14.10.2024, 11:14
(14.10.2024, 00:32)Broensen schrieb: Du machst hier immer wieder den gleichen Fehler und unterscheidest nicht zwischen den Konflikten in Gaza und dem Libanon einerseits und dem Vorgehen radikaler israelischer Siedler mit staatlicher Rückendeckung im Westjordanland. Und das macht es extrem schwer, mit dir hier zielführend zu diskutieren. Und dabei unterstelle ich dir grundsätzlich eine reflektierte Überzeugung als Motiv, die es durchaus ermöglicht, ernsthaft zu diskutieren. Aber du bist leider nicht in der Lage, zwei vom Staat Israel zu verantwortende Vorgänge separat zu bewerten und das ist sehr schade.ich bin überzeugt davon, dass diese "separaten Konflikte" mehr als nur einen losen Zusammenhang haben. Wenn es das israelische Verhalten im Westjordanland nicht -, sondern auch eine funktionierende 2-Staatenlöstung mit den Palästinensern gäbe, würde der Nährboden für Hamas und Hisbollah wegfallen.
....
Das ist ja auch der Grund, warum die Hamas zumindest in der Vergangenheit von Israels Regirung nicht nur geduldet wurde (vgl. das SPIEGEL-Zitat in #1.383 vom 09.10.2024, 22:18).
Und aus dem selben "inneren Grund", aus dem die 2-Staaten-Lösung von Israel boykottiert wird, möchte Israels Regierung ihren Einflussbereich im Libanon ausweiten und die Annektion der Golan-Höhen sichern.
Dabei geht es nicht um "Sicherheit" - das ist lediglich eine Behauptung, die täuschen soll.
Im Kern geht es um "Eretz Israel", also das "Groß-Israel" der Siedlerbewegung, das auch Territorien der Nachbarstaaten Libyen, Syrien und Jordanien einschließt. Das hat auch QF sehr gut erkannt. Er schreibt:
(14.10.2024, 09:58)Quintus Fabius schrieb: Erich:in dieser Hinsicht sind wir aufgrund unserer Analysen, die aus unterschiedlicher Ausgangsbasis kommen, völlig konform.
...
In diesem Kontext sollte man betonen, dass sowohl der Gazastreifen wie auch das Westjordanland nicht Teil Israels sind.
Man könnte also durchaus darüber diskutieren, ob man die Zustände im Westjordanland als eine Art Apartheid sehen kann. Aber das Westjordanland ist nicht Israel. Und das Westjordanland ist auch nicht der Libanon. Ebenso ist Gaza nicht der Libanon usw.
....
...
1 Im Westjordanland wird aktuell schlussendlich ein Kolonialkrieg geführt. Die COIN Maßnahmen der Israelis zielen aber meiner Meinung nach nicht auf eine langfristige Beherrschung der Palästinenser dort ab, sondern auf deren Ersetzung durch eine andere Bevölkerung, also in letzter Konsequenz auf eine ethnische Säuberung durch Vertreibung / Flucht usw. Entsprechend verfolgt hier Israel eine geheime Agenda und sollen die COIN Maßnahmen langfristig gesehen Umstände produzieren, welche man dann zur Umsetzung dieser Agenda und deren Rechtfertigung und Legalisierung benötigt.
2 in Gaza - völlig getrennt davon - betreibt man einen Post-Kolonialen Krieg. Dort soll die Hamas an der Macht bleiben, aus genau der gleichen unter 1 genannten Zielsetzung. Beide Fälle hängen insofern zusammen, als dass man hier langfristig auf eine Ein-Staaten-Lösung zu Lasten der Palästinenser heraus will. Ich halte dies für einen Fehler, weil ich es für zu ehrgeizig halte und deshalb beschuldige ich Israel hier vor allem anderen der Hybris / Selbstüberschätzung.
Einschub: Abgesehen von moralisch-ethischen Fragen und rein funktional denke ich, dass der Schaden dieses Geschehens den Nutzen für Israel mit der Zeit weiter übersteigen wird. ...
Nicht übereinstimmen tun wir in der Abstrahierung, die Du weiter vornimmst:
Zitat: ....Da widerspreche ich Dir einfach, weil ich auch für den Krieg im Libanon in der tiefsten Ebene die gleiche Begründung sehe wie für die anderen Konflikte. Diese Kriege sind untrennbar miteinander verwoben. Das wird - nebenbei - auch hier im Strang deutlich, der das aktuelle Geschehen an allen Fronten einfach als "Sechster Nahostkrieg" zusammen fast.
3 Der Krieg im Libanon ist davon in Wahrheit völlig unabhängig und muß getrennt betrachtet werden. ...
Das Handeln Israels ist also an einer Stelle richtig, und an einer anderen Stelle falsch. Auf gar keinen Fall aber ist es so einfach und unterkomplex wie du es hier oft darstellst, indem du einfach alles miteinander vermengst.
Deine Vorgehensweise ist mehr auf der taktischen Ebene. Sie zergliedert einen großen Krieg in verschiedene unabhängige Einzeloperationen.
Das erinnert mich an die Vorgehensweise meiner KollegInnen aus meiner beruflichen Tätigkeit. Die Volljuristen dort haben die Streitigkeiten in ihre Einzelfälle separiert oder zerlegt und nur diesen Einzelfall bearbeitet.
Das ist ein Ergebnis der Anwaltsausbildung. Da ist es finanziell und zeitlich effektiv, sich auf die Erledigung dieser einzelnen Rechtsstreitigkeiten zu konzentrieren. Ein weiterer Streit bedeutet ein weiteres Mandat.
Ich bin Verwaltungsrechtler mit dem beruflichen Schwerpunkt Verfassungs- und Staatskirchenrecht, und habe einen anderen - ganzheitlichen - Ansatz bevorzugt.
Ich habe nicht nur den aktuellen Streitfall etwa um die Höhe einer Grabnutzungsgebühr auf dem kirchlichen Friedhof bearbeitet, sondern auch gleich auf eine Erneuerung der örtlichen Friedhofssatzung hingewirkt, wenn ich gesehen habe, dass da eine andere rechtswidrige Regelung drin war, die "vordergründig" mit dem aktuellen Fall nichts zu tun hatte.
Im Endeffekt ist das nur dem vordergründigen Anschein nach ein zusätzlicher Aufwand. Denn spätestens bei Gericht wird eine Inzidentprüfung der Rechtsnorm dazu führen, dass diese als "nicht existent" aufgehoben wird. Und das betrifft dann nicht nur den streitgegenständlichen Einzelfall, sondern eine Vielzahl weiterer Fälle. Und dann ist "die Kacke richtig am dampfen".
Oder - um es anders zu formulieren - als Verwaltungsrechtler bin ich dem Rechtsstaat und dem Gesetz zur Loyalität verpflichtet, nicht meinem Mandanten oder dem Behördenleiter, um deren Wirrsinn zu begründen. Solche Art von "Rechtfertigungsjuristen" sollten eigentlich in Deutschland seit den unseligen Jahren der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts vorbei sein. Das ist auch der Grund, weshalb ich mich sicher nicht zum Strafverteidiger eignen würde. Aber das führt jetzt zu weit hinaus.
Worauf ich hinaus will, ist etwas anderes:
Nur mit einem ganzheitlichen Ansatz lässt sich die zugrunde liegende Problematik bewältigen. Solange das nicht erfolgt, sind Meldungen über "Vier Tote und Dutzende Verletzte bei Drohnenangriff der Hisbollah auf israelischen Armeestützpunkt" (Quelle) nur Einzelfälle, Eintagsmeldungen in einer Kette von Ereignissen, genauso wie das Eindringen israelischer Streitkräfte mit Panzern in eine Stellung der Blauhelmsoldaten.
Erst die Kette, die Sammlung von Ereignissen, ermöglicht es, einen "Trend" festzustellen.
Und wenn man denn einen Trend festgestellt hat, dann ist es immer noch nicht klar, wo die Ursache der Ereigniskette liegt.
Diese Ursachenermittlung führt wieder zur ganzheitlichen Analyse - und dabei kann ich mich eben nicht auf einzelne Ereignisse oder Fälle beschränken.
zurück aber zu den aktuellen Ereignissen.
_Hier wird berichtet (Zitat):
Zitat: Krieg im Nahen Osten: Israel spricht von über 20.000 Toten
Der Krieg im Nahen Osten hat sich bereits gejährt, die Brutalität nimmt immer weiter zu. Die Angriffe von Israel auf den Gaza-Streifen reißen nicht ab, das Regime um Netanjahu konzentriert sich zudem zunehmend auf den Libanon – die Hochburg die Hisbollah-Miliz. Jetzt offenbart die Armee schockierende Zahlen.
...
zurück aber zu den aktuellen Ereignissen.
_Hier wird berichtet (Zitat): [quote] Krieg im Nahen Osten: Israel spricht von über 20.000 Toten
Der Krieg im Nahen Osten hat sich bereits gejährt, die Brutalität nimmt immer weiter zu. Die Angriffe von Israel auf den Gaza-Streifen reißen nicht ab, das Regime um Netanjahu konzentriert sich zudem zunehmend auf den Libanon – die Hochburg die Hisbollah-Miliz. Jetzt offenbart die Armee schockierende Zahlen.
...