26.04.2015, 10:07
Das MARINEFORUM bietet - wie gewohnt - eine prägnante Zusammenfassung
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Zitat:....die Frage ist, ob man mit der Blockade und dem Beschuss von See her nicht gerade das provoziert, was man vorgibt, verhindern zu wollen.
GOLFREGION - ARABISCHE HALBINSEL
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AKTUELLE MARITIME MILITÄRISCHE LAGE (Fortschreibung)
Die aktuelle militärische Lage in der Region um die Arabische Halbinsel ist neben der Bekämpfung der radikal-islamischen ISIL (Islamic State of Iraq and the Levant) zurzeit vor allem vom Bürgerkrieg im Jemen bestimmt.
Eine US-geführte multinationale Koalition setzt im Irak und in Syrien in von ISIL besetzten Gebieten Luftschläge gegen Kommandozentren, Stützpunkte, Depots und von den Islamisten kontrollierte Öl-Raffinerien (Hauptfinanzierungsquelle) unvermindert fort, muss sich dabei aber vorübergehend mit Einsätzen landgestützter Flugzeuge begnügen. Der US-Flugzeugträger THEODORE ROOSEVELT hat sich nach Übernahme der Operation „Inherent Resolve“ vom inzwischen in Richtung Heimat (San Diego) abgelaufenen Flugzeugträger CARL VINSON nur wenige Tage im Persischen Golf aufgehalten. Schon am 19. April wurde die THEODORE ROOSEVELT „in Zusammenhang mit der Lageentwicklung im Jemen“ in Richtung Arabisches Meer / Golf von Aden abgezogen (s.u. JEMEN).
JEMEN (Fortschreibung)
Der Bürgerkrieg im Jemen bleibt an der Schwelle der Ausweitung zu einem regionalen militärischen Konflikt. Die Houthi-Rebellen zeigen bisher keine erkennbare Reaktion auf die Resolution des UN Sicherheitsrates, setzen im Gegenteil ihre Offensive im Süden des Jemen (vor allem in der Region um Aden) fort.
Die saudi-arabisch geführte Koalition hat die von den Luftwaffen der Mitgliedstaaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) sowie Ägyptens, Sudans, Jordaniens und Marokkos durchgeführte Operation „Decisive Storm“ am 21. April offiziell für beendet erklärt und die Nachfolgeoperation "Restoring Hope“ begonnen. Diese soll humanitäre Hilfsaktionen (auch ziviler Organisationen) ermöglichen, zugleich aber weiterhin die Hothi in ihrer Bewegungs- und Operationsfreiheit einschränken. Auch im Rahmen von "Restoring Hope“ gibt es weiterhin Luftschläge gegen Houthi-Positionen, allerdings nicht mehr im Rahmen einer umfassenden „Kampagne“, sondern nur vereinzelt und „bedarfsweise“. Die USA unterstützen hier weiterhin mit (geheimdienstlichen) Lagebildinformationen und logistischen Maßnahmen wie Luftbetankung von Koalitions-Jagdbombern durch US-Tankflugzeuge. Unter den derzeit geltenden „Rules of Engagement“ dürfen US-Flugzeuge nicht in jemenitischem Luftraum eingesetzt werden.
Während einige Beobachter über „hinter den Kulissen geführte“ Verhandlungen zu einer politischen Lösung spekulieren, bleibt eine Ausweitung des Konfliktes durch eine von Saudi-Arabien geführte Bodenoffensive reale Option. Am 21. April ordnete der saudische König Salman eine Mobilmachung der Nationalgarde an; sie solle sich „am Kampf gegen die Houthi beteiligen“. Erste Einheiten sollen am 23. April an der Grenze zum Jemen eingetroffen sein.
Neben der Destabilisierung der Region durch ein dem Iran nahe stehendes, schiitisches Houthi-Regime droht auch eine Erstarkung des jemenitischen „Ablegers“ der internationalen Terrororganisation Al-Kaida. Tatsächlich haben Al-Kaida Kräfte an der Küste des Golfs von Aden die Häfen von Mukallah und Ash Shihr sowie den Flugplatz Riyan und ein Öl-Terminal übernommen. Koalitionskräfte gehen bisher nicht gegen Al-Kaida vor; einzig die USA bekämpfen diese (mit Drohnen).
Der mit den Houthi-Rebellen sympathisierende Iran schließt „eine militärische Intervention aus“, wird aber wie schon seit Jahren bemüht bleiben, die Rebellen mit verdeckter Lieferung von Waffen und Munition zu unterstützen. Auch Offiziere der iranischen Revolutionsgarden sollen als „Militärberater“ im Jemen eingesetzt sein – was der Iran natürlich vehement dementiert.
Schon in der Vorwoche soll sich im Iran ein kleiner Konvoi von bis zu neun Schiffen (Küstenfrachter, Dhaus, ein Schlepper) auf den Weg in Richtung Jemen gemacht. Einige der Fahrzeuge sollen auch Waffen transportieren. Saudi-Arabien hat „in scharfer Form“ vor einem Einlaufen in jemenitische Gewässer oder gar Häfen gewarnt. Die Schiffe werden auf ihrem Marsch in Richtung Jemen auch von der US Navy beobachtet. Am 23. April gab es Meldungen, nach denen die „zu routinemäßigen Anti-Piraterie-Operationen“ in den Golf verlegte 34. Einsatzgruppe der iranischen Marine (Geleitfregatte ALBORZ und Versorger BUSHEER) die Sicherung der Fahrzeuge übernommen habe. Medien berichteten daraufhin, die USA hätten den Flugzeugträger THEODORE ROOSEVELT und der FK-Kreuzer NORMANDY aus dem Persischen Golf abgezogen und ins Arabische Meer verlegt, „um die iranischen Schiffe abzufangen“.
Ein Einsatz des Flugzeugträgers zu einer solchen Aktion wäre allerdings „operativer overkill“. Ohnehin ist die US Navy im Golf von Aden und bis ins südliche Rote Meer bereits mit der kompletten IWO JIMA Amphibious Ready Group (amphibischer Träger IWO JIMA, Docklandungsschiffe NEW YORK und FORT McHENRY; insgesamt 2.200 US Marines eingeschifft) sowie den zur ROOSEVELT Carrier Strike Group gehörenden Zerstörern FORREST SHERMAN und WINSTON S CHURCHILL präsent.
Wahrscheinlicher ist, dass die US Navy die ROOSEVELT in Befürchtung einer möglichen Eskalation mit dem Iran vorsichtshalber aus dem Persischen Golf abgezogen hat. Bei einer denkbaren Sperrung der Straße von Hormuz wäre der Träger unmittelbar gefährdet und überdies auch nur noch bedingt einsetzbar. Seine Verlegung ins Arabische Meer und in den Osteingang des Golfes von Aden hat aber offenbar ein Signal in Richtung Teheran gesendet. Nur kurz nach Eintreffen der THEODORE ROOSEVELT soll die kleine iranische Flottille auf Nordostkurs gegangen sein und sich wieder von der jemenitischen Küste entfernen. Unklar ist, ob auch schon die Heimreise angetreten wurde. Staatliche iranische Medien erwähnen die Schiffe übrigens bisher mit keinem Wort.
Seit dem 14. April besteht ein vom UN Sicherheitsrat ein über die Houthi-Rebellen verhängtes Waffenembargo. Schon zuvor hatten saudi-arabische und ägyptische Marineeinheiten eine Blockade aller jemenitischen Häfen erklärt und setzen diese mit Kriegsschiffen auch konsequent durch. Erneut habe sie auch in der abgelaufenen Woche Houthi-Stellungen in und bei Aden von See her unter Artilleriefeuer genommen.
Die Lieferung von Versorgungsgütern in den Jemen bleibt stark beeinträchtigt. Mehrere Frachter liegen vor der jemenitischen Küste vor Anker und warten vergeblich auf Genehmigung zum Einlaufen. Da der Jemen mehr als 90 Prozent seiner Lebensmittel (darunter fast alles Getreide) importieren muss, sind Versorgungsengpässe absehbar. Der UNHCR befürchtet überdies schon bald eine Flüchtlingswelle; bis zu 130.000 Menschen könnten in kleinen Booten die Flucht über den Golf von Aden nach Dschibuti, Somalia und Puntland versuchen.
Mit der geostrategischen Lage des Jemen am Golf von Aden und der Meerenge des Bab el-Mandeb hat der Konflikt hat zwangsläufig auch eine internationale maritime Dimension. Zwar sicherten die Houthi-Rebellen zu, den internationalen Seeverkehr nicht zu beeinträchtigen, aber von Inseln in der Meerenge und von der jemenitischen Küste können sie mit schweren Waffen den Bab el-Mandeb effektiv abdecken. Die ägyptische Marine hat mehrere Kriegsschiffe in der Meerenge - für Ägypten der „südliche Zugang zum Suezkanal“ – positioniert.
Auch (heimliches) Ausbringen von Treibminen könnte den Seeverkehr durch die strategische Meerenge empfindlich beeinträchtigen. Im Bab el-Mandeb operiert denn auch ein multinationaler Minenabwehrverband mit zurzeit fünf Minenabwehrfahrzeugen. Die US Navy hat die Hochseeminensucher DEXTROUS und SENTRY dort im Einsatz; die britische Royal Navy unterstützt mit zwei im Persischen Golf stationierten und nun dorthin verlegten Minenjagdbooten, und die französische Marine hat von Abu Dhabi das Minenjagdboot AIGLE verlegt.
Die Evakuierung ausländischer Staatsbürger aus dem Jemen scheint abgeschlossen. In der abgelaufenen Woche wurden keine weiteren Evakuierungseinsätze von Seestreitkräften mehr gemeldet.