Grundsatzdiskussion zur Ausrichtung von Beschaffungsprogrammen
#38
Broensen:

Zitat:Die Frage wäre nur, welche Bedingungen man schaffen muss, damit derartige Entwicklungen tatsächlich auch erdacht, geprüft und umgesetzt werden. Nötig sind sie allemal.

Man bräuchte im Endeffekt Strukturen welche außerhalb der bisherigen tradierten Formen stehen, also beispielsweise eine echte Armee einer Kern-EU außerhalb der Nationalstaaten, eine entsprechende europäische Beschaffungsstruktur außerhalb der Nationalstaaten usw. Wie du es beispielsweise im folgenden auch konkret vorschlägst:

Zitat:Dann würde ich allerdings so etwas wie ein europäisches DARPA-Pendant vorschlagen, gemeinsam finanziert, unabhängig von den Rüstungskonzernen und Regierungen. Mit Militärs und Ingenieuren besetzt, vielleicht in Form von zeitlich begrenzten Abbestellungen nach dem Motto "bevor du Chefingenieur/Stabsoffizier wirst, gehst du für ein-zwei Jahre in die Innovationsforschung." Das wäre bestimmt auch eine gute Vorraussetzung, um später einen der von dir geforderten verantwortlichen Projektleiterposten zu übernehmen.

Eine nationale Lösung wäre mir rein persönlich lieber, aber angesichts der aktuellen Sozialkultur in dieser Bundesrepublik ist das völlig unrealistisch. Aufgrund der Unmöglichkeit einer nationalen deutschen Lösung ist eine EU Variante davon wenigstens noch besser als das was ist.

Zitat:Somit wäre es dann ja nicht ersatzlos, sondern es gäbe eine, wie auch immer ausgestaltete, Findungsmethodik für die Bedarfsermittlung innerhalb der Truppe, die dann den Auftrag an das Ministerium erarbeitet. Auch wenn diese keine zentrale Dienstelle darstellt, wird es ja trotzdem Strukturen geben, die diesen Prozess begleiten, evaluieren und definieren. Aber ich will dir damit gar nicht widersprechen, ein Amt müsste es nicht sein.

Mit ersatzlos meinte ich nur, dass es eben kein spezielles Amt dafür gib, sondern die Truppe selbst sich erarbeitet was sie benötigen würde und bis wann. Das muss dann von der obersten militärischen Führung so weit wie möglich zusammen gestellt werden, dass man andere Stellen dann entsprechend beauftragen kann die geforderten Systeme in der beschriebenen Art zu entwickeln. Das führt auch noch zu der Frage inwieweit der Verteidigungsminister hier weiter die beherrschende Rolle spielen sollte und inwieweit man nicht das Ministerium selbst auch aus dem ganzen Prozedere so weit wie möglich heraus halten könnte.

Zitat:Das wäre schonmal ein hilfreicher Ansatz für die Motivierung geeigneter Personen. Allerdings frage ich mich, ob es in unserem politischen System noch realistisch ist, das der/die Verteidigungsminister/-in ernsthaft die Führung der Streitkräfte in derartigen Belangen direkt übernehmen kann. Denn Kabinettsposten werden bekanntermaßen leider nicht nach Kompetenz vergeben. Hier würde ich den Minister mehr als Schnittstelle zwischen Politik und Streitkräften betrachten.

Exakt. Und deshalb muss der Position des Ministers hier Macht genommen werden.


-Was wir also konkret für eine Verbesserung des Beschaffungswesen benötigen ist eine echte Militärische Führung der Armee welche tatsächlich reale Macht über das Militär hat,in Form eines fest bestellten und tatsächlichen militärischen Oberbefehlshabers der mit dem Verteidigungsminister in Beschafffungsffragen gleichberechtigt agiert. Ich will hier mal den Begriff Konsulat einwerfen, die Macht wird also gleichberechtigt geteilt, statt dass das Ministerium und seine Staatssekretäre hier das Übergewicht haben wie es aktuell der Fall ist.

Zitat:Hingegen sollte es möglich sein, Staatssekretäre explizit nach derartigen Referenzen auszuwählen und ihnen dann auch entsprechende Aufgaben und Kompetenzen zu übertragen.

Das müssen eben nicht zwingend Staatssekretäre sein, deshalb schrieb ich ja explizit den Begriff Prokonsul. Wir brauchen mehr Macht in einer Person, in einer Stelle, und dadurch entsteht erst die notwendige Handlungsfreiheit. Die Begrenzung dieser Macht ergibt sich aber aus einer zeitlichen Befristung, der persönlichen Verantwortung und der Beschränkung auf das jeweilige Projekt.

Die entsprechende Stelle kann auch eine Person aus der Rüstungsindustrie oder ein Soldat inne haben, ein externes Ingenieursbüro oder eine Person aus der von uns beiden angedachten europäischen DARPA.

Weiteres:

-Auch wenn man durch Vereinheitlichung Einsparungen erzielen kann so kann die Vereinheitlichung auch zu weit gehen. Ein gewisse Typenvielzahl ist zwingend erforderlich. Diese erneute Widersprüchlichkeit in der Beschaffung kann man nur sinnvoll auflösen wenn man einen Schwerpunkt setzt und dieser muss in Richtung der Quantität gehen. Wenn ich also eine bestimmte Anzahl von Systemen zur Auswahl habe, müssen diese so ausgewählt werden dass man insgesamt bei gleichen Kosten / gleicher Zeit eine höhere Quantität an Einheiten erzielt, und zwar über alle beschafften Einheiten.

-Ebenso müssen bestimmte militärische Fähigkeiten in Schwerpunkten stärker forciert werden als andere Fähigkeiten. Beispielsweise Artillerie vor Kampfpanzern. Kampfflugzeuge vor Kriegsschiffen. Luftraumverteidigung vor Panzergrenadieren, Mörser vor PALR, EloKa vor allem anderen, UAV vor UGV usw usw usf Den Schwerpunkten folgend muss man dann Stück für Stück im Rahmen des möglichen die Armee ausrüsten. Wenn man dann bestimmte Fähigkeiten aufgeben muss, ist dem so. Es wären beispielsweise bei der Marine immense Einsparungen möglich, welche entsprechend sowohl von den Mitteln wie von den verwendeten Soldaten an andere Teilstreitkräfte abgehen könnten.

-Bei Fähigkeiten innerhalb der Systeme müssen ebenfalls Schwerpunkte gesetzt werden. Es muss nicht jede denkbare Option abgedeckt werden, dass muss zwingend bei jeder Anforderung bedacht werden. Ein wesentlicher Schwerpunkt bei den Fähigkeiten von Systemen sollte immer Robustheit, Anspruchslosigkeit und möglichst geringe logisische Anforderungen sein. Je niedriger diese sind, desto besser.

-Zudem sollte man zwingend ganz konkrete militärische Szenarien als Grundlage für die Rüstung nehmen. Diese müssten erst einmal heraus gearbeitet werden, und dass frei von Tabus. Die Rüstung muss einer strategischen Gesamtkonzeption folgen. Krieg in Ostasien darf nicht dazu gehören. Krieg in Osteuropa gegen Russland hingegen muss dazu gehören.
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RE: Grundsatzdiskussion zur Ausrichtung von Beschaffungsprogrammen - von Quintus Fabius - 15.05.2021, 20:17
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