Zukunft Mörser
#1
Halo Zusammen,

aktuell gibt es bei Soldat und Technik einen Bericht zu einem Test eines 70 mm Raketenwerfers auf dem Mission Master. Loitering Munition wird künftig wohl bei den meisten Streitkräften Standard sein. Die Rohrartillerie kann aus der Bewegung schießen. Es gibt einen großen Frontschritt beim indirekten Feuer.

Mich würde eure Einschätzung interessieren, wie ihr hier die Zukunft des Mörders seht (von 60 mm bis zum Panzermörser). Welche der Systeme haben noch ihren Platz auf künftigen Schlachtfeldern? Wenn ja aus welchem Grund? Bei welchen Systemen seht ihr Bedarf bei unseren Streitkräften?
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#2

Für mich als infanteristischen Theoretiker stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre auf die 60mm in den Mörserzügen zu verzichten und diese an die schweren Züge in den Kompanien abzugeben. Dafür sollten die 40mm-GraMaWa's nur noch fahrzeuggestützt oder in festen Stellungen eingesetzt werden. Der Grund hierfür wäre, eine zu Fuss leichter transportierbare Waffe direkt bei der Truppe dabeizuhaben als die 40mm-Waffe.

Bzgl. 120mm-Mörser sollte m.E. in erster Linie die Stückzahl deutlich vergrößert werden, d.h. auch für die Panzergrenadiere sollten wieder Mörser beschafft werden.

Dazu würde mich die Meinung der Forenmitglieder mit infanteristischem Hintergrund interessieren.
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#3
Auch wenn ich hinsichtlich der Infanterie nun nicht wirklich voll in der Materie drin bin, so ist der Mörser an sich generell eines der wirkungsvollsten Waffensysteme im Kampf gegen die gegnerische Infanterie (vor allem in unübersichtlichem Terrain). Sehr viele Verluste in den Weltkriegen, sogar die meisten bspw. auf alliierter Seite im Italienfeldzug 1943 bis 1945, entstanden durch dieses Waffensystem.

Auch in Vietnam waren die Ausfälle durch Mörser bedeutend. Dies ging dann soweit, dass die Marines wieder auf ihre 60-mm-Mörser und auch verstärkt auf den M29 (81 mm) zurückgriffen, die sie davor eher stiefmütterlich genutzt hatten, um Vietcong-Mörserfeuer zu kontern. Aber vielleicht hat Quintus hier noch mehr Informationen parat (bzw. auch eine andere Meinung). Bei den sukzessiven Kriegen in Nahost (Iran vs. Irak in den 1980ern, Syrien, Bürgerkrieg im Libanon, PLO in den 1970ern) ist die Zuordnung der Gründe für Verluste relativ schwierig, aber auch hier kamen Mörser als infanteristische Unterstützung in erheblichem Maße zum Einsatz (und verursachten auch in den Bürgerkriegen leider sehr viele zivile Opfer).

Insofern: Der Mörser an sich ist m. M. nach ein sehr effektives Waffensystem, auch in der Zukunft und in schwierigerem Terrain ist er weiterhin taktisch gewichtig, zumal er auch Ziele treffen kann, die mit Artillerie aufgrund der Ballistik nicht anvisiert werden könnten.

Schneemann
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#4
Soweit mir bekannt ist, werden die 60mm-Mörser in anderen Armeen auch wirklich in den schweren Zügen der einzelnen Kompanien vorgehalten, um sie bei Bedarf ohne Verzögerungen sofort einsetzen zu können.

Der Mörser ist nach wie vor eine wichtige Waffe der Landstreitkräfte. Die große Frage ist, ob unter dem Eindruck der Ereignisse in Osteuropa, die Planungen der Bundeswehr verändert werden. Angedacht war nur der Ersatz der 48 Panzermörser auf M113 durch ein moderneres System (Ragnarok) auf Fuchs.
Natürlich wäre ein leistungsfähigeres Mörser-System, wie zum Beispiel Nemo auf Boxer deutlich effektiver, wenn auch deutlich teurer. Aber die Fähigkeit des Nemo-Systems aus der Bewegung heraus zu feuern und Nahziele auch im Direktfeuer zu bekämpfen, wäre meiner Meinung nach im Hinblick auf höhere Schlagkraft sehr erstrebenswert.

Als Nicht-Grenadier kann ich nur spekulieren, ob es Sinn macht, den Grennies ihre schweren Züge zurückzugeben. Ich denke, es würde die Möglichkeiten der Grenadiere enorm erweitern, wenn sie eine leistungsfähige Steilfeuer-Komponente besitzen. Ich würde ihnen auch eine moderne Variante des Jaguars (egal, ob auf Rad oder Kette) geben, die mit Spike NLOS die Feuerkraft eines Grenadier-Bataillons ebenfalls nochmals beträchtlich erhöht.
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#5
In der Diskussion sollte man vermutlich die 60 und 80 mm, welche in der Regel nicht auf Fahrzeugen verlastet sind und den 120 mm, welche meist von Fahrzeugen abgefeuert werden unterscheiden.

Die 60 und 80 mm bekommen vor allem Konkurrenz durch die sehr leichte Loitering Munition, welche im Rucksack transportiert werden kann Hier stellt sich mir die konkrete Frage ob diese, die Mörser obsolet macht, da das Ziel "sicher" getroffen wird und damit wesentlich effektiver ist. Auch die Aufklärung der eigenen Stellung ist für den Gegner schwerer.

Die 120 mm bekommen Konkurrenz durch Loitering Munition und 70 mm Raketen. Evtl. gibt es auch Überschneidungen mit der 150 mm Artillerie. Die 70 mm stellen weniger Ansprüche an die Stabilität des Fahrzeugs und können z.B. mit einem unbemannten Fahrzeug sehr gut luftverlastet werden und sind auf dem Boden dann mobil.

Ich denke der Mörser hat in bestimmten Szenarien seine Daseinsberechtigung (welche ich als Laie nicht greifen kann). Evtl. kann dies hier jemand mit mehr Ahnung als ich erläutern. Ich könnte mir vorstellen, dass man bei den unterschiedlichen Kalibern auch zu unterschiedlichen Bewertungen kommen kann.

Die Frage ist dann auch noch ob man alle Systeme parallel nutzt, was die Stückzahl der Einzelsysteme senkt oder eine Fähigkeit umfänglicher aufbaut und andere sein lässt.
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#6
Ich denke auch dass es viele Überschneidungen zwischen mörsern und Loitering Munition gibt…
letztendlich ist es wohl hauptsächlich eine Preisfrage..
Was kostet ein gelenkter Mörser in einem bestimmten Kaliber pro Schuss vs Loitering Munition pro Schuss…
unterm Strich wird der Mörser pro Schuss etwas günstiger sein…dafür brauch ich den Mörser an sich noch…
Wie ist her der Preisunterschied? 50% ? Faktor 10?
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#7
Mörser werden gerade für leichte, mobile Infanterieeinheiten wie Luftlandetruppen und Marineinfanterie wohl auch in Zukunft relevant sein, da sie für diese die einzige Möglichkeit bieten, Feuerunterstützung bereit zu stellen. In Verbindung mit Drohnen stellen sie ja gerade auch aktuell im Ukrainekonflikt ihre Wirksamkeit unter Beweis. Das Alakran System (wird auch dort aktuell eingesetzt) ist hier wie ich finde für eben diese Truppen ein sehr interessantes Konzept https://youtu.be/4U2poQfkRgc Und auch die Niederlande haben sich für eine Nachfolgelösung entschieden! https://soldat-und-technik.de/2021/01/be...-munition/
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#8
Die wesentlichsten Eigenschaften eines Mörsers sind: Er ist im Vergleich zur Leistung immer deutlich leichter als andere vergleichbare Systeme, technisch wesentlich weniger aufwendig, kostet sehr viel weniger, hat eine sehr hohe Elevation und kann daher das eigene Steilfeuer sehr nah heran ziehen und damit im Steilfeuer auch auf sehr kurze Distanzen wirken. Das ist sozusagen im Groben seine Natur.

Wenn man ein Waffensystem nun Optimal nutzen will, sollte man es entsprechend seiner Natur benutzen, also diese explorieren statt gegen sie zu arbeiten. Daher machen eher Mörser Sinn die leichter sind, also solche eines geringeren Kalibers, während großkalibrige Mörser weniger sinnvoll sind. Je aufwendiger man nun einen Mörser gestaltet, desto mehr muss man in Frage stellen.

Das ist beispielsweise meine Hauptkritik an Systemen wie AMOS oder anderen solchen Panzermörsern, dass sie dem Wesen des Systems entgegen laufen. Für die Kosten und den Aufwand eines AMOS Systems bekommt man schon eine Panzerhaubitze in 155mm! Oder noch so einiges mehr, insbesondere bekäme man für das gleiche wesentlich mehr einfacherere Mörser. Wenn man diese Rechnung dann aufmacht wird man feststellen, dass die Vielzahl der einfachen Mörser zusammen eine höhere Feuerkraft entfaltet als ein AMOS System für sich allein, einfach aus der Quantität heraus. Und gleichzeitig ist der Ursprung dieser Feuerkraft disloziert, kann also nicht durch die Vernichtung einer der Quellen der Feuerkraft vollständig ausgeschaltet werden, wie das umgekehrt bei dem 1 Panzermörser (1 Quelle) der Fall ist.

Im Vergleich zu einer für sich allein eingesetzten Loitering Munition muss man nun feststellen, dass diese ja einen Antrieb benötigt, der sie in Bewegung hält. Dieser nimmt immer mehr Platz ein als der Treibsatz einer Mörsergranate. Bei gleichem Gewicht / gleichen Abmessungen kann daher der Mörser immer mehr Wirkung liefern. Beispielsweise kann man mit Mörsern bereits in erstaunlich "geringen" Kalibern effektive Streumunition einsetzen, wo dies bei Loitering Munition in vergleichbarer Größe / Gewicht nicht möglich ist usw Dazu kommt dann noch die Kostenfrage: für den Preis einer Loitering Munition kann ich einen Gegner mit vielen Mörserschüssen eindecken und dank moderner Zielvorrichtungen an Mörsern auch deutlich präziser als dies früher der Fall war, wobei dann die Wirkung im Ziel im Vergleich zur Loitering Munition immens viel höher ist ! Während die Loitering Munition querschnittlich präziser ist, wobei moderne Zielvorrichtungen an Mörsern da gerade bei kleineren Kalibern inzwischen verblüffende Präzision ermöglichen. Man könnte aber ja auch intelligente Mörsermunition nehmen und würde mit dieser trotzdem besser abschneiden.

Das wahre Hauptproblem im Vergleich ist, dass man aufgrund der Flugbahn die Position des Mörsers sehr leicht feststellen kann, wenn man über die entsprechenden technischen Fähigkeiten verfügt. Aber weiter gedacht besteht hier das gleiche Problem auch bei Loitering Munition, solange diese noch von einem Menschen gesteuert wird. Erst vollautonom agierende Loitering Munition wird hier endgültig den Durchbruch zugunsten derselben erzielen. Zudem ist jede gelenkte Loitering Munition natürlich anfällig für das Zauberwerk der EloKa während stumpfe Mörsergeschosse dafür vollkommen immun sind. Ein Mörser bietet also die Möglichkeit auch gegenüber einem Gegner weiter zu wirken, dessen EloKa unsere Loitering Munition aus dem Himmel holt.

In Wahrheit besteht aber gar kein Gegensatz zwischen Loitering Munition und Mörsern. Sondern ganz im Gegenteil sind Mörser eigentlich das ideale Verbringungsmittel für diese Art von Waffe und bieten dann darüber hinaus weitere Möglichkeiten. Der Verbund von Mörsern und Loitering Munition hat immense Vorteile, da dann die Loitering Munition weniger Gewicht und Raum für den Antrieb aufwenden muss, eine sehr hohe Reichweite auch mit Mörsern erzielt werden kann und die Präzision der Mörser damit erheblich steigt. Und sollte besagte Loitering Munition scheitern, beispielsweise wegen EloKa hat man mit dem Mörser halt immer noch die Möglichkeit trotzdem zu wirken, man macht sich dann also nicht so abhängig von nur einer Art des Wirkens, wie das bei der Loitering Munition der Fall wäre.

Ein schönes Beispiel für eine solche Technologie waren die Versuche für die sogenannte ACERM Munition für Mörser. Vereinfacht gesagt ist das ein Mörsergeschoss welches der Mörser steil nach oben schießt und dass dann auf dem Höhepunkt der Parabel Flügel ausspannt und dann mit diesen ins Ziel gleitet. Damit hat man mit einem 81mm Mörser bereits über 20 km weit geschossen. Und im Prinzip ist das eben kein Mörsergeschoss mehr im konventionellen Sinne, sondern eine Art Loitering Munition. Diese Technik steht eigentlich seit 2014 schon zur Verfügung, wurde aber weitgehend ignoriert. Mit einem 98mm oder 120mm Kaliber ließe sich hier sogar die Reichweite einer Panzerhaubitze mit deren Standard-Munition erreichen.

Moderne Munition für Mörser wird in vielen Fällen Loitering Munition sein, und der Mörser das Mehrzweckwerkzeug, mit welchem dieser Loitering Munition sehr viel mehr Reichweite gegeben werden kann. Und das auf eine technisch einfacherere Weise und vor allem mit geringeren Kosten. Den die Kostenfrage ist auch eine Entscheidende. Man kann auch Aufklärungs-/Zielmarkierungsdrohnen aus Mörsern abfeuern. Beispielsweise sendet man eine Drohne mit einem Lasermarkierer voraus, dieser markiert das Ziel und nachfolgende Zielsuchende Geschosse zerstören dann hochpräzise dass von der Drohne per Laser markierte Ziel. usw.

Oder man hat einfach genaue geographische Koordinaten, beispielsweise eine Straße, und auf dieser stehen Militärfahrzeuge im Stau. Entsprechend kann man solche Geschosse auf die Koordinaten hin ausrichten und diese präzise treffen.

Da solche Mörser aber immer noch im Vergleich sehr leicht und kompakt gebaut werden können, wenn man sie technisch einfach und konventionell auslegt, lassen sie sich praktisch nach Belieben querfeldein bewegen. Man hätte so beispielsweise in der Schlammphase mit lokalen Milizen Unmengen von Mörsern querfeldein über die Äcker und durch die Wälder in Reichweite der Straße bringen können auf welcher der Konvoi im Stau stand und diese dann unter Dauerfeuer nehmen können. Mit einfachen poppeligen Mörsern hätte man hier mehrere Brigade-Äquivalente an feindlichen Truppen zerlegen und einsatzunfähig machen können.

Das geringe Gewicht (im Vergleich zur Leistung) macht Mörser auch interessant für die Frage der Luftverlastung und damit könnte man diese mit Helis verlegen, jeweils absetzen, feuern und dann mit dem Heli und Mörser weiter ziehen. Und schlußendlich gibt es immer mehr Terrain weltweit (Städte) in welchen Mörser gerade aufgrund ihrer Flugbahn mit die beste Waffe darstellen, rechnet man dann noch dichte Wälder hinzu in welchen man primär leichter Infanterie gegenüber steht, sind Mörser schlußendlich eine der wesentlichsten Waffen der Zukunft.

Noch ein paar Artikel zum Thema, da beispielsweise das USMC seine 120mm Mörser rausgeworfen hat um diese durch Drohnen und Loitering Munition zu ersetzen:

https://www.defensenews.com/naval/2020/1...ng-drones/

https://www.marinecorpstimes.com/news/yo...eplace-it/

https://www.thedrive.com/the-war-zone/20...and-at-sea

Und statt einem Mörserträger entsprechend einen Loitering Munition Träger beschafft haben:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/42...ed-vehicle

Noch weiteres zum Thema zielsuchender Munition:

https://smallwarsjournal.com/jrnl/art/st...nding-team

https://www.brookings.edu/techstream/loi...f-warfare/

Und wie dann so etwas (Mörser plus Loitering Munition) praktisch aussehen könnte:

https://www.armytimes.com/news/your-army...periments/

Rein persönlich halte ich es für einen Fehler die Mörser durch Loitering Munition zu ersetzen, sondern man sollte sie stattdessen aus den oben angeführten Gründen mit Loitering Munition ergänzen, insbesondere da so die Kosten für die Loitering Munition sinken und man weitere Fähigkeiten zugleich hat.

Statt Mörsern in größeren Kalibern würde ich viele viele viele Mörser in kleineren Kalibern vorziehen. Im größeren Kaliberbereich halte ich sehr viel vom 98mm Mörser Kaliber. Entsprechend Mörser könnten wenn man die neuesten Kenntnisse in der Materialforschung anwenden würde sehr leicht bauen - die Munition wäre natürlich immer noch schwerer. Es gibt Streumunition in diesem Kaliber.

Und beschließend noch mein persönlicher Lieblingsmörser:

http://roe.ru/eng/catalog/land-forces/mi...guns/2b25/

https://www.youtube.com/watch?v=leePXmJe5C0

Das Funktionsprinzip könnte man natürlich auch auf andere Kaliber anwenden.
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#9
(09.04.2022, 12:25)Leuco schrieb: Die 120 mm bekommen Konkurrenz durch Loitering Munition und 70 mm Raketen.
Eine 70mm-Rakete ist im Bezug auf die ins Ziel gebrachte Sprengladung grob vergleichbar zu einem 81mm-Mörser (und das eher am unteren Rand - bei weitem nicht zu einem 120mm vergleichbar).

Gleichzeitig hat man aber auch einen, nicht zu unterschätzenden, um etwa 150% höheren logistischen Aufwand in der Munitionsversorgung ggü. einem 81mm-Mörser.

(09.04.2022, 12:36)ObiBiber schrieb: Was kostet ein gelenkter Mörser in einem bestimmten Kaliber pro Schuss vs Loitering Munition pro Schuss…
Für den Preis einer Switchblade 300 (ca 250g Sprengladung im Ziel) bekommt man einen Schuss endphasengelenkte 120mm-Mörsermunition* (ca 15 kg Sprengladung im Ziel) mit grob derselben Reichweite. Oder alternativ grob zwischen 20 und 30 Schuss ungelenkte 120mm.

* Wenn man die US Army ist und auf X-Designationen steht auch schon mal nur einen halben.
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#10
@Quintus: danke für diese ausführliche Erklärung. Sehr aufschlussreich.
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#11
Ähnliches System wie Alakran https://militaryleak.com/2021/12/09/bars...lt-troops/ Gerade für das zukünftige AASLT sicher interessant. Auch für die Gebirgsjäger auf Haglund und das Seebataillon auf entsprechendem Chassis, da man hier ( bei den Gebirgsjägern bin ich mir seit der Außerdienststellung der Gebirgsartillerie vor einer gefühlten Ewigkeit nicht sicher) auch nicht (mehr) über entsprechende Nahunterstützungssysteme verfügen. Auch die 81mm wurden durch die Niederlande ersetzt https://esut.de/2021/03/meldungen/25930/...m-moerser/
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#12
Werter kato:

Der Gerechtigkeit halber sollte man natürlich noch anführen, dass die genannte Switchblade deutlich leichter und wesentlich mehr querfeldeinbeweglich ist.

Die uneingeschränkte Querfeldeinbeweglichkeit aber ist einer der wesentlichsten Werte im zukünftigen Krieg, da die Aufklärung immer besser wird und daher die Tarnung und die Dislozierung eine immer größere Bedeutung inne haben werden. Darüber hinaus verschiebt sich das Schlachtfeld immer mehr in urbanes Terrain, und auch dies stellt höhere Anforderungen an die Querfeldeinbeweglichkeit. Umgekehrt kann man natürlich für den Preis einer Switchblade eine Ummenge von Kommando-Mörsern, leichten Mörsern und dazugehöriger Munition beschaffen, welche immer noch eine größere Wirkung im Ziel hätten, wenn auch eine im Vergleich reduzierte Reichweite. Aber da stellt sich dann sofort die Frage, ob diese hohe Reichweite in dieser Wirkungs-Kategorie und taktischen Ebene überhaupt notwendig ist !? Genau genommen haben Switchblade Drohnen für die Ebene auf der sie verwendet werden sollen eine zu große Reichweite.

Aber wie schon geschrieben sind Drohnen, Zielsuchende Munition und Mörser kein Widerspruch, sondern ganz im Gegenteil, sie ergänzen einander perfekt, und dies gerade eben auch in Bezug auf die Anforderung der Querfeldeinbeweglichkeit und die Wirkung gegen leichte Infanterie welche in dem relevanten Gelände der Zukunft eine größere Rolle spielt.
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#13
Die Bundeswehr wird ja 60 mm Mörser beschaffen. Wenn die Querfeldeinbefeglichkeit einer so hohen Bedeutung zukommt, sollte die Wahl dieses Kalibers ja das richtige sein (Vorzug zu 81 mm)?

Würde es Sinn machen das 60 mm System in der Infanterie breiter zu beschaffen? Im Moment ist dies ja nur für die Mörserzüge vorgesehen.

Wie sieht es insgesamt bei den Mörsern bezüglich Quantität aus, wo liegen wir hier aktuell und sind die Pläne bei den 120 mm ausreichend?
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#14
Es gibt heute im Prinzip zwei Tendenzen: 1. wenn man die Erkenntnisse der modernen Materialwissenschaften auf die Mörser selbst anwendet und diese weiter technisch so einfach wie möglich hält, dann sinkt das Gewicht der Mörser dramatisch ab. 2. Die Munition wird immer leistungsfähiger, vor allem auch in ihrer Wirkung.

Hier und heute steht 60mm Munition zur Verfügung welche bereits die Wirkung einer 81mm erreicht und wiederum hat diese ebenfalls eine deutlich größere Wirkung als früher usw. Wenn man nun auf besonders große Reichweitensteigerungen verzichtet, dann kann die Wirkung im Ziel immens werden.

Bezüglich der Kaliberfrage spricht daher meiner Meinung nach sehr viel für das 60mm Kaliber, insbesondere weil es für dieses sowohl Kommando-Mörser gibt, - von denen ich extrem viel halte - als auch konventionelle Mörser mit Langrohr, welche eine höhere Reichweite im Vergleich erzielen und man könnte auch in diesem Kaliberbereich sehr leicht schallgedämpfte Mörser umsetzen etc. Vom Verhältnis: Gewicht - Leistung - technische Einfachheit ist daher dieses Kaliber meiner Meinung nach besonders geeignet.

Wenn andere Kaliber nun leistungsfähgier sind dann lässt das außer Acht, dass man mit dem gleichen Aufwand, den gleichen Kosten, dem gleichen Gewicht / Abmessungen immer wesentlich mehr Systeme mit dem niedrigeren Kaliber realisieren und einsetzen kann. Zudem benötigt man meiner Meinung nach ohnehin Kleinkalibrige Mörser. Es macht aber dann beispielsweise keinen Sinn parallel 50mm und 81mm zu betreiben. Man kann diesen ganzen Bereich einfach mit 60mm abdecken.

Die Querfeldeinbeweglichkeit ist hier nur ein Argument unter mehreren, und nicht das bedeutendste, weil hier und heute auch 81mm Mörser verfügbar sind bzw. herstellbar wären, die ganz genau so uneingeschränkt querfeldeinbeweglich wären. Beispielsweise gibt es einen finnischen 81mm Mörser, den Patria Vammas Commando Mortar, der es auf gerade mal 25 kg bringt und es gibt einen UL Prototypen davon der das Gewicht sogar auf 22 kg runter bringt. Im Vergleich zu den sonst üblichen 40 bis 50 kg für einen 81mm Mörser sind das Welten.

Spezifisch in Bezug auf solche Ultraleichten Mörser ist zudem nicht nur die letale Wirkung von Splittergranaten etc al relevant, sondern vor allem auch das Legen von Gefechtsfeldbeleuchtung (auch im nicht-sichtbaren Bereich), Rauch und was vor allem interessant wäre CS Gas und Weißem Phosphor. Und natürlich das Abfeuern von Drohnen im weitesten Sinne.

Wenn man sich nun aus den genannten Gründen für dieses Kaliber entscheiden würde, dann macht es absolut Sinn dieses wesentlich breiter in der Infanterie zu verwenden. Dann sollte nicht nur der schwere Zug über Mörser in diesem Kaliber verfügen, sondern jede Gruppe sollte einen Kommando-Mörser in diesem Kaliber haben. Entsprechend kann man die GMW wegfallen lassen.

Ein Beispiel: aktueller Stand: 1 Kompanie zu 3 Zügen zu je 3 Gruppen zzgl. 1 schwerer Zug. Die ganze Kompanie kann als Steilfeuer-Komponente insgesamt 3 Granatmaschinenwaffen in 40mm anbieten. Diese sind deutlich schwerer, sperriger, aufwendiger und sehr viel weniger querfeldeinbeweglich als ein leichter Mörser.

Die gleiche Kompanie mit je 1 Kommando-Mörser pro Gruppe und 3 Langrohr-Mörsern des gleichen Kalibers im schweren Zug käme auf 12 Mörser im 60mm Kaliber.

12 x 60mm > 3 x 40mm - aber noch darüber hinaus können die Mörser wesentlich steiler wirken und im Steilfeuer von oben das Feuer viel näher an die eigenen Stellungen heran ziehen. Zudem können sie viel eher in voller Deckung bleiben, was gerade für Infanterie immer wesentlicher wird und sie sind vielseitiger !

Mit den 3 GMW kann man beispielsweise eben nicht schlagartig einen Waldrand einnebeln, mit den 12 Mörsern geht dies auf einen Schlag.

Beschließend in Bezug auf deine letzte Frage nach der Quantität der Mörser bei der Bundeswehr, da kann ich nur feststellen, dass diese völlig unzureichend ist. Die Pläne die zu geringe Anzahl von Mörsern in den schweren Kompanien dann durch ein paar wenige 60mm Mörser zu ergänzen ist völlig unzureichend.

Am sinnvollsten wäre es die GMW weitgehend durch leichte Mörser zu ersetzen, aber auch in den größeren Mörserkalibern wesentlich mehr Systeme zu beschaffen. Denn diese können auch für die Panzerbekämpfung immer relevanter werden. Wir hatten das ja schon in einem anderen Strang: Hardkillsysteme werden in naher Zukunft Panzer und andere Fahrzeuge aller Art gegen normale Raketenwerfer welche die Infanterie abgesessen einsetzen kann weitgehend immun machen. Sie nützen aber nichts gegen Streumunition die von oben auf die Panzer herab regnet und werden durch diese dann auch ausgeschaltet und weitere Mörsergeschosse und Zielsuchende Munition (Loitering Munition) können dann die Dachpanzerung durchschlagen und den Panzer vollständig vernichten. Oder man überschüttet die Panzer auf diese Weise mit Minen. Mörser sind daher meiner Ansicht nach ein für die Panzerbekämpfung in der Zukunft wesentliches Wirkmittel, geradeeben im Verbund mit Drohnen und zielsuchender Munition. Da bieten sich aufgrund der technologischen Entwicklung zur Zeit ganz neue Möglichkeiten.

Und man hat dann in Form des Mörsers trotzdem ein Mehrzweck-Werkzeug dabei, dass man auch noch auf viele andere Weisen einsetzen kann.
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#15
@aramiso:
Zitat:Als Nicht-Grenadier kann ich nur spekulieren, ob es Sinn macht, den Grennies ihre schweren Züge zurückzugeben. Ich denke, es würde die Möglichkeiten der Grenadiere enorm erweitern, wenn sie eine leistungsfähige Steilfeuer-Komponente besitzen. Ich würde ihnen auch eine moderne Variante des Jaguars (egal, ob auf Rad oder Kette) geben, die mit Spike NLOS die Feuerkraft eines Grenadier-Bataillons ebenfalls nochmals beträchtlich erhöht.

Österreichische Panzergrenadiere waren, zu meiner Zeit (Ende 80er bis Mitte 90er) jedenfalls, auf Kompanieebene mit einer Mörser-Gruppe (81mm) "garniert". Der Unterschied ist eminent!!

Noch eminenter wären 50mm oder 60mm Mörser gewesen, wenn diese auf Zugsebene mitgelaufen wären. Sie wären schneller und häufiger abgefeuert werden = schnellere Wirkung plus häufigere Wirkung gegen den Feind.

Bei der Möglichkeit zu Direktfeuer (Absenken des Rohres auf wenige Grad), die einige Mörser aufweisen, nimmt die Einsatzdichte noch weiter zu. Ergo noch größere Wirkung gegen den Feind.

Um den Wert der Mörser plakativ auszudrücken:
Kugelwaffen können Mörserwirkung nicht kopieren.
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