Militärische Energieversorgung
#1
Zitat: https://www.vda.de/de/themen/umwelt-und-...toffe.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Power-to-Fuel
freundliche Grüße

Mike112

Ergänzend und aus unverdächtiger Quelle:

https://www.spiegel.de/auto/e-fuels-die-...4cdfd1a2f5

Zitat:Ein weiteres Problem ist der generell noch geringe Wirkungsgrad von E-Fuels. Aufgrund der vielen Produktionsschritte kommen von der im Herstellungsprozess eingesetzten Energie in der sogenannten „Well-to-Wheel-Betrachtung", nur etwa 13 Prozent im Fahrzeug an. Laut Sauer könnte dieser Wert aufgrund verbesserter Verfahren aber auf bis zu 60 Prozent steigen.

Anbei, auch in diesem Artikel wird es wieder so dargestellt, dass die ganze Sache dann irgendwann wie ein Perpetuum Mobile von alleine läuft. Das also erneuerbare Energien genug abwerfen um ihre eigenen Produktionsmittel zu regenerieren, die Industriegesellschaft am Laufen zu halten und die Streitkräfte auch noch mit E-Fuels zu versorgen. Dafür reichen Sonne und Wind in Deutschland aber nicht.

Synthetische Treibstoffe können daher nur ein Notbehelf sein, der an die Seite konventioneller Treibstoffe tritt, nicht aber die primäre Treibstoffversorgung von Streitkräften.
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#2
Es ist natürlich klar, dass die Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen eine deutliche Effizienzsteigerung erfahren muss. Aufgrund der Gesamtsituation bei den regenerativen Energien ist das allerdings auch eine notwendige Schlüsseltechnologie, genau deshalb werden die aktuellen Forschungen auf diesem Gebiet sehr stark gefördert.

Davon abgesehen wird man immer mehr Energie brauchen als man aus den erzeugten synthetischen Kraftstoffen erhalten kann, ein Perpetuum Mobile gibt es nicht, auch das ist klar. Allerdings basiert das Konzept der Totalversorgung durch regenerative Energie auf einem schnell reagierenden Energiemanagement mit fluktuierenden Energieerzeugern, was zwangsläufig zu temporären Überkapazitäten führt. Diese lassen sich grundsätzlich für die dezentrale Herstellung synthetischer Kraftstoffe nutzen. Dadurch würde gleichzeitig die Gesamteffizienz steigen und die Kosten sinken, ohne eine interne Konkurrenzsituation aufzubauen.

Aus militärischer bzw. sicherheitspolitischer Sicht, und um diese soll es hier ja gehen, sind so erzeugte synthetische Kraftstoffe perspektivisch Alternativlos. Umgekehrt ist eine Gesamtversorgung auf europäischer Ebene ist definitiv möglich.
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#3
Zitat:Aus militärischer bzw. sicherheitspolitischer Sicht, und um diese soll es hier ja gehen, sind so erzeugte synthetische Kraftstoffe perspektivisch Alternativlos. Umgekehrt ist eine Gesamtversorgung auf europäischer Ebene ist definitiv möglich.

Hier stellt sich mir sofort die Frage warum Alternativlos? Das einzige Szenario welches überhaupt interessant für solche Kraftstoffe wäre das dürfte ein langer konventioneller Krieg gegen Rußland sein. Im historischen Kontext war es damals die Erzeugung synthetischer Kraftstoffe aus heimischer Kohle. Auch zu DDR-Zeiten gehörte diese Technik noch zu einer Planung für den Kriegsfall. Vor einigen Jahren wurde die letzte noch vorhandene und betriebene Anlage dafür komplett nach China verkauft. Diese stand wohl bis dahin irgendwo in NRW als Demonstrator. Für China ergibt die Kohleumwandlung strategisch wohl durchaus Sinn aber für uns? Wobei es hier vermutlich eher um die Herstellung synthetischer Kraftstoffe aus regenerativer Energie gehen soll und dies wohl auch noch dezentral. Da muss ich ehrlich sagen dass halte ich für utopisch. Und da nehme ich schon das Bestszenario an, also dass Rußland unsere Energieversorgung nicht lahmlegen würde. Da unsere strategischen Energiereserven in den letzten 20 Jahren extrem rasiert wurden um Geld zu sparen und man eigentlich kaum noch Kapazitäten auf Lager hat würde es in diesem Szenario wohl ganz schnell zu einem Strommangel kommen, da aus Rußland dann auch kein Gas-, Öl usw. geliefert würde. Weiterhin muss man davon ausgehen dass Rußland die Möglichkeiten hätte die Ölversorgung aus der Nordsee massiv zu stören. Also wäre die realistischste Variante wohl eine ganz normale Versorgung via Tankern über den Atlantik. Alles Andere käme mir doch sehr unwahrscheinlich vor.
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#4
(25.11.2020, 23:56)lime schrieb: Hier stellt sich mir sofort die Frage warum Alternativlos?

Alternativlos natürlich im Kontext einer europäischen Souveränität. Solange die Grundversorgung sowohl zivil wie auch militärisch von Importen elementar abhängig ist, also auch im Krisenfall nicht einfach ersetzt werden kann, ist diese nicht zu erreichen. Damit wird die Versorgungssicherheit immer auch außen- und damit sicherheitspolitisch eine Rolle spielen. Die Hauptlast der Importe zur Grundversorgung liegt im Energiebereich, und in diesem kann eine Autonomie mit konventionellen Mitteln nicht erreicht werden (zumindest nicht realistisch).
Über die von der Bevölkerung weitgehend mitgetragene Energiewende ergibt sich allerdings eine Möglichkeit, durch synthetische Kraftstoffe (die ansonsten am Markt keine Chance besitzen), dezentral hergestellt aus regenerativen Energien. Zum Erreichen der Klimaziele (und für einen sinnvollen technologischen Übergang) sind diese eh notwendig und werden daher auch in den entsprechenden Dimensionen gebracht. Der Energiebedarf selbst stellt dabei auch kein großes Hindernis dar, vor allem, wenn man Lösungen auf europäischer Ebene findet. Wichtig ist nur, dass die prognostizierten technologischen Fortschritte schnell erreicht werden können.
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#5
Über die Verwendung von Wasserstoff im Militär der Zukunft:

https://mwi.usma.edu/the-promise-of-hydr...lethality/

Zitat:The Promise of Hydrogen: An Alternative Fuel at the Intersection of Climate Policy and Lethality

Widespread adoption of hydrogen for military use is also held back by longstanding myths about hydrogen’s safety. “What about the Hindenburg?” is a common refrain. But this perception is misinformed. Hydrogen gas is safe to transport and in many respects is a safer vehicle fuel than gasoline. When modern hydrogen tanks are punctured by a bullet they do not explode, but simply vent hydrogen gas vertically. If ignited, the hydrogen escapes upward into the atmosphere, unlike petroleum fuel, which pools aflame on the ground and on the water’s surface. The nearly perfect combat safety record—only one hydrogen-related fatality—among balloon units in World War I, despite their primitive technology and imperfect processes, is a testament to the inherent safety of hydrogen fuel.

Der Sicherheitsaspekt ist militärisch interessant. Erst vor kurzem habe ich Versuche von Wasserstoffautos gegen Dieselautos gesehen und die Wasserstoffautos waren in Bezug auf Brand, Zerstörung usw deutlich sichererer, was mich ziemlich überrascht hat.

Mit einer Verwendung von beispielsweise Magnesiumhydrid oder wenn der Wasserstoff noch auf andere Weise im Fahrzeug selbst direkt hergestellt wird (wobei ein Teil des Wasserstoffs einfach aus zugefügtem Wasesr gewonnen wird), erhöht sich diese Sicherheit noch weiter und benötigt man nicht so schwere und technisch aufwendige Tanks.

Magnesiumhydrid könnte der militärische Einheits-Treibstoff für Landfahrzeuge der Zukunft sein.
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#6
Das Thema der eigenen, autarken Energieversorgung ist für Streitkräfte ja kein fremdes, müssen sie sich doch im Einsatz stets selbst entsprechend versorgen. Selten aber hört man von einer autarken Energieversorgung der Streitkräfte im heimatlichen Friedensbetrieb.

Dazu eine Überleitung aus dem Blickpunkt Frankreich:
(28.01.2023, 15:23)voyageur schrieb: "1 % unseres Erdölbedarfs wird auf französischem Boden produziert. Die Streitkräfte verbrauchen 1 % unseres Bedarfs. Les Landes ist das Departement, in dem das meiste Öl auf französischem Boden gefördert wird. Hier sollte man von strategischem und verantwortungsvollem Öl sprechen, da das im Departement geförderte Öl im Vergleich zu importiertem Öl dreimal weniger Kohlenstoffemissionen verursacht. So könnte man insbesondere das in Parentis-en-Born geförderte Öl nutzen, um die Ausrüstung der französischen Streitkräfte zu versorgen", erklärte Lainé.

Es könnte ein interessanter Ansatz sein, dass Streitkräfte, dort wo es möglich ist, ihre eigene Energieversorgung sicherstellen. Neben dem Effekt der Resilienz gegenüber Markteinflüssen gäbe es gerade bei endlichen Rohstoffen eine gute Motivation, innerhalb der Streitkräfte eigeninitiativ sparsam und nachhaltig mit den Ressourcen zu wirtschaften, um sich diese Vorteile zu sichern und lange zu erhalten.

In Deutschland liegt der heimische Öl-Förderanteil übrigens bei etwa 2%, da gäbe es also ähnliche Optionen, zumal wir ggf. die hier stationierten US-Kräfte mitversorgen bzw. zumindest entsprechende Kapazitäten vorhalten könnten.

Aber gerade auch im Hinblick auf die Produktion erneuerbarer Energien in den Bereichen Strom und Wärme könnte ein Eigenversorgungsprinzip enorme Vorteile mit sich bringen hinsichtlich Effizienz, Resilienz und Nachhaltigkeit, aber auch finanzieller Art. Ein BW-Standort, der seine Potentiale für Photovoltaik, Windkraft, Erdwärme, Strom- und Wärmespeicher, Kraft-Wärme-Kopplung etc. selbst ausschöpft, kann dabei sicher wirtschaftlicher agieren, als ein solcher, der lediglich Energie einkauft.
Und wenn die Energieproduktion und -speicherung dieser Standorte dadurch dann unter das nationale Verteidigungsinteresse fällt, reduziert das vielerorts auch die bürokratisch-rechtlichen Hürden bei der Errichtung von entsprechenden Anlagen. Imagemäßig wäre das natürlich auch extrem vorteilhaft. Da Streitkräfte immer ökologisch problematisch bleiben werden, könnte auf diese Art wenigstens eine gewisse Kompensation erreicht werden.


Wie seht Ihr da das Potential und die Möglichkeiten, speziell in der BW, aber vielleicht auch international?
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#7
In diesem Kontext:

https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=5606

Habe ich mal die Einträge aus dem Strang hierher übertragen.
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#8
Das müßte man trennen: Ortsfest = Bau- und Liegenschaftsbetrieb, mobil = Bundeswehr. Im ersten Fall können die Investitionskosten ein Problem sein, und och dazu die Langsamkeit ... ausbremsen. Big Grin
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#9
(28.01.2023, 17:16)Broensen schrieb: Wie seht Ihr da das Potential und die Möglichkeiten, speziell in der BW, aber vielleicht auch international?
Die Bau- und Liegenschaftsbetriebe haben vor rund 15 Jahren bereits angefangen in Kasernen Erzeugeranlagen für erneuerbare Energien aufzustellen:
Beispiel Photovoltaik in Münster.
Beispiel Geothermie in Pfullendorf
Beispiel Biogasanlage in Altenstadt

Gerade bei dem letzten Link handelt es sich um eine Anlage, die den Gesamt-Wärmebedarf der Kaserne abdeckt (bedarfsweise unterstützt mit Erdgas).

Bei Windenergie gibt es zwar auch Bestrebungen (Ausschreibung Nutzung StOÜbPl), allerdings werden die oft auch (militärisch) kritisch gesehen aufgrund Behinderung Flugbetrieb und Störung Radar.
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#10
(28.01.2023, 23:18)Ottone schrieb: Ortsfest = Bau- und Liegenschaftsbetrieb, mobil = Bundeswehr. Im ersten Fall können die Investitionskosten ein Problem sein

Für die stationäre Versorgung würde das natürlich nur dann funktionieren, wenn der Liegenschaftsbetrieb ebenfalls in BW-Händen läge. So eine grundlegende Änderung müsste natürlich in vielerlei Hinsicht begleitet werden.
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