04.02.2007, 22:56
Cluster schrieb:Blicken wir der Sache doch ganz nüchtern ins Auge. Es gibt zuviele widerstreitende Interessen in der Region. Eine friedliche Lösung wird es nicht geben. Alles andere würde mein Bild des Homo Sapiens Sapiens (?!) erheblich erschüttern. Denn eins steht fest, das zweite Sapiens haben wir sicherlich nicht verdient.so ist es - und dann gibt es nur zwei Alternativen:
Die USA werden nicht ewig dort bleiben, dazu ist der innenpolitische Druck zu groß. Ein bleiben der USA wird die Angelegenheiten nur verzögern mehr nicht.
ein Ende mit Schrecken oder
ein Schrecken ohne Ende
in dem Fall ist es mir auch persönlich lieber, dass der Konflikt regionalisiert wird, d.h. dass die Nachbarn die Suppe auslöffeln, die ihnen Bush eingebrocht hat (das war jetzt sehr sarkastisch gesagt - aber ehrlich: die weitere Präsenz der USA wird den Konflikt nicht beenden sondern nur verlängern; den USA wird es jedenfalls nicht gelingen, das Feuer, das sie entfacht haben, wieder zu löschen).
Vor diesem Hintergrund würde ich die Option wählen, die uns (und da spreche ich allgemein für "den Wesen") die geringsten Opfer kostet, und das ist eine möglichst geordnete Übergabe an die einzigen Mächte, die in der Lage sind, dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten.
Dass das "Ölreservoir Irak" für die nächsten Jahrzehnte verloren ist, müssen wir (und die USA) so und so zur Kenntnis nehmen. Ich habe aber die Hoffnung, dass die Nachbarstaaten des Irak schon aus eigenem Interesse bemüht und auch aufgrund der Beziehungen zu den diversen Gruppierungen im Irak (und der Präsenz der eigenen Geheimdienste) in der Lage sind, für Ruhe zu sorgen. Die engen Kontakte zwischen Syrien und dem Iran lassen eine halbwegs stabile Kooperation vermuten, beide Seiten können sich zur "Schutzmacht" einer der beiden arabischen Konfliktparteien aufschwingen, und die Beteiligung weiterer Länder aus der arabischen Liga (Ägypten ...) wird wohl zuverlässig dafür sorgen, dass die Unabhängigkeit des Irak gewahrt wird und der Irak nicht als "Beute" der beiden Nachbarn zerteilt wird.
Das <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6372690_REF3,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... F3,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach verheerendem Anschlag in Bagdadist jedenfalls auf Dauer keine Lösung, und den USA wird es nicht gelingen, diese Anschläge und Unruhen zu beenden.
Neue Unruhen in der irakischen Hauptstadt
...
Stand: 04.02.2007 12:59 Uhr
Nun kann man natürlich den damit steigenden Einfluss des Iran oder Syriens fürchten, aber wäre das nicht auch eine Anerkennung von Tatsachen, etwa dass der Iran eine der wenigen halbwegs demokratisch gewählten Regierungen in der Region hat (verglichen etwa zu Saudi Arabien); würde das nicht im Endeffekt auch die Beziehungen zum Iran deutlich verbessern, wenn man ihn endlich mit an den Tisch holt und als Partner einspannt und ernst nimmt?
Ich weiß, mit meiner Skepsis gegenüber den Saudis bin ich in einer Minderheitenposition im Westen, aber ich bin nunmal jemand, der die vorgelegten Meinungen hinterfragt - und da schneidet beim Versuch einer objektivierten Beurteilung der Iran die iranische Demokratie und der Schiismus in einigen Punkten durchaus besser ab als die absolutistische Monarchie und der Wahabismus von der arabischen Halbinsel.
Und dann - Syrien ist sicher nicht besser oder schlechter als manch anderer Staat der Region, durchaus despotisch regiert und mit einem Geheimdienst, der bis in die Stadtviertel hinein die Leute kontrolliert und zu "unsauberen Methoden" wie Folter usw. greift; aber:
Syrien ist noch ein Staat, der - schon aufgrund der eigenen Bevölkerung - nicht von irgendeiner der islamistischen Gruppierungen dominiert ist, sondern sich als religiös neutral versteht, und genau das wird in dem zunehmend religiös geprägten Konflikt im Irak gebraucht.
Ja, es ist richtig, die Einbindung des Iran würde die Saudis massiv verärgern - und genau deshalb muss eine weitere sunnitisch-arabische Macht mit eingebunden werden. Das können aber nur die Ägypter sein, denen die Saudis langsam aber sicher das Wasser als "sunnitisch-arabische Führungsmacht" abgraben - auch hier sind mir die Ägypter lieber als eine wahabistisch geprägte absolutistische Monarchie.
Ich würde daher versuchen, auch die Ägypter (neben Syrien und Iran) als dritte regionale Führungsmacht einzubinden, damit deren Position stärken und zugleich - wie sagt man so schön - die Verantwortung in die Hände der "arabischen Bruderstaaten" abgeben .....