrauber und der Höhe Radaranlage des Schiffes ab (Erdkrümmung). Auch kommt es auf die Erfassungsreichweiten der Radaranlagen an. Der Hubschrauber muss das Schiff aufklären und das Schiff den Hubschrauber. Haben die Hubschrauber überhaupt vernünftige Seeraumüberwachungsradare planmäßig an Bord? Beim NFH ist es anscheinend so geplant (zur Reichweite habe ich aber nichts gefunden) aber ob und wann der bei der BW kommt steht ja noch in den Sternen.

Ich habe mich jetzt auf die Werte der westlichen Waffensysteme konzentriert da ich mich mit dessen Namen besser auskenne.
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#5
(13.01.2017, 11:06)Sieghard schrieb: Inzwischen habe ich gelesen, dass auch die Exocet von Hubschraubern aus eingesetzt werden kann. Seltsamerweise wieder nicht von/durch unsere Marine.

Die Exocet ist aber auch ein riesengroßes Ding, das eher für den Einsatz von Schiffen (bei der Marine auf den F-123 Fregatten, früher auch auf den Schnellbooten und Zerstörern) oder von Flugzeugen (Die Kormoran der Marineflieger basierte auf der Exocet) geplant ist. Für den Hubschraubereinsatz braucht es da auch entsprechende Größen, wie einen Super Puma, der entsprechend schwer unterzubringen ist.

Zitat:Ich denke, es kommt dann auf die Reichweite an. Aufgeklärt wird der Hubschrauber wahrscheinlich über Radar schnell. Wie sieht es dann mit den Reichweiten aus?
Exocet 70 - 180km; NSM 185km; Sea Skua 25km; Penguin 40km
ESSM >50km; SM2 167 - 370km; SM6 370km+
(alle werte aus Wikipedia)

Die neueren Seezielflugkörper haben also Reichweiten welche über denen der mittleren Flugabwehrreichweite liegen, aber in die Reichweite der langen Flugabwehr muss man rein.

SM2 und SM6 sind Waffen, die man vor allem auf AAW Zerstörern/Fregatten vorfindet. Dagegen setzt man keine (einzelnen) Hubschrauber ein. Da kannst du gleich die Hubschrauberbesatzung an Bord erschießen. Das Ergebnis wäre dasselbe und du hast noch den Hubschrauber übrig. Wink
So einen Gegner bekämpft man mit schiffgestützten Seeziel-FK, U-Booten, usw.
Vielleicht lese ich das auch nur in deinen Post hinein, aber ich habe das Gefühl, dass du hier von einer 1:1 Konfrontation "Hubschrauber gegen Kriegsschiff" ausgehst. Das entspricht aber nicht der Realität. Bitte bedenke, dass ein Hubschrauber nicht losgelöst von seiner Trägerplattform operiert und die Trägerplattform wiederum in einen Verband eingebunden ist.

Sea Skua, Penguin und alte Exocet-Modelle sind heute aufgrund ihres Alters und der begrenzten Reichweite Auslaufmodelle, die sich bei vielen Marinen (auch der Deutschen) gerade in der Ausmusterung befinden, die brauchst du nicht mehr großartig zu beachten.

Zitat:Dann muss noch die Erfassungsreichweite betrachtet werden. Diese hängt natürlich von der Flughöhe der Hubschrauber und der Höhe Radaranlage des Schiffes ab (Erdkrümmung). Auch kommt es auf die Erfassungsreichweiten der Radaranlagen an. Der Hubschrauber muss das Schiff aufklären und das Schiff den Hubschrauber. Haben die Hubschrauber überhaupt vernünftige Seeraumüberwachungsradare planmäßig an Bord? Beim NFH ist es anscheinend so geplant (zur Reichweite habe ich aber nichts gefunden) aber ob und wann der bei der BW kommt steht ja noch in den Sternen.

Ich habe mich jetzt auf die Werte der westlichen Waffensysteme konzentriert da ich mich mit dessen Namen besser auskenne.

Bevor der Hubschrauber zum Einsatz kommt, wurde der Gegner längst durch die schiffseigenen Sensoren oder andere fliegende Plattformen aufgeklärt und identifiziert. Und dann entscheidet sich eben, ob ein Hubschrauber zur Bekämpfung eingesetzt wird oder ein anderes Mittel opportun ist.

Bei der Marine wird der Sea Lion eingeführt, ein aus dem NFH abgeleiteter Hubschrauber als Ersatz für den Sea King. Dieser Hubschrauber wird als SAR Plattform und für Transport und Überwachungsaufgaben von den EGVs aus eingesetzt und verfügt daher über entsprechende Sensorik.
(Zur Info ein Link: http://dmkn.de/wp-content/uploads/2016/0...7_08-3.pdf)
Der Ersatz für die Sea Lynx wurde noch nicht angegangen. Ich persönlich sähe hierbei im AW-159 Wildcat eine ausgezeichnete Alternative zum NFH.
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