Untergang von Kulturen
#13
Erich hat es schon angesprochen, aber es scheint mir in der Diskussion unterzugehen. Das Roemische Reich ist als solches erst im 15. Jhd untergegangen. Ostrom aka das Byzanthinische Reich bestand als effektives Gemeinwesen weitere tausend Jahre und ist erst nach der ersten Jahrtausendwende als die mit Abstand staerkste Grossmacht (ich moechte den Titel Supermacht nicht unbedingt anwenden) im europaeischen, afrikanischen und nahoestlichen Raum langsam durch die aufeinander folgenden islamischen Reiche zerrieben worden.

Es ist schon in diesem Kontext m.E. klar, dass einzelne Faktoren, ob Wirtschaft, oder Religion, oder Ueberdehnung etc. pp nicht fuer sich den Ausschlag gegeben haben koennen, denn viele dieser Charakteristika wurden von Ost- wie von Westrom getragen. Dennoch ist der eine Staat zerfallen (schon die Charakterisierung Untergang halte ich fuer fehlgeleitet), waehrend der andere im Gegenteil seine Einheit sogar staerken und seine Macht ausdehnen konnte. Man sollte sich also auch regionale Gegebenheiten ansehen sowie unvermeidlich gewisse Grossereignisse wie die Voelkerwanderung und deren Folgen.

Eins noch...ich weiss nicht, was hier verschiedentlich mit Degeneration etc. gemeint wird, eine Erklaerung waere hiflreich. Dass sich die Soldaten nicht "aus Rom" rekrutierten, sondern aus anderen Reichsteilen, erscheint mir kaum als Eingestaendnis der Schwaeche oder Problem in sich, schliesslich war Rom nun mal ueberall und gerade Griechenland war die laengste Zeit Kerngebiet des Roemischen Reiches und auf dem gleichen Rang wie Rom und die italischen Besitzungen. Nicht umsonst hat sich aus diesem Gebiet das Fundament des Ostroemischen Reiches gebildet. Die Griechen haben sich besonders in der Spaetzeit als roemische Buerger per definitionem verstanden. Oder um das ins Verhaeltnis zu setzen: in Byzanz gab es auch eine distinktive Persiode, in der die Grossbuerger des Kernlandes sich mehr oder weniger vom Militaerdienst verabschiedet haben und es in der Folge soziale Spannungen gab, weil Bauern, zumal aus entfernteren Reichsteilen, die Kriegslast zu tragen hatten. Nichtsdestotrotz war dies fuer das Byzantinische Reich eine der militaerisch staerksten und erfolgreichsten Perioden (Mitte 10. Jhd).

Die Antwort auf die Frage nach den Ursachen liegt daher in einer sehr sehr differenzierten Betrachtung und das ist bedauerlicherweise das maximale, was man, ohne auf das Niveau einer wissenschaftlichen Ausarbeitung abzugleiten, wie Thomas anmerkte, dazu sagen kann.
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