30.10.2024, 09:55
Zitat: Hezbollah has lost 80% of its rocketshttps://www.timesofisrael.com/pm-said-me...s-rockets/
Visiting the IDF Northern Command base in Safed on Tuesday, Gallant appeared to back up the estimation that Israel is close to achieving its goals on the northern front, assessing that Hezbollah was operating at a significantly reduced capacity in comparison to its capabilities one year ago.
“I estimate the remaining capacity of the missiles and rockets to be in the order of 20%, and also it is not organized in the way that it used to be organized, in a way that [Hezbollah] could fire [large] volleys,” he said.
“There is a deep connection between our strike in Iran and what is happening to Hezbollah,” he said, referring to Israel’s retaliatory attack on Iranian military bases over the weekend in response to Tehran’s massive ballistic missile attack on October 1.
“Iran understands that Hezbollah does not have the ability to respond, and Hezbollah understands that it cannot rely on Iran,” Gallant added.
Es ist einfach atemberaubend wie die Hezbollah zusammengeklappt ist. Pagerattacke hin oder her, die Ursachen für das Scheitern liegen tiefer.
Mein Eindruck angesichts der Resultate ist, dass man sich viel zu sehr auf den Aufbau eigenen (Offensiv)Kapazitäten konzentriert und die Evolution der Gegenseite ignoriert hat.
Es ist nicht so, dass man selbst konzeptionell dabei geblieben ist beim nächsten Mal einfach einen Libanonkrieg 2006 2.0 führen zu wollen. Ganz im Gegenteil, die Bemühungen der Hezbollah in den letzten Jahren zielten vor allen Dingen darauf ab, das eigene Offensivpotential zu maximieren und den nächsten Krieg multidimensional nach Israel tragen zu können. Das hätte sicherlich auch ganz gut funktioniert - wenn es denn dazu gekommen wäre. Man mag sich kaum ausmalen was hätte geschehen können, wenn die Hezbollah in ähnlicher Weise wie die Hamas operativ überraschend im Norden angegriffen hätte.
Die Entwicklung war eine andere. Der operativ entscheidende Fehler war freilich sich im Vorfeld nicht mit der Hamas abzustimmen und sofort vollumfänglich in den Krieg einzutreten. Dafür gab es freilich gute politische und strategische Gründe, aber das ändert an der Niederlage jetzt und dem Verlust der in zwei Jahrzehnten mühsam aufgebauten Kapazitäten und Fähigkeiten nichts. Mit dem stattdessen angezettelten Kleinkrieg im Norden hatte man sich vielmehr selbst in eine Falle manövriert: Einerseits war die Kampagne durchaus so effektiv und erfolgreich, dass für Israel den Status Quo mit der Hezbollah nicht viel länger hat tolerieren können. Andererseits konnte man die eigenen Offensivkapazitäten nicht proaktiv und wenigstens taktisch überraschend ausspielen, schließlich wollte man eine großen Krieg eigentlich vermeiden.
In dieser Gemengelage ging die Eskalationsdominanz auf Israel über. Israel (Netanyahu, zum Jagen getragen) verstand es meisterlich diese Situation auszunutzen.
Der Entscheidende Punkt dabei ist, dass die Hezbollah Israel an dieser Stelle völlig unterschätzt hat. Man selbst dachte über den Libanonkrieg 2006 hinaus, gleichzeitig kalkulierte man aber damit, dass die Gegenseite im Wesentlichen so (in)effektiv und unentschlossen kämpfen würde wie 2006. Man verstand nicht, bzw. ignorierte in der eigenen Hybris, dass Israel in den Jahrzehnten nach dem Libanonkrieg sowohl allgemein als auch sehr spezifisch gegen die Hezbollah enorme Anstrengungen unternommen hatte, die eigenen Defizite abzubauen und die Ausgangslage zu verbessern.
Ein ganzes Stück weit mag man die Hezbollah hier entschuldigen. Global haben die allerwenigsten Player verstanden, was modernen Streitkräften an der Schwelle zum KI-Zeitalter schon allein mit digitalisierter Aufklärung und Zielgenerierung möglich ist. Von der enorm gesteigerten Effektivität der Sorties mit kleineren, zielgenaueren Waffen ganz zu schweigen.
Konkreter und plakativ ausgedrückt: 2006 hatte die Israelische Luftwaffe deutlich mehr Kapazitäten als Ziele. Die Vorkriegsziellisten waren immens schnell und effektiv abgearbeitet, aber dann ging der Krieg weiter und man (die Luftwaffe / Halutz) schaute in die Röhre. Heute kann die israelische Luftwaffe mit der gleichen Anzahl Kampfjets die drei- und vierfache Anzahl an Zielen effektiver abarbeiten und ihnen gehen selbst nach einem Jahr Krieg die Ziele nicht aus. Schlicht weil man fast schon in Realzeit in der Lage ist, neue Ziele zu generieren und abzuarbeiten.
So spektakulär und effektiv die Pagerattacke gewesen sein mag, der parallel in der ausgedehnten Luftkampagne demonstrierte Quantensprung der israelischen Luftwaffe ist noch bedeutsamer. Technisch auf ähnlichen Niveau wie der jüngste Angriff auf den Iran, taktisch aber auch nochmal eine ganz andere Hausnummer. Wenn wir auf die entscheidenden Septemberwochen zurückblicken sehen wir eine sich intensivierende Luftkampagne mit teilweise spektakulären Luftschlägen die strategisch relevante Angriffsversuche der Hezbollah unterbunden haben sollen, kulminierend zwischen dem 22. und 25. September in Tagen mit massiven israelischer Feuers mit dem tausende Ziele angegriffen wurden. In der Folge wartete man auf den großen Gegenschlag, der kam aber nie, stattdessen wurde Nasrallah getötet.
Die Hezbollah wurde von dieser Entwicklung völlig überrascht. Zum einen verstand man die Eskalationsspirale in der man sich befand nicht vollumfänglich und rechnete nicht damit, dass Israel derart weit würde gehen wollen, zum anderen unterschätzte man eben die tatsächlich aufgebotene Schlagkraft der Israelis völlig.Ich bin überzeugt, dass die Hezbollah der Meinung gewesen ist, für einen Raketenkrieg gegen Israel gut bis sehr gut aufgestellt zu sein. Und gleichzeitig davon, dass diese Einschätzungen nicht in Ansätzen der Realität entsprochen hat.
Wir schon an anderer Stelle hier gemutmaßt, zu zentralisierte Kommandostrukturen, zu wenig Abschussrampen, zu dislozierte Arsenale und die Israelis haben sich das alles zwanzig Jahre lang ungestört angeschaut (und dafür andere Fronten sträflich vernachlässigt).
Letztlich ist den Israelis durch stringente eigene Vorbereitung aber in letzter Konsequenz am Ende des Tages durch eine glückliche Fügung des Schicksals möglich gewesen und gelungen ist ihre Trümpfe voll auszuspielen. Man konnte zu einem eigens gewählten Zeitpunkt, bei maximaler militärischer Einsatzbereitschaft taktisch überraschend gegen einen bereit angenockten Gegner mit großer Beinfreiheit und ganzer Stärke zuschlagen.
Im Ergebnis verheerend für die Hezbollah, aber es hätte auch ganz anders kommen können.