05.09.2007, 20:16
Zitat:Oder hätte man nicht von vorneherein der sunnitischen Bevölkerung mehr Mitwirkungsrechte geben müssen, insbesondere auch im Sicherheitsbereich?
Hätte man m.E. nicht. Das Problem ist, kaum bestreitbar, fundamentaler Natur. Sunniten und Schiiten haben nicht einige formale Differenzen, sondern wollen sich gegenseitig an den Kragen. Nichts hat das besser gezeigt als die Zusammensetzung der irakischen Regierung und des Parlamentes. Da funktioniert inzwischen so gut wie gar nichts mehr. Deswegen finde ich Walkers Bemerkungen zum "Schlüssel für die Befriedung" umso bemerkenswerter, wenn er nur Zeilen zuvor (im zitierenden Artikel) die Problematik der notwendigen (und scheinbar nicht realisierten) Sicherheitsmaßnahmen hervorhebt, weil die Gewalt zwischen beiden Fraktionen weiter um sich greift.
Entwicklungsvarianten:
1. Man schafft einen hegemonial schiitischen Irak und findet sich damit ab, dass die Sunniten "unter Kontrolle" gehalten werden. Angesichts der Machtverteilung in den bisherigen Jahrzehnten mal eine hübsche Abwechslung...
2. Man zerschlägt den Irak in die schon oftmals diskutierten drei Zonen, de fakto drei verschiedene Staaten, wobei die Schiiten im Süden ihr Ding machen und sich die (dann besser reduzierbaren) US-Truppen nur um die Mitte kümmern. Dass das mit erhöhter iranischer Einflussnahme im Süden sowie absehbar religiös motivierten Säuberungen einhergehen könnte, macht diese Variante natürlich nicht schöner (für die US-Interessen resp. die generelle Außenwirkung auf die politische Kultur im Westen).
Einen weiter vereinten Irak mit stabiler und anteilig ausgewogener Regierung dürfte sich stattdessen als Ziel immer mehr zu einem echten Jahrhundertprojekt auswachsen.