26.08.2012, 12:39
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Zitat:Eine chinesische Arktis-Expedition dürfte in Russland mit sehr gemischten Gefühlen verfolgt werden.(noch mehr news auf der hp des MF und im Heft)
Im Juni hatte der vom Polar Research Institute of China (PRIC) betriebene Eisbrecher XUELONG (“Schneedrache”) seinen Heimathafen Schanghai zu einer insgesamt viermonatigen Fahrt in die Arktis verlassen. Das 21.000-ts Schiff war Anfang der 1990-er Jahre bei der Kherson Werft in der Ukraine gebaut worden (VITUS BERING-Klasse, Schwesterschiff der russischen VASILIY GOLOVNIN) und führt seitdem jährlich mindestens eine größere Forschungsfahrt durch. Neben jährlichen Reisen zur Unterstützung chinesischer Forschungsstationen in der Antarktis hatte das Schiff 1999, 2003, 2008 und zuletzt 2010 durch die Beringstraße auch in die Arktis verlegt.
Die nunmehr fünfte Arktis-Expedition unterscheidet sich allerdings deutlich von den früheren Fahrten in den Hohen Norden. Erstmals befuhr die XUELONG nämlich den gesamten nördlichen Seeweg, verlegte von der Tschuktschensee entlang der russischen Nordküste westwärts bis in die Barentssee und dann durch die Norwegensee noch bis nach Island, wo vom 17. – 23. August zwei kurze Hafenbesuche auf dem Programm standen. Auf dem Rückweg nach China soll eine weitere, ungewöhnliche Route gewählt werden. Bei ihrer letzten Arktisreise (2010) war die YUELONG von der Beringstraße bereits bis in die Nähe des geographischen Nordpols vorgestoßen. Diesmal soll der Heimweg in einer „Abkürzung“ von Island aus direkt über den Nordpol zur Beringstraße führen. Man geht davon aus, dass der „dramatische“ Rückgang der arktischen Eisbedeckung in diesem arktischen Sommer diese Route erlaubt. In diesen Tagen konnte auch schon der schwedische Eisbrecher ODEN bis direkt an den Pol vorstoßen. Die Route von Barentssee über den Pol zur Beringstraße wurde allerdings bisher nur von russischen Eisbrechern bewältigt.
Für China sind in der Arktis zwei Aspekte interessant. Zum einen würde eine Nutzung der im Klimawandels zunehmend befahrbaren arktischen Seeverkehrswege Transporte von Europa nach China deutlich verkürzen. Zum anderen dürften die Chinesen aber auch in der Arktis lagernde Rohstoffe ins Visier genommen haben. Zwar ist China kein Arktis-Anrainer, aber das 1982 verabschiedete Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen eröffnet durchaus Möglichkeiten einer „Teilhabe“. Außerhalb der definierten, 200 sm auf See reichenden Ausschließlichen Wirtschaftszone beginnt nämlich internationales Gebiet, in dem grundsätzlich Jeder Zugang zu dort lagernden Ressourcen hat. Wer hier Mineralien oder fossile Brennstoffe fördern will, muss nur seinen „Claim“ bei der International Seabed Authority (ISA) anmelden, die in diesem Gebiet als quasi internationale Behörde den Abbau organisiert und überwacht.
Ausgenommen davon sind nur die Gebiete des „geologischen Kontinentalschelfs“, der als „untermeerische Fortsetzung des Festlandes“ zur Wirtschaftszone eines Staates hinzugerechnet wird. Russland ist denn auch seit Jahren um den Nachweis bemüht, dass die von seiner Nordküste bis an den Pol reichenden Gebiete Teil seines Kontinentalschelfs sind. Die anderen Arktisanrainer weisen die russischen Behauptungen scharf zurück, lassen inzwischen aber ihrerseits ähnliche Bestrebungen erkennen. Wo außerhalb definierter Wirtschaftszonen liegende Teilgebiete der Arktis jedoch nicht als Kontinentalschelf deklariert (und als solche verbindlich von den Vereinten Nationen anerkannt) werden können, hätten die Chinesen freie Hand, die Ausbeutung von Rohstoffen formell bei der ISA anzumelden.
Dass solche Überlegungen in China nicht nur bloße Theorie sind, zeigen offiziell veröffentlichte Planungen. Bis 2015 sind mindestens zwei weitere, größere Arktisexpeditionen geplant. Ein erster, selbst entwickelter 13.000-ts „Forschungseisbrecher“ ist im Bau und soll 2013 fertig gestellt sein. Ihm soll unmittelbar noch ein zweites, mit 8.000 ts etwas kleineres Schiff folgen. Beide sollen problemlos auch noch in mehr als 1,5 m dickem Eis operieren können. Es kann kein Zweifel bestehen, dass China vermehrt auf die Arktis blickt – und dies nicht nur zu bloßen Forschungszwecken.