30.07.2003, 05:24
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Wer grademal ein paar Monate nach Kriegsende nach ner Verfassung und freien Wahlen schreit hat sie meiner Meinung nach nicht mehr alle. Nur weil ein paar Islamisten nach nem 2. Gottesstaat rufen heisst es nochlange nicht das sie die Meinung des ganzen Volkes repraesentieren - und sollten sie waere es auch nicht schlimm- die Irakis werden wohl zur Demokratie erzogen werden ( hofen wir das es klappt) genauso wie wir oder die Japaner dazu erzogen wurden. Die Amerikaner werden wohl auch nicht aufgrund einiger Uebergriffe das Feld raeumen und dem Irak sich selbst bzw. einigen Islamisten ueberlassen. "Was macht man, wenn fünf Feuerwehrmänner beim Löschen eines Brandes umkommen? Das Haus abbrennen lassen? Ich wäre froh, wenn die Leute in Washington Vietnam endlich ganz hinter sich lassen könnten."
Und ich glaub schon das man das selbstverursachte Trauma Vietnam ueberwunden hat.
Zitat:Die Irak-Angst der Medien
Leitartikel
von Torsten Krauel
Seltsam widersprüchlich sieht der Irak in diesen Tagen aus. Drei Monate nach der Einnahme Bagdads meldet Washington bei der Suche nach Saddam plötzlich einen Fahndungserfolg nach dem anderen. Es existiert eine provisorische irakische Regierung. Deren Rolle ist irgendwo zwischen Selbsterfahrungsgruppe, Beraterfunktion und Regierungsmitverantwortung angesiedelt, aber sie existiert. Im Nationalmuseum Bagdad sind die vermissten Kunstschätze größtenteils wieder aufgetaucht. Die Erleichterung über den Tod der Söhne Saddams ist viel größer, als es vielleicht von manchen Medien erwartet worden war. Das ist die eine Seite.
Die andere Seite ist die: Islamische Extremisten sickern in den Irak ein. Die Morde an amerikanischen Soldaten reißen nicht ab. George W. Bush erwägt offenbar die zweite Umbildung der Übergangsverwaltung binnen neun Wochen. Schiitische Führer denken laut über den bewaffneten Kampf gegen die "Besatzer" nach. Washington verlängert die Stationierungsfrist seiner Soldaten.
Irak, eine Erfolgsstory. Irak, ein Fass ohne Boden. Was stimmt? Die westlichen Mediengesellschaften möchten endlich eine klare Antwort haben. Sie werden sich mit ihr noch gedulden müssen. Wenn Mediendemokratien und die Geschichte aufeinander treffen, kommt dabei oft ein unscharfes Bild heraus. Mediendemokratien setzen instinktiv eine Lesebrille auf. Sie vertrauen den Bildern oder dem gedruckten Wort des Tages. Sie sind es gewohnt, ergebnis- statt prozessorientiert zu denken. Das Prozessuale der Geschichte ist ihre Sache weniger, obgleich sie sich seit 1989 solchen Denkweisen stärker geöffnet haben als zuvor.
Im Bewusstsein der Mediendemokratien ist seither das Trügerische scheinbar fest gefügter Annahmen zur Leitgröße geworden. Der politisch herbeigeführte Wandel historischen Ausmaßes ist in ihren Augen eigentlich so illusionär wie vor der Wende. Nur wurde er vor 1989 als Bedrohung angesehen, weil ein gewisser Endzustand der Geschichte, eine bei sorgsamem Umgang stabile Gleichgewichtsposition der konstruktiven und destruktiven Kräfte erreicht zu sein schien. Heute wird der Wandel als Bedrohung angesehen, weil ein Endzustand der Geschichte, ja selbst ein provisorisches Gleichgewicht weithin nicht mehr als erreichbar betrachtet wird. Jede Aktion vergrößert nur die Aussicht, das Chaos zu vergrößern. Die Folge ist für westliche Mediengesellschaften nahezu dieselbe wie vor 1989: eine Erstarrung in vermeintlich sicherer Deckung.
Dieser Wegduck-Instinkt wird aber auch im Fall Irak wahrscheinlich trügen. Das liegt zum Teil daran, dass der Westen das Wissen über die Dramatik seiner politischen Geburt zu Gunsten eines zur Legende verdichteten Erfolgsgefühls verdrängt hat. Für die Jahre 1945 bis 1949, die heute von der Bush-Regierung oft als Parallele zu ihrer eigenen Politik herangezogen werden, gilt: Die westliche Besatzungspolitik war alles andere als eine kohärente, logische Aufbauleistung. In Italien wurde mit allen Tricks die Machtergreifung durch Kommunisten hintertrieben. In Deutschland herrschten Demontagen, Kohlemangel, Hungerkrisen, Depression allerorten. Was in den ersten Jahren der Besatzung geschah, konnte kaum als Meisterleistung vorausschauender Politik bewertet werden. Wie oft widersprachen sich Ziele und Realitäten! Wie unkoordiniert wirkte das Vorgehen, wie planlos das Durcheinander der Institutionen! Es dauerte damals drei Jahre, bis eine klare Vorstellung darüber kommunizierbar war, was die Befreier eigentlich wollten. Heute ist das vergessen.
Dem Beispiel ist weder zu entnehmen, dass sich im Irak alles automatisch zum Guten, noch, dass es sich automatisch zum Schlechten wenden wird. Daran wird eine Festnahme Saddams nichts Wesentliches ändern: Er ist wichtig, aber nur noch einer von vielen Gestaltern dort.
Bushs Amerika ist in seinen politischen Voreingenommenheiten befangen und muss die Praxis erst mühsam lernen. Es hat dafür allerdings auch Zeit, denn die Geschichte besitzt eine größere Dünung, als der Wahrnehmungszyklus der Mediendemokratie es überblickt. Die erkennbaren Folgen des Irakkrieges lassen eine optimistische Bewertung genauso zu wie eine pessimistische. Das Ergebnis ist noch offen - aber, das vor allem, nicht automatisch zum Bösen vorbestimmt.
Artikel erschienen am 30. Jul 2003
Wer grademal ein paar Monate nach Kriegsende nach ner Verfassung und freien Wahlen schreit hat sie meiner Meinung nach nicht mehr alle. Nur weil ein paar Islamisten nach nem 2. Gottesstaat rufen heisst es nochlange nicht das sie die Meinung des ganzen Volkes repraesentieren - und sollten sie waere es auch nicht schlimm- die Irakis werden wohl zur Demokratie erzogen werden ( hofen wir das es klappt) genauso wie wir oder die Japaner dazu erzogen wurden. Die Amerikaner werden wohl auch nicht aufgrund einiger Uebergriffe das Feld raeumen und dem Irak sich selbst bzw. einigen Islamisten ueberlassen. "Was macht man, wenn fünf Feuerwehrmänner beim Löschen eines Brandes umkommen? Das Haus abbrennen lassen? Ich wäre froh, wenn die Leute in Washington Vietnam endlich ganz hinter sich lassen könnten."
Und ich glaub schon das man das selbstverursachte Trauma Vietnam ueberwunden hat.