Leichte Infanterie
#10
Nelson:

Ich bin nicht gegen Fahrräder per se, aber auch Fahrräder können kaputt gehen, die Schläuche platt werden, und man kann schlicht und einfach nicht quer durch dichtes Unterholz radeln, oder steile Hänge hinauf und hinunter, quer durch Sumpf, Schnee usw usw.

Die Fahrräder wurden in Vietnam von den Commis übrigens oft vor allem als wendiger Transporter geschoben (und nicht geradelt!). Man lud also das Rad voll und schob es dann, oft sogar zu zweit (einer an der Seite am Lenker, einer schiebend hinten, ein dritter sichernd vorne weg gehend (die Viet setzten primär auf 3 Mann Trupps). Im Vergleich zu einem Karren kommt auf diese Weise ein Rad natürlich viel eher durch Unterholz etc von daher .... ja sicher - man könnte auch Räder auf diese Weise als Karren einsetzen. Die Viets nutzten sie ja primär als eine Art Karren.

Und Karren hatte ich ja bereits explizit als Transportmittel genannt. Sekundär könnte man bei geeignetem Terrain das Rad natürlich auch noch entladen und damit schnell irgendwo hin lautlos aufklären etc

Zitat:Du kannst in den allermeisten Landstrichen der Erde eine Kompanie oder gar ein Bataillon auf dem Marsch schlicht nur durch Plünderung oder durch mitgeführte Vorräte versorgen. Wo du nicht plündern kannst, ist das "Leben aus dem Lande" für derartig große Einheiten extrem kompliziert,

Eigentlich nicht, dass ist eine Frage des Könnens der Soldaten. Je mehr Soldaten in der Lage sind, sich selbst durch ihre Fähigkeiten zu versorgen, desto besser für die Logistik und für die Unabhängigkeit der Truppe und damit schon wieder für ihre Beweglichkeit. Ansonsten kann Kompaktnahrung in Form von Riegeln, festgepresstem Pulver usw für sehr lange Zeiträume reichen.

Das primäre Problem in Ländern der Dritten Welt ist im weiteren das Wasser, und nicht die Nahrung. Um Krankheiten und Ausfälle aufgrund von verschmutztem Wasser zu vermeiden, sollte jeder Soldat die für die Wasseraufbereitung notwendigen Mittel am Mann mitführen. Vor allem aber ist das keine Frage der Ausrüstung, sondern wieder der Fähigkeiten der Soldaten.

Persönlich war ich in etlichen Ländern auch nur mit einem Lifestraw unterwegs und hatte nie Probleme mit der Verdauung deswegen. Gewicht: ca 45 Gramm.

Zitat: braucht im Gegensatz zum Muli (im Gebirge noch immer Unschlagbar) weder Wasser noch Futter noch Veterinär.

Mulis und Esel kann man darüber hinaus auch noch essen. Sie können in Ländern der Dritten Welt oft vor Ort rekrutiert werden. Den Soldaten fehlt lediglich die Ausbildung im Umgang mit Tieren. Ich würde jeden Soldaten darin ausbilden, solche Tiere zu nutzen und auch zu schlachten und zu zerlegen.

Zitat:Natürlich kannst du deinen Leuten die Verpflegung heutzutage auch aus der Luft zukommen lassen. Aber wenn du die dafür nötige absolute technische Überlegenheit hast, warum setzt du dann deine Leute nicht gleich als Fallschirmjäger bzw. Luftverlastbar ein - und ersparst ihnen das marschieren?

Leichte Infanterie luftzuverlasten ist technisch wieder deutlich aufwendiger und erhöht ihren logistischen Rattenschwanz. Es ist ein Riesenunterschied, eine komplette Kompanie per Fallschirm abzusetzen oder einfach nur die Lebensmittel für eine Kompanie per Fallschirm abzusetzen. Das abwerfen von Lebensmitteln könnte sogar HALO aus absolut sicherer Distanz erfolgen oder durch kleinere Einheiten, sogar durch Drohnen. Demgegenüber ist eine Luftlandung von Truppen immens viel aufwendiger und erst der Anfang des Problems, denn die gleiche Lufttransportkapazität steht dann ja nicht für die Versorgung zur Verfügung, weil sie mit der Landung gebunden ist.

Zitat:Wenn du allerdings ein Fahrrad schon für zu schwerfällig erachtest, wird kein mir bekanntes Fahrzeug fähig sein, deinen Ansprüchen zu genügen.

Da habe ich mich dann offenkundig nicht genau genug ausgedrückt: ich erachte Fahrräder nicht
per se als zu schwerfällig, sondern ich will die Infanterie ohne Fahrzeuge so schnell wie möglich machen. Und so flexibel wie möglich, mit so geringem logistischem fußabdruck wie möglich. Ein robustes Fahrrad wiegt immerhin um die 10 kg. Das ist Gewicht, dass man auch anders einsetzen kann. Für jedes Rad könnte man schon wieder ein komplettes Wirkmittel 90 mitnehmen.

Hat die Infanterie in jedem anderen Bereich so leichte Ausrüstung wie möglich, dann kann sie das Extra-Wirkmittel 90 auch ohne Fahrrad/Karren zur Fuß mitnehmen.

Mein Pladoyer ist nicht gegen Fahrräder/Fahrzeuge aller Art, sondern für eine absolute Priorität der Geschwindigkeit zur Fuß, der Beweglichkeit zur Fuß und für eine möglichst große Unabhängigkeit der leichten Infanterie von der Logistik.

Jäger sollten die Truppe sein, welche am wenigsten Logistik braucht und am längsten ohne Versorgung auskommen kann.
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