21.04.2023, 19:04
Naturtalen schrieb:Ich sollte vielleicht etwas mehr ausholen: Die F-35 wird u.A. als fähige A/A Plattform beworben. Meine Argumentation ist, dass diese Rolle auf einer fragilen Grundlage steht, und das Konzept nur gut funktioniert, wenn der Flieger unerkannt bleibt. Man hofft, dass die Luftstreitkräfte, deren fähigste Jäger die F-35 sind/werden, nicht irgendwann ein böses Erwachen haben.Es ist einfach so: Ganz ohne Stealth (was eine absurde Vorstellung ist) hat die F-35 immer noch die leistungsfähigste Sensorsuite, extrem potente EW-Fähigkeiten, die fortschrittlichsten Lenkwaffen und einen Enabler-Flugpark dahinter der global seines gleichen sucht.
Kein potentieller Gegner irgendwelcher Europäischen Westentaschenluftwaffen ist ansatzweise in der Lage ein ähnliches Gesamtpaket (auch ohne Stealth) in nennenswerter Quantität auf den Hof zu stellen.
Zitat: Ja, natürlich. Aber für einen billigen Bombtruck ist die F-35 wieder zu teuer im Betrieb, das könnte man auch günstiger haben. Und wie du selbst sagst, braucht man einen High/Low Mix. Den hat aktuell nur die USA ansatzweise, wenn man sich auf Stealth-fähige Plattformen konzentriert. Je länger man darüber nachdenkt, desto dümmer scheint die Konstellation mit eingestellter F-22 und überkomplexer F-35, irgendwas ist da bei den Prioritäten schiefgegangen.
Es fehlen strukturell 150 F-22, das ist vollkommen richtig. Nur ist die F-35 heutzutage die günstige Lösung. Günstiger wird es ob mit ob ohne Stealth bei Kauf und Wartung nicht. Es sind nicht primär die exotischen Stealth-Materialen die hier zu Buche schlagen – hier hat Lockheed Martin eine entscheidende Evolution von der F-22 hinbekommen – das Flugzeug ist vollgestopft mit moderner Technik, das kostet einfach und ist nicht mehr viel günstiger zu haben.
Der Vergleich mit irgendwelchen Legacy-Jets hinkt, weil a) die F-35 Fähigkeiten intern abbildet die für Legacy Jets mit externen Pods zugekauft werden müssen, b) weil gerade in Europa und den USA nicht die voll aufgerödelten Late-Block Legacy Jets unterwegs sind und c) hinter den Legacy Jets ein eingespielter und global aufgestellter Wartungs- und Versorgungsapparat steht, der für die F-35 immernoch aufgebaut wird.
Zusätzlich hier einfach mal eine Hausnummer – Kostenvergleich F-15X vs F-35 https://breakingdefense.com/2022/04/air-...nt-add-up/
Natürlich könnte man hergehen / hätte man hergehen können, sich Nato-weit auf ein Legacy Jet Muster einigen und davon ein, zweitausend Stück über zwei Dekaden produzieren können. Das wäre dann eine ganze Ecke günstiger gekommen als die F-35, unterm Strich wären für Europa dabei aber auch weniger Fähigkeiten bei rausgesprungen.
Wenn du in diesem Forum zurückblätterst wirst du feststellen, dass ich diese Position in der damaligen Zeit als die Entscheidung Raptor canceln und voll auf Lightning zu setzen aktuell war vehement vertreten habe. Und ich bin noch immer der Meinung, dass es global betrachtet damals sinnvoller gewesen wäre, mehr F-22 zu beschaffen, eine FB-22 Strike Variante nachzuschieben, ansonsten komplett auf Legacy-Jets zu setzen und sich von VTOL/STVOL zu verabschieden. Die Dinge sind nun aber anders gekommen und Entscheidungen lassen sich immer nur im Hinblick auf die bestehenden Realitäten treffen.
Heute ist klar, dass die F-35 das zukünftige Standardflugzeug in der Nato sein wird. Gerade wenn es darum geht nur ein, zwei Geschwader mit ein paar Flugzeugen auszustatten ist man gut beraten einfach auf den Zug aufzuspringen der den größten Drive hat. Mit technischen vielleicht bessern Sonderlösungen zahlst du für in der Praxis kaum je relevante Fähigkeitenzuwächse immens viel Geld drauf.
Und wenn du so sehr schiss bezüglich dem High-Part weil die Russen perspektivisch irgendwelche Wundertechnik der Chinesen bekommen – NGAD wird die Envelope um einiges weiter pushen als FCAS oder an was man sich sonst so in Europa versucht. Die Amerikaner nehmen sicher zahlungsfähige Kunden, wenn man sehr nett fragt.
Zitat: Mehr aus Mangel an Optionen, da außer den USA kein westliches Land ein 5th Gen Flieger entwickelt hat, geschweige denn ein High/Low Paar. Die nackten Kaufpreise der F-35 mögen günstig erscheinen, die laufenden Kosten über die erwartete Lebensdauer sind es aber nicht, was die Stückzahl begrenzen wird.Die Stückzahl ist tatsächlich überhaupt nicht irgendwie begrenzt. Lockheed Martin hat über 900 Flugzeuge ausgeliefert, produzieren aktuell 150+ pro Jahr und jenseits der US Luftwaffen stehen die Käufer Schlange. Bis Ende des Jahrzehnts werden damit knapp 2.000 F-35 produziert worden sein. Das sind mehr als F-15 in allen denkbaren Varianten, ähnlich viele wie F-18 in allen Varianten und deutlich mehr als was an Europäischen Kampfjets zwischen Eurofighter, Rafale und Gripen insgesamt gebaut worden ist.
Egal ob es gefällt oder nicht, die Kiste ist die Zukunft und die Idee, man müsse für diese eine kleine Luftwaffe in der Mitte Europas das Rad neu erfinden ist nichts als typisch deutscher Größenwahn.