alphall31:
Zitat:Es ging einzig um deine Aussage das es nicht machbar wäre und das ist mit dem Beispiel Hostomel ganz klar wiederlegt.
Das habe ich ja nicht bestritten. Der Fehler liegt bei mir, weil ich mich offenkundig nicht präzise genug ausgedrückt habe. Ich schrieb über FALLSCHIRMeinsätze. Explizit gemeint war damit die Luftlandung.
Hostomel wurde nicht mit einer Luftlandung genommen, sondern im Luftsturm per Helikopter. Dafür braucht man keine Fallschirmjäger, dass kann andere Infanterie auch. Die Leistung der Russen in Hostomel hätten sogar deutsche Panzergrenadiere per Heli hinbekommen.
Zitat:Ein weiteres Beispiel ist die Luftlandung auf dem Flugplatz von Tessalit im Jahr 2013
Anbei: das waren französische Sondereinheiten. Und auch in Hostomel waren das mehrheitlich keine normalen Fallschirmjäger, sondern der Luftsturmverband welcher da den Flughafen nahm, insbesondere die Speerspitze bzw. diejenigen welche die Einnahme direkt unmittelbar vornahmen waren ein ausgesuchter Speznaz Verband.
Ein gemeinsamer Einsatz von KSK und Panzergrenadieren per Heli wäre nichts anderes. Dies begründet also kaum die Existenz einer eigenen Fallschirmjägertruppe. Ich brauche keine Luftlandefähigkeit für bloße Luftsturmunternehmen. Im übrigen hätte man Tessalit auch noch anders einnehmen können als per Luftlandung, womit wir beim nächsten Punkt sind:
Zitat:In den letzten 20 Jahren hat es weit mehr als 10 kampfabsprünge von westlichen Armeen gegeben.
Gab es sie, weil der Auftrag nicht anders gelöst werden konnte, oder gab es sie, weil man halt Fallschirmjäger hat und diese dafür einsetzen konnte ?! Nenn mir konkret einen einzigen dieser Kampfabsprünge bei welchem der Auftrag nicht auch anders hätte gelöst werden können ?!
Nur weil es Fallschirmjäger gibt, und man sie einsetzt, bedeutet dies nicht, dass das Konzept der LUFTLANDEtruppe noch zeitgemäß ist.
Zitat:Wieviel Panzergegefechte gab es denn in dem gleichen Zeitraum ?
Noch dazu gehen die Forderungen der NATO aber in Richtung leichte Infanterie und luftbewegliche verbände.
Und, bin ich hier im Forum als der große Freund von Kampfpanzern und Gegner leichter Infanterie bekannt ?!
Mir geht es doch nicht um die Sinnhaftigkeit luftbeweglicher Operationen oder leichte Infanterie, sondern dezidiert um FALLSCHIRMtruppen.
Zitat:Das sind ganz normale Infanteristen wie andere auch . Davon hat die Bw eh schon zu wenig .
Fallschirmjäger sind aktuell durch die Ausrüstung, Struktur, Doktrin usw. beschränkt in ihren Möglichkeiten. Würde man sie eben zu mehr als normaler Infanterie machen, wären sie von da ab mehr als normale Infanterie. Dass die Bundeswehr zu wenig leichte Infanterie hat ist für die Frage ob diese Weiterentwicklung der Fallis sinnvoll ist völlig irrelevant. Die leichte Infanterie muss halt dann im Gros woanders her kommen, dass müsste sie eigentlich so oder so. Darüber hinaus würde eine Fallschirmtruppe die optional als mittlere Kräfte auf Kette agieren kann ja immer auch noch als leichte Infanterie kämpfen. Sie wären eben dann eine Elite mit einer immensen Bandbreite an Möglichkeiten sie einzusetzen.
Zitat:Warum muss man sie den überhaupt weiter entwickeln?
Weil reine leichte Kräfte weniger Optionen haben. Wenn die Fallschirmjäger optional auch Mittlere Kräfte wären, hätten sie mehr Möglichkeiten als wenn sie nur leichte Infanterie sind. Ich will mal die Analogie zu einem Multitool ziehen. Damit hätte man Verbände mit einer immensen Bandbreite an Verwendungsmöglichkeiten, was meiner Meinung nach ohnehin schon der Weg ist, denn die Fallschirmtruppe beschritten hat, nur halt nicht konsequent genug, weil sie gedanklich noch zu sehr an der Idee der Luftlandung festhängt:
Zitat:In den letzten 30 Jahren gehörte das verbringen mit TPZ oder Dingo genauso zur Ausbildung oder Ausstattung an Fahrzeugen . Deshalb sind es noch keine mittleren Kräfte geworden.
Genau das meine ich: die Fallschirmtruppe ist ohnehin immer breiter einsetzbar geworden, und hat sich ja bereits weiter entwickelt. Und gerade dadurch ist sie immer wertvoller geworden bzw. hat ihren Wert erhalten. Aber diese Weiterentwicklung war eben nicht vollständig konsequent !
Man müsste also nur den ohnehin schon beschrittenen Weg entschlossen weiter gehen ! Dadurch würde die Fallschirmtruppe für die Streitkräfte insgesamt völlig neue Optionen ermöglichen.
Zitat:Im ersten Kriegsjahr haben die Ukrainer doch gezeigt wie erfolgreich leichte Kräfte mit Panzerabwehrraketen aus Hinterhalt arbeiten können.
Absolut richtig. Und auch heute sind es leichte Kräfte, nur halt jetzt mit Drohnen, welche aus dem Hinterhalt immens erfolgreich tätig sind. Gerade eben deshalb vertrete ich ja seit jeher genau solche Konzepte. Darüber schrieb ich schon viele Jahre vor dem Ukrainekrieg, lange Jahre vorher.
ABER: dafür benötigt man eine große Quantität - über sehr große Gebiete hin ausgedehnt. Im Idealfall haben diese leichten Kräfte Ortskenntnis und sind lokal verwurzelt. Wir sprechen hier zudem über Massen an leichter Infanterie mit sehr großer Dislozierung, welche in lauter kleinen Einheiten in Netzstrukturen den Feind einfach in den Raum hinein- und durch diesen ziehen lässt, da geht es also nicht um das halten von Gelände. Nur dann wird dieses Konzept wirklich erfolgreich.
Fallschirmjäger aber sind eine numerisch begrenzte Truppe. Sie können die für leichte Infanterie notwendige Quantität nicht stellen ! Fallschirmjäger werden immer eine quantitativ schwache Truppe bleiben. Es wäre und es ist daher falsch, sie in breiter Dislozierung als leichte Infanterie in einer solchen Einsatzweise zu verschwenden.
Es war und ist beispielsweise ein Fehler der Russen, die VDV einfach als normale Infanterie zu verheizen und sinnlos zu vernutzen. Dass waren Verbände, die man größtenteils völlig anders hätte einsetzen müssen. Stattdessen hat man sie einfach an der Front abgenutzt und verbraucht. Und für diese Aufgabe brauche ich keine Fallschirmjäger bzw. wäre es umgekehrt vollständig falsch Fallis dafür zu verwenden.
Gerade weil Fallis eine Elite sind, die ohnehin schon breit befähigt ist, vom hohen Kampfgeist und großer geistiger Selbstständigkeit, aber zugleich quantitativ schwach, muß man Fallschirmjäger anders denken. Eine quantitativ geringe, aber kampfstarke und sehr selbstständige, aggresive Truppe mit hoher Eigeninitiative und geistiger Flexibilität, dass sind Werte, welche sie eigentlich mit den Panzeraufklärern teilen. Fallschirmjäger und Panzeraufklärer in einem Verband, als mittlere Kräfte in einer Deep Reconaissance Strike Brigade zusammen gefasst, wären daher meiner Überzeugung nach eine besonders logische und natürliche Weiterentwicklung der Fallschirmtruppe.