BRIC(S) - Staaten
(07.07.2025, 12:41)Schneemann schrieb: Dann geht es aber mit BRIC(S) aktuell den Bach runter, wenn man deine Zahlen vergleicht.

Laut der von dir eingestellten Wikipedia-Graphik lagen BRIC(S) und G7 im Jahr 2020 bei ca. 30% des weltweiten BIP und damit gleichauf. Laut der FAZ aber von 2025 liegen die G7 bei 45% und BRIC(S) bei ca. 28% des globalen BIP. D. h. entweder stimmt eines von deinen beiden Zahlenbeispielen nicht oder aber BRIC(S) befindet sich auf dem absteigenden Ast.

Kann aber natürlich auch sein, wenn man die desolaten Bedingungen in Russland und die Labilität von Brasilien, Südafrika und auch des Iran berücksichtigt. In jedem Fall scheint die Lage von BRIC(S) nicht rosig zu sein.

Schneemann

Kann es sein dass hier BIP nach Kaufkraftparität und ohne diese zusammengewürfelt wurden?
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@Schneemann
Die Wiki-Grafik ist (wie alle Wiki-Artikel, gell) durchaus bezweifelbar. Ich nehme Wiki daher i.d.R. nur, um Größenordnungen darzustellen. Bei der Wiki-Grafik ist das die Entwicklungslinie, der Trend, der sich aus der Grafik ergibt.
Problematisch ist auch, dass in den letzten Jahren ein massiver Mitgliederzuwachs sehr unterschiedlicher Staaten zu verzeichnen war.
Indonesien und Saudi-Arabien eint wenig, außer dem Islam. Und manche Mitgliedsländer hinken mit ihrer statistischen Erfassung sehr lange zurück oder haben sehr große "Toleranzbreiten", um es zurück haltend auszudrücken. Nicht in allen Schwellenländern ist die Wirtschaftsstatistik so ausgeprägt wie in Deutschland.
Dann ist auch entscheidend, zu welchem Zeitpunkt man gerade welche Daten in einer Statistik verarbeitet.

Letztendlich ist es egal, ob da 5 % mehr oder weniger BIP erfasst werden. Deshalb hatte ich ja auch von "mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung und rund 40 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung" geschrieben.

BRICS-Staaten verurteilen Iran-Angriffe und kritisieren Trumps Zollpolitik - der kleinste gemeinsame Nenner
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@Kongo Erich
Zitat:Indonesien und Saudi-Arabien eint wenig...
Es wäre nicht nur das, man denke an Iran und Saudi-Arabien oder auch China und Indien. Da sind zwischen den jeweiligen Ländern durchaus schwere Spannungsmomente (besser: Rivalitäten) vorhanden. Und das Xi nicht in Brasilien auftauchte - bei Putin mag man es noch verstehen wegen seines Haftbefehls -, wird von manchen Beobachtern auch schon dahingehend gedeutet, dass Peking von der Sinnhaftigkeit von BRIC(S) nicht mehr allzu sehr überzeugt ist.

Dazu:
Zitat:Staatenbund in der Krise – Auch Xi kommt nicht zum Gipfel in Rio

Die erweiterte BRICS-Gruppe findet kaum noch einen Konsens. [...] In Rio de Janeiro wollte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva als Gastgeber beim am Sonntagabend deutscher Zeit beginnenden BRICS-Gipfel die wichtigsten Führer des sogenannten globalen Südens empfangen. [...]

Doch auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping sagte in letzter Minute ab. Stattdessen wird Chinas Nummer zwei, Regierungschef Li Qiang, die Volksrepublik vertreten. Dies bestätigte das chinesische Außenministerium am Donnerstag. „Xi wird fehlen“, sagte Celso Amorim, Lulas Chefdiplomat.

Xis Fernbleiben hat sich wie ein Schatten über den Gipfel gelegt. In Brasilien wird spekuliert, dass Pekings Absage der Grund dafür ist, dass auch die eingeladenen Staatsoberhäupter aus Ägypten, Saudi-Arabien, der Türkei und Mexiko ihre Teilnahme zurückgezogen haben. Von den BRICS-Gründungsmitgliedern werden nur Indiens Premierminister Narendra Modi und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nach Rio kommen. [...] Es ist das erste Mal seit 2009, dass China nicht mit dem obersten Vertreter des Staates bei einem Präsidententreffen der Gemeinschaft dabei ist.
https://www.handelsblatt.com/politik/int...39326.html

Das sieht mir nach vielem aus, aber nicht nach Einigkeit oder starkem Interesse. Und ohne China können die BRIC(S)-Staaten den Laden eigentlich zumachen. Ich vermute, dass man in Peking sehr genau bemerkt hat, dass man von den anderen Mitgliedern als Zugpferd vor den Karren gespannt werden soll, aber dass die Vorteile für die Volksrepublik insgesamt eher überschaubar sind.

Schneemann
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@Schneemann

Deine Vermutung kann man teilen - allerdings macht Xi sehr wenig Auslandsreisen, nicht mehr als zwei bis drei im Jahr. Und die hat er eigentlich schon voll. Er besuchte im Mai Russland zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Sieges über den Nationalsozialismus - da hat er die meisten BRICS-Repräsentanten getroffen - und reiste im April durch Südostasien, um eine engere Kooperation mit Ländern wie Vietnam zu fördern.
Xi "empfängt lieber" - wie die chinesischen Kaiser - und lässt sich so selbst hofieren. So waren im Mai Chiles Präsident Gabriel Boric in Peking, um die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu vertiefen.- und im Juni der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa ebenfalls in Peking. Man kann also durchaus davon ausgehen, dass China starkes Interesse an Südamerika hat.
Allerdings scheint es mir auch so zu sein, dass Peking lieber mit einzelnen Staaten diverse Separatgespräche führt, als sich gleichzeitig mit einem Hühnerhaufen rivalisierender Hähne abzugeben.

Richtig ist auf jeden Fall:
a) China ist das wirtschaftlich potenteste Mitglied der Gruppe
b) auch die letzten Aufnahmen weiterer Mitglieder fanden mit Zustimmung, z.T. sogar auf Anregung Chinas statt.

Und aktuell gibt es ein Problem zwischen den BRICS - Mitgliedern und den USA:
Trump droht der Brics-Allianz mit hohen Zöllen, um US-Interessen zu verteidigen. - das könnte die gerade erfolgte Einigung zwischen den USA und China beeinträchtigen.
Möglicherweise will Xi da nicht noch selbst Benzin in's offene Feuer gießen - sondern abwarten, bis sich DT selbst über die eigenen Beine flach legt und die anderen BRICS-Mitglieder die Kastanien für ihn aus dem Feuer holen.

Wenn man China als (auch kommenden) strategischen Herausforderer der USA sieht - oder von mir aus auch BRICS+ als Herausforderer der G7 - dann wäre Xi vom wilden Affen gepudert, wenn er nicht eine solche Organisation hinter sich scharen würde.
Die chinesische Politik ist da aber etwas - hm, undurchsichtiger? - zurückhaltender als das DT mit seinen brutalen Wildwest-Methoden ist. China schöpft aus einer Jahrtausende aufgebauten Staatskunst, die auch Mao nicht vernichten und zerstören konnte. Die chinesischen Methoden sind listiger, möglicherweise also auch gefährlicher als so mancher vergleichsweise rüpelhaft agierender Halbstarke meint.
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(08.07.2025, 15:22)Kongo Erich schrieb: ,,,

Wenn man China als (auch kommenden) strategischen Herausforderer der USA sieht - oder von mir aus auch BRICS+ als Herausforderer der G7 - dann wäre Xi vom wilden Affen gepudert, wenn er nicht eine solche Organisation hinter sich scharen würde.
...
ich lese gerade einen interessanten Artikel in der WELT
Zitat:...
Die geläufige Definition für eine Zugehörigkeit zu den G7-Staaten ist bekannt: Die „westlichen Staaten“ verstehen sich als Wertegemeinschaft, die sich unter anderem für die Freiheit und Menschenrechte, Demokratie und Rechtstaatlichkeit, Wohlstand und eine nachhaltige Entwicklung einsetzt. Mitglieder sind derzeit die USA, Italien, Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland. Sie gelten gemeinhin als die größten Volkswirtschaften der Welt – ohne China, Indien und Brasilien.

Eine Aufnahme Brasiliens in die aktuelle illustre G7-Runde wäre aber ein Signal an den demokratisch organisierten Teil des globalen Südens: Seht her, hier habt ihr endlich den schon lange verdienten Platz am Tisch der Mächtigen. Es wäre für das 210-Millionen-Einwohner-Land auch eine Anerkennung für die industrielle und demokratische Aufbauarbeit. Kulturell und politisch tickt das Land ohnehin ähnlich wie „der Westen“. Brasilien könnte als Scharnier zwischen den Industrienationen einerseits und den Schwellen- und Entwicklungsländern andererseits fungieren.

Zwei Milliarden Euro steckt die EU nach eigenen Angaben in Projekte für den Aufbau von grünen Wasserstoff-Projekten in Brasilien, eine Milliarde gibt es für den Amazonas-Schutzfonds. Es wäre gut, wenn das Geld in ein Land fließen würde, das fest eingebunden wäre in das westliche Wertebündnis und nicht vollständig die Abhängigkeit Chinas abgleitet.
...
ein interessanter und feinsinniger Vorschlag
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Die Gerüchteküche brodelt derzeit, es wird über Xi Jinping und seinen Gesundheitszustand spekuliert, ebenso über seine politische Zukunft. Xi soll zwischen dem 21.Mai und 5.Juni aus dem öffentlichen Leben verschwunden gewesen sein, und als er wieder auftauchte, hatte er Behandlungsspuren, die auf einen möglichen Schlaganfall hindeuten könnten.

Die Berichterstattung in chinesischen Staatsmedien hat sich ebenfalls auffallend verändert. Wurde früher ein regelrechter Personenkult um Xi veranstaltet, nicht unähnlich demjenigen der Nordkoreaner, wird Xi heute nur noch unter ferner liefen erwähnt.

Kleiner Einschub zur Erklärung:
Früher mußten die DDR Staatsmedien jedesmal die vollständige Litanei aller Ämter und Funktionen von Erich Honecker herunterbeten, auch wenn es sich nur um eine kleine Meldung am Rande gehandelt hat. Dieser umständliche und offensichtliche Unsinn war ein Ausdruck der absoluten Macht, welche die Partei auf jeden Aspekt des öffentlichen Lebens ausgeübt hat. Jeder mußte sich diesem Ritual unterordnen und damit seine "Angepaßtheit" demonstrieren. Zuwiderhandlungen wurden streng bestraft.

In China hatte Xi Jinping ein ähnliches System wiederaufgebaut, hat jahrelang führende Positionen in Partei und Militär mit engen Vertrauten besetzt und seine eigene Macht scheinbar für alle Ewigkeit zementiert. Umso überraschender kommt jetzt sein offenbarer Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. In den vergangenen Jahren begannen und endeten Artikel in chinesischen Zeitungen mit Xi Jinping, er war einfach überall. Inzwischen ist an ebenjenen Stellen im Text nur noch von "der Partei" und von "Parteibeschlüssen" die Rede, Xi wird immer seltener namentlich erwähnt. Solche Details spielen in autokratischen Systemen eine wesentlich größere Rolle als hier im Westen und gelten als Indikator für das Machtgefüge.

Im September findet eine Parade zum 80. Jahrestag des Kriegsendes zwischen China und Japan statt, im Oktober treten die Volksdeputierten zusammen und möglicherweise wird da über eine Nachfolge entschieden. Einige der Personalbesetzungen mit engen Vertrauten, welche Xi über eine Reihe von Jahren durchgesetzt hatte, wurden in den vergangenen Wochen ohne Angabe von Gründen rückgängig gemacht. Xi scheint keine Kontrolle mehr über solche Vorgänge zu haben.

Und jetzt wird es eigentlich interessant. Erst vor wenigen Tagen hat der chinesische Außenminister Wang Yi gegenüber NATO-Vertretern gedroht, daß eine russische Niederlage im Krieg gegen die Ukraine für China nicht akzeptabel wäre - eine deutliche Verschärfung des Tons im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren. Das deutet nicht gerade darauf hin, daß in der Zeit nach Xi alles entspannter werden könnte.
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(08.07.2025, 21:47)Kongo Erich schrieb: Eine Aufnahme Brasiliens in die aktuelle illustre G7-Runde wäre aber ein Signal an den demokratisch organisierten Teil des globalen Südens: Seht her, hier habt ihr endlich den schon lange verdienten Platz am Tisch der Mächtigen. Es wäre für das 210-Millionen-Einwohner-Land auch eine Anerkennung für die industrielle und demokratische Aufbauarbeit. Kulturell und politisch tickt das Land ohnehin ähnlich wie „der Westen“. Brasilien könnte als Scharnier zwischen den Industrienationen einerseits und den Schwellen- und Entwicklungsländern andererseits fungieren.

Unter einer Linksregierung wird Brasilien kaum der G7 beitreten, da sind die Linken dort zu "oldschool". Und eine Rechtsregierung ala Bolsonaro dürfte kaum eingeladen werden. Insofern ist für Brasilien BRICS die einzige Möglichkeit, da BRICS keinen Einfluß auf politische Interna der Mitgliedsstaaten nehmen will.
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(08.07.2025, 21:59)lime schrieb: ..., da BRICS keinen Einfluß auf politische Interna der Mitgliedsstaaten nehmen will.
Die G7 ist keine ominöse Institution mit eigenen Interessen, die ihre Mitglieder unterdrücken will. Das ist eine Interessengemeinschaft aus Staaten, die sich gegenseitig zu gemeinsamen Werten verpflichtet und politisches wie wirtschaftliches Handeln aufeinander abstimmt. Wer diese Werte nicht teilt oder kein Interesse an so einer Kooperation hat, muss ja nicht mitmachen oder kann auch als Mitglied sich einfach einer Einigung verweigern. Dann kommt die halt nicht zustande. Da wird niemand gezwungen, seine inneren Angelegenheiten von außen bestimmen zu lassen. Allenfalls könnten bei wiederholter Blockadehaltung die anderen Staaten entscheiden, dass G6 vielleicht sinnvoller wären.
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(08.07.2025, 23:48)Broensen schrieb: Die G7 ist keine ominöse Institution mit eigenen Interessen, die ihre Mitglieder unterdrücken will. Das ist eine Interessengemeinschaft aus Staaten, die sich gegenseitig zu gemeinsamen Werten verpflichtet und politisches wie wirtschaftliches Handeln aufeinander abstimmt. Wer diese Werte nicht teilt oder kein Interesse an so einer Kooperation hat, muss ja nicht mitmachen oder kann auch als Mitglied sich einfach einer Einigung verweigern. Dann kommt die halt nicht zustande. Da wird niemand gezwungen, seine inneren Angelegenheiten von außen bestimmen zu lassen. Allenfalls könnten bei wiederholter Blockadehaltung die anderen Staaten entscheiden, dass G6 vielleicht sinnvoller wären.

Genau darauf wollte ich ja hinaus. Denn so ein Szenario könnte Brasilien durchaus drohen, wenn es bei den G7 doch Mitglied werden würde.

Hinzu kommt dass die G7 nicht wirklich dass Gefühl erwecken neue Mitglieder im Club aufnehmen zu wollen.
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Eine BRICS-Währung wird es vorerst wohl weiter nicht geben. Aber DT ist mit seiner Wirtschaftspolitik selbst die ernste Gefahr für den US-Dollar.
Das wird dazu führen, dass eine größere Anzahl von regionalen Währungen die Funktion des Dollar als "Welthandels- und Reservewährung" übernehmen.
Sicher wird das "im Westen" der Euro sein, der heute schon nicht nur in Europa sondern in den Überseegebieten weltweit die "heimische Währung" ist und auch in Afrika über eine Wechselkursbindung in vielen Teilen die "Leitwährung" darstellt.
[Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Euro#/medi...ltweit.svg]

Daneben werden aber auch die Währungen einzelner BRICS-Mitglieder, namentlich der Gründungsstaaten Brasilien, Russland, Indien und China zunehmende Bedeutung "im Währungskorb" erhalten - schon, weil die Mitglieder zunehmend untereinander auf den Dollar-Umweg verzichten dürften.
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wer weiß, ob DT nicht sogar abstoßend wirkt:
Zitat: Ölhandel mit Russland: Trump droht Indien – und stärkt damit China und die Brics
Die USA wollen Indiens Ölkäufe in Russland stoppen. Doch Trumps Drohungen könnten seine größten Konkurrenten stärken.

Indiens Premierminister Narendra Modi reagiert trotzig auf die Drohungen von Donald Trump. Der amerikanische Präsident hatte in der vergangenen Woche angekündigt, indische Exporte in die USA mit einem Zollsatz von 25 Prozent zu belegen, wenn das Land nicht aufhöre, Öl aus Russland einzukaufen.

Modi rief die eigene Bevölkerung in einer Reaktion auf Trump dazu auf, vermehrt Waren aus Indien statt aus den USA zu kaufen. „Was auch immer wir kaufen, es sollte nur eine Maßgabe geben: Wir kaufen nur Dinge, die mit dem Schweiß eines Inders hergestellt wurden“, sagte er am Samstag auf einer Kundgebung. Zudem kündigte er an, dass Indien keineswegs die Ölbezüge aus Russland einstellen werde.

Indien setzt weiter auf Öl aus Russland
Damit widersprach der indische Premier auch Berichten, wonach indische Raffinerien einen Ölimportstopp für Russland verhängt hätten. Sowohl staatliche als auch private Raffinerien dürften weiterhin in Russland einkaufen, sagten mehrere anonyme, mit den Vorgängen vertraute Personen zu Bloomberg.
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