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Irak
#19
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Zitat:Hoffnung im Reich der Angst
Paul Wolfowitz berichtet über seine Irak-Reise nach dem Tod von Saddams Söhnen - Debatte
von Paul Wolfowitz

Hinter der Polizeiakademie in Bagdad steht ein abgestorbener Baum. Das Ungewöhnliche daran sind zwei dauerhaft an den Astgabeln angebrachte Seile - eines hoch genug, um einen Mann daran festzubinden, das andere hoch genug für eine Frau. In der Nähe des Baums gibt es eine Reihe kleiner Zellen für besondere Gefangene. Unser Führer, der neu ernannte sunnitische Polizeichef der Akademie (der wegen einer abwertenden Bemerkung über Saddam Hussein zu seinem besten Freund ein Jahr inhaftiert war), erzählte uns von den unaussprechlichen Dingen, die den einst an diesen Baum gebundenen und in diesen Zellen festgehaltenen Männern und Frauen widerfahren sind. Hinter dem Folterbaum führt ein kleines Gatter zum Hauptsitz des von Udai Hussein geleiteten Olympischen Komitees. Er schlüpfte oft abends durch dieses Hintertürchen, um Gefangene zu foltern und zu misshandeln.


Bei meiner Reise durch den Irak habe ich noch viele weitere Berichte über unsägliche Brutalität gehört. Als wir im Norden waren, erzählte uns ein Befehlshaber, dass Arbeiter die Aushebung eines erst entdeckten Massengrabs vorübergehend eingestellt hatten, nachdem sie auf die Überreste von 80 Frauen und Kindern gestoßen waren - einige noch in ihren Kleidchen und mit ihren Spielsachen.


Im Süden trafen wir auf andere Überlebende der entsetzlichen Brutalität des Regimes, die in den Marschen ansässigen Araber, für die die Befreiung gerade noch rechtzeitig kam, um einen Bruchteil dieser alten Zivilisation zu retten. Wo sich einst eine üppige Landschaft produktiver Süßwassermarschen befand, ist jetzt eine riesige, fast leblose Leere. Die Kinder dort begrüßten uns mit lautem Applaus und riefen "Salaam Bush" und "Nieder mit Saddam". Ihr erster Wunsch waren nicht Süßigkeiten oder Spielzeug. Sie sagten nur ein Wort: "Wasser?"


Das alte Regime ist noch gegenwärtig. Eine erstickende Decke der Furcht und des Grauens, gewoben in 35 Jahren, kann nicht in wenigen Wochen abgeworfen werden. Die Iraker sind verständlicherweise vorsichtig. Bis sie überzeugt sind, dass auch die letzten Relikte von Saddams altem Regime beseitigt sind und ein langer und entsetzlicher Teil ihrer Geschichte überwunden ist, wird diese Furcht bleiben. Was vorige Woche mit Udai und Kusai Hussein geschah, ist ein wesentlicher Teil des Aufbauprozesses einer freien, sicheren und demokratischen Zukunft im Irak. Ihr Ableben ist ein wichtiger Schritt, um den Irakern das sichere Gefühl zu geben, dass die Tyrannei der Baath-Partei nie wiederkehrt. Er trägt zur Wiederherstellung der Ordnung bei und gibt der Freiheit eine Chance. Sogar in Bagdad, weit entfernt von den Gebieten der Schia und der Kurden, die wir mit Husseins Völkermord in Verbindung bringen, brachen bei der Nachricht ihres Todes fast sofort enthusiastische und lange Jubelfeiern aus. Das deutet auf etwas anderes hin, das ich ebenfalls beobachtet habe: Hussein und seine Söhne unterdrückten wahllos.


Es war ein beachtlicher Schritt nach vorne, die Nummern zwei und drei auf unserer Liste der gesuchten Verbrecher des Regimes zu schnappen. Am selben Tag haben wir den Befehlshaber der Sondereinheit der Republikanischen Garden gefasst. In den Tagen vor Ort haben wir jedoch gelernt, dass die Wurzeln dieses Regimes tief sind und sich in Bezirke und Stadtviertel eingraben wie eine riesige Bande organisierter Verbrecher. Daher konzentriert sich die Koalition auf die mittlere Ebene der Baath-Partei, wo wir unseres Erachtens noch größere Erfolge bei der Verhaftung der gedungenen Mörder und der Verblendeten erzielen können, die es jetzt auf unsere Soldaten und unseren Erfolg abgesehen haben. Kürzlich festgenommene Funktionäre haben neue und nützliche Informationen preisgegeben.


Auch wenn der Feind gegen unsere Erfolge ankämpft, werden wir den Frieden erlangen. Aber wir werden ihn nicht allein erlangen. Amerikanische Truppen müssen nicht jeden Kilometer elektrischer Kabel bewachen. Der wirkliche Schwerpunkt sind die Iraker selbst - sie wissen, wer die Verbrecher sind und wo sie sich aufhalten. Und für sie steht am meisten auf dem Spiel - ihre Zukunft. Während die Iraker sich in den Fängen der Angst befinden, erzielen unsere Verbündeten in der Koalition und die neuen nationalen und kommunalen irakischen Stadträte beträchtliche Erfolge. Wenn unvermeidbare Herausforderungen und Kontroversen auftreten, sollten wir uns erinnern, dass die meisten Iraker zutiefst dankbar sind für das, was unsere unglaublich tapferen amerikanischen Streitkräfte und die der Koalition geleistet haben, um sie aus Saddams Republik der Angst zu befreien. Wenn wir die Iraker überzeugt haben, dass wir bleiben, bis das alte Regime zerschlagen und die Verbrecher bestraft sind - und wir tatsächlich entschlossen sind, ihnen ihr Land zurückzugeben -, werden sie wissen, dass sie wirklich damit anfangen können, eine von Irakern eingesetzte und aus Irakern bestehende Regierung und Gesellschaft für das irakische Volk aufzubauen.


In vieler Hinsicht sind die Iraker wie Gefangene, die Jahre der Einzelhaft erduldeten - ohne Licht, ohne Frieden, ohne Kenntnis der Welt dort draußen. Sie sind gerade in das helle Licht der Hoffnung und die frische Luft der Freiheit getreten. Sie brauchen einige Zeit, um sich an dieses neue Umfeld ohne Folterbäume zu gewöhnen.


Paul Wolfowitz ist stellvertretender Verteidigungsminister der USA


Artikel erschienen am 1. Aug 2003
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