Nordkorea vs. Südkorea
Vor dem Hintergrund der in Südkorea anstehenden olympischen Spiele (09. bis 25. Februar), zu denen der Norden wider Erwarten nun doch eigene Sportler schicken möchte, hat der Norden dem Süden zu Monatsbeginn signalisiert, auf dessen Gesprächsvorschläge eingehen zu wollen und im Umkehrschluss ebenso Gesprächsbereitschaft offeriert.

Südkoreas liberaler Präsident Moon Jae In, der vor seiner Wahl stets auch betont hatte, dass er für Ausgleich und Entspannung steht (was ihm wiederum - vor allem in Anbetracht von Kims aktuellen Raketenversuchen -, von manchem Hardliner den Vorwurf eingebracht hatte, er sei zu nachgiebig), dürfte dies sehr wohlwollend aufgenommen haben. Und auch US-Präsident Trump, der sich bislang keiner Tirade gegen Kim zu schade war, hat positiv auf die Entwicklung reagiert und die Entwicklung begrüßt...
Zitat:Süd- und Nordkorea einigen sich auf Gespräche

Seit zwei Jahren steht die Kommunikation zwischen Nord- und Südkorea still - nun hat Kim Jong Un Gesprächen über die Olympischen Winterspiele zugestimmt. Das Treffen von Regierungsvertretern soll am Dienstag stattfinden. [...]

Nach monatelanger Eskalation mehren sich im Nordkorea-Konflikt die Entspannungssignale. Erstmals seit gut zwei Jahren wollen Regierungsvertreter Nord- und Südkoreas in der nächsten Woche wieder zu Gesprächen zusammenkommen. Die Regierung in Pjöngjang habe die Einladung zu einem Treffen in der Grenzstadt Panmunjom am Dienstag akzeptiert, teilte das Wiedervereinigungsministerium in Seoul am Freitag mit. [...] Als Zeichen einer Annäherung hatten die beiden verfeindeten koreanischen Staaten daraufhin am Mittwoch eine direkte Telefonverbindung an der schwer bewachten Grenze wieder aktiviert, um einen Dialog voranzutreiben. [...]

Nach anfänglicher Zurückhaltung begrüßte Trump nun die Bereitschaft zum Dialog zwischen den den koreanischen Staaten. „Gespräche sind gut“, erklärte er am Donnerstag auf Twitter. Trump kündigte zudem an, auf gemeinsame Militärmanöver mit Südkorea während der olympischen Spiele zu verzichten.
http://www.handelsblatt.com/politik/inte...15314.html

Schneemann.
Zitieren
Zitat:North Korea tests missile hours before South Korea launches new submarine

Seoul, South Korea (CNN) - North Korea has fired a projectile presumed to be a short-range missile into waters off the east coast of the Korean Peninsula, according to statements from South Korean officials -- just hours before Seoul launched a new submarine.

The missile was fired around 6:40 a.m. local time Tuesday, the South Korean Joint Chiefs of Staff said in a statement, adding the South Korean military is "maintaining a readiness posture" for potential "additional launches." In a briefing Tuesday, South Korea's Defense Ministry's spokesman Boo Seung-chan said Pyongyang's test was "regrettable for happening at a time when political stability on the Korean peninsula is very critical." [...]

Pyongyang is barred from testing ballistic missiles and nuclear weapons under international law. Previous such tests have been met with international opprobrium and sanctions from the United Nations Security Council. [...] On September 11 and 12, Pyongyang said it tested long-range cruise missiles. Then on September 16, both North and South Korea tested ballistic missiles, ratcheting up tensions exponentially in what was already one of the most volatile regions on the planet. [...] South Korea on Tuesday launched its newest submarine, the 3,000-ton Shin Chae-ho, Hyundai Heavy Industries, the sub's manufacturer, said in a statement. The "homegrown" 83.5-meter-long (274 feet) sub, built entirely with South Korean technology, is the third in its class and capable of being armed with Seoul's new submarine-launched ballistic missiles (SLBM), which were successfully tested on September 16.
https://edition.cnn.com/2021/09/27/asia/...index.html

Schneemann
Zitieren
Wieder Starts von ballistischen Raketen im Norden:
Zitat:Trotz internationaler Proteste

Nordkorea feuert erneut Raketen Richtung Japan ab

»Das kann absolut nicht toleriert werden«: Schon zum zweiten Mal in dieser Woche hat das Regime in Pjöngjang ballistische Kurzstreckenraketen starten lassen. Derweil ringt der Uno-Sicherheitsrat um eine gemeinsame Haltung.

Ungeachtet starker Proteste hat Nordkorea seine Serie von Raketentests fortgesetzt. Das südkoreanische Militär teilte mit, Nordkorea habe am Donnerstag erneut zwei ballistische Kurzstreckenraketen in Richtung des Japanischen Meeres (koreanisch: Ostmeer) abgefeuert, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete . Die Geschosse seien bei der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang gestartet worden. Das eine sei bei einer maximalen Höhe von 80 Kilometern 350 Kilometer weit geflogen, das andere 800 Kilometer bei einer maximalen Höhe von 60 Kilometern.
https://www.spiegel.de/ausland/nordkorea...0483f3baef

Es blieb allerdings nicht alleine nur bei Raketenstarts:
Zitat:North Korea flies 12 warplanes near South Korean border, prompting Air Force scramble [...]

Twelve North Korean warplanes flew in formation near the South Korean border in a simulation of an air-to-ground attack Thursday, prompting Seoul to scramble 30 fighter jets of its own.

The South Korean military says it detected eight fighter jets and four bombers in the North Korean formation. South Korea's flight of 30 warplanes did not engage the sortie, however, and only guarded the country's airspace. The flight is only the latest aggression to come from Kim Jong Un's regime, which has launched numerous ballistic missiles in recent weeks.
https://www.foxnews.com/world/north-kore...e-scramble

Und, wie im oberen Artikel erwähnt, bei einem gemeinsamen südkoreanisch-amerikanischen Manöver scheint wohl eine ATACMS beim Verladen explodiert zu sein, was bei Anwohnern die Befürchtung aufkommen ließ, dass der Norden angegriffen haben könnte.
Zitat:Ballistic Missile Failure Caused Explosion At South Korean Airbase [...]

The explosion occurred during a South Korean Hyunmoo-2 ballistic missile launch intended as a response to North Korea’s own launch. [...]

The office of South Korea's Joint Chiefs of Staff has confirmed that a Hyunmoo-2 short-range ballistic missile launch failed at a base in the east coast city of Gangneung late on Oct. 4, according to a report from NK News. The South Korean military said there were no casualties from the incident, which caused a large fire. [...]

The drills were conducted in response to North Korea launching a ballistic missile over Japan for the first time in five years. The US Army and the South Korean Armed Forces fired a similar barrage of missiles after a similarly provocative North Korean missile launch over Japan in 2017, including ATACMS and one Hyunmoo-2A missile respectively from a beachfront site. The ATACMS can carry a 500-pound warhead to targets approximately 186 miles away.
https://www.thedrive.com/the-war-zone/ex...le-failure

Insgesamt also eine recht unruhige Situation.

Schneemann
Zitieren
Zitat:North Korea tests 23 missiles, prompting response from South Korea and raising tensions

A North Korean missile landed close to South Korea's waters, officials said.

SEOUL -- Tensions rose in the Korean Peninsula on Wednesday while the two Koreas test-fired missiles one after another in a series of tit-for-tat moves.

North Korea fired a total of 23 missiles that were a combination of ballistic and surface-to-air weapons. The tests included four short-range ballistic missiles fired at 6:51 a.m. local time from its North Pyongan Province into the West Sea. Two hours later, the North fired three short-range ballistic missiles into the East Sea (Sea of Japan) one of which landed in the waters below south of the NLL, or North Limit Line. [...] The missile fell 104 miles northwest of South Korea’s Ulleung island, triggering an air raid alert which forced the island’s 9,000 residents to evacuate to underground shelters. [...]

In a retaliatory move South Korea quickly responded by launching its own air-to-surface missiles into a similar area above the NLL, launched by two F-15K and KF-16 jet fighters.
https://abcnews.go.com/International/nor...d=92527361

Schneemann
Zitieren
Zitat:Experte warnt vor "Zusammenstoß"

Südkorea droht Nordkorea mit Aussetzen von Pufferzone

Weil Nordkorea mehrfach mit Artillerie auf ein entmilitarisiertes Gebiet im Meer feuerte, könnte Südkorea das gemeinsame Abkommen über den Bereich aufkündigen. Das von den USA unterstützte Land will zudem stark aufrüsten und sich auch Luftraumverletzungen nicht mehr gefallen lassen.

Angesichts der zunehmend angespannten Beziehungen zu Nordkorea hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol mit der Aussetzung des Abkommens über eine maritime Pufferzone zwischen den beiden Ländern gedroht. [...] Die Vereinbarung über die Pufferzone im Meer hatten Seoul und Pjöngjang 2018 bei einem Gipfeltreffen getroffen, um die militärischen Spannungen ihrer stark gesicherten gemeinsamen Grenze zu verringern. Damals vereinbarten beide Seiten, "diverse gegeneinander gerichtete Militärübungen an der Demarkationslinie" einzustellen. Vergangenes Jahr hatte Nordkorea aber wiederholt gegen die Vereinbarung verstoßen. So feuerte der Norden 2022 mehrfach mit Artillerie in die Pufferzone im Meer. Vergangene Woche drangen außerdem fünf nordkoreanische Drohnen in den südkoreanischen Luftraum ein. [...]

2022 hatte Nordkorea eine nie dagewesene Zahl an Waffentests vorgenommen, darunter den Start seiner bisher am weitesten entwickelten Interkontinentalrakete im November. Zum Jahreswechsel feuerte Pjöngjang nach Angaben aus Südkorea ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen ab. Laut Nordkoreas amtlicher Nachrichtenagentur KCNA handelte es sich um einen "Test der super-großen Raketenwerfer". [...] Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol warnte Nordkorea zudem auch vor einer erneuten Verletzung seines Luftraums. Ein erneuter Vorfall könnte eine Aussetzung des Abkommens über den innerkoreanischen Militärpakt von 2018 zur Folge haben.
https://www.n-tv.de/politik/Suedkorea-dr...21311.html

Schneemann
Zitieren
Die beständig zunehmenden Drohungen aus dem Norden - sei es durch Raketentests, die dem Nachbarn über das Dach hinweg geschossen werden, seien es die Ankündigungen, dass eigene nukleare Arsenal massiv auszubauen -, haben im Süden wohl verstärkt dazu beigetragen, dass sich die Ansicht durchsetzt, dass man angesichts des irrlichternden Diktators im Norden nun eigene Atomwaffen benötigt.
Zitat:Why are South Koreans losing faith in America’s nuclear umbrella?

Seoul (CNN) — They have them, so we need them.

That is the fundamental argument for South Koreans who want their country to develop its own nuclear weapons. It’s about the need to protect themselves from an aggressive northern neighbor that is already a nuclear power in all but name and whose leader Kim Jong Un has vowed an “exponential increase” in his arsenal. The counter-argument, which has has long stopped Seoul from pursuing the bomb, lies in the likely consequences. Developing nukes would not only upset the country’s relationship with the United States, it would likely invite sanctions that could strangle Seoul’s access to nuclear power. And that is to say nothing of the regional arms race it would almost inevitably provoke.

But which side of the argument South Koreans find themselves on appears to be changing. [...] Recent opinion polls show a majority of South Koreans support their country having its own nuclear weapons program; a string of prominent academics who once shunned the idea have switched sides; even President Yoon Suk Yeol has floated the idea. [...]

For supporters, Seoul developing its own nukes would finally answer the age-old question: “Would Washington risk San Francisco for Seoul in the event of nuclear war?”
https://edition.cnn.com/2023/01/21/asia/...index.html

Dazu auch:
Zitat:Is South Korea Considering Nuclear Weapons?

Whether South Korea builds a nuclear bomb on its own or not, nuclear weapons are gaining greater importance in the national security thinking of many states in the Indo-Pacific.

In a rather surprising move, South Korea President Yoon Suk-yeol publicly suggested the possibility of Seoul developing its own nuclear weapons in the face of growing nuclear threats from North Korea. He made the comment at an official policy briefing by South Korea’s foreign and defense ministries on January 11. He reportedly suggested that South Korea could pursue its own nuclear bomb if the United States fails to deploy nuclear weapons in order to address the North Korean nuclear threat, saying this “would not take long” given the “technological prowess” of the South. [...]

Yoon’s office fairly quickly clarified that South Korea had “no plans” to develop nuclear weapons. U.S. National Security Council spokesperson John Kirby highlighted the Korean clarification and added that both Washington and Seoul are in the process of making “improvements in extended deterrence capabilities.” [...]

In addition, in 2022 alone, North Korea conducted more than 90 cruise and ballistic missile tests, breaking past records. Its nuclear arsenal appears to be steadily growing, with a number of new missiles being developed, including missiles with potentially intercontinental ranges, such as the Hwasong-14 and Hwasong-17. Given the overall state of its nuclear weapons program, the path to denuclearization of North Korea is clearly at a dead end. Washington’s call for complete, verifiable, irreversible dismantlement is unlikely to yield results. Some U.S. officials have indeed suggested arms control with North Korea — which implies recognition of North Korea’s nuclear weapon status in some form — though these comments were subsequently walked back by the U.S. State Department. These comments potentially heightened fears in Seoul that the United States was preparing the grounds for a change in policy toward North Korea.
https://thediplomat.com/2023/01/is-south...r-weapons/

Die Folgen eines solchen südkoreanischen Schrittes wären tatsächlich nur schwer kalkulierbar. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel würde wohl nicht sicherer werden, eher stiege die Gefahr eines Overkills. Ferner wäre der Atomwaffensperrvertrag, den Seoul unterzeichnet und ratifiziert hat, erneut ausgehebelt worden. Ein politisch verheerendes Signal. Hinzu kommt auch, dass Peking wohl nicht glücklich wäre mit zwei kleinen Atommächten vor der Haustüre. Und in Japan wäre es wohl ähnlich, wenngleich auch aus anderen bzw. historischen Gründen.

Schneemann
Zitieren
(29.01.2023, 09:20)Schneemann schrieb: Die beständig zunehmenden Drohungen aus dem Norden - sei es durch Raketentests, die dem Nachbarn über das Dach hinweg geschossen werden, seien es die Ankündigungen, dass eigene nukleare Arsenal massiv auszubauen -, haben im Süden wohl verstärkt dazu beigetragen, dass sich die Ansicht durchsetzt, dass man angesichts des irrlichternden Diktators im Norden nun eigene Atomwaffen benötigt.
https://edition.cnn.com/2023/01/21/asia/...index.html

Dazu auch:
https://thediplomat.com/2023/01/is-south...r-weapons/

Die Folgen eines solchen südkoreanischen Schrittes wären tatsächlich nur schwer kalkulierbar. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel würde wohl nicht sicherer werden, eher stiege die Gefahr eines Overkills. Ferner wäre der Atomwaffensperrvertrag, den Seoul unterzeichnet und ratifiziert hat, erneut ausgehebelt worden. Ein politisch verheerendes Signal. Hinzu kommt auch, dass Peking wohl nicht glücklich wäre mit zwei kleinen Atommächten vor der Haustüre. Und in Japan wäre es wohl ähnlich, wenngleich auch aus anderen bzw. historischen Gründen.

Schneemann

Für Südkorea dürfte es technisch gesehen nur eine Frage von wenigen Jahren sein Atomwaffen zu bauen. Möglicherweise könnte der Zeitraum auch noch wesentlich kürzer sein, wenn man im Verborgenen schon gewisse Vorleistungen geschaffen hat. Und Atomwaffensperrvertrag hin oder her. Der Vertrag hat eine Kündigungsfrist von 3 Monaten. Zusätzlich könnte man argumentieren dass die 5 Atommächte ihre vertraglichen Pflichten nie ernsthaft erfüllt haben. Falls Südkorea diesen Schritt gehen sollte werden Japan und Taiwan vermutlich nachziehen.
Zitieren
Die internationale Sicherheitslage verschlechtert sich auch in Hinblick auf Nordkorea massiv. Es wird leider immer wahrscheinlicher, dass das (noch?) informelle Bündnis zwischen Russland, China und Nordkorea den erweiterten Westen in den kommenden Jahren militärisch herausfordern wird.
Und anstatt uns vorzubereiten stolpern wir am Abgrund entlang.

Zitat:Is Kim Jong Un Preparing for War?

The situation on the Korean Peninsula is more dangerous than it has been at any time since early June 1950. That may sound overly dramatic, but we believe that, like his grandfather in 1950, Kim Jong Un has made a strategic decision to go to war. We do not know when or how Kim plans to pull the trigger, but the danger is already far beyond the routine warnings in Washington, Seoul and Tokyo about Pyongyang’s “provocations.” In other words, we do not see the war preparation themes in North Korean media appearing since the beginning of last year as typical bluster from the Democratic People’s Republic of Korea (DPRK or North Korea).
https://www.38north.org/2024/01/is-kim-j...g-for-war/

Zitat:U.S. Is Watching North Korea for Signs of Lethal Military Action

North Korea’s leader, Kim Jong-un, could take some form of lethal military action against South Korea in the coming months after having shifted to a policy of open hostility, U.S. officials say.

The officials have assessed that Mr. Kim’s recent harder line is part of a pattern of provocations, but that his declarations have been more aggressive than previous statements and should be taken seriously.
https://www.nytimes.com/2024/01/25/us/po...ZhakZ8xHZW

Zitat:A new reactor at North Korea’s primary nuclear weapons development site has been in regular operation since last year and can likely produce enough plutonium to craft around a dozen nuclear weapons annually, a think tank assessed in a report this week.
https://www.nknews.org/2024/01/north-kor...on-report/
Zitieren
(26.01.2024, 07:50)Nightwatch schrieb: Die internationale Sicherheitslage verschlechtert sich auch in Hinblick auf Nordkorea massiv. Es wird leider immer wahrscheinlicher, dass das (noch?) informelle Bündnis zwischen Russland, China und Nordkorea den erweiterten Westen in den kommenden Jahren militärisch herausfordern wird. ...
da stellt sich die Frage:
Will Kim Krieg?

Um einen Krieg zu beginnen, braucht es ja nur einen aggressiven Akteur. Zur Beendigung dann aber alle Beteiligten ...
Zitieren
(04.02.2024, 12:59)Kongo Erich schrieb: da stellt sich die Frage:
Will Kim Krieg?

Um einen Krieg zu beginnen, braucht es ja nur einen aggressiven Akteur. Zur Beendigung dann aber alle Beteiligten ...

Wenn Kim das will wäre es wohl aktuell ein ziemlich "guter" Zeitpunkt.
Zitieren
Die Nordkoreanischen Streitkräfte sind meiner Meinung nach stark defensiv aufgestellt. Sie verfolgen in Wahrheit auch eine extrem defensive Strategie / Doktrin. Sie sind gar sogar praktisch nicht in der Lage eine größere Offensive tief nach Südkorea hinein zu führen aufgrund ihrer Struktur und Auslegung. Teilweise sind die Nordkoreaner extrem defensiv aufgestellt, insbesondere was die Artillerie angeht. Ein Gros der nordkoreanischen Artillerie kann überhaupt nicht offensiv eingesetzt werden, selbst wenn sie angreifen würden, da diese Einheiten als gezogene Artillerie tief in den Bergen eingegraben sind, und zwar in einer nicht-mobilen Form.

Wenn es also zum Krieg kommen sollte - was ich rein persönlich nicht glaube - würde Nordkorea ihn militärisch defensiv führen (müssen), und von seinen sicheren Stellungen entlang der Grenze aus den Norden von Südkorea zerstören, aus der Distanz und dann dauerhaft unbenutzbar halten (das wäre insbesondere für den Großraum Seoul eine Katastrophe). Aber eine größere Offensive wäre ausgeschlossen.
Zitieren
Es wäre für Kim letztendlich tödlich. Aber ob der Bub das auch so einschätzt? Oder ob ihm - wie so vielen Autokraten, die sich mit Ja-Sagern und Speichelleckern umgeben - seine neue Bedeutung als Waffenlieferant für Russland zu Kopf steigt?

Zum Zeitpunkt:
Gerade jetzt - im Vorwahlkampf - werden die Stimmen der Isolationisten in den USA immer lauter.
Die Republikaner blockieren die US-Unterstützung für die Ukraine.
Biden muss nicht nur dafür kämpfen, sondern hat mit Israel (Gaza, Libanon, Syrien, Irak, Jordanien) und dem Jemen zwei weitere sehr kritische Konflikte an der Backe, bei denen das Duo "Russland-Iran" im Hintergrund die Fäden zu ziehen scheint. Daneben breiten sich russische Truppen in der Sahel-Zone aus.
Jeder weitere "heiße Konflikt" würde Russland in die Hände spielen - und nebenbei könnte auch China in der Versuchung stehen, eine offenbare Schwäche der derzeitigen US-Regierung für seine Ambitionen um Taiwan zu nutzen.

Da wäre das "Bauernopfer Kim" möglicherweise im Interesse Chinas und Russlands.
Zitieren
Zumal es auch noch unter dem Szenario der uneingeschränkten Kriegsführung die ein oder andere Eskalationsebene gibt, die die Verlegung substantieller Kräfte erfordern würde.
Die Gefahr ist hier nicht in erster Linie, dass Kim tatsächlich nach Seoul marschiert, sondern das er schon durch eine Anheizung des Konflikts erheblich zur Überdehnung der USA beiträgt.
Zitieren
Exakt. Da würde schon ein massiveres Artilleriefeuer entlang der Grenze reichen - und dies selbst dann wenn man bewusst Seoul nicht beschießt (auf das tausende und abertausende eingegrabene nordkoreanische Geschütze ausgerichtet sind).
Zitieren
Ist denn die Bedrohung für Seoul durch nordkoreanische Artillerie wirklich so enorm? Die Distanz zur Grenze beträgt immerhin 25 km im Minimum (direkte und kürzeste Luftlinie zu den Vororten) - wobei die Geschütze dann schon sehr, sehr nahe und geballt an der DMZ stehen müssten.

Da nicht anzunehmen ist, wenn man den Nordkoreanern ein gewisses taktisches Verständnis unterstellt, dass die Geschütze gerade an diesem Ballungspunkt, von welchem aus die Distanz am geringsten ist, sich gegenseitig auf die Lafetten treten - die südkoreanische Luftwaffe würde sich freuen -, sondern verteilt und weiter im Hinterland stehen, müsste wohl von min. 35 km Distanz ausgegangen werden bis zu den ersten Schrebergärten von Seoul.

Nun gibt es durchaus leistungsstarke Geschütze, die diese Distanz ohne Probleme überwinden könnten - etwa die Koksan (170 mm), die Juche 107 (152/155 mm) oder die S-23 (180 mm) -, aber sie sind nicht in der Mehrheit, vermutlich hat man insgesamt 300 bis 400 Stück (?) und diese dürften auch nicht in der Grenzregion auf dem Präsentierteller stehen. Eher dürften von den (geschätzt) 6.000 Geschützen der nordkoreanischen Armee die meisten veraltet sein, v. a. die 152-mm- und 122-mm-Versionen sowjetischer Provenienz, von denen man zigtausende Exemplare noch herumstehen hat. Diese erreichen aber die südkoreanische Hauptstadt nicht.

Insofern ist die Frage, ob diese Artilleriebedrohung Seouls nicht auch überschätzt wird?

Schneemann
Zitieren


Gehe zu: