15.08.2024, 20:39
Werter Nightwatch:
Der erste Satz stimmt natürlich vollauf, aber gerade eben darum geht es mir ja. Selbst nicht antizipierte Fernwirkungen sind nicht per se schlecht, immer schlecht usw. sondern sie bieten wiederum auch Chancen welche man bei bloßer Fortführung des Status Quo gar nicht hat. Natürlich sind hier die Grenzen zum Hasardeurtum fließend, aber trotzdem halte ich mehr Mut zum Risiko und eine deutlich risikoaffinere Strategie hier langfristig für überlegen, im Gegensatz zum versteinerten Konservatismus eines Netanjahu und seinesgleichen. Und deshalb halte ich das eben für keine schlechte Handlungsoption, sondern die erzkonservative bloße Verwaltung des Problems für die eigentliche schlechte Wahl in diesem Kontext:
Das Hauptargument jedes wahrhaft Konservativen ! Es hat doch bisher immer funktioniert, also wird es auch immer weiter so funktionieren. Der Verweis auf die katastrophale Politik der Merkel-Zeit den du hier tätigst sollte eigentlich schon aufzeigen, dass dies nur dann gilt, wenn die Umstände entsprechend sind. Meiner Meinung nach aber sind die Umstände in und um Israel herum aber inzwischen vollständig konträr zu jedweder denkbaren konservativen Politik:
contra
Wie willst du eigentlich in einer derart instabilen und volatilen Situation von Stabilität und konservativer Politik sprechen ?
vs
Allein das letztgenannte zeigt auf, dass die Situation in keinster Weise stabil ist. Und das ist gerade mal die innenpolitische Seite. Und außenpolitisch ernsthaft von einer stabilen Situation zu sprechen, angesichts dessen was da gerade real geschieht entzieht sich meinem Verständnis. Wo bitte sehr ist da außenpolitische Stabilität ?!
Ich habe im Laufe der Zeit schon sehr viele ganz konkrete Vorschläge gemacht. Ob die alle taugen oder nicht, könnte man diskutieren, aber von dir hörte und höre ich zu absolut allem immer nur eine Antwort: geht nicht, weil die Israelis wollen nicht. Das ist eine extremst wohlfeile und sehr bequeme Argumentation. Ich teile weder deinen Fatalismus in diesem Kontext noch diesen Defätismus der da aus diesem ständigen: geht nicht, weil die Israelis wollen das nicht - für mich heraus klingt.
Im weiteren bezogen sich meine Vorschläge in der letzten Zeit primär auf Gaza und nicht auf das Westjordanland. Beispielsweise wäre es erforderlich, dass man Gaza besetzt, die Bevölkerung dort sortiert, dafür Lager verwendet, die Bevölkerung in diesen zugleich Schutz und ausreichende Versorgung findet usw. Und deine viel zu simple Antwort darauf ist: geht nicht, weil das wollen die Israelis nicht und das können sie nicht. Richtig davon ist nur, dass man es nicht will, aus einer Vielzahl von Gründen, und in Bezug auf eine Mehrheit der Israelis auch vor allem aus völliger Ignoranz gegenüber ihren Nachbarn.
Sehr wohl könnte man Gaza besetzen, sehr wohl könnte man diese Lager bauen (nennen wir sie Schutzzonen damit es besser klingt), sehr wohl könnte man dauerhaft drei Divisionsäquivalente dort stationieren und dann in einer intelligent geführten COIN Kampagne die Hamas ausrotten usw. Das einzige was da fehlt ist der Wille dazu, weil die Palästinenser der Mehrheit der Israelis vollkommen egal sind. Und damit sind wir beim Kern des ganzen Problems, der vorherrschenden sozialkulturellen Grundströmung der Israelis, die egozentrisch und narzistisch ist. Also hast du doch recht, und man kann gegen eine Mehrheit von egozentrischen Narzisten nichts und absolut gar nichts tun ?!
Die Ironie ist, dass du dir hier in diesem einen Punkt beispielsweise bereits selbst wiedersprichst: du schreibst, der Erzfehler war es die Besatzung von Gaza aufzugeben Zitat:
Und zugleich erklärst du mir, dass eine Besatzung von Gaza nicht möglich sei ! (wie war sie dann früher möglich ?) und dass das eine Besatzung von Gaza falsch sei ! (warum war sie dann der Erzfehler der direkt zum Krieg geführt hat ?)
Beispielsweise Gaza zu besetzen und die Verantwortung für die Zivilbevölkerung dort zu übernehmen. Welche Israel aus Ignoranz, Egozentrie, Rassenhass, religiöser Verblendung, einer in Wahrheit ganz anderen politischen Agenda, insbesondere auch Rachedurst und vielen weiteren Gründen nicht übernehmen will. Die Mehrheit der Israelis aber ignoriert das Leiden in Gaza einfach. Und nur dadurch hält diese Mehrheit still, weil sie die Augen und die Ohren verschließt und seitens der Regierung naturgemäß nichts getan wird diese schweigende israelische Mehrheit aus dieser Ignoranz zu reißen.
Es wäre daher schon allein mal ein Anfang, seitens der Regierung die Palästinenser als zu vor der Hamas zu rettende Menschen darzustellen und nicht als eine nicht-menschliche Entität die man nach belieben weiter töten muss, weil das halt der Status Quo ist.
Ich glaube dass die israelische Gesellschaft insgesamt eigentlich besser ist, als du sie hier durch diese Aussage darstellst. Was der Mehrheit der Israelis fehlt ist vor allem anderen Einsicht, und die Regierung tut alles damit sie diese nicht erhält. Die Perspektive zu ändern wäre aber sehr wohl möglich und dem folgend auch die für eine Verbesserung (nicht Lösung ! , nur Verbesserung !) der Sitiuation zumindest in Gaza.
Zitat:Veränderungen sind prinzipiell risikobehaftet, weil sie Entwicklungen mit sich bringen können, die man nicht antizipiert oder kontrollieren kann. Eine stabile Situation mit irgendwelchen kühnen Zügen über den Haufen werfen zu wollen während es keinen offensichtlich gangbaren Lösungsweg gibt ist da eine denkbar schlechte Handlungsoption.
Der erste Satz stimmt natürlich vollauf, aber gerade eben darum geht es mir ja. Selbst nicht antizipierte Fernwirkungen sind nicht per se schlecht, immer schlecht usw. sondern sie bieten wiederum auch Chancen welche man bei bloßer Fortführung des Status Quo gar nicht hat. Natürlich sind hier die Grenzen zum Hasardeurtum fließend, aber trotzdem halte ich mehr Mut zum Risiko und eine deutlich risikoaffinere Strategie hier langfristig für überlegen, im Gegensatz zum versteinerten Konservatismus eines Netanjahu und seinesgleichen. Und deshalb halte ich das eben für keine schlechte Handlungsoption, sondern die erzkonservative bloße Verwaltung des Problems für die eigentliche schlechte Wahl in diesem Kontext:
Zitat:hat Netanyahu so unrecht mit seinem Kurs? Es hat lange Jahre gut bis sehr gut funktioniert und auch der 7. Oktober war kein Event, dass zwangsläufig hätte so ablaufen müssen, wie es abgelaufen ist.
Das Hauptargument jedes wahrhaft Konservativen ! Es hat doch bisher immer funktioniert, also wird es auch immer weiter so funktionieren. Der Verweis auf die katastrophale Politik der Merkel-Zeit den du hier tätigst sollte eigentlich schon aufzeigen, dass dies nur dann gilt, wenn die Umstände entsprechend sind. Meiner Meinung nach aber sind die Umstände in und um Israel herum aber inzwischen vollständig konträr zu jedweder denkbaren konservativen Politik:
Zitat:Israel ist trotz aller Widrigkeiten ein Land in dem es sich wunderbar leben lässt, die Bevölkerung ist angesichts der Lage geradezu absurd glücklich, die Lebensqualität ist höher als in vielen europäischen Ländern, die Wirtschaftsdaten sind für entwickelte Staaten traumhaft, Demographie ebenso... erreicht primär mit einem Regierungschef dessen zuvorderst Ziel es ist eben keine heißen Eisen zu schmieden, sondern den Status Quo möglichst gut zu verwalten.
contra
Zitat:Auf der anderen Seite zeigen aber die Unruhen aufgrund der Justizreform, dass in der israelischen Gesellschaft ein enormes Potential zum Aufruhr steckt. Und beileibe nicht nur von linkspopulistischer Seite.
Eine Räumung von Siedlungen im Westjordanland beispielsweise würde heute, selbst wenn sie nur in der übersichtlichen Größenordnung des Abzugs aus Gaza stattfinden würde, zu Verwerfungen führen, die das Land nicht nur an den Rand, sondern wahrscheinlich direkt in einen Bürgerkrieg führen würden.
Wie willst du eigentlich in einer derart instabilen und volatilen Situation von Stabilität und konservativer Politik sprechen ?
Zitat:Eine stabile Situation
vs
Zitat:wahrscheinlich direkt in einen Bürgerkrieg
Allein das letztgenannte zeigt auf, dass die Situation in keinster Weise stabil ist. Und das ist gerade mal die innenpolitische Seite. Und außenpolitisch ernsthaft von einer stabilen Situation zu sprechen, angesichts dessen was da gerade real geschieht entzieht sich meinem Verständnis. Wo bitte sehr ist da außenpolitische Stabilität ?!
Zitat:Was soll also gemacht werden? Von dir höre ich immer nur, dass der Status Quo ganz unweigerlich in eine fürchterliche Zukunft führen wird. Vielleicht hast du recht, vielleicht nicht. Allerdings hilft diese mögliche Erkenntnis nichts, wenn du keine politisch gangbaren Vorschlägen bringen kannst, die zu einer positiven Veränderung des Status Quo führen würden.
Ich habe im Laufe der Zeit schon sehr viele ganz konkrete Vorschläge gemacht. Ob die alle taugen oder nicht, könnte man diskutieren, aber von dir hörte und höre ich zu absolut allem immer nur eine Antwort: geht nicht, weil die Israelis wollen nicht. Das ist eine extremst wohlfeile und sehr bequeme Argumentation. Ich teile weder deinen Fatalismus in diesem Kontext noch diesen Defätismus der da aus diesem ständigen: geht nicht, weil die Israelis wollen das nicht - für mich heraus klingt.
Im weiteren bezogen sich meine Vorschläge in der letzten Zeit primär auf Gaza und nicht auf das Westjordanland. Beispielsweise wäre es erforderlich, dass man Gaza besetzt, die Bevölkerung dort sortiert, dafür Lager verwendet, die Bevölkerung in diesen zugleich Schutz und ausreichende Versorgung findet usw. Und deine viel zu simple Antwort darauf ist: geht nicht, weil das wollen die Israelis nicht und das können sie nicht. Richtig davon ist nur, dass man es nicht will, aus einer Vielzahl von Gründen, und in Bezug auf eine Mehrheit der Israelis auch vor allem aus völliger Ignoranz gegenüber ihren Nachbarn.
Sehr wohl könnte man Gaza besetzen, sehr wohl könnte man diese Lager bauen (nennen wir sie Schutzzonen damit es besser klingt), sehr wohl könnte man dauerhaft drei Divisionsäquivalente dort stationieren und dann in einer intelligent geführten COIN Kampagne die Hamas ausrotten usw. Das einzige was da fehlt ist der Wille dazu, weil die Palästinenser der Mehrheit der Israelis vollkommen egal sind. Und damit sind wir beim Kern des ganzen Problems, der vorherrschenden sozialkulturellen Grundströmung der Israelis, die egozentrisch und narzistisch ist. Also hast du doch recht, und man kann gegen eine Mehrheit von egozentrischen Narzisten nichts und absolut gar nichts tun ?!
Die Ironie ist, dass du dir hier in diesem einen Punkt beispielsweise bereits selbst wiedersprichst: du schreibst, der Erzfehler war es die Besatzung von Gaza aufzugeben Zitat:
Zitat:Der letzte Regierungschef der etwas anderes versucht hat war Ariel Sharon. Von seinem einseitigen Abzug aus Gaza führt eine sehr direkte Linie zu dem Desaster des 7. Oktober und dem Krieg gegen die Hamas.
Und zugleich erklärst du mir, dass eine Besatzung von Gaza nicht möglich sei ! (wie war sie dann früher möglich ?) und dass das eine Besatzung von Gaza falsch sei ! (warum war sie dann der Erzfehler der direkt zum Krieg geführt hat ?)
Zitat:Welche Handlungsoptionen hat ein Netanyahu tatsächlich? Welche hätte ein möglicher Nachfolger Gantz oder Bennett?
Beispielsweise Gaza zu besetzen und die Verantwortung für die Zivilbevölkerung dort zu übernehmen. Welche Israel aus Ignoranz, Egozentrie, Rassenhass, religiöser Verblendung, einer in Wahrheit ganz anderen politischen Agenda, insbesondere auch Rachedurst und vielen weiteren Gründen nicht übernehmen will. Die Mehrheit der Israelis aber ignoriert das Leiden in Gaza einfach. Und nur dadurch hält diese Mehrheit still, weil sie die Augen und die Ohren verschließt und seitens der Regierung naturgemäß nichts getan wird diese schweigende israelische Mehrheit aus dieser Ignoranz zu reißen.
Es wäre daher schon allein mal ein Anfang, seitens der Regierung die Palästinenser als zu vor der Hamas zu rettende Menschen darzustellen und nicht als eine nicht-menschliche Entität die man nach belieben weiter töten muss, weil das halt der Status Quo ist.
Zitat:Von Dingen zu träumen, die in einer pluralistischen Demokratie nicht umsetzbar sind auch nicht.
Ich glaube dass die israelische Gesellschaft insgesamt eigentlich besser ist, als du sie hier durch diese Aussage darstellst. Was der Mehrheit der Israelis fehlt ist vor allem anderen Einsicht, und die Regierung tut alles damit sie diese nicht erhält. Die Perspektive zu ändern wäre aber sehr wohl möglich und dem folgend auch die für eine Verbesserung (nicht Lösung ! , nur Verbesserung !) der Sitiuation zumindest in Gaza.