Bandenterror in Zentralamerika, den USA und in Europa
Welche Gefahr sollen diese zwei Männer denn für ein Kriegsschiff der US Marine darstellen?!

Geschweige denn eine ernsthafte Gefahr wie du es hier schreibst? Das sind harmlose Fischer die nebenbei mit Kokainschmuggel Geld verdienen. Wäre viel sinnvoller sie gut bezahlt in die eigenen Dienste zu nehmen.

Und nein, dass US Recht legalisiert nicht das beliebige Töten von "Terroristen" in jeder Lage. Zumal in etlichen Fällen keine echten Beweise dafür vorlagen, dass diese bloßen Schmuggler "Terroristen" sind. Alle entsprechenden Vorschriften der US Streitkräfte verbieten es, in einer solchen Lage diese Zivilisten zu töten. Das ist einfach Fakt. Es ist nach US Recht vollständig illegal.

Aber das spielt ja auch gar keine Rolle mehr, da sich die US Regierung hier an keinerlei Recht mehr hält.
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(29.11.2025, 15:40)Schneemann schrieb: @lime
Das bezieht sich darauf, ob für die Besatzung des Schiffes (und für dieses) ein Gefährdungsmoment besteht oder entstehen könnte, wenn die Rettung unternommen wird - etwa Angriffe einer dritten Partei -, oder wenn die betreffenden Schiffbrüchigen trotz ihrer Seenot auf das betreffende Schiff feuern. Das sehe ich hier aber nicht.

Schneemann

Die Formulierung lässt auch anderweitigen Interpretationsspielraum. Zum Beispiel könnten Terroristen nach dem sie gerettet wurden die Mannschaft oder Passagiere angreifen. Die Gefahr muss nicht explizit nur im Zeitpunkt der Rettung drohen sondern sie könnte auch danach noch bestehen, wenn die Geretteten erst einmal an Bord sind.
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@lime
Zitat:Die Formulierung lässt auch anderweitigen Interpretationsspielraum. Zum Beispiel könnten Terroristen nach dem sie gerettet wurden die Mannschaft oder Passagiere angreifen. Die Gefahr muss nicht explizit nur im Zeitpunkt der Rettung drohen sondern sie könnte auch danach noch bestehen, wenn die Geretteten erst einmal an Bord sind.
Das ist allerdings nun ein Scheinargument. Nach dieser Vorgehensweise wäre es völlig legitim, keine Gefangenen zu machen, denn diese könnten ja in Gefangenschaft später nochmals Gewalt anwenden. Das Nicht-Nehmen von Gefangenen ("no quarter") ist aber ein Kriegsverbrechen, und hier sind die Gesetzestexte sehr klar. Da die US-Regierung zudem immer wieder sagt, sie habe den Kartellen den Krieg erklärt, muss sie sich auch an geltendes Kriegsrecht halten.

Schneemann
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(29.11.2025, 16:10)Schneemann schrieb: @lime
Das ist allerdings nun ein Scheinargument. Nach dieser Vorgehensweise wäre es völlig legitim, keine Gefangenen zu machen, denn diese könnten ja in Gefangenschaft später nochmals Gewalt anwenden. Das Nicht-Nehmen von Gefangenen ("no quarter") ist aber ein Kriegsverbrechen, und hier sind die Gesetzestexte sehr klar. Da die US-Regierung zudem immer wieder sagt, sie habe den Kartellen den Krieg erklärt, muss sie sich auch an geltendes Kriegsrecht halten.

Schneemann

Genau so ist es, aber Terroristen haben keinen POW-Status nach Genfer Konvention!
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(29.11.2025, 15:19)Quintus Fabius schrieb: Schiffbrüchige sind auch dann keine legalen Ziele, wenn sie - theoretisch (!) und nicht überprüfbar - die Möglichkeiten haben selbst Hilfe herbei zu holen.
Sehe ich auch so. Ich finde rechtlich aber den zweiten Aspekt interessanter - ist es legitim sicherzustellen, dass die Fracht versenkt wird, auch wenn dabei die Besatzung ums Leben kommt?

Ich kann mir übrigens nur schwer vorstellen, dass irgendein SOCOM Kommandeur mir nichts dir nichts anordnet keine Gefangene zu machen nur weil der SecDef/SecWar irgendetwas irgendwann und irgendwo vom Stapel gelassen hat. Eine solche Anordnung bedingt normalerweise ein etabliertes Verfahren in dem auch JAG-Juristen involviert sind. An diesen Abläufgen ändert sich nichts nur weil Trump regiert.

Zitat:Und schlilmmer noch: es ist bodenlos dumm so zu handeln. Wenn man gesichert weiß, dass ein Boot Drogen transportiert, worin soll dann überhaupt noch das Problem bzw. die Gefährdung bestehen?
Die Personen auf dem Boot gefangen zu nehmen wäre wesentlch besser für die Sache insgesamt und entkommen tun sie einem ja nicht mehr.
Vllt weil eine Gefangennahme nicht so einfach möglich ist? Hatte man überhaupt geeignete Kräfte vor Ort, waren diese vllt anderweitig gebunden? Wie waren Wetter und Seegang?
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Nightwatch:

Zitat:ist es legitim sicherzustellen, dass die Fracht versenkt wird, auch wenn dabei die Besatzung ums Leben kommt?

War überhaupt eine Fracht gerichtsverwertbar nachgewiesen? Welche Beweise für die angenommene Fracht gab es überhaupt? Ist es legitim bloße harmlose Schmuggler die eben in der Realität keine Terroristen sind, und oft nicht mal direkt Kartellangehörige, sondern Fischer etc. welche lediglich von den Kartellen angeheuert werden zu töten, nur um eine Fracht zu versenken?

Wenn man weiß wo das Schiff ist, und dieses stundenlang (oder in einigen der Fälle hier tagelang) beobachten konnte, warum konnte man keine für ein Aufbringen des Schiffes befähigten Kräfte heran ziehen? Wo dort inzwischen überall Marineeinheiten der US Navy vorhanden sind?! Wenn man exakt weiß wo das Schiff ist, dieses beobachtet und verfolgen kann, warum sollte man es dann überhaupt versenken?

Was für eine konkrete Gefahr soll von einem Boot ausgehen, von dem man exakt weiß wo es ist und was es geladen hat? Dieses Boot kann praktisch nirgends mehr hin.

Es ist vor allem diese Behauptung einer Gefahr, welche hier juristisch äußerst fragwürdig ist. Welche Gefahr soll das sein? Es ist hier dann ja nicht mal eine erhöhte abstrakte Gefahr konstruierbar.

Zitat:Ich kann mir übrigens nur schwer vorstellen, dass irgendein SOCOM Kommandeur mir nichts dir nichts anordnet keine Gefangene zu machen nur weil der SecDef/SecWar irgendetwas irgendwann und irgendwo vom Stapel gelassen hat. Eine solche Anordnung bedingt normalerweise ein etabliertes Verfahren in dem auch JAG-Juristen involviert sind. An diesen Abläufgen ändert sich nichts nur weil Trump regiert.

Die JAG Juristen und USSCOCOM ist so eine gewisse Geschichte. Einheiten von USSCOCOM haben schon mehrfach ohne JAG agiert und darüber hinaus ist JAG teilweise auch Weisungsgebunden. Die geben also rechtliche Erklärungen zu etwas ab, was dann aber in der Praxis ignoriert wird.


lime:

Zitat:Terroristen haben keinen POW-Status nach Genfer Konvention

Zunächst mal wäre zu hinterfragen, ob bloße Schmuggler Terroristen sind. Da dieser Begriff aber in den USA zunehmend beliebig verwendet wird um die eigenen Morde (Staatsterrorismus) damit zu pseudo-legalisieren lassen wir uns mal darauf ein und sagen, es wären "Terroristen".

Damit sind sie aber selbst nach US Recht nicht völlig rechtlose Subjekte mit denen man machen kann was man will. Es bedarf einer konkreten Gefahr welche von diesen "Terroristen" ausgeht.

Welche sollte das sein?

Deine Aussagen dazu, dass die nach einer Gefangennahme die Besatzung angreifen können sind an Abstrusität kaum noch zu übertreffen. Das könnten Gefangene in Guantanamo auch und haben es auch schon getan. Dieser deiner Logik nach hätte man alle Gefangenen in Guantanamo einfach nach belieben präventiv töten können, denn sie könnten ja theoretisch mal irgendwann eine Wache angreifen. Man könnte auch jetzt noch jeden Gefangenen dort einfach auf der Stelle präventiv erschießen, denn er könnte ja theoretisch in Zukunft irgend wen angreifen.

Und weil jeder Terrorist sein kann wenn dies aufgrund angeblich vorliegender Geheimdienstinformationen behauptet wird, kann man in Zukunft einfach jeden töten, mit der Begründung er könnte zukünftig irgend jemanden angreifen. Dazu unten noch mehr.

Aber selbst Terroristen haben in Wahrheit Rechte und insbesondere gilt nach jedwedem Recht - auch und insbesondere nach US Recht - dass es keinerlei Rolle spielt, ob sie Terroristen sind oder was auch immer sie sind, wenn sie Schiffbrüchig werden.

Ob man sie dann praktisch überhaupt retten / festnehmen kann etc. ist davon noch eine völlig getrennte Frage.

Dessen ungeachtet ging von den zwei Schiffbrüchigen überhaupt keine Gefahr mehr aus. Nicht mal die Gefahr dass sie Hilfe herbei holen könnten. Denn man beobachtete ja das Wrack und die Schiffbrüchigen und hatte die Situation absolut unter Kontrolle. Jedwede "Hilfe" die da kommt hätte man also ganz genau so identifiziert und abgefangen.

Es gab nicht mal eine erhöhte abstrakte Gefahr.

Und damit ist das was hier geschehen ist auch nach US Recht nichts anderes als Mord.

Im übrigen wurden der Öffentlichkeit nicht einmal irgendwelche tatsächlichen Beweise vorgelegt, die eine Beladung des Bootes mit Kokain auch nur gerichtsverwertbar belegen würden. Solange dies nicht erfolgt, muss der ganze Angriff schlussendlich als Verdachtsfall für einen völlig außerhalb jeden Rechts stehenden staatlichen Mord gelten.

Wo sind den konkrete Beweise dass es sich um "Terroristen" gehandelt hat? Nur weil es so behauptet wird, werden sie durch bloße Akklamation nicht tatsächlich zu "Terroristen". Und selbst wenn beweisbar wäre, dass sie solche sind, wären sie damit nicht Vogelfrei.

Wie man dieses Versagen der USA auch noch mit derart abstrusen Begründungen wie: die könnten die Besatzung angreifen verteidigen kann entzieht sich meinem Verständnis.

Und die US Regierung kriegt es ja noch nicht mal hin in der Öffentlichkeit sich darauf zu einigen, aus welchem Grund man diese Boote angeblich versenkt:

https://www.theguardian.com/us-news/2025...rikes-memo

Zitat:The Trump administration is framing its boat strikes against drug cartels in the Caribbean in part as a collective self-defense effort on behalf of US allies in the region, according to three people directly familiar with the administration’s internal legal argument.

The legal analysis rests on a premise – for which there is no immediate public evidence – that the cartels are waging armed violence against the security forces of allies such as Mexico, and that the violence is financed by cocaine shipments.

As a result, according to the legal analysis, the strikes are targeting the cocaine, and the deaths of anyone on board should be treated as an enemy casualty or collateral damage if any civilians are killed, rather than murder.

That line of reasoning, which forms the backbone of a classified justice department office of legal counsel (OLC) opinion, provides the clearest explanation to date how the US claims to have satisfied the conditions to use lethal force.

But it marks a sharp departure from Donald Trump’s narrative to the public every time he has discussed the 21 strikes that have killed more than 80 people, which he has portrayed as an effort to stop overdose deaths.

A White House official responded that Trump has not been making a legal argument. Still, Trump’s remarks remain the only public reason for why the US is firing missiles – when the legal justification is in fact very different.

And it would also be the first time the US has claimed – dubiously, and contrary to the widely held understanding – that the cartels are using cocaine proceeds to wage wars, rather than to make money.

And this week, the defense secretary, Pete Hegseth, threatened Senator Mark Kelly with court martial after he recorded a video with five other Democratic lawmakers warning military members to question unlawful orders, apparently in reference to the strikes.

According to three lawyers directly familiar with the OLC opinion blessing the boat strikes, the collective self-defense argument is said to be a key plank of the legal analysis.

The opinion formalizes a 21 July meeting of a “restricted interagency lawyers group” of four career and four political appointees from the Pentagon, the office of the joint chiefs of staff, the CIA, the White House and the OLC.

It principally argues that the US has entered an armed conflict with the cartels because it is helping allies in the region like Mexico and Colombia, which, according to an administration official, asked for US help confidentially for fear of reprisals.


The armed conflict designation is key because it allows Trump to operate under the so-called law of armed conflict, which permits the use of lethal force without violating federal murder statutes or international law.

The opinion then finds Trump does not need congressional approval because the administration satisfied OLC’s two-prong test: whether the strikes serve a national interest, and whether they would not be of a prolonged scope, nature or duration.

But despite the plausible legal framework, the OLC opinion relies on a fact pattern about the cartels for which no public evidence appears to exist.

“A significant problem with this theory is that they still have not identified any state that’s engaged in an armed conflict with a particular cartel,” said Lederman.

“Nor has the administration provided any evidence that another state engaged in such an armed conflict has asked the US to destroy cocaine shipments
that are allegedly being used to subsidize armed violence against the requesting state,” he said.

An administration official said it had evidence that each boat carries about $50m worth of cocaine, the proceeds of which are being used to acquire sophisticated weapons, but the underlying intelligence is classified.

Still, the justice department’s OLC is not an expert in assessing the intelligence findings or the purported objectives of the cartels; typically, it ends up deferring to the US intelligence community.

For this opinion, a senior administration official acknowledged, OLC did not attempt to stress-test the purported goals of the cartels – or the underlying facts to determine the existence of an armed conflict.

Gehen wir es also mal durch:

Man behauptet, die Boote hätten Kokain geladen. Beweise dafür werden nicht vorgelegt, man verweist darauf, dass dies Geheimdienstinformationen sind die vertraulich sind

Man behauptet, andere Staaten hätten die USA heimlich gebeten die Boote zu zerstören, wofür keine Beweise vorgelegt werden, weil diese Bitten vertraulich seien.

Man behauptet ferner, die Kartelle würden die Gewinne aus dem Kokainhandel primär dafür verwenden Waffen zu kaufen, um damit einen bewaffneten Konflikt gegen diese anderen nicht benannten Staaten zu führen. Auch dafür werden keinerlei Beweise vorgelegt.

Insbesondere dieser Punkt widerspricht jedweder Realität, da die von den USA nicht genannten Staaten in Wahrheit weitgehend von den Kartellen unterwandert sind. Mit dieser Begründung könnten die USA übrigens auch auf der Stelle besagte Staaten angreifen und etwaig werden sie das noch tun.

Dann würden sie also die Boote im Auftrag von Staaten zerstören, die zugleich der Feind der USA sind und von diesen angegriffen werden. Die Zerstörung der Boote wäre also legal, weil Feinde der USA die man aufgrund der gleichen Logik militärisch angreifen kann sich mit den Eigentümern der Boote in einem bewaffneten Konflikt befinden.

Dem folgend erklärt man, dass von Schiffbrüchigen eine konkrete Gefahr ausgeht, dass sie Hilfe holen könnten, und es deshalb gerechtfertig sei sie zu töten obwohl sie Schiffbrüchig sind.

Und dem folgend stellt sich Trump hin und behauptet völlig andere Dinge und sagt, der Grund warum man dies dürfe sei, weil ansonsten Kokain in die USA kommt, und selbst dies stimmt nicht.


Wer das als legal verteidigt (von Legitimität sprechen wir hier schon lange nicht mehr), der verteidigt völlige Anarchie und Rechtlosigkeit. Denn man kann immer behaupten, man habe geheime Informationen die zwar Bewweise seien, die man aber nicht vorlegen könne, weil die ebenso geheimen Mitteiler vertraulich etwas mitgeteilt hätte, aber wer diese seien dürfe man nicht sagen, und was sie gesagt haben dürfe man auch nicht sagen.

Spiel ich also mal US Regierung:

Eine geheime anonyme Quelle hat gesagt, dass lime ein Terrorist ist, Wer diese Quelle ist, ist vertraulich. Was sie genau gesagt hat, ist vertraulich und unterliegt der Geheimhaltung. Also darf ich lime töten, und dies ist absolut legal und rechtmäßig. Beweise vorlegen dafür muss ich nicht, weil geheim.

Damit kann man schlussendlich alles begründen, was immer man will. Und damit verlassen wir jedwede Legalität und landen bei beliebiger Willkür.
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(30.11.2025, 09:50)Quintus Fabius schrieb: Nightwatch:
War überhaupt eine Fracht gerichtsverwertbar nachgewiesen?
Welche Beweise für die angenommene Fracht gab es überhaupt?
Das ist eine Militäraktion, kein Polizeieinsatz. Die Aktivitäten der Kartelle werden mit militärischen und nachrichtendienstlichen Mitteln überwacht. Fehler sind möglich, aber solange man Grund zur Annahme hat, dass hier Kartelle ihre Güter verbringen und man nicht wissentlich Unbeteiligte tötet reicht das.
Es gibt keine Veranlassung Aufklärungsergebnisse der breiten Öffentlichkeit vorzulegen.

Quintus Fabius schrieb:Ist es legitim bloße harmlose Schmuggler die eben in der Realität keine Terroristen sind, und oft nicht mal direkt Kartellangehörige, sondern Fischer etc. welche lediglich von den Kartellen angeheuert werden zu töten, nur um eine Fracht zu versenken?
Ja natürlich, wer für eine Terrororganisation arbeitet (und das sind die Kartelle halt nach US Lesart jetzt nunmal) darf in Ausübung seiner Tätigkeit bekämpft und getötet werden. Man könnte diskutieren, ob man den Fischer am nächsten Tag im Fischerdorf mitsamt der Familie wegbomben darf (IMO nein), aber wer hier für die Kartelle tätig ist wurde halt mit der Einstufung der Kartelle als Terrororganisationen mitsamt seiner Fracht ein legitimes Ziel.

Es gilt hier wieder zu trennen. Man kann diskutieren, ob es a) rechtlich möglich und b) "moralisch" tragbar ist, Kartelle als Terrororganisationen einzustufen. Ich persönlich halte das für einen suboptimalen Weg die Kartelle zu bekämpfen, weil es die Definition einer Terrororganisation überdehnt und es zu leicht macht, sie auch noch auf ganz andere, schützenswertere Gruppierungen zu übertragen. Ich würde mir stattdessen wünschen, dass der US Kongress eine AUMF speziell gegen *Kartellaktivitäten* ausspricht.
Das ist aber wie gesagt einer separate Problematik. Die Kartelle sind nach US-Lesart Terrororganisatonen und damit eröffnet sich dem US Präsidenten als Commander in Cheif ein weiter Handlungsrahmen.

Gedankenspiel: Wie wäre es, wenn da nicht irgendein hippes südamerikanisches Kartell das eh kein Mensch kennt am agieren wäre sondern etwa die Hezbollah? Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen, die stecken Knietief im südamerikanischen Drogensumpf.
Ich glaube die wenigstens hätten ein Problem damit, wenn die US Streitkräfte Hezbollah-Terroristen versenken würde. Für die meisten wäre es wohl auch ok, wenn die Personen auf den fragliche Booten keine Hezbollah-Mitgliedsausweise mit sich führen würden.
Rechtlich sind Hezbollah, das Cártel de Sinaloa, das CJNG, das Cartel del Noreste, das Cártel del Golfo, die LNFM, MS-12 und die Tren de Aragua gleichgestellt.

Quintus Fabius schrieb:Wenn man weiß wo das Schiff ist, und dieses stundenlang (oder in einigen der Fälle hier tagelang) beobachten konnte, warum konnte man keine für ein Aufbringen des Schiffes befähigten Kräfte heran ziehen?
Wo dort inzwischen überall Marineeinheiten der US Navy vorhanden sind?! Wenn man exakt weiß wo das Schiff ist, dieses beobachtet und verfolgen kann, warum sollte man es dann überhaupt versenken?
Man will es versenken weil das nach US-amerikanisches Lesart Terroristen sind. Warum soll man eigene Kräfte risikieren und abnutzen? Eine Lenkwaffe ist die kostengünstigste und militärisch effektivste Lösung. Wieder, das ist eine Militäraktion und kein Polizeieinsatz und auch keine Amtshilfe.

Quintus Fabius schrieb:Was für eine konkrete Gefahr soll von einem Boot ausgehen, von dem man exakt weiß wo es ist und was es geladen hat? Dieses Boot kann praktisch nirgends mehr hin.
Die Aufklärung ist beileibe nicht so lückenlos und vor allem sind die Kapazitäten nicht grenzenlos. Die tracken da wahrscheinlich eine vierstellige Anzahl von Überwasserassets aller Arten. Nun sollen einzelnen verdächtigen Booten extra Drohnen hinterhergeschickt werden um sie zu überwachen? Was soll das bitte bringen?
Diese Boote verbringen Drogen zuallermeist zwischen Drittstaaten, die landen doch nicht auf den Florida Keys oder so.

Quintus Fabius schrieb:Es ist vor allem diese Behauptung einer Gefahr, welche hier juristisch äußerst fragwürdig ist. Welche Gefahr soll das sein? Es ist hier dann ja nicht mal eine erhöhte abstrakte Gefahr konstruierbar.

Von den Booten geht eine unmittelbare Gefahr aus. Von den Kartellen als Ganzes aber sehr wohl.
Wie das die Trump Regierung begründet steht in der fraglichen Executive Order. Ich sehe das in weiten Teile ganz ähnlich.
https://www.whitehouse.gov/presidential-...errorists/
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(30.11.2025, 09:50)Quintus Fabius schrieb: Wer das als legal verteidigt (von Legitimität sprechen wir hier schon lange nicht mehr), der verteidigt völlige Anarchie und Rechtlosigkeit. Denn man kann immer behaupten, man habe geheime Informationen die zwar Bewweise seien, die man aber nicht vorlegen könne, weil die ebenso geheimen Mitteiler vertraulich etwas mitgeteilt hätte, aber wer diese seien dürfe man nicht sagen, und was sie gesagt haben dürfe man auch nicht sagen.

Spiel ich also mal US Regierung:

Eine geheime anonyme Quelle hat gesagt, dass lime ein Terrorist ist, Wer diese Quelle ist, ist vertraulich. Was sie genau gesagt hat, ist vertraulich und unterliegt der Geheimhaltung. Also darf ich lime töten, und dies ist absolut legal und rechtmäßig. Beweise vorlegen dafür muss ich nicht, weil geheim.

Damit kann man schlussendlich alles begründen, was immer man will. Und damit verlassen wir jedwede Legalität und landen bei beliebiger Willkür.

Und das ist doch schon langjährige Praxis in den USA und hat bisher auch kaum jemanden gestört, warum? Liegt es daran dass jetzt Trump an der Regierung ist oder weil man Drogenkartelle doch bloß nicht als terroristisch einstufen darf? Obwohl sie quantitativ für millionenfaches Leid in den USA verantwortlich sind, also die USA klar schon Jahrzehnte terrorisieren? Wenn die USA islamistische Milizen unterstützt um in der arabischen Welt säkuläre Regierungen zu stürzen wird das doch auch nicht nur hingenommen sondern teilweise sogar bejubelt. Wo wurde da die Legitimation in Frage gestellt? Solange das Supreme Court nichts Gegenteiliges festgestellt hat ist es in den USA legitim bzw. zumindest rechtliche Grauzone.

Nehmen wir mal das Beispiel El Salvador. Mit rein rechtsstaatlichen Mitteln wäre es niemals möglich gewesen den Staat aus der Hand der kriminellen Kartelle zu reißen. Bukele hat es geschafft und die Mordrate binnen 8 Jahren um 98% gesenkt. Das Land ist auf dem Weg die Schweiz Mittelamerikas zu werden. Bevor er Präsident wurde zogen über 70% der Einwohner in Erwägung das Land zu verlassen, vor allem wegen der extremen Kriminalität. Da kann man aus dem (noch) halbwegs sicheren Westen heraus natürlich wieder den moralischen Zeigefinger heben, nur mal ehrlich, wen juckt das denn überhaupt noch außerhalb der Blase des moralisierenden Elfenbeinturmes?
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Nightwatch:

Zitat:Das ist eine Militäraktion, kein Polizeieinsatz.

Unterliegen Militäreinsätze keinerlei Regeln?! Natürlich nicht. Und ich habe nirgends je geschrieben dass dies ein Polizeieinsatz war. Auch bei einem militärischen Angriff ist es nicht statthaft nach belieben Menschen umzubringen, nur weil man irgend etwas behauptet. Denn ansonsten könnte man ja auch einfach beispielsweise flächendeckend alle Afghanen umbringen, denn sie könnten ja heimlich Taliban sein und Beweise dagegen gibt es nicht, und wir behaupten eine vertrauliche Information einer unbekannten Person hätte dies nun mal ergeben, also bombardieren wir einfach flächendeckend afghanische Dörfer und töten alle. Denn alle sind Terroristen, einfach indem wir behaupten dass sie es sind. Afghanen könnten eine Gefahr darstellen, weil es sein könnte, dass sie uns angreifen. Also ist es legal sie einfach präventiv zu töten, nach belieben......

Zitat:Fehler sind möglich, aber solange man Grund zur Annahme hat, dass hier Kartelle ihre Güter verbringen und man nicht wissentlich Unbeteiligte tötet reicht das.

Grund zur Annahme, basierend auf anonymen Quellen die nicht öffentliche Dinge behaupten die nicht überprüfbar sind. Das heißt, dass man schlicht und einfach behaupten kann was man will und durch die bloße Behauptung die Tötung von Zivilisten durch das Militär angeblich legal ist.

Zitat:Es gibt keine Veranlassung Aufklärungsergebnisse der breiten Öffentlichkeit vorzulegen.

Doch, genau das sollte man. Aus einer ganzen Vielzahl von Gründen, insbesondere weil die negativen politischen Fernwirkungen immens sind. Die USA schaden sich dadurch langfristig mehr als die Versenkung dieser paar Boote nützt.

wer für eine Terrororganisation arbeitet (und das sind die Kartelle halt nach US Lesart jetzt nunmal) darf in Ausübung seiner Tätigkeit bekämpft und getötet werden. Man könnte diskutieren, ob man den Fischer am nächsten Tag im Fischerdorf mitsamt der Familie wegbomben darf (IMO nein)

Also deiner Auffassung nach darf man die nur töten, während sie ihrer Tätigkeit nachgehen?! Warum eigentlich und wo bleibt da die Konsequenz? Sind es nun Terroristen die eine potentielle Gefahr darstellen oder nicht?

Zwei Schiffbrüchige die im Wasser treiben sind eine Gefahr weil sie Hilfe herbei rufen könnten (bloße Vermutung)?

Aber wenn sie in ihrem Dorf sind, wo sie so viel mehr Möglichkeiten haben, sind sie keine Gefahr ?!

Wenn du recht hast, dann kann man sie mitsamt ihrem Dorf erst recht wegbombardieren, denn dann stellen sie dort eine wesentlich größere Gefahr dar denn als Schiffsbrüchige und da sie Terroristen sind und damit völlig rechtlos, kann man sie ja immer und jederzeit umbringen.

Wenn es legal und legitim sein soll, Schiffbrüchige im Wasser zu ermorden, warum sollte man sie dann nicht in ihrem Dorf ermorden dürfen ?

Zitat:Es gilt hier wieder zu trennen. Man kann diskutieren, ob es a) rechtlich möglich und b) "moralisch" tragbar ist, Kartelle als Terrororganisationen einzustufen.

Meiner rein persönlichen Meinung nach ist das primäre Problem des rechtlichen Konstruktes des "illegalen Kämpfers" wie ihn das US Recht vorsieht. Die Angehörigen der "Terrororganisation" sind damit weder Zivilisten noch Kombattanten.

Darin liegt das primäre Problem. Dass man damit einen Sonderstatus schafft, der eine Vielzahl von Problemstellungen nach sich zieht.

Aber davon mal abgesehen sind selbst illegale Kämpfer nach US Recht keineswegs rechtlos. Ihre Rechte regelt vor allem der Military Commissions Act. Der übrigens im Widerspruch zur US Verfassung steht, aber dass ist ein anderes Thema.

Man müsste meiner Überzeugung nach endlich weg davon, diese Kreise nicht als Kombattanten zu sehen. Wenn man einen militärischen Konflikt gegen diese Organisationen führt, müssen Terroristen schlussendlich feindlichen Soldaten gleich gestellt werden. Bereits Trinquier hat erkannt, dass dies für den modernen Krieg - und der Kampf gegen Drogenkartelle ist eine solche Form des La guerre moderne - absolut wesentlich wäre.

Zitat:Gedankenspiel: Wie wäre es, wenn da nicht irgendein hippes südamerikanisches Kartell das eh kein Mensch kennt am agieren wäre sondern etwa die Hezbollah? ............ Ich glaube die wenigstens hätten ein Problem damit, wenn die US Streitkräfte Hezbollah-Terroristen versenken würde. Für die meisten wäre es wohl auch ok, wenn die Personen auf den fragliche Booten keine Hezbollah-Mitgliedsausweise mit sich führen würden.
Rechtlich sind Hezbollah, das Cártel de Sinaloa, das CJNG, das Cartel del Noreste, das Cártel del Golfo, die LNFM, MS-12 und die Tren de Aragua gleichgestellt.

Genau das gleiche: wir müssen weg davon, unseren Feinden den Kombattanten-Status abzusprechen, nur weil sie nicht-staatliche Organisationen sind.

Im übrigen aber spielt es wie schon geschrieben gar keine Rolle, ob das Hisbollah-Kämpfer sind, oder Hamas-Kämpfer, oder Kartellangehörige: es geht ja nicht darum, dass man diese Schiffe angreift, sondern darum dass man Schiffbrüchige gezielt tötet. Darin liegt ein erheblicher Unterschied.

Zitat:Warum soll man eigene Kräfte risikieren und abnutzen? Eine Lenkwaffe ist die kostengünstigste und militärisch effektivste Lösung. Wieder, das ist eine Militäraktion und kein Polizeieinsatz und auch keine Amtshilfe.


Wenn es eine Militäraktion ist, dann befindet man sich in einem modernen Krieg. Wenn dem so ist, dann sollte dieser Krieg klar definierte Ziele haben. Denn Boote versenken und Schiffbrüchige ermorden ist ja kein Selbstzweck, sondern es soll etwas bewirken.

Also stellt sich frei von jeder moralischen und rechtlichen Betrachtung die Frage, was genau für das erreichen des Kriegszieles besser ist. Und diese Personen zu ermorden ist nicht besser für das erreichen dieses Kriegszieles. Sie gefangen zu nehmen ist hingegen besser für das Kriegsziel.

Es ist also allein schon aus rein praktischen Gründen falsch, so vorzugehen. Aus rein militärischen Gründen ist es falsch.

Im übrigen möchte ich die Frage wiederholen, was für ein Risiko zwei Schiffbrüchige darstellen sollen?! Und komm mir bitte nicht erneut mit abenteuerlichen Behauptung, die könnten dann die Besatzung angreifen.

Zitat:Nun sollen einzelnen verdächtigen Booten extra Drohnen hinterhergeschickt werden um sie zu überwachen? Was soll das bitte bringen?

Das würde vor allem anderen Informationen bringen. Die wesentlicher wären als ein Boot zu versenken.

Zitat:Von den Booten geht keine unmittelbare Gefahr aus. Von den Kartellen als Ganzes aber sehr wohl.

Damit du mich hier richtig verstehst. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass man gegen die Kartelle militärisch vorgeht und einen modernen Krieg gegen sie führt. Insbesondere wäre es beispielsweise wesentlich, ihre Finanzströme anzugreifen, ihr Vermögen und ihren Besitz zu zerstören usw. usf. und ich bin ebenfalls der Ansicht, dass ein richtiger Krieg gegen diese Organisationen geführt werden muss.

Aber: einen solchen Krieg muss man sinnvoll führen und man muss ihn so führen, dass man ihn auch gewinnt. Und sinnlos diese Boote zu versenken, führt nicht zum Sieg und dass ist am Ende das einzige Kriterium.


lime:

Zitat:Und das ist doch schon langjährige Praxis in den USA und hat bisher auch kaum jemanden gestört, warum?

Die Inkompetenz der USA in diesem Kontext hat mich schon immer gestört. Und hat den USA über Jahrzehnte hinweg durchgehend mehr Schaden zugefügt als sie genützt hat.

Zitat:Wenn die USA islamistische Milizen unterstützt um in der arabischen Welt säkuläre Regierungen zu stürzen wird das doch auch nicht nur hingenommen sondern teilweise sogar bejubelt.

Von mir nicht, weil es dumm war und ist. Und von dir auch nicht, wie dein Satz selbst bereits impliziert. Gerade du müsstest doch einräumen, dass die USA im modernen Krieg bewiesenermaßen eher unfähig sind.

Zitat:Nehmen wir mal das Beispiel El Salvador. Mit rein rechtsstaatlichen Mitteln wäre es niemals möglich gewesen den Staat aus der Hand der kriminellen Kartelle zu reißen.

Recht hat immer eine Funktion. Es existiert nur deshalb und nur dafür. Es hat also Gründe warum man Gesetze hat die es verbieten Schiffbrüchige anzugreifen.

Der moderne Krieg benötigt im weiteren klare Ziele. In El Salvador hat man solche eindeutig formuliert und dann die dafür notwendigen Dinge zielgerichtet getan. Die USA hingegen stümpern vor sich hin und erreichen mit ihrem Schwachsinn rein gar nichts.

Und El Salvador hat seinen Kampf gegen die Banden im Land eben nicht durch Rechtlosigkeit gewonnen, sondern klar durch rechtsstaatliche Methoden. Es wurden Gesetze erlassen und anhand dieser Gesetze gehandelt. Die Gangmitglieder wurden auch nicht extralegal ermordet, sondern verhaftet. Um es auf die Boote zu übertragen: El Salvador hat alle Boote aufgebracht und die Besatzungen verhaftet, statt Schiffbrüchige im Wasser zu ermorden.

Es gibt noch mehr Aspekte: über 90% der Bevölkerung von El Salvador unterstützten diese Politik, was im modernen Krieg eine der wesentlichsten Voraussetzungen für den Erfolg ist. Die aktuellen Morde der US Regierung werden selbst von einer Mehrheit der US Amerikaner abgelehnt. Die Handlungen der Regierung von El Salvador fanden im eigenen Land statt. Die US Morde finden in internationalen Gewässern oder anderen Ländern statt. usw. usw. usf.

Kurz und einfach: gerade El Salvador zeigt auf, wie negativ die aktuellen US Aktionen sind.

Zitat:Da kann man aus dem (noch) halbwegs sicheren Westen heraus natürlich wieder den moralischen Zeigefinger heben, nur mal ehrlich, wen juckt das denn überhaupt noch außerhalb der Blase des moralisierenden Elfenbeinturmes?

Ich bin zweifelsohne keiner der in einer Blase des moralisierenden Elfenbeinturmes keinen Blick für die Notwendigkeiten hätte. Es geht auch nicht um einen moralischen Zeigefinger, sondern um Funktionalität.

Die Idee, dass Zweck jedes Mittel rechtfertigt verkennt, dass nicht jedes Mittel zweckdienlich ist.
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@Quintus,

mich zum Teil mit Nightwatch verwechselt.
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Ja stimmt, habs geändert. Ich hoffe es ist jetzt richtig aufgeteilt.

Dein Beispiel mit El Salvador ist wirklich gut. Weil man in El Salvador eben nicht mit illegalen Morden die Banden klein gekriegt hat, sondern im Rahmen von Gesetzen und primär mit Verhaftungen. Welche übrigens wesentlich dafür waren, überhaupt alle Gangmitglieder zu identifizieren. Man hat übrigens angefangen einzelne Gangmitglieder welche wesentlich für die Informationsgewinnung zu waren dafür wieder zu entlassen (ungefähr 5000 aktuell).

Wesentlich für den Erfolg in El Salvador waren: eine sehr breite Zustimmung der Bevölkerung für diese Maßnahmen. Schaffung von Gesetzen und Handeln innerhalb dieser Gesetze. Informationsgewinnung, auch und insbesondere durch Informanten und durch die Gefangennahmen (teilweise auch durch robuste Verhörmethoden), Gefangennahme des Gros der Bandenmitglieder, Beschlagnahme ihrer Gelder und Vermögenswerte, rigide Kontrolle der Finanzströme

Wie man sieht weicht das weitgehend von dem ab, was die USA hier betreiben.

Praktisches Beispiel: wenn ich die zwei schiffbrüchigen Schmuggler gerettet hätte, so wäre es leicht gewesen, sie dazu zu bringen, im weiteren für die USA zu arbeiten. Kartellangehörige zum überlaufen zu bringen wäre wesentlich erfolgversprechender als sie im Wasser treibend umzubringen.
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@Quintus Fabius
Zitat: Unterliegen Militäreinsätze keinerlei Regeln?!
Die Regeln für Militäraktionen sind wesentlich loser als die bei Polizeieinsätzen. Ich glaube nicht, dass wir das ernsthaft diskutieren müssen. Es ist auch nicht zielführend das immer zu vermischen.
Mitglieder einer Terrororganisation werden bekämpft und getötet, im gewohnheitsrechtlichen Rahmen auch unter weit vorbehaltloseren Regeln als bei regulären Kombattanten. Kann man kritisieren, macht der Westen aber seit mindestens 30 Jahren so.

Zitat: Grund zur Annahme, basierend auf anonymen Quellen die nicht öffentliche Dinge behaupten die nicht überprüfbar sind.
Ja. Das ist völlig normal und richtig so. Militärische oder nachrichtendienstliche Aufklärungsergebnisse sind quasi nie öffentlich verfügbar. Methoden, Quellen und Erkenntnisse gilt es zu schützen. Warum machst du hier so einen Aufriss? Du würdest bei einer anderen Militäraktion auch nicht auf die Idee kommen, dass man Erkenntnisse zu irgendeinem ausgewählten Ziel veröffentlich, damit es die Öffentlichkeit abnicken und moralisch einordnen kann.

Zitat:Das heißt, dass man schlicht und einfach behaupten kann was man will und durch die bloße Behauptung die Tötung von Zivilisten durch das Militär angeblich legal ist.
Man kann die Regeln sogar völlig ignorieren und ausnahmslos alle einfach töten. Das ist dann auch nicht legal und ändert am Ergebnis nichts. Konstruktiver: Streitkräfte sind nicht verpflichtet ihre operativen Entscheidungen vor der breiten Öffentlichkeit durch die Veröffentlichung sensitiver Informationen zu begründen oder zu verteidigen.
Das bedeutet in einem rechtstaatlichen System aber nicht, dass das Militär unkontrolliert mit bloßen Behauptungen untermauert drauf losbombt. Vielmehr existieren komplexe Verfahren die definieren, welche Schwellen überwunden werden müssen damit der Einsatz tödlicher militärischer Gewalt legitim ist und mithin befohlen werden kann.
Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass die US-Streitkräfte, wie du hier insinuierts, einfach wild drauflosbomben. Vielmehr räumt selbst der kritische WaPo Artikel ein, dass die Angriffe aufgrund von Aufklärungsergebnissen erfolgen.

Zitat:Doch, genau das sollte man. Aus einer ganzen Vielzahl von Gründen, insbesondere weil die negativen politischen Fernwirkungen immens sind. Die USA schaden sich dadurch langfristig mehr als die Versenkung dieser paar Boote nützt.
Die allermeisten die sich darüber Empören würden sich auch darüber empören, wenn man zweifelsfrei nachweisen könnte, dass die Getöteten Kartell-Mitglieder sind. Weil sie grundsätzlich ein Problem mit der Anwendung militärischer Gewalt (in dieser Gemengelage) haben und/oder ein Problem mit der Trump-Regierung haben. Da gibt’s nichts zu gewinnen.

Zitat:Also deiner Auffassung nach darf man die nur töten, während sie ihrer Tätigkeit nachgehen?! Warum eigentlich und wo bleibt da die Konsequenz? Sind es nun Terroristen die eine potentielle Gefahr darstellen oder nicht?
Kommt drauf an. Unterstellen wir mal es sind arme Fischer, die sich ein paar Dollar dazuverdienen, in dem sie für die Kartelle Produkte durch die Gegend schippern: Es wäre im US-Rechtsrahmen legitim, sie in Ausübung ihrer Tätigkeit zu bekämpfen und zu töten. Ein Angriff auf Schiffbrüchige wäre dies in meinen Augen nicht. Lageabhängig kann es legitim sein sicherzustellen, dass ein angegriffenes Boot mitsamt seiner Fracht auch versenkt wird (kommt auf die Fracht, verfügbare eigene Kräfte und die Örtlichkeit des Geschehens an), auch wenn dabei die Bootsführer getötet werden.

Ein Angriff in einem Dorf *am nächsten Tag* halte ich für nicht legitim solange sie der Tätigkeit für die Kartelle nicht beständig nachgehen oder gleich Kartell-Mitglieder sind. Zivilisten, die nur teilweise an feindlichen Handlungen teilnehmen (und während dieser Teilnahme legitime Ziele sind) können (im gewissen zeitlichen Abstand) auch wieder als Zivilisten gelten, wenn sie dieser Tätigkeit nicht nachgehen.

Handelt es sich dagegen (basierend auf welchen Aufklärungsergebnissen auch immer) um ausgewiesene Kartell-Mitglieder wäre es in meinen Augen legitim den Angriff bis zur Tötung oder Gefangennahme befehlen. Würden Kartell-Mitglieder in einem Dorf aufgeklärt werden, wäre auch ein Angriff auf ihre Häuser im Rahmen der üblichen Kriegsvölkerrechtlichen Einschränkungen in Hinblick auf Kollateralschäden möglich.

Der Unterschied: Die Fischer sind legitime Ziele, wenn sie einer Tätigkeit für das Kartell nachgehen. Kartell-Mitglieder sind legitime Ziele, weil sie Kartell-Mitglieder sind.

Zitat:Meiner rein persönlichen Meinung nach ist das primäre Problem des rechtlichen Konstruktes des "illegalen Kämpfers" wie ihn das US Recht vorsieht. Die Angehörigen der "Terrororganisation" sind damit weder Zivilisten noch Kombattanten.
Du machst IMO einen grundsätzlichen Fehler und stellst zu sehr auf die Tötung der Besatzungen ab. Das primäre Ziel ist die Störung des Warentransports inklusive Versenkung der Fracht. Das bedingt idR die Tötung der Besatzung, ist aber nicht das primäre Ziel des Einsatzes.

Die Angehörige von Terrororganisationen sind idR ungesetzliche Kombattanten. Das ist aber eine Diskussion, die einen fast fünfundzwanzigjährigen Bart hat. Man kann sich darüber empören und sich divergierende Interpretationen des (an dieser Stelle völlig unzureichenden) Völkerrechts argumentativ um die Ohren hauen. Es ändert nichts daran, dass es in der Praxis durch relevante Akteure halt diese dritte Kategorie zwischen Kombattanten und Zivilisten gibt. Ich halte das für geboten und damit richtig, sowie auch völkerrechtlich begründ- und herleitbar. Andere haben andere Auffassungen mit auch guten Begründungen. Ändert aber an den Verhältnissen nichts. Die USA gehen so vor, weil sie es können und weil sie es als souveränes Völkerrechtsubjekt auch dürfen.

Zitat:Genau das gleiche: wir müssen weg davon, unseren Feinden den Kombattanten-Status abzusprechen, nur weil sie nicht-staatliche Organisationen sind.
Sie sind ja Kombattanten, wenn halt ungesetzliche und damit nach US-Lesart mit weniger Schutzrechten bedacht. Ich sehe jetzt nicht, worin für uns der Vorteil liegen würde, wenn man ihnen diese Schutzrechte zuspricht. Tatsächlich hielte ich das für einen fatalen Fehler. Kämpfer, die der Definition des Kombattanten idR bewusst und vorsätzlich nicht entsprechen müssen sich auch nicht auf diesen Status berufen dürfen ohne das ihre militärische Bekämpfung unmöglich sein darf.

Zitat:Im übrigen aber spielt es wie schon geschrieben gar keine Rolle, ob das Hisbollah-Kämpfer sind, oder Hamas-Kämpfer, oder Kartellangehörige: es geht ja nicht darum, dass man diese Schiffe angreift, sondern darum dass man Schiffbrüchige gezielt tötet. Darin liegt ein erheblicher Unterschied.
Ein Unterschied zu was?
Hezbollah-Mitglieder hat man mit den Pagern unterschiedslos Finger, Augen und Eier weggesprengt, egal sie im Moment der Detonation aktiv an Kampfhandlungen teilgenommen haben oder nicht. Man hat sie und genauso ihre Kollegen von der Hamas zu tausenden getötet wo man sie gerade aufgespürt hat, egal ob sie in dem Moment aktiv oder wehrbereit gewesen sind.

Die USA haben mitsamt dem erweiterten Westen die letzten fast fünfundzwanzig Jahre genau so zugebracht und von Casablanca bis Lahore alles was man für Terroristen hielt wenig zimperlich weggebombt.
Und nun soll es ein Problem sein, wenn man hypothetische Hezbollah-Mitglieder, die einen ersten Angriff auf ihr Boot überlebt haben weiter bekämpft, bis der Kahn untergegangen ist?
Deine Empörung kommt reichlich spät.

Zitat:Also stellt sich frei von jeder moralischen und rechtlichen Betrachtung die Frage, was genau für das erreichen des Kriegszieles besser ist. Und diese Personen zu ermorden ist nicht besser für das erreichen dieses Kriegszieles. Sie gefangen zu nehmen ist hingegen besser für das Kriegsziel.
Das Ziel ist denkbar einfach: Die Kartelle verschiffen hier quietschfidel ohne Hindernisse munter ihr Gut zwischen allen möglichen Staaten. Das wird mit der Aktion gewaltsam unterbunden bzw. deutlich erschwert. Die Personen, die da die Boote steuern sind dabei tatsächlich vollkommen nachrangig, sie gefangen zu nehmen würde keinen militärischen Vorteil erbringen. Sie *im Rettungsboot* wegzubomben dagegen freilich auch nicht, und wie gesagt, ich bezweifle auch sehr, dass die WaPo Geschichte so stimmt. Vorstellen kann ich mir hingegen, dass man sicherstellt, dass die Fracht in jedem Fall auf dem Boden des Meeres landet. Es ist dann klar, was das für die Besatzungen bedeutet.

Persönlich halte ich die ganze Aktion übrigens für völlig unzureichend und sinnlos. Ich habe null Probleme damit, gegen die Kartelle mit massiver militärischer Gewalt vorzugehen. Aber wenn man sich dazu entscheidend dann auch klotzen und nicht kleckern. Das was da mit den Booten staatfindet ist nicht viel mehr als eine politische Performance. Wahrscheinlich so von den Militärs vorgeschlagen, weil die Regierung etwas benötigt um Handlungseifern demonstrieren zu können. An der Gesamtlage wird sich damit garnichts ändern.

Zitat:Im übrigen möchte ich die Frage wiederholen, was für ein Risiko zwei Schiffbrüchige darstellen sollen?! Und komm mir bitte nicht erneut mit abenteuerlichen Behauptung, die könnten dann die Besatzung angreifen.
Erst im Januar 2024 sind zwei SEALs bei dem Versuch vor Somalia ein Boot zu entern ertrunken. Einer ist ins Wasser gefallen und der sprang hinterher um ihn zu retten. Warum für so einen Dummfick die eigenen Leute riskieren?
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SEALS die vor Somalia ertrinken sind also der Beleg für die ach so schröckliche Gefahr welche von Schiffbrüchigen ausgehen könnte.

Vor allem aber will ich gar keine Rechtsdiskussion führen, mir geht es nur um die Funktionalität. Auch das Recht betrachte ich unter dieser Prämisse. Und mir geht es auch nicht um Moral, oder moralische Empörung, sondern um Funktionalität.

Zitat:Persönlich halte ich die ganze Aktion übrigens für völlig unzureichend und sinnlos. Ich habe null Probleme damit, gegen die Kartelle mit massiver militärischer Gewalt vorzugehen. Aber wenn man sich dazu entscheidend dann auch klotzen und nicht kleckern. Das was da mit den Booten staatfindet ist nicht viel mehr als eine politische Performance.

Da sind wir einer Meinung. Meine Hauptkritik ist die Sinnlosigkeit dieser Handlung die gesamt gesehen mehr Schaden anrichtet als nützt, weil sie in diesem Konflikt keinerlei nachhaltige strategische Effekte erzielt.

Zitat:Streitkräfte sind nicht verpflichtet ihre operativen Entscheidungen vor der breiten Öffentlichkeit durch die Veröffentlichung sensitiver Informationen zu begründen oder zu verteidigen.

Es geht überhaupt nicht darum ob sie dazu verpflichtet sind oder nicht, sondern ob die Veröffentlichung nützlich ist oder nicht. Auch Geheimhaltung macht nur und nur dann Sinn, wenn sie Funktional ist. Wenn Geheimhaltung hier in Wahrheit das Erreichen des Kriegszieles negativ beeinträchtigt, dann ist sie falsch. Fördert sie das Erreichen des Kriegszieles, dann ist sie richtig. Das gleiche gilt für die öffentliche Verteidigung der eigenen Aktionen.

In einem La guerre moderne ist es absolut wesentlich, die eigenen Entscheidungen der breiten Öffentlichkeit richtig und gut zu verkaufen und sie öffentlich zu verteidigen. Das ist das wesentlichste Merkmal und man wird in einem solchen modernen Krieg scheitern, wenn man dies nicht tut.

Die USA sollten eigentlich aus ihrer jahrzehntelangen Geschichte des militärischen Versagens im modernen Krieg wissen, warum dies notwendig ist.
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SEALs die vor Somalia ertrinken sind ein Beleg dafür, dass Boarding-Aktionen durchaus Risikobehaftet sind.
Der Punkt ist, dass man rechtlich genötigt ist, gleich ein Boarding durchzuführen, wenn man diese Kräfte zur Aufsammlung von Schiffbrüchigen bereit hält. Und bei Boarding steigt dann auch wieder das Risiko von Kampfhandlungen und eigenen Verlusten.
Viel einfacher wenn man nur eine Drohne vorbeischickt.

Zur Stand der Öffentlichkeitsarbeit der USA aktuell: https://x.com/PeteHegseth/status/1995291042346852861
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Nach diesem Bild postuliere ich mal, dass die USA den Krieg gegen die Banden in Zentralamerika et al verlieren werden.

Trump nimmt derweilen Hegseth in Schutz:

https://www.youtube.com/watch?v=Rn0jAIyNH-o

Ab 2:55 f.f.

https://www.youtube.com/watch?v=kjSNZeYmaAc

Die Sprecherin des Weißen Hauses erklärt derweilen, der Befehl sei von Admiral Bradley gekommen:

https://www.youtube.com/watch?v=eoCXgRT_No4

Ehemaliger JAG über die Rechtmäßigkeit der Tötung von Schiffbrüchigen Terroristen:

https://www.youtube.com/watch?v=pv6yIUmkNk0
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