06.03.2016, 10:22
Zitat:Der Trumptrain hält also Kurs.Weiß nicht. Man kann auch argumentieren, dass eine gewisse Gegenbewegung feststellbar ist. Schon am Super Tuesday blieb Trump deutlich unter dem was für ihn maximal möglich war (er gewann natürlich trotzdem überzeugend und komfortabel), die Ergebnisse von heute Nacht zeichnen wieder ein ähnliches Bild. Trump liegt insgesamt gesehen (ziemlich knapp) vorne, zeigt aber doch deutliche Schwächen.
Damit könnte der extrem scharfe Gegenwind der ihm entgegenbläst tatsächlich einige Wirkung entfalten.
Auffallend ist, dass Trump offensichtlich ein Problem mit den Late Deciders hat. Wähler die ihre Entscheidung erst unmittelbar vor der Wahl treffen scheinen sich konstant gegen Trump zu entscheiden.
Zudem scheint es ihm nicht zu gelingen, seine schon in Iowa gezeigte Schwäche in Caucuses zu überwinden. Gut für ihn, das jetzt nur noch sehr wenige (unwichtige) Wahlen nach diesem Prinzip anstehen.
Das alles stärkt meinen Eindruck, dass es auf eine Brokered Convention hinauslaufen könnte. Trump wird mit dieser Performance am Ende eine einfache Mehrheit der Stimmen holen aber nicht mehr.
Nocheinmal ganz anders könnte es aussehen, wenn einer der Kandidaten zeitnah aufgibt (sprich, wenn Rubio aufgibt). Die Ergebnisse heute Nacht scheinen nahe zu legen, dass Cruz davon deutlich mehr profitieren könnte als Trump. Vielleicht deutlich genug um Trump in dem einen oder anderen wichtigen Winner Take All Staat in die Suppe zu spucken.
Reichen würde das sicherlich auch nicht um Cruz im Delegate Count vor Trump zu platzieren(selbst wenn Kasich auch noch rausgehen würde dürfte es nicht reichen), aber es wäre für die Convention natürlich Gold wert.
Das Problem für die Republikaner ist halt, dass Cruz dem Trump konventionell gedacht in der Wählbarkeit in nichts nachsteht, sprich als religiöser Rechtausleger würde er gegen Clinton mindestens genauso spektakulär untergehen wie Trump. Und anders als bei Trump kann man bei Cruz kaum Argumente für ein Realignment der Wählerschichten finden.
Zudem ist er wie schon öfters angesprochen beim republikanischen Establishment verhasster als Trump. Die Angriffe der Parteigrößen auf Cruz nach seinem Sieg in Iowa machten damals schon deutlich, dass er für sie keine Alternative ist, es ist schwer vorstellbar, dass sich das mittlerweile geändert hat.
Dementsprechend vergrößert das Abschneiden von Cruz heute das Problem für die republikanische Partei nur anstatt es zu lösen. Deutlich wurde dagegen, die Establishment Alternative Rubio ist eine Fehlzündung. Nachdem er Florida verlieren wird ist er mausetot und es wird spannend zu beobachten sein, ob sie auf der Convention mit dieser Leiche auftauchen wollen. Alternativ könnte Rubio aufgeben und seinen Delegierten Kasich empfehlen. Wenn das Establishment den kontrollieren kann wäre das womöglich die bessere Variante.
Was bleibt? Für mich die Erkenntnis, dass ich Cruz etwas zu negativ eingeschätzt habe. Seine Wall gegen Trump im Mittleren Westen und sein außergewöhnlicher Sieg in Maine (Caucus, aber immerhin) rechtfertigt seine Argumentation ein gutes Stück weit. Er hat weiterhin keine absehbare Möglichkeit Trump insgesamt zu schlagen, aber er ist jetzt glasklarer erster Verfolger.
Ebenso hatte Kasich den richtigen Riecher. Rubio scheitert auf ganzer Linie und auch wenn die Ergebnisse von Kasich nicht besser sind, er hat realistische Chancen Ohio zu holen während Rubio Florida ziemlich sicher verlieren wird.
So bleibt es spannend, die Erwartung, dass Trump nach seiner Siegesserie bis zum Supertuesday weitere Teile der republikanischen Partei hinter sich sammeln kann hat sich jedenfalls nicht erfüllt. Eine Gegenbewegung ist sichtbar, dummerweise angeführt von einer noch schlechteren Alternative und auch nicht stark genug um Trump irgendwann irgendwie einen Knockout zu verpassen.
Kurz zu den Demokraten noch; Clinton hätte für ein optimales Ergebnis 57 Delegierte holen müssen, geschafft hat sie 55. Sanders hätte 52 Delegierte gebraucht um wenigsten heute Nacht mal auf Kurs zu kommen, geholt hat er 47. Sprich unterm Strich hat Clinton besser abgeschnitten, für Sanders weiterhin kein Land in Sicht.