10.08.2015, 15:11
In gewisser Weise neige ich dazu, phantom in einigen Punkten hier zuzustimmen. Man kann Bush sen. und Bush jr. im Falle Irak nicht miteinander vergleichen. Bush sen. hat sich nicht nur ein UN-Mandat für seinen Feldzug geholt, den er nüchtern kurzerhand Desert Storm nannte, sondern er hatte auch eine wirkliche internationale Allianz hinter sich, die über alle arabischen Staaten und die Europäer bis hin zu den Russen und den Japanern reichte. (Wobei Japaner und Deutsche, die vor allem durch die Wiedervereinigung stark beschäftigt waren, sich v. a. mit Geldunterstützung beteiligten und die Russen, die vom Zusammenbruch der Sowjetunion schwer mitgenommen wurden, in internationalen Gremien den US-Plänen zustimmten, was aber auch ein Novum war.) Vater Bush hielt sich zudem strikt an das UN-Mandat: Es sah eine Befreiung Kuwaits vor, aber nicht einen Sturz Saddams und eine Besetzung Bagdads. Und i. d. T. hielt sich Bush sen. präzise daran und beendete nach der Rückeroberung Kuwaits sofort die geplante Bodenoffensive gen Bagdad (den sog. "100-Stunden-Feldzug") - zum Leidwesen einiger Pentagon-Generale, die wohl liebend gerne weitermarschiert wären. Kurzum: Man kann manche Verhaltensweise auch bei Bush sen. kritisieren - etwa, dass er die Schiiten des Südirak zum Aufstand aufrief und dann mehr oder minder in Stich ließ und der Rache Saddams aussetzte -, aber er hat sich a) ansonsten genau an die UN-Vorgaben gehalten, b) den Krieg erst nach einer eindeutigen Aggression des Irak begonnen und c) zudem diesen mit breiter internationaler Unterstützung auf sehr rationale Art mit einem enormen (d. h. ausreichend großen) Militärapparat geführt und d) ihn auch nach Erfüllung der Zielvorgaben sofort beendet.
Bush jr. hingegen hat eigentlich alles anders gemacht als sein Vater. Er brach den Krieg unter fadenscheinigen und teils peinlich zusammengelogenen Gründen gegen einen geschwächten und handlungsunfähigen Irak vom Zaun, formte eine halbgare "Koalition der Willigen" (wo so Schwergewichte wie Mikronesien sich tummelten), sorgte für Zoff in der NATO und eine handfeste Krise mit dem "alten Europa", überging kurzerhand die UN und internationales Recht und nannte zudem seinen Feldzug pathetisch-heilsbringend Iraqi Freedom. Danach folgte der ziemlich banale und auch beinahe unwürdige Mission Accomplished-Auftritt von ihm auf dem Flugzeugträger USS "Abraham Lincoln", obgleich schon absehbar war, dass die Mission eben keineswegs accomplished war, sondern dass die Probleme erst anfingen. Die US-Streitkräfte, die den Feldzug 2003 mit zu wenigen Truppen begonnen hatten - im Gegensatz zum Golfkrieg II von Vater Bush 1991 -, versanken in den folgenden drei, vier Jahren in einem gnadenlosen Guerilla- und Bürgerkrieg, der auf barbarische Weise geführt wurde: Scharfschützenattacken, Bombenanschläge, Entführungen und konfessionelle Gewalt bestimmten fortan den Alltag; US-Soldaten wurden von Untergrundkämpfern entführt und fürchterlich verstümmelt später aufgefunden, umgekehrt reagierte die Welt schockiert auf die Folterbilder aus Abu Ghuraib und anderen US-Lagern, was das US-Ansehen auf Jahre hinweg beschädigte. Und zu allerletzt hat Bush jr. durch den Sturz von Saddam es auch dem Iran ermöglicht, seinen Machtbereich am Tigris auszubauen, etwas, was Saddam, dem die Mullahs spinnefeind waren, immer zu verhindern wusste...
Fazit: Bush jr. hat insofern eigentlich alles falsch gemacht, was man hat falsch machen können, während sich Vater Bush wesentlich verantwortungsbewusster, rationaler und vorausschauender verhalten hat, und den USA das Chaos einer Besetzung des Irak und einen internationalen Ansehensverlust durch Lügen, Folterskandale und eine Desavouierung der UN erspart hat.
Schneemann.
Bush jr. hingegen hat eigentlich alles anders gemacht als sein Vater. Er brach den Krieg unter fadenscheinigen und teils peinlich zusammengelogenen Gründen gegen einen geschwächten und handlungsunfähigen Irak vom Zaun, formte eine halbgare "Koalition der Willigen" (wo so Schwergewichte wie Mikronesien sich tummelten), sorgte für Zoff in der NATO und eine handfeste Krise mit dem "alten Europa", überging kurzerhand die UN und internationales Recht und nannte zudem seinen Feldzug pathetisch-heilsbringend Iraqi Freedom. Danach folgte der ziemlich banale und auch beinahe unwürdige Mission Accomplished-Auftritt von ihm auf dem Flugzeugträger USS "Abraham Lincoln", obgleich schon absehbar war, dass die Mission eben keineswegs accomplished war, sondern dass die Probleme erst anfingen. Die US-Streitkräfte, die den Feldzug 2003 mit zu wenigen Truppen begonnen hatten - im Gegensatz zum Golfkrieg II von Vater Bush 1991 -, versanken in den folgenden drei, vier Jahren in einem gnadenlosen Guerilla- und Bürgerkrieg, der auf barbarische Weise geführt wurde: Scharfschützenattacken, Bombenanschläge, Entführungen und konfessionelle Gewalt bestimmten fortan den Alltag; US-Soldaten wurden von Untergrundkämpfern entführt und fürchterlich verstümmelt später aufgefunden, umgekehrt reagierte die Welt schockiert auf die Folterbilder aus Abu Ghuraib und anderen US-Lagern, was das US-Ansehen auf Jahre hinweg beschädigte. Und zu allerletzt hat Bush jr. durch den Sturz von Saddam es auch dem Iran ermöglicht, seinen Machtbereich am Tigris auszubauen, etwas, was Saddam, dem die Mullahs spinnefeind waren, immer zu verhindern wusste...
Fazit: Bush jr. hat insofern eigentlich alles falsch gemacht, was man hat falsch machen können, während sich Vater Bush wesentlich verantwortungsbewusster, rationaler und vorausschauender verhalten hat, und den USA das Chaos einer Besetzung des Irak und einen internationalen Ansehensverlust durch Lügen, Folterskandale und eine Desavouierung der UN erspart hat.
Schneemann.