Wo liegt die sinnvolle Ostgrenze der EU ?
#9
Turin postete:
Zitat:Was für mich wichtig ist, ist die Garantie einer stabilen und entscheidungsfähigen Union, und insofern betrachte ich bereits die jetzige Erweiterungsrunde zu diesem Zeitpunkt als Fehler, denn es werden neue Mitglieder mit teilweise erheblichem Anpassungsbedarf in eine Struktur integriert, die jetzt schon absurde Hürden in Bezug auf die Entscheidungsfähigkeit vor Augen hat, insbesondere die Abstimmungsregelungen sowie die Sprachregelung (vom Aufwand her eine irrsinnige Verschwendung von Steuergeldern schon für sich gesehen).
Dem kann ich eigentlich zustimmen. Das Projekt EU mit seinen vielen Mitgliedsstaaten sieht aus wie das Anpacken von vielen grossen Aufgaben zum selben Zeitpunkt. Die kann man unmöglich gleichzeitig bewältigen, bzw. wenn man sie synchron zu erledigen versucht, dauert die Arbeit wahrscheinlich länger, als wenn man jede Aufgabe nacheinander konzentriert, aber dafür richtig löst.
Politisch kann man natürlich nicht ein Beitrittsland vor einem gleichwertigen Kandidaten favorisieren, das führt zu Verstimmung mit den anderen sprungbereiten Ländern. Aber mit jedem Neuling halst man sich auch neue Probleme auf, wobei die eigenen bisherigen vielleicht noch nicht gelöst sind.
Die EU täte meiner Meinung nach gut daran, jetzt nach der Osterweiterung einen Schlussstrich zu ziehen und mit den neuen Ländern erstmal Ordnung zu schaffen.
Die Euphorie um das geeinte Europa ist nach dem Kalten Krieg, dem Balkankrieg und der wirtschaftlichen Misere im Osten besonders aktuell, doch muss die Expansion irgendwann auch wieder in sinnvolle Bahnen gelenkt werden. Die Aufnahmekapazität ist aufgrund simpler finanzieller Tatsachen begrenzt, doch wenn man neue Länder aufnimmt und diese dann nicht im selben Mass wirtschaftlich unterstützen kann wie die bisherigen (Stichwort Südeuropa), dann wird die Vision des geeinten Europas bald mal zur Farce.

Na gut, die EU hat sich jetzt auf einen Teil des Ostens eingelassen und muss damit fertig werden. Langfristig wird sie das schaffen, doch bis dahin sollte man an der momentanen Aussengrenze festhalten.

In einem Punkt muss ich allerdings zugeben, dass die EU bzw. die EG ein voller Erfolg war: es macht mich froh und stolz, dass sich die Mitgliedsländer seit der Gründung nicht mehr bekriegt haben. Das hat natürlich auch mit dem Kalten Krieg und dem daraus folgenden NATO-Bündnis zu tun, aber dennoch sind ca. 50 Jahre für europäische Verhältnisse eine sehr lange Zeit des Friedens. Und die europäische Integration hat einen bedeutenden Teil dazu geleistet. Wenn das in diesem Sinne weitergeht, dann hat die EU in dem Punkt zu Recht nirgends eine Grenze verdient oder nötig.
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