02.08.2014, 21:16
phantom:
Weil eine Autonomie von 95% die Drohne überfordert und damit Lücken in der Aufklärung erzeugt.
Teilautonomie ist heute möglich und sinnvoll, aber der Grad an Autonomie welchen du andenkst ist zur Zeit technisch noch nicht umsetzbar. Der Versuch einen so hohen Grad an Autonomie zu erzeugen, kann in einem komplexen dynamischen Geschehen nur zwangszweise massive Friktionen erzeugen. Zudem ist mein Eindruck, dass du dich zu sehr auf fliegende Systeme konzentrierst. Und alles was fliegt hat bestimmte physikalische und technische Einschränkungen. Fliegen ist nicht immer die bessere Lösung - es ist dies nur in bestimmten Fällen. Deshalb braucht man fliegende, als auch nicht fliegende Systeme. Deshalb braucht man teilautonome Drohnen, als auch Menschen.
Dein grundsätzlicher Ansatz: möglichst viel - mit möglichst wenigen Systemen zu erreichen um auf diese Weise Synergieeffekte zu nutzen ist zweifelsohne richtig, hat aber in Bezug auf die zu erfüllenden Aufgaben bestimmte Grenzen. Man kann nicht jede Arbeit mit ein und demselben Werkzeug machen. Also braucht man eine bestimmte Zahl von Werkzeugen, je nach der Art und Verschiedenheit der anfallenden Arbeiten.
Natürlich sind hier weniger verschiedene Werkzeuge besser als eine Vielzahl von überspezialisierten, jedoch hat dies wie geschrieben eben Grenzen. Du vergleichst oft Systeme bzw stellst diese gegeneinander: bspw: Bewaffnete fliegende Drohnen vs Kampfpanzer, die so unterschiedlich sind ihrer Zielsetzung und Arbeit, dass ein solcher Vergleich sich eigentlich von selbst verbietet.
Nein, dass denke ich ausdrücklich nicht. Aber ich bin der Ansicht, dass die teilautonomen Systeme welche zur Zeit technisch möglich sind die größte Leistung erbringen, wenn sie menschliche Handlungen "verstärken", also das Auge des Menschen durch Fähigkeiten erweitern, und nicht indem sie an die Stelle des Auge treten - also die optischen Informationen nicht mehr einem Menschen, sondern nur noch einem Rechner übermitteln. Natürlich ist auch eine Filterung und Auswahl der Informationen sinnvoll, aber ich hatte dich so verstanden, dass es dir mehr um vollautonome Systeme geht, in denen die Rechner an die Stelle des menschlichen Gehirns treten.
Zweifelsohne habe ich davon wenig Ahnung. Aber ich habe ein wenig Ahnung davon, wie leicht man technisch aufwendige Systeme stören und kaputt machen kann. Und je kleiner diese Systeme sind und je höher die Aufgaben welche sie erledigen, desto anfälliger sind sie allein aufgrund ihrer Komplexität.
Ich weiß allerdings, dass man viel kostengünstiger und viel einfacher und sicherer (mit weniger Unwägbarkeiten) beispielsweise durch eine Verschiebung der ethischen Limits viele der derzeitigen technischen Probleme problemlos lösen könnte. Und ich weiß aufgrund meiner Beschäftigung mit der Geschichte, wie schnell ethische Limits fließend werden, sobald es wirklich um etwas entscheidendes geht - wie schnell also diese Grenzen fallen werden, wenn ein großer Krieg unvermeidbar wird.
Deine technischen Spielereien richten sich also an Problemstellungen, die durch eine ritualisierte Kriegsführung verursacht werden und die so in einem ernsthaften Krieg gar nicht von Belang wären. Du löst also Probleme, die genau genommen militärisch keine Probleme sind.
Wenn du nicht gerade ballonartige Schwebedrohnen andenkst, stehst du vor dem physikalischen Problem, dass das Fliegen eine gewisse Mindestgeschwindigkeit voraussetzt. Und das praktische Beispiel der Google Car zeigt schon auf, welche Beschränkungen hier und heute noch technisch vorhanden sind.
Zudem besteht ein gewaltiger Unterschied darin, einen Pkw auf Straßen entlang von Punkt A zu B zu fahren (auf Schienen gibt es beispielsweise seit Jahren schon vollautonome Systeme bspw U-Bahnen),
oder ob ein Militärfahrzeug in einem militärischen Szenario irgendwo querfeldfein fahren muss und dabei auch noch mit Feindeinwirkung rechnen muss und selbst Ziele aufklären und bekämpfen muss.
Und zu einer fliegenden vollautonomen Drohne die zwischen Bäumen agiert ist es noch mal ein erheblicher Schritt. Der Google Car wird vielleicht mal 2029 rum autonom auf Straßen fahren können, aber von dort hin zu einer Mikrodrohne die bewaffnet zwischen Bäumen und Häusern agiert, Aufklärung und Bekämpfung fliegend leistet ist es selbst von da aus noch ein gutes Stück Weg.
Und wie führen wir die Kriege? bis 2050? 2060 rum solche Systeme dann einsatzbereit sein werden?
Es ist für einen Computer nicht im Ansatz ein Kinderspiel, in 50cm Höhe durch einen Wald oder eine Stadt zu fliegen (geschweige denn parallel auch noch dazu Feinde aufzuklären). Das Projekt von Google (Google Car) dreht sich um Autos die auf Straßen von A nach B gelangen trotz des Straßenverkehrs und selbst da steht man hier und heute immer noch vor gigantischen Problemen.
Selbst hier und heute (August 2014) hat der Google Car immer noch Probleme mit Schnee, Regen, und immer wieder mit bestimmten Situationen welche menschliche Fahrer ad hoc lösen konnten. Zwar wird man auch dies auf Dauer lösen (Google gibt selbst an, die Probleme mit der Programmierung bis 2017 lösen zu wollen), aber dann schreiben wir immer noch von einem Auto dass lediglich auf Straßen von Punkt A nach Punkt B fährt und nicht von einem Militärfahrzeug dass im Gelände im Gefecht bestehen muss!
Noch darüber hinaus können Feinde eine solcherart agierende Drohne sehr leicht stören, sehr leicht zerstören, sehr leicht überwinden. Eine Programmierung einer solchen Drohne um auf jede Eventualität reagieren zu können ist zwar in Zukunft denkbar, aber zur Zeit meiner Meinung nach nicht praktisch umsetzbar.
Und wie führen wir die Kriege? bis 2050? 2060 rum solche Systeme dann einsatzbereit sein werden? Wenn überhaupt? ich finde zwar dein technokratisches Heilsversprechen immer sehr nett, aber wenn man einfach die ethischen Limits aufhebt, benötigt man bereits diese Lösung nicht mehr, weil die Probleme sich damit ebenfalls erledigen.
Also wozu überhaupt? Wozu dieser immense technische Aufwand, wenn ich die gleiche Leistung mit Blut viel einfacher erkaufen kann?
Ich erkenne bei dir immer einen sehr starken kriegswirtschaftlichen Ansatz: alles muss ökonomisch sein. Kriege aber werden nicht zwingend durch ökonomisches Verhalten gewonnen. Nicht die Wirtschaft ist im Krieg die stärkste Kraft, sondern die Willenskraft. Die Menschliche (sic) Willenskraft.
Eine zu weitgehende Automatisierung des Krieges würde uns über kurz oder lang so weit des Blutvergießens entwöhnen, die ritualisierte Kriegsführung so weit verstärken, dass wir unfähig werden, überhaupt als Gesellschaft Kriege zu führen. Kriege haben ein stark irrationales Element, sind von Grund auf nicht ökonomisch, müssen aber geführt werden. Daher ist ökonomischer Rationalismus nicht alles.
Das Allerwichtigste in der Armee ist es, maximal eigene Verluste zu ertragen und maximal Verluste beim Gegner anrichten zu wollen. Ein effizienter Mitteleinsatz darf nur diesem Ziel dienen, und nicht als Selbstzweck losgelöst vom eigentlichen Ziel verstanden werden.
Oder wenn sie aussehen wie Heuschrecken etc etc, dann schieße ich die Vögel eben systematisch mit automatisch ausgerichteten SMG ab, verwende im OHK Mikrowellen, verwende automatische Systeme welche mit Lasern alle fliegenden kleinen Objekte wegräumen usw
Viele Spähpanzer bedeuten viel kostengünstige Feuerkraft, viele Ziele die den Feind aufgrund ihrer Vielzahl und ihrer hohen Manövrierbarkeit überfordern, eine sehr mobile Kriegsführung hoher Geschwindigkeit, die Projizierung von viel Feuerkraft weit ins feindliche Hinterland hinein usw usf
Im Vietnamkrieg genügte es nicht einmal, ein vielfaches der Bombenmenge die alle im Zweiten Weltkrieg beteiligten Mächte überhaupt eingesetzt haben auf ein nicht wirklich großes Gebiet zu werfen.
Luftüberlegenheit ist ein erheblicher Vorteil, keine Frage. Aber sie ist nicht alles. Es ist durchaus möglich, Kriege gegen eine Feindmacht zu gewinnen welche die Luftüberlegenheit hat. Noch mal abgesehen davon überträgst du meiner Meinung nach immer zu viel vom asymetrischen ritualisierten Kolonial-Scharmützel auf den großen konventionellen Krieg. Es wird in einem großen konventionellen Krieg gar nicht so einfach sein, die Luftüberlegenheit ausreichend schnell sicher zu stellen.
In Wahrheit ist es gar kein Hauptproblem. Es ist wie ich es geschrieben habe eine Problemstellung, die sich lediglich aus der ritualisierten Kriegsführung die wir hier und heute im Westen betreiben ergibt. Und diese Ritualisierung wird durch die Drohnen nicht überwunden, nicht gelöst, sie wird verschärft.
Und gerade eine solche Aussage meine ich, wenn ich von der zunehmenden Problematik der Überritualisierung der Kriegsführung schreibe. Mal ernsthaft:
Man hat jetzt im Gaza-Streifen vielleicht 1600 Tote ungefähr, dass ist auf 1,8 Millionen Einwohner nicht mal ein Prozent der Menschen dort. Und das setzt du ernsthaft gleich mit einem Abwurf einer Atombombe?! Ernsthaft?
Diese Haltung hört man aber oft, du bist nicht der erste der so etwas äußert. In Wahrheit ist der Krieg in Gaza so unblutig, so präzise und erzeugt so geringe Verluste, dass man an seinem grundsätzlichen Wert zweifeln muss.
Nehmen wir mal wirklich an, es wären nur 5% (rein theoretische Annahme). Die Hamas hat noch so ca 3000 Kämpfer (=5%). Es würde daher genügen ungefähr 60 000 Zivilisten mitzutöten und die Hamas wäre physisch nicht mehr existent (es gäbe keinen einzigen Hamas Kämpfer mehr).
Das wären gerade mal ca 3% der Bevölkerung! Selbst das wäre noch um Welten von dem Einsatz einer Atombombe entfernt. Noch im Zweiten Weltkrieg hätte man bei einer solchen zivilen Verlustquote von einer sehr sauberen und humanitären Operation gesprochen. In Vietnam haben die USA noch konventionell Millionen von Zivilisten getötet !
Und heute sind bereits 1600 eine unerträgliche Tragödie, weniger als ein halbes Prozent der Bevölkerung. Das ist in Wahrheit das Problem, und die Probleme welche du mit Drohnen lösen willst sind daher nur scheinbare Problemstellungen.
Das ist lediglich ein Heilsversprechen. Es gibt für vieles keine technische Lösung und selbst wo es eine geben sollte, ist keineswegs gesagt, dass diese dann rein praktisch das Problem lösen wird, obwohl sie es theoretisch lösen könnte. Das zieht sich bei dir durch alle Einträge - das Heilsversprechen der Technologie. Du bist vermutlich zu rational um die irrationale Psyche vieler Menschen auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können.
Und wozu ein solcher immenser technischer Aufwand, wenn man das exakt gleiche mit chemischen Waffen für einen Bruchteil der Kosten erzielen kann, welche alle Betroffenen lediglich bewusstlos machen (eine solche Waffe wurde in Russland ja bereits eingesetzt).
Und Insektengroße Drohnen die in Form eines Drohnenschwarmes agieren (war mir übrigens nicht neu) sind technisch ebenso realistisch oder unrealistisch wie Naniten und ich würde dann auf letztgenannte setzen weil diese eine noch bessere Waffe wären (Stichwort Grey Goo).
Mal ernsthaft: nehmen wir mal das Szenario in Russland: nun flutest du den Raum mit vielen solcher Insekten - das ist völlig unpraktikabel: niemals kann du diese Systeme so einsetzen, dass der Angriff unbemerkt bleibt. Immer wird irgend jemand dies bemerken oder bemerken dass ein Stück entfernt jemand bewusstlos wird und er selbst noch nicht. Die Terroristen zünden ihre Sprengkörper, alle sind Tot. Ganz großes Tennis. Und wozu dieser immense technische Aufwand wenn eine einfache spottbillige chemische Waffe hier viel sicherer wirkt?!
Zitat:Wieso soll sie nicht 95% des Einsatzes völlig autonom arbeiten und wenn es den Mensch bezüglich Zielverfolgung (Entscheid IFF) und Waffeneinsatzentscheidung braucht, man ihn dann hinzuzieht.
Weil eine Autonomie von 95% die Drohne überfordert und damit Lücken in der Aufklärung erzeugt.
Zitat:Was ist denn eine Drohne für dich? Die kann sowohl autonom als auch durch menschlichen Input gesteuert werden
Teilautonomie ist heute möglich und sinnvoll, aber der Grad an Autonomie welchen du andenkst ist zur Zeit technisch noch nicht umsetzbar. Der Versuch einen so hohen Grad an Autonomie zu erzeugen, kann in einem komplexen dynamischen Geschehen nur zwangszweise massive Friktionen erzeugen. Zudem ist mein Eindruck, dass du dich zu sehr auf fliegende Systeme konzentrierst. Und alles was fliegt hat bestimmte physikalische und technische Einschränkungen. Fliegen ist nicht immer die bessere Lösung - es ist dies nur in bestimmten Fällen. Deshalb braucht man fliegende, als auch nicht fliegende Systeme. Deshalb braucht man teilautonome Drohnen, als auch Menschen.
Dein grundsätzlicher Ansatz: möglichst viel - mit möglichst wenigen Systemen zu erreichen um auf diese Weise Synergieeffekte zu nutzen ist zweifelsohne richtig, hat aber in Bezug auf die zu erfüllenden Aufgaben bestimmte Grenzen. Man kann nicht jede Arbeit mit ein und demselben Werkzeug machen. Also braucht man eine bestimmte Zahl von Werkzeugen, je nach der Art und Verschiedenheit der anfallenden Arbeiten.
Natürlich sind hier weniger verschiedene Werkzeuge besser als eine Vielzahl von überspezialisierten, jedoch hat dies wie geschrieben eben Grenzen. Du vergleichst oft Systeme bzw stellst diese gegeneinander: bspw: Bewaffnete fliegende Drohnen vs Kampfpanzer, die so unterschiedlich sind ihrer Zielsetzung und Arbeit, dass ein solcher Vergleich sich eigentlich von selbst verbietet.
Zitat:Z.B. denkst du, dass ein Mensch in einem herumkurvenden Flugzeug, sowohl Aufklärung, IFF, Flugkontrolle und die Kontrolle der Maschine, alles unter einen Hut bringen kann und das noch in kürzester Zeit. Der Mensch hat nicht mal das zoomende Auge dazu, welches nötig wäre um solche Entscheidungen zu treffen.
Nein, dass denke ich ausdrücklich nicht. Aber ich bin der Ansicht, dass die teilautonomen Systeme welche zur Zeit technisch möglich sind die größte Leistung erbringen, wenn sie menschliche Handlungen "verstärken", also das Auge des Menschen durch Fähigkeiten erweitern, und nicht indem sie an die Stelle des Auge treten - also die optischen Informationen nicht mehr einem Menschen, sondern nur noch einem Rechner übermitteln. Natürlich ist auch eine Filterung und Auswahl der Informationen sinnvoll, aber ich hatte dich so verstanden, dass es dir mehr um vollautonome Systeme geht, in denen die Rechner an die Stelle des menschlichen Gehirns treten.
Zitat: du verstehst einfach nicht wo die programmiertechnischen Limits sind
Zweifelsohne habe ich davon wenig Ahnung. Aber ich habe ein wenig Ahnung davon, wie leicht man technisch aufwendige Systeme stören und kaputt machen kann. Und je kleiner diese Systeme sind und je höher die Aufgaben welche sie erledigen, desto anfälliger sind sie allein aufgrund ihrer Komplexität.
Zitat:du solltest nicht bestimmen wo die technischen Limits sind, du kannst die Ethischen bestimmen, ja das ist die gesellschaftlich Aufgabe, aber bei Ersterem fehlt dir einfach das Wissen.
Ich weiß allerdings, dass man viel kostengünstiger und viel einfacher und sicherer (mit weniger Unwägbarkeiten) beispielsweise durch eine Verschiebung der ethischen Limits viele der derzeitigen technischen Probleme problemlos lösen könnte. Und ich weiß aufgrund meiner Beschäftigung mit der Geschichte, wie schnell ethische Limits fließend werden, sobald es wirklich um etwas entscheidendes geht - wie schnell also diese Grenzen fallen werden, wenn ein großer Krieg unvermeidbar wird.
Deine technischen Spielereien richten sich also an Problemstellungen, die durch eine ritualisierte Kriegsführung verursacht werden und die so in einem ernsthaften Krieg gar nicht von Belang wären. Du löst also Probleme, die genau genommen militärisch keine Probleme sind.
Zitat:Das ist falsch, sonst würde das praktische Beispiel Google-Car nicht funktionieren. Ob du fliegst oder fährst, spielt dabei keine Rolle. Fliegen ist für den militärischen Einsatz deshalb sinnvoll, weil der Untergrund dauernd wechselt
Wenn du nicht gerade ballonartige Schwebedrohnen andenkst, stehst du vor dem physikalischen Problem, dass das Fliegen eine gewisse Mindestgeschwindigkeit voraussetzt. Und das praktische Beispiel der Google Car zeigt schon auf, welche Beschränkungen hier und heute noch technisch vorhanden sind.
Zudem besteht ein gewaltiger Unterschied darin, einen Pkw auf Straßen entlang von Punkt A zu B zu fahren (auf Schienen gibt es beispielsweise seit Jahren schon vollautonome Systeme bspw U-Bahnen),
oder ob ein Militärfahrzeug in einem militärischen Szenario irgendwo querfeldfein fahren muss und dabei auch noch mit Feindeinwirkung rechnen muss und selbst Ziele aufklären und bekämpfen muss.
Und zu einer fliegenden vollautonomen Drohne die zwischen Bäumen agiert ist es noch mal ein erheblicher Schritt. Der Google Car wird vielleicht mal 2029 rum autonom auf Straßen fahren können, aber von dort hin zu einer Mikrodrohne die bewaffnet zwischen Bäumen und Häusern agiert, Aufklärung und Bekämpfung fliegend leistet ist es selbst von da aus noch ein gutes Stück Weg.
Und wie führen wir die Kriege? bis 2050? 2060 rum solche Systeme dann einsatzbereit sein werden?
Zitat:Für einen Computer ist es ein Kinderspiel 50cm über dem Boden durch den Wald zu fliegen wenn er die Hindernisse erkennt. Er ist in der Steuerung des Geräts einem Menschen um ein Vielfaches überlegen. Das was der Mensch besser kann, ist die Hindernis/Objekterkennung. Aber da sind enorme Fortschritte gemacht worden. Du kannst hier nichts mehr ausschliessen, das zeigen die realen Projekte von Google und Amazon.
Es ist für einen Computer nicht im Ansatz ein Kinderspiel, in 50cm Höhe durch einen Wald oder eine Stadt zu fliegen (geschweige denn parallel auch noch dazu Feinde aufzuklären). Das Projekt von Google (Google Car) dreht sich um Autos die auf Straßen von A nach B gelangen trotz des Straßenverkehrs und selbst da steht man hier und heute immer noch vor gigantischen Problemen.
Selbst hier und heute (August 2014) hat der Google Car immer noch Probleme mit Schnee, Regen, und immer wieder mit bestimmten Situationen welche menschliche Fahrer ad hoc lösen konnten. Zwar wird man auch dies auf Dauer lösen (Google gibt selbst an, die Probleme mit der Programmierung bis 2017 lösen zu wollen), aber dann schreiben wir immer noch von einem Auto dass lediglich auf Straßen von Punkt A nach Punkt B fährt und nicht von einem Militärfahrzeug dass im Gelände im Gefecht bestehen muss!
Noch darüber hinaus können Feinde eine solcherart agierende Drohne sehr leicht stören, sehr leicht zerstören, sehr leicht überwinden. Eine Programmierung einer solchen Drohne um auf jede Eventualität reagieren zu können ist zwar in Zukunft denkbar, aber zur Zeit meiner Meinung nach nicht praktisch umsetzbar.
Und wie führen wir die Kriege? bis 2050? 2060 rum solche Systeme dann einsatzbereit sein werden? Wenn überhaupt? ich finde zwar dein technokratisches Heilsversprechen immer sehr nett, aber wenn man einfach die ethischen Limits aufhebt, benötigt man bereits diese Lösung nicht mehr, weil die Probleme sich damit ebenfalls erledigen.
Also wozu überhaupt? Wozu dieser immense technische Aufwand, wenn ich die gleiche Leistung mit Blut viel einfacher erkaufen kann?
Ich erkenne bei dir immer einen sehr starken kriegswirtschaftlichen Ansatz: alles muss ökonomisch sein. Kriege aber werden nicht zwingend durch ökonomisches Verhalten gewonnen. Nicht die Wirtschaft ist im Krieg die stärkste Kraft, sondern die Willenskraft. Die Menschliche (sic) Willenskraft.
Eine zu weitgehende Automatisierung des Krieges würde uns über kurz oder lang so weit des Blutvergießens entwöhnen, die ritualisierte Kriegsführung so weit verstärken, dass wir unfähig werden, überhaupt als Gesellschaft Kriege zu führen. Kriege haben ein stark irrationales Element, sind von Grund auf nicht ökonomisch, müssen aber geführt werden. Daher ist ökonomischer Rationalismus nicht alles.
Zitat:Das Allerwichtigste in der Armee ist die Mittel effizient einzusetzen.
Das Allerwichtigste in der Armee ist es, maximal eigene Verluste zu ertragen und maximal Verluste beim Gegner anrichten zu wollen. Ein effizienter Mitteleinsatz darf nur diesem Ziel dienen, und nicht als Selbstzweck losgelöst vom eigentlichen Ziel verstanden werden.
Zitat:Und, wenn es Tausende sind spielt das keine Rolle. Oder wenn sie so aussehen wie Vögel wirst du sie sicher nicht so simpel entdecken, geschweige denn mit einer Schrotflinte bekämpfen können.
Oder wenn sie aussehen wie Heuschrecken etc etc, dann schieße ich die Vögel eben systematisch mit automatisch ausgerichteten SMG ab, verwende im OHK Mikrowellen, verwende automatische Systeme welche mit Lasern alle fliegenden kleinen Objekte wegräumen usw
Zitat:Und wie viele Spähpanzer bräuchtest du um mit deiner Maulwurfsoptik nur 5% von abzudecken? Tausende wenn du ehrlich bist, der Panzer sieht doch nicht mal über den nächsten Bäume. Meine Güte, was für einem völlig eingeschränkten Gerät redest du hier das Wort.
Viele Spähpanzer bedeuten viel kostengünstige Feuerkraft, viele Ziele die den Feind aufgrund ihrer Vielzahl und ihrer hohen Manövrierbarkeit überfordern, eine sehr mobile Kriegsführung hoher Geschwindigkeit, die Projizierung von viel Feuerkraft weit ins feindliche Hinterland hinein usw usf
Zitat:Bis jetzt hatten die USA in jedem Krieg genügend Flugzeuge, ich seh nicht ein, wieso man von einer anderen Annahme ausgehen sollte.
Im Vietnamkrieg genügte es nicht einmal, ein vielfaches der Bombenmenge die alle im Zweiten Weltkrieg beteiligten Mächte überhaupt eingesetzt haben auf ein nicht wirklich großes Gebiet zu werfen.
Zitat:Und nützen nichts. Du brauchst den Luftschirm, da gehst du mit mir ja einig, oder?!
Luftüberlegenheit ist ein erheblicher Vorteil, keine Frage. Aber sie ist nicht alles. Es ist durchaus möglich, Kriege gegen eine Feindmacht zu gewinnen welche die Luftüberlegenheit hat. Noch mal abgesehen davon überträgst du meiner Meinung nach immer zu viel vom asymetrischen ritualisierten Kolonial-Scharmützel auf den großen konventionellen Krieg. Es wird in einem großen konventionellen Krieg gar nicht so einfach sein, die Luftüberlegenheit ausreichend schnell sicher zu stellen.
Zitat:Das ist ja das Hauptproblem, schön dass du es langsam auch kapierst. Freund und Feind auseinander zu halten, ist extrem schwierig und braucht menschlichen Einsatz.
In Wahrheit ist es gar kein Hauptproblem. Es ist wie ich es geschrieben habe eine Problemstellung, die sich lediglich aus der ritualisierten Kriegsführung die wir hier und heute im Westen betreiben ergibt. Und diese Ritualisierung wird durch die Drohnen nicht überwunden, nicht gelöst, sie wird verschärft.
Zitat:Ah, du meinst wir werden uns vor jeglicher Humanität trennen? Die Israelis sind auf dem besten Weg zu. 5% Hisbollah und 95% zivile Opfer, da ist man nicht mehr weit von entfernt, dass man eine Atombombe mit dem gleichen Erfolgsquotienten schmeissen könnte
Und gerade eine solche Aussage meine ich, wenn ich von der zunehmenden Problematik der Überritualisierung der Kriegsführung schreibe. Mal ernsthaft:
Man hat jetzt im Gaza-Streifen vielleicht 1600 Tote ungefähr, dass ist auf 1,8 Millionen Einwohner nicht mal ein Prozent der Menschen dort. Und das setzt du ernsthaft gleich mit einem Abwurf einer Atombombe?! Ernsthaft?
Diese Haltung hört man aber oft, du bist nicht der erste der so etwas äußert. In Wahrheit ist der Krieg in Gaza so unblutig, so präzise und erzeugt so geringe Verluste, dass man an seinem grundsätzlichen Wert zweifeln muss.
Nehmen wir mal wirklich an, es wären nur 5% (rein theoretische Annahme). Die Hamas hat noch so ca 3000 Kämpfer (=5%). Es würde daher genügen ungefähr 60 000 Zivilisten mitzutöten und die Hamas wäre physisch nicht mehr existent (es gäbe keinen einzigen Hamas Kämpfer mehr).
Das wären gerade mal ca 3% der Bevölkerung! Selbst das wäre noch um Welten von dem Einsatz einer Atombombe entfernt. Noch im Zweiten Weltkrieg hätte man bei einer solchen zivilen Verlustquote von einer sehr sauberen und humanitären Operation gesprochen. In Vietnam haben die USA noch konventionell Millionen von Zivilisten getötet !
Und heute sind bereits 1600 eine unerträgliche Tragödie, weniger als ein halbes Prozent der Bevölkerung. Das ist in Wahrheit das Problem, und die Probleme welche du mit Drohnen lösen willst sind daher nur scheinbare Problemstellungen.
Zitat:Es wird immer eine technische Lösung geben,
Das ist lediglich ein Heilsversprechen. Es gibt für vieles keine technische Lösung und selbst wo es eine geben sollte, ist keineswegs gesagt, dass diese dann rein praktisch das Problem lösen wird, obwohl sie es theoretisch lösen könnte. Das zieht sich bei dir durch alle Einträge - das Heilsversprechen der Technologie. Du bist vermutlich zu rational um die irrationale Psyche vieler Menschen auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können.
Zitat: die Sache mit den insektengrossen Drohnen war mir jetzt neu, die hab ich auch erst beim googeln entdeckt. Das ist das was ich mal angedacht hab, dass es irgendwann Injektionsnadeln sein werden, wo man anschliessend IFF im Gebäude machen und die Zivilisten wieder unversehrt nachhause schicken kann (Grösse und Dosis kann die Drohne aufgrund der Objekterkennung entscheiden).
Und wozu ein solcher immenser technischer Aufwand, wenn man das exakt gleiche mit chemischen Waffen für einen Bruchteil der Kosten erzielen kann, welche alle Betroffenen lediglich bewusstlos machen (eine solche Waffe wurde in Russland ja bereits eingesetzt).
Und Insektengroße Drohnen die in Form eines Drohnenschwarmes agieren (war mir übrigens nicht neu) sind technisch ebenso realistisch oder unrealistisch wie Naniten und ich würde dann auf letztgenannte setzen weil diese eine noch bessere Waffe wären (Stichwort Grey Goo).
Zitat:Ich glaub dass das auch in Zukunft grosses Potenzial bei Geiselnahmen haben wird. Das wird man sicher nicht gross an die Glocke gehängt, aber hier ist das Potenzial riesig, wenn man die Dinger so klein und kontrollierbar bauen kann.
Mal ernsthaft: nehmen wir mal das Szenario in Russland: nun flutest du den Raum mit vielen solcher Insekten - das ist völlig unpraktikabel: niemals kann du diese Systeme so einsetzen, dass der Angriff unbemerkt bleibt. Immer wird irgend jemand dies bemerken oder bemerken dass ein Stück entfernt jemand bewusstlos wird und er selbst noch nicht. Die Terroristen zünden ihre Sprengkörper, alle sind Tot. Ganz großes Tennis. Und wozu dieser immense technische Aufwand wenn eine einfache spottbillige chemische Waffe hier viel sicherer wirkt?!