03.08.2014, 11:05
Quintus Fabius schrieb:Nein, dass denke ich ausdrücklich nicht. Aber ich bin der Ansicht, dass die teilautonomen Systeme welche zur Zeit technisch möglich sind die größte Leistung erbringen, wenn sie menschliche Handlungen "verstärken", also das Auge des Menschen durch Fähigkeiten erweitern, und nicht indem sie an die Stelle des Auge treten - also die optischen Informationen nicht mehr einem Menschen, sondern nur noch einem Rechner übermitteln.Wenn aber sowieso mit Videoquellen gezoomt und aufgezeichnet werden, Radar- und IR-Quellen gesammelt und aufgezeichnet werden müssen, wieso in aller Welt muss da die blinde Nuss von einem Menschen an Bord sein. Tschuldigung, er kann keines der Spektren verfolgen. Das Einzige was er wirklich kann ist optisch die Dinge anschauen, aber dazu müsste man so nah ran fliegen, damit er es 1:1 sehen kann, dass auch der Sensor des Menschen eine Anwesenheit im Flugzeug nicht erfordert. Also kann doch nicht die Logik sein, 75% der Reichweite und Verweildauer wegen der Anwesenheit des Mensch im Cockpit, zu opfern.
Der Scorpion ist wieder so eine Überscheidung die nur Kosten verursacht. Du hast hier eine leichte Bodenangriffsfähigkeit, aber bezüglich Aufklärung ist das Gerät um Klassen schlechter als ein Reaper. Wenn man die Aufklärung auf Infanterieebene benötigt, braucht es die Sensorik der UAVs. Ist das gegeben, darf man kein Gerät wie den Scorpion kaufen, weil das zwangsläufig zu einer Doppelbeschaffung führt.
Zitat:Natürlich ist auch eine Filterung und Auswahl der Informationen sinnvoll, aber ich hatte dich so verstanden, dass es dir mehr um vollautonome Systeme geht, in denen die Rechner an die Stelle des menschlichen Gehirns treten.Dort wo es sinnvoll ist, sind die Systeme vollautomatisch. IFF ist ein klassisches Beispiel welches man heute keiner Drohne übertragen kann. Bezüglich technischem Gerät wie LKWs, Panzer, Flugzeugen, Radarstellungen, könnte man den automatischen Verschuss wahrscheinlich einführen. Hier ist die Objektanalyse und IFF sehr weit fortschritten. Soldaten und Zivilisten auseinanderhalten ist wahrscheinlich noch zuverlässig möglich. Tarnt sich aber der Soldat wie ein Zivilst (Rebellen), bricht das sofort in sich zusammen. Es ist das Beobachten der Handlung wichtig, Interaktion mit anderen Menschen, die eine Gruppe als verdächtig identifiziert. Hier ist der Mensch noch unübertroffen und erklärt auch den Operator an der Konsole. Er kann die Personen beobachten wie sie sich austauschen, ob das Waffen oder Mistgabeln sind, ob es nur ein Jagdgewehr für die Nahrungsbeschaffung oder Rebellen sind ... u.s.w.. Hier ist der Mensch sehr effizient und es besteht auch keine Absicht, diesen Bereich vollständig zu automatisieren.
Zitat:Zweifelsohne habe ich davon wenig Ahnung. Aber ich habe ein wenig Ahnung davon, wie leicht man technisch aufwendige Systeme stören und kaputt machen kann. Und je kleiner diese Systeme sind und je höher die Aufgaben welche sie erledigen, desto anfälliger sind sie allein aufgrund ihrer Komplexität.Die da wären? Das ist kein PC der mit der Welt offen kommunizieren muss, die allermeisten Rechner in den Waffen sind völlig abgeschottet. Der Teil der kommuniziert, ist nur ein kleiner Bestandteil und wird wohl kaum so gestaltet sein, dass man von aussen während dem Flug systemrelevante Daten verändern kann.
Zitat:Ich weiß allerdings, dass man viel kostengünstiger und viel einfacher und sicherer (mit weniger Unwägbarkeiten) beispielsweise durch eine Verschiebung der ethischen Limits viele der derzeitigen technischen Probleme problemlos lösen könnte.Klar, deshalb bring ich immer das Bild mit der Atombombe. Wenn du den Kollateralschaden von 95% akzeptierst, kann man alle Probleme lösen. Die Amerikaner könnten den Afghanistankrieg in 5 Minuten beenden, dazu braucht es dein Heer an Kampfpanzer und Artillerie nun wirklich nicht.
Wenn man schon eine Lösung sucht, muss man neue Geräte wie Drohnen anstreben, die die eigenen Verluste gering halten und eine sehr gute IFF-Analyse ermöglichen.
Zitat:Und ich weiß aufgrund meiner Beschäftigung mit der Geschichte, wie schnell ethische Limits fließend werden, sobald es wirklich um etwas entscheidendes geht - wie schnell also diese Grenzen fallen werden, wenn ein großer Krieg unvermeidbar wird.In einem Konflikt wo beide Seiten gleich gerüstet sind, werden diese ethischen Limits fallen, da besteht kein Zweifel. Aber wenn man einen humanitären Einsatz leistet und eine Region befrieden möchte, kann es nicht Sinn der Sache sein, mit Artillerie in die Zivilisten zu schiessen, wenn sich dort ein paar Rebellen aufhalten.
Zitat:Deine technischen Spielereien richten sich also an Problemstellungen, die durch eine ritualisierte Kriegsführung verursacht werden und die so in einem ernsthaften Krieg gar nicht von Belang wären. Du löst also Probleme, die genau genommen militärisch keine Probleme sind.Dein Kampfpanzer ist es noch viel weniger. Der ist in jedem Konflikt überflüssig, wenn man die Luftherrschaft erringen wird. Das ist deine Art von ritualisierter Kriegsführung, du willst das Machogerät behalten, obwohl es für keinerlei Krieg einen realen Nutzen bringt.
Zitat:Und das praktische Beispiel der Google Car zeigt schon auf, welche Beschränkungen hier und heute noch technisch vorhanden sind.Welche? Behaute nicht einfach ins Blaue hinaus was. Erklär mir was du konkret meinst.
Zitat:Und zu einer fliegenden vollautonomen Drohne die zwischen Bäumen agiert ist es noch mal ein erheblicher Schritt. Der Google Car wird vielleicht mal 2029 rum autonom auf Straßen fahren können, aber von dort hin zu einer Mikrodrohne die bewaffnet zwischen Bäumen und Häusern agiert, Aufklärung und Bekämpfung fliegend leistet ist es selbst von da aus noch ein gutes Stück Weg.Das Google-Car hat jetzt schon die Strassenzulassung, es muss ein Mensch überwachend dabei sein. Allerdings nur aus regeltechnischen Gründen. In den Jahren in den denen es sich jetzt schon auf öffentlichen Strassen bewegt, war es auch in Unfälle verwickelt, aber angeblich überall fremdes Verschulden. Die Resultate sind hervorragend, bezüglich Sicherheit deutlich über dem menschlichen Niveau.
Zitat:Und wie führen wir die Kriege? bis 2050? 2060 rum solche Systeme dann einsatzbereit sein werden?Der Mensch wird nicht mehr im Gerät sein, auch am Boden nicht. Er wird von Aussen die Geräte überwachen, die die Kampfeinsätze durchführen. Es werden vielleicht Heerscharen von Minidrohnen die Häuser nach verdächtigen Personen absuchen. Dann am Schluss werden es die Schützenpanzer sein, die mit den Soldaten in Gebiete gehen und den Rest noch an Kommunikation, Verhaftungen und letzten Gefechten noch ausführen.
Zitat:Es ist für einen Computer nicht im Ansatz ein Kinderspiel, in 50cm Höhe durch einen Wald oder eine Stadt zu fliegen (geschweige denn parallel auch noch dazu Feinde aufzuklären).Das 50cm über dem Boden fliegen könnte ein läppischer 386er Rechner problemlos leisten. Fliegen ist eine kinderleichte Sache für den Computer. Für den Mensch als Grobmotoriker ohne x-Hilfen kaum auszuführen, kann der Computer auf der Rasierklinge tanzen. Für die Umgebungsanalyse braucht es viel Rechenpower, aber das ist heute machbar, du hast hier ein Brett vor dem Kopf.
Zitat:Das Projekt von Google (Google Car) dreht sich um Autos die auf Straßen von A nach B gelangen trotz des Straßenverkehrs und selbst da steht man hier und heute immer noch vor gigantischen Problemen.Unsinn.
Zitat:Selbst hier und heute (August 2014) hat der Google Car immer noch Probleme mit Schnee, Regen, und immer wieder mit bestimmten Situationen welche menschliche Fahrer ad hoc lösen konnten.Ah, du meinst du kannst den Gasfuss besser als TK regeln. Da muss ich dich leider enttäuschen, ohne die Regeltechnik würdest du jämmerlich in deiner Karre auf Eis/Schnee versagen. Auch hier bist du dir einmal mehr nicht bewusst, wie viel schon automatisch geregelt wird.
Hier haben wir das klassische Beispiel deiner Argumentationskette, du nimmst schon bestehende Automatisierung und denkst dass das alles von Menschenhand kontrolliert wird, dabei wird der ein enormer Aufwand betrieben damit du als nicht perfekter Regler, eine gute Leistung abliefern kannst. Du hingegen reklamierst das alles als deine eigene Leistung.
Zitat:Zwar wird man auch dies auf Dauer lösen (Google gibt selbst an, die Probleme mit der Programmierung bis 2017 lösen zu wollen), aber dann schreiben wir immer noch von einem Auto dass lediglich auf Straßen von Punkt A nach Punkt B fährt und nicht von einem Militärfahrzeug dass im Gelände im Gefecht bestehen muss!Eine F-35 könnte das Gefecht vollautomatisch bestreiten, dazu braucht es doch keinen Piloten. Der muss noch Entscheide treffen, ob man jetzt das gefundene Ziel bekämpft oder nicht. Ob man Luftpolizei macht oder gleich den Abschuss einleitet. Ob ein Ziel am Boden Freund oder Feind ist, wenn es sich um menschliche Ansammlungen handelt. Du überbewertest den menschlichen Anteil massiv, weil du halt von der Infanterie her kommst. Du bist dir nicht bewusst, dass die grossen Systeme jetzt schon annähernd vollautomatisiert agieren könnten.
Zitat:Noch darüber hinaus können Feinde eine solcherart agierende Drohne sehr leicht stören, sehr leicht zerstören, sehr leicht überwinden.Hör auf mit dem Unsinn, bleib konkret, Drohnen können X-Formen und Funktionen aufweisen, welche meinst du?
Zitat:Und wie führen wir die Kriege? bis 2050? 2060 rum solche Systeme dann einsatzbereit sein werden? Wenn überhaupt? ich finde zwar dein technokratisches Heilsversprechen immer sehr nett, aber wenn man einfach die ethischen Limits aufhebt, benötigt man bereits diese Lösung nicht mehr, weil die Probleme sich damit ebenfalls erledigen.Und dann schiesst du mit der Artillerie in die Städte rein, das ist doch auch technisches Gerät, oder? Ich nehm nicht an dass du hier jedem Gegner persönlich in die Kehle beisst. Du bist bei deinem Handwerk überall auf Technik angewiesen. Wieso du vor der Erweiterung des Computerpotenzials derart Panik hast, erschliesst sich mir wirklich nicht. Arbeitsplatz-, Fähigkeitsverlust?
Zitat:Also wozu überhaupt? Wozu dieser immense technische Aufwand, wenn ich die gleiche Leistung mit Blut viel einfacher erkaufen kann?Eben, lassen wir doch die unnützen Kampfpanzer und überflüssigen Kampfflugzeuge weg, diese Fähigkeiten haben wir schon und setzen in Zukunft auf Drohnen, die sind viel flexibler und können selektiver gegen Infanterie wirken.
Zitat:Ich erkenne bei dir immer einen sehr starken kriegswirtschaftlichen Ansatz: alles muss ökonomisch sein. Kriege aber werden nicht zwingend durch ökonomisches Verhalten gewonnen.Es geht doch nicht um Kriege, die Grösse der Armee wird im Frieden aufgebaut. Deine Armee hat die Grösse die du dir leisten kannst. Wenn du die Mittel nicht effizient einsetzt, ist deine Armee viel kleiner wenn es tatsächlich zum Krieg kommt.
Zitat:Nicht die Wirtschaft ist im Krieg die stärkste Kraft, sondern die Willenskraft. Die Menschliche (sic) Willenskraft.Blabla. Militärisch könnte man den Willen in Afghanistan in 5 Minuten dem Erdboden gleich machen. Es zählt Technik und Ethik. Wenn du dich ethisch mit derart wenigen Ansprüchen aufführen möchtest, hätte man die Kriege längst gewonnen. Da bräuchte es deine Panzerlogik sicher nicht dazu.
Zitat:Eine zu weitgehende Automatisierung des Krieges würde uns über kurz oder lang so weit des Blutvergießens entwöhnen, die ritualisierte Kriegsführung so weit verstärken, dass wir unfähig werden, überhaupt als Gesellschaft Kriege zu führen.Wenn das dein Blutvergiessen das primäres Ziel ist, kannst du dich ja den Rebellen anschliessen und gegen Drohnen kämpfen. Vielleicht hackst du ja eine bevor sie dich in Matsch verwandelt.
Zitat:Das Allerwichtigste in der Armee ist es, maximal eigene Verluste zu ertragen und maximal Verluste beim Gegner anrichten zu wollen.Letzteres stimmt, aber die Zivilbevölkerung ist nicht dein Gegner. Die kann zu deinem Gegner werden wenn du dich wie ein Schwein aufführst. Da seh ich bei dir null Einsicht. Und Ersteres müsste heissen, möglichst wenig eigene Verluste zu ertragen, das hält die Moral auf erträglichem Niveau.