Russland & Verbündete gegen Europa & USA
Quintus Fabius schrieb:Mit Kampfkraft meine ich meistens die Widerstandskraft der Zivilgesellschaft gegenüber Zerstörung/Verlusten. Diese ist meiner Überzeugung nach in Deutschland zu gering, nicht ausreichend. Meiner Ansicht nach besteht damit die Gefahr dass wir einkicken wenn es so weit ist. Eben nicht aufgrund materieller Faktoren sondern aufgrund psychologischer. Im Endeffekt gewichten wir verschiedene Faktoren im Krieg sehr verschieden, daher deine Betonung von Wirtschaft, Technologie, Mannzahl etc also technischen, man könnte sagen technokratischen Faktoren während ich den Willen, die Einstellung zum Krieg, die sozialkulturelle Grundströmung hoch gewichte, also die kulturellen Faktoren.

Das hat meiner Meinung nach einen simplen Grund, der weder was mit Härte, Kampfeswillen noch sonstwas zu tun hat. Sondern schlicht weg der unsinnigen Gleichsetzung von Friedfertigkeit und Wehrlosigkeit, die nach dem zweiten Weltkrieg irgendwie sehr salonfähig geworden ist, sehr oft auch im zivilen. Die Leute verbinden fälschlicherweise Wehrhaftigkeit mit Bösartigkeit.

Simples Beispiel:
Ich persönlich greife nie körperlich jemand an und lege geschäftlich auch niemand rein, selbst dann nicht, wenn er keinen Vertrag hätte und ich das "tun könnte". ABER - will sich jemand mit mir anlegen - dann gehe ich lieber drauf, bevor ich einknicke und ihn gewinnen lassen würde.

Nur donnert man den Leuten ja von Kindesbeinen an dümmliche Sprüche wie "Der klügere gibt nach" ein. Der klügere gibt eben nach, bis er der dümmere ist.
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Sapere Aude schrieb:Hier im Forum wird gerne propagiert, manche westliche Gesellschaften wären nicht mehr wehrfähig, da man nicht mehr "hart" genug sei und deshalb die Kampfkraft stark geschwunden ist. Dabei springt man selbst genau auf diesen Zug der die "Schwächlinge" transportiert auf. Anstatt ruhig und rational zu bleiben, verfällt man der Kopf- und Planlosigkeit, denn die vier Reiter sind bekanntlich schon unterwegs. So wird man Teil der Hysterie und hilft nur dem, was man eigentlich selber bekämpfen will. Der "schwachen" Gesellschaft. Witzige Ironie ist das... traurig zu gleich...
Es hat nichts Kopf- und Planlosigkeit oder Hysterie zu tun über die eingespielten, ach so rationalen Denkmuster hinaus zu denken.
Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine militärische Auseinandersetzung zwischen der Nato und Russland stattfindet gering. Es greift jedoch zu kurz das Nachdenken darüber mit "passiert nicht weil X" oder "wenns passiert isses auch wurscht weil Atombombe" abzubügeln.
Wenn uns die Geschichte Europas und auch die jüngere Vergangenheit der Ukraine etwas lehren sollte, dann das wir die Zukunft erst dann voraussagen können wenn sie zur Geschichte geworden ist.
Wir wissen nicht was Morgen bringt und wir sollten nicht davon ausgehen, dass das was heute als rational oder als völlig ausgeschlossen angesehen wird morgen noch genauso gesehen wird. Vor allem dann nicht wenn Dinge ins Rutschen geraten und - um es bildlich auszudrücken - die Panzer das Rad der Geschichte antreiben.
Insofern, so Unrecht hat Qunitus mit Frankreich 1940 nicht. Vielleicht nicht unbedingt militärisch aber das geopolitische Mindsetting damals spiegelt sich sehr deutlich in deiner Denkweise wieder.
Wenn Deutschland X tut, dann reagiert man halt mit Y und Z. Und dann ist alles gut und weil alles gut ist wird schon nichts passieren.
Aber so wie Briten und Franzosen damals an die Maas marschierten und sich das was kam nicht vorstellen konnten, so vermessen wirkt es auf mich einen Krieg um das Baltikum auszuspielen und die Sinnlosigkeit des Unternehmens zu verkünden.
Ich persönlich hege große Zweifel, dass 'die Nato' wegen Unruhen und grünen Männchen in Estland in den Krieg zieht. Und noch viel unwahrscheinlicher ist es, dass wir diesen Krieg bis quo ante bellum führen würden bzw. könnten. Und das nicht unbedingt wegen irgendwelcher militärischen Unzulänglichkeiten sondern vor allem aufgrund zivilgesellschaftlicher Zwänge.
Oder um es anders zu formulieren: Natürlich wird es nie dazu kommen das sich irgendeine Gardearmee durch den Oderbruch auf Berlin vorkämpft. Bis dahin hat das Deutsche Volk die imperialistische Regierung in der Hauptstadt schon längst gestürzt und den totalen Frieden ausgerufen.
Die spannende Frage ist dann nur, wie lange es im Falle des Falles dauern würde bis das Volk vor dem Reichstag steht. Eine Woche oder zwei? Wer wird nach der ersten aufgeriebenen Kompanie noch fürs Baltikum marschieren wenn es die(se) Regierung befiehlt?
Und wenn der Deutsche dann nicht das Deutschordensland verteidigen mag , warum sollte Frankreich, Italien oder Griechenland das tun?
Weil es ein Barak Obama, Hillary Clinton, Jeb Bush oder Merkel so wollen? Lass mich lachen.
Wir sind nicht kriegsfähig und das hat zuallerletzt mit dem Zustand der Bundeswehr oder dem Kräftegleichgewicht zwischen der Nato und Russland etwas zu tun.
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Dann ist aber die Frage Quintus, ob der psychologische Vorteil so immens ist, dass er alle Faktoren die für uns sprechen beiseite schafft. Sprich dass Ungleichgewichte gleich macht. Nicht alle in Russland sind so getrimmt wie gewisse nationale Strömungen. Diese Minderheit wird der Nato sicherlich nicht ihren Willen aufzwingen.

Zitat:Meine Aussage ist daher nicht, dass die NATO Russland materiell unterlegen wäre, sondern dass wir Russland hier und heute im Krieg psychologisch unterlegen sind.

Dann wäre es aber umso nötiger, den Umgang mit dem Thema schleunigst zu ändern. Wie oben angesprochen hat niemand etwas, wenn jeder wie von der Biene gestochen panisch durch die Gegend läuft.

Zitat:1 Weder die NATO noch Russland können das Territorium des jeweils anderen vollständig erobern. Nicht mal bedeutende Teile des jeweiligen Staatsgebietes können ernsthaft besetzt werden
2 je länger der Krieg dauert, desto mehr würde die NATO das Übergewicht erlangen
3 die Zerstörungskraft der konventionellen Waffen beider Seiten wäre in Bezug auf die zivile Infrastruktur in kürzester Zeit derart katastrophal dass keine Fortführung des Krieges möglich wäre (dazu reicht es schon den Strom entsprechend lange auszuschalten)
4 neue Formen der Kriegsführung (indirekter Ansatz, Cyberkriegsführung, geleugnete biolgische Kriegsführung, Attentate, Wirtschaftskriegsführung etc) ermöglichen weitergehende Schädigungen der Zivilgesellschaft und können selbst für sich allein bereits eine der Kriegsparteien zum Aufgeben bringen.

zu 1: Und auch da sehe ich eher Russland nach gewisser Zeit in der defensive als anders rum.
zu 2: richtig
zu 3: Da stellt sich aber die Frage, ob Russland die Kapazitäten und die nötige Präzision hat um das alleine in Europa zu bewerkstelligen.
zu 4: Auch da sehe ich die Nato im Vorteil. Vorallem bei der Cyberkriegsführung und Wirtschaftskriegsführung. Ehrlich gesagt, sehe ich bei letzterem keine Möglichkeit für Russland, da das Wirtschaftsungleichgewicht viel zu immens ist.


Zitat:All diese Faktoren deuten meiner Ansicht nach klar auf einen kurzen Kriegsverlauf hin (unter Annahme das beide Seiten ihre Atomwaffen zurück halten). Weil die Umstände einen längeren Krieg schlicht und einfach verunmöglichen. Daraus ergibt sich für mich auch, dass keine der beiden Seiten größere Kriegsziele verwirklichen kann. Also muss man dies Kriegsziele entsprechend anpassen und schon ist man beim begrenzten Krieg preußischer Doktrin.

Wie gesagt, dann tue ich alles um solche Mechanismen herzustellen, dass ein begrenzter Konflikt nicht möglich ist. Eine simple und schnelle Methode wäre, eine kleine Anzahl von Truppen in den Balten zu stationieren, da ein Angriff auf diese immer eine Kettenreaktion auslöst. Eine geringe Anzahl verursacht kaum eine Bedrohung und erschwert ein gewaltsames Eingreifen immens.

Ein weiterer Punkt ist, dass die Balten immer noch zur Nato gehören und falls man diese Staaten im Stich lassen würde, wäre es ein fatales Signal. Nicht nur für die Natostaaten, sondern für alle Länder dieser Welt. Niemand würde das Bündnis mehr ernst nehmen und in Zukunft würde jeder seine Grenzen gegenüber dem Bündnis austesten und stark ausreizen. Das ist ein Gesichtsverlust der immens wiegen würde und eigentlich absolut nicht hinnehmbar für die Allianz, da dieser Vertrauensbruch die sicherheitspolitische Strategie als Ganzes für den Westen torpedieren würde. Das wäre ein Machtverlust sondergleichen. Das Zerbröckeln dieser Koalition könnte einen Effekt auslösen, der eine komplette Neuordnung des Machtgefüges auf der Welt zur Folge hat. Der Nato wird klar sein, dass es hier nicht nur um die Balten geht, sondern um Machterhalt und Vormachtstellung. Also um das große Ganze. Das wird man nicht aufgeben. Schon gar nicht gegen Russland. Es steht viel mehr auf dem Spiel im Falle einer Intervention auf den Balten. Alleine die wirtschaftlichen Folgen und der Einbruch des Einflusses ist weit schlimmer als der Verlust der Balten an Russland.
Alleine die USA würde sich so existenziell bedroht fühlen wenn die Nato keine Integrität mehr besitzt, das man mit aller Entschlossenheit und Macht dagegen vorgehen würde, bevor man solch einen Verlust hinnimmt.

Zu den Minderheiten:
Leider hat die EU und die USA bewiesen, dass man sich um Minderheiten wenig schert und dass man wenig tut, um gezielte Schikane und Repression gegenüber Minderheiten zu unterbinden. Eigentlich müsste die EU und die USA die Balten massiv unter Druck setzen, damit diese zur Entspannung gegenüber der russischen Minderheit beitragen. Mir ist aber leider keine Maßnahme bekannt, die dieses Problem beheben würde.
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@Nightwatch

Zitat:Oder um es anders zu formulieren: Natürlich wird es nie dazu kommen das sich irgendeine Gardearmee durch den Oderbruch auf Berlin vorkämpft. Bis dahin hat das Deutsche Volk die imperialistische Regierung in der Hauptstadt schon längst gestürzt und den totalen Frieden ausgerufen.
Die spannende Frage ist dann nur, wie lange es im Falle des Falles dauern würde bis das Volk vor dem Reichstag steht. Eine Woche oder zwei? Wer wird nach der ersten aufgeriebenen Kompanie noch fürs Baltikum marschieren wenn es die(se) Regierung befiehlt?
Und wenn der Deutsche dann nicht das Deutschordensland verteidigen mag , warum sollte Frankreich, Italien oder Griechenland das tun?
Weil es ein Barak Obama, Hillary Clinton, Jeb Bush oder Merkel so wollen? Lass mich lachen.
Wir sind nicht kriegsfähig und das hat zuallerletzt mit dem Zustand der Bundeswehr oder dem Kräftegleichgewicht zwischen der Nato und Russland etwas zu tun.

Naja, was soll man auf solch eine Denke noch antworten? Bei der Resignation und der Einstellung... Bist du Pole und hast vor kurzem mit Quintus Gespräch geführt? (Polemik, nicht ernst nehmen. Und schon gar nicht böse :wink: )

Woher wollt ihr denn wissen, wie sich das deutsche Volk verhält im V-Fall? Woher? Ihr kennt die Menschen und die Stimmungen nicht. Es spricht nur Pessimismus und subjektive Erfahrungen, die darauf hindeuten, dass man Menschen als "schwach" einstuft, nur weil sich ihre Gedanken nicht ständig um Krieg und Militär drehen.
Niemand weis, wie sich die Stimmung entwickeln würde und niemand kann einschätzen wie der Verlauf des Krieges wäre.
Es könnte genau so anders laufen und das Gegenteil tritt ein.

Ihr malt hier Szenarien mit einer Stimmung....

Ich hoffe du hast dir das aufmerksam durchgelesen:
Zitat:Hier im Forum wird gerne propagiert, manche westliche Gesellschaften wären nicht mehr wehrfähig, da man nicht mehr "hart" genug sei und deshalb die Kampfkraft stark geschwunden ist. Dabei springt man selbst genau auf diesen Zug der die "Schwächlinge" transportiert auf. Anstatt ruhig und rational zu bleiben, verfällt man der Kopf- und Planlosigkeit, denn die vier Reiter sind bekanntlich schon unterwegs. So wird man Teil der Hysterie und hilft nur dem, was man eigentlich selber bekämpfen will. Der "schwachen" Gesellschaft. Witzige Ironie ist das... traurig zu gleich...

Deine Einstellung und das Kundtun dieser, richtet mehr Schaden an, als es jmd. mit Aktentasche jemals tuen könnte, der diese möglichen Ereignisse verdrängt, da ihm der "Kampf" auf der Arbeit näher scheint als der Russe.
Du beklagst dich, dass andere die Flinte ins Korn werfen wollen und hast es selbst schon getan.
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Sapere Aude schrieb:Woher wollt ihr denn wissen, wie sich das deutsche Volk verhält im V-Fall? Woher? Ihr kennt die Menschen und die Stimmungen nicht. Es spricht nur Pessimismus und subjektive Erfahrungen, die darauf hindeuten, dass man Menschen als "schwach" einstuft, nur weil sich ihre Gedanken nicht ständig um Krieg und Militär drehen.
Niemand weis, wie sich die Stimmung entwickeln würde und niemand kann einschätzen wie der Verlauf des Krieges wäre.
Es könnte genau so anders laufen und das Gegenteil tritt ein.
Es kann sicher immer vieles passieren, einer realistischen Lageeinschätzung im Vorfeld tut das aber keine Abbruch.
Der Schluss, dass das Deutsche Volk nicht bereit ist Krieg gegen Russland zu führen beruht sicher nicht auf dem Umstand, dass sich 'ihre Gedanken nicht ständig um Krieg und Militär drehen".

Vielmehr ist es nur eine logische Fortschreibung der Stimmungslage des Volkes die wir seit der Wiedervereinigung haben.
Das Deutsche Volk ist höflich ausgedrückt höchst unwillig irgendwo auch nur in irgendeiner Form militärisch aktiv zu sein. Die jüngere geschichtliche Entwicklung seit der Jahrtausendwende und dem 11. September hat diese Einstellung nur noch weiter erheblich erhärtet.
Aktuell ist nicht mal ein weiterer Einsatz auf dem Niveau Brunnenbohren am Hindukusch politisch zu vermitteln und müsste im Zweifelsfall unter erheblichen Verlust an politischen Kapital durchgedrückt werden.
Einsätze mit nennenswerten, wenn nicht gar erheblichen militärischen Verlusten sind überhaupt nicht vermittelbar. Völlig unmöglich wird es, wenn der Konflikt dann nicht irgendwo im nirgendwo stattfindet sondern die deutsche Zivilbevölkerung direkt durch Kampfhandlungen getroffen wird.
Es ist dann vermessen und naiv zu glauben, dass Deutsche Volk würde angesichts eines Angriffes auf das Bundesgebiet seine bedingungslose Friedfertigkeit aufgeben.
Das Gegenteil wird der Fall sein, man wird, sei es zu Recht, sei es zu Unrecht die Schäden hierzulande denen zu Füße liegen die mit ihrem Eingreifen im Baltikum die Ganze Sache zu verantworten haben.
Das Deutsche Volk wird nicht mit Merkel an der Spitze für Amerika gegen Russland marschieren um die russischen Minderheiten auf dem Baltikum weiter zu unterjochen.

Wenn du meinst da sei irgendeine andere Entwicklung denkbar und die Deutschen würden es bereitwillig hinnehmen, dass hierzulande buchstäblich die Lichter ausgehen und zwischen Weichsel und Memel der klägliche Rest der deutschen Panzertruppe untergeht, hast du die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 20 Jahre verschlafen.

Man mag sich wünschen es wäre anders, aber ich sehe weit und breit keine gesellschaftliche Strömung die den Tod und Verwundung von Zehntausenden und Milliardenschäden wegen dem Baltikum hinnehmen würde.

Zitat:Deine Einstellung und das Kundtun dieser, richtet mehr Schaden an, als es jmd. mit Aktentasche jemals tuen könnte, der diese möglichen Ereignisse verdrängt, da ihm der "Kampf" auf der Arbeit näher scheint als der Russe.
Du beklagst dich, dass andere die Flinte ins Korn werfen wollen und hast es selbst schon getan.
Es sind in aller Regel nicht die Pessimisten die auf dem Feld untergehen sondern die naiven Optimisten.
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Sapere Aude:

Zitat:Dann ist aber die Frage Quintus, ob der psychologische Vorteil so immens ist, dass er alle Faktoren die für uns sprechen beiseite schafft.

Im Krieg sind die psychologischen Faktoren immer von immenser Bedeutung und in jedem Krieg genau genommen Kriegsentscheidend. Den Krieg an sich ist ja im Kern nichts anderes, als eine andere Gruppe durch die Anwendung organisierter Gewalt dazu zu bringen, dass zu tun was man selbst will. Es geht hier also um die Durchsetzung des eigenen Willens gegen den Willen anderer. Krieg ist damit im Kern eine geistige Sache.

Deshalb ist eine bloße technokratische Betrachtung von Kriegen ein schwerwiegender Fehler und die Überbetonung der Ausrüstung, der Zahlen, der Wirtschaftsleistung, der Technologie etc kann daher zur Niederlage führen selbst wenn man eigentlich weit überlegen ist.

Hier und heute ist der psychologische Vorteil Russlands gegenüber Deutschland meiner Einschätzung nach tatsächlich so immens, dass Deutschland militärisch gegen Russland nicht an kann.

Zitat:Dann wäre es aber umso nötiger, den Umgang mit dem Thema schleunigst zu ändern. Wie oben angesprochen hat niemand etwas, wenn jeder wie von der Biene gestochen panisch durch die Gegend läuft.
Laufe ich den panisch plötzlich in der Gegend herum? Oder verkünde ich nicht allein in diesem Forum seit ca 10 Jahren stetig und immer gleich dass wir uns remilitarisieren müssen und damit meine ich keine Aufrüstung sondern eine Änderung unserer Kultur! Habe ich in Bezug auf die Remilitarisierung Deutschlands vor 2 Jahren hier anders geschrieben als heute? Oder vor 5?

Zitat: Auch da sehe ich die Nato im Vorteil. Vorallem bei der Cyberkriegsführung und Wirtschaftskriegsführung. Ehrlich gesagt, sehe ich bei letzterem keine Möglichkeit für Russland, da das Wirtschaftsungleichgewicht viel zu immens ist.

Das deine Vorstellungskraft und Kreativität in Sachen Destruktion hier nicht ausreichend ist, heißt nicht im Umkehrschluss dass man nicht mit ganz einfachen Mitteln hier immensen Schaden anrichten könnte. Und gerade in der Cyberkriegsführung ist Russland mit der NATO in Wahrheit gleich auf, zumal der Gros der Cyberkriminalität weltweit aus Russland stammt. Allein die von Russland aus gesteuerten Botnetze haben schon eine ernsthafte militärische Bedeutung sollte man sie gezielt und konzentriert entsprechend einsetzen.

Der Grund warum Russland in diesem indirekten Ansatz in Wahrheit sogar überlegen ist liegt darin, dass wir abhängiger von dieser IT Infrastruktur und abhängiger von Rohstoffen sind als Russland. Das heißt: dass Russland mit weniger Aufwand bei uns größeren Schaden anrichten kann als umgekehrt.

Darüber hinaus ist Russland in Bezug auf psychologische Kriegsführung und Propaganda uns weit überlegen wie der Ukraine-Konflikt zur Zeit ganz klar zeigt. Und gerade diese Mittel des Krieges gehören in diesem Bereich zu den wirkmächtigsten insbesondere wenn man unsere Anfälligkeit für solche Formen der Kriegsführung bedenkt.

Zitat:Wie gesagt, dann tue ich alles um solche Mechanismen herzustellen, dass ein begrenzter Konflikt nicht möglich ist.

Das vergößert aber wiederum erheblich die Gefahr eines entgrenzten Krieges und einer massiven Eskalation. Ein begrenzter Krieg ist immer noch besser als das. Es ist daher für uns gar nicht sinnvoll, solche Mechanismen herzustellen weil sie das Risiko einer Eskalation erhöhen.

Zitat:ine simple und schnelle Methode wäre, eine kleine Anzahl von Truppen in den Balten zu stationieren, da ein Angriff auf diese immer eine Kettenreaktion auslöst. Eine geringe Anzahl verursacht kaum eine Bedrohung und erschwert ein gewaltsames Eingreifen immens.

Wer sagt den, dass diese geringe Anzahl von Truppen anderer NATO Länder überhaupt angegriffen werden würde?! Und wer sagt, dass ein solcher Angriff eine Kettenreaktion zwingend zur Folge hätte? Und wer sagt, dass eine solche Kettenreaktion überhaupt in unserem Interesse ist oder die Lage besser macht oder die Gefahr derselben den Schutz des Baltikum irgendwie erhöht?

Ein Gegenvorschlag: statt eine geringe Anzahl von Truppen anderer Staaten zu entsenden sollten wir den Balten selbst eine möglichst große Infanteriearmee bezahlen. Wobei diese Infanterie auf irreguläre Kriegsführung hin spezialisiert wird und auf OHK und Verzögerung. Und zwar von einer Größe welche die Balten selbst so nicht stellen und bezahlen könnten. Sinnvoll wäre hier eine Umstellung alle baltischen Armeen auf eine Milizstruktur.

Infanterie dieser Art hat keine Offensivkraft und kann daher Russland nicht offensiv bedrohen gleich wie groß sie zahlenmässig ist. Umgekehrt kann sie irreguläre Übergriffe aus Russland abwehren bzw die russische Minderheit niederhalten.

Ein weiterer Vorteil wären die geringen Kosten im Vergleich zur Zahl: wenn man die baltische Infanterie ohne Fahrzeuge aufstellt, kostet sie viel weniger als eine mobile mit Panzerschutz etc versehene Infanterie. Ohne Fahrzeuge fehlt dieser Truppe jede Offensivkraft, aber sie könnte selbst einem ernsthaften russischen Angriff in den baltischen Städten immens viel Zeit und Mühe kosten.

Diese baltischen Milizen sollten auch Einheiten haben die in großer zahlenmässiger Stärke dann ohne Uniform und mit irregulären Methoden kämpfen. Zudem sollte man im Baltikum Tunnel bauen, Waffenverstecke anlegen, entsprechende Sprengfallen und Sprengschächte vorbereiten und jede Menge Fliegerfäuste, Mörser, PALR usw bunkern und dezentral verstecken.

Ein irregulärer Übergriff Russlands auf die Balten wäre nicht mehr möglich, zugleich würde diese Truppenpräsenz Russland wiederum nicht bedrohen (da sie keine Offensivkraft hat) und damit zur Entspannung beitragen.

Das Baltikum kann eine solche Armee aber nicht selbst bezahlen. Das müssten wir tun. Das würde aber zugleich den Vorteil bieten, dass die Balten damit von uns abhängiger werden (schließlich stellen wir ja einen Gros ihres Militäretat) und damit mehr auf uns hören müssen.

So weit mein Vorschlag zu einer militärischen Sicherung des Baltikum.
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Ich hätte noch eine bessere Lösung: Die Russen sollten einfach wieder zur Vernunft kommen, ihre Rohstoffe teuer in den Westen verkaufen und gut ist. Der ganze Quatsch den Putin hier veranstaltet ist im Endeffekt ein Eigentor.
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Das wahrscheinlichste Szenario ist wohl eher ein permanenter niederschwelliger Kriegszustand in der Peripherie mit geringer Wahrscheinlichkeit eines Atomkriegs. Ab und zu wird mal diskret telefoniert um rote Linien zu ziehen. Das hätte in der Rüstungsindustrie und vermutlich auch beim Militär die meisten Befürworter. Politik und Gesellschaft sind dann einfach nur froh wenn es nicht schlimmer wird. Und es belebt den Patriotismus, das macht das Regieren leichter.
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Quintus Fabius schrieb:seit ca 10 Jahren stetig und immer gleich dass wir uns remilitarisieren müssen

Aber
a) wer will für Merkel, Wulff und die EU sterben? Wink Niemand. Dieses Land ist ein Witz. Und wo England "James Bond" und den MI5 hat, haben wir Horst Tappert und das "Bundesamt für Verfassungsschutz". Und dazu eine der unfreundlichsten, verbiestertsten Gesellschaften Europas. Ich empfinde es immer als wohltat, wenn ich mit Menschen außerhalb Deutschlands geschäftig tätig bin. Das sind ECHTE Menschen mit Herz und Seele - keine "german Roboter" mit "german Angst".

b) sicher nicht für "Feldwebel Horst-Günter", der einen 5 Kniebeugen in den Matsch machen lässt und wo man 8x am Tag "Jawohl Herr Feldwebel" schreien muss, nur weil er meint das ein Soldat ein willfähriger Bimbo sein muss und all den Unsinn tun soll.
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Es geht gerade eben nicht darum für dieses Land zu sterben sondern für diese Nation zu töten.
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Quintus Fabius schrieb:Es geht gerade eben nicht darum für dieses Land zu sterben sondern für diese Nation zu töten.

Ich glaube das Töten ist eher das geringere Problem im Krieg. Das Problem ist doch eher das, dass man auch selbst getötet werden kann Wink

Davon ab haben aber die Staaten auch schlichtweg ihr Vertrauen vergeigt. Wer will schon Töten oder getötet werden für einen Krieg, den Staatsmänner in Trigger-Happy-Laune aus ihrem fetten Sessel angezettelt haben? Gleiwitz, Golf von Tonkin und zuletzt: <!-- m --><a class="postlink" href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hufeisenplan">https://de.wikipedia.org/wiki/Hufeisenplan</a><!-- m -->
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Tatsächlich ist töten ein sehr großes Problem, das ist nicht so einfach, schließlich kämpft du gegen deine Angst an selber zu sterben, da beschränkt sich in der Regel der Wiederstand auf sinnloses Feuern aus der Deckung in die Richtung in der du den Feind vermutest.
In einer Gefechtssituation, sind sicherlich nicht viele Gruppen in der Lage den Feuerkampf zu führen.

Nicht zu vergessen:
Du hast was zu verlieren: Dein Haus, deinen bequemen, gut bezahlten Job, einmal Urlaub auf den Malediven im Jahr, das neue Auto und natürlich der tolle Flachbildfernseher.
Der Russe kennt zum großen Teil diesen Luxus garnicht, er ist es gewohnt, das immer irgendwas ist und er kennt es nicht anders als sich durch den Monat durchzuschlagen, wenn am 15ten das Geld alle ist.
Warum solltest du also kämpfen wollen, schließlich ist es doch bisher immer gut gegangen, einfach den Kopf einziehen und abwarten.
Und für Volk, Führer und Vaterland würde ich zumindest nicht in den Krieg ziehen, das wäre mir persönlich zu platt.
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Quintus Fabius schrieb:Es geht gerade eben nicht darum für dieses Land zu sterben sondern für diese Nation zu töten.

Positiv denken! Big Grin
Wie wäre es denn mal mit einer gesunden Einstellung, für dieses Land und in diesem schönen Land leben zu wollen? :!:
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Quintus Fabius schrieb:Im Krieg sind die psychologischen Faktoren immer von immenser Bedeutung und in jedem Krieg genau genommen Kriegsentscheidend. ...

Deshalb ist eine bloße technokratische Betrachtung von Kriegen ein schwerwiegender Fehler und die Überbetonung der Ausrüstung, der Zahlen, der Wirtschaftsleistung, der Technologie etc kann daher zur Niederlage führen selbst wenn man eigentlich weit überlegen ist.
....
OT on:
die Wirtschaftsleistung ist die Voraussetzung dafür, einen Krieg durchhalten und gewinnen zu können. Deutschland hatte den zweiten WW verloren, als die USA mit ihrer Wirtschaftsleistung in den Krieg eintraten - und da hat die psychologisch indoktrinierte deutsche Wehrmacht auch nicht mehr dagegen halten können
: OT out
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Es war der obersten Wehrmachtführung bereits nach 4 Wochen Russlandfeldzug klar diesen Krieg nicht mehr gewinnen zu können. Nach weiteren 4 Wochen war der Krieg für diese Leute bereits verloren.

Da war die USA noch nicht im Krieg (zumindest nicht offiziell). Abgesehen von Leih und Pacht sowie dem U-Boot Abwehr Krieg.
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