Krieg im 21. Jahrhundert
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(21.12.2021, 13:16)Quintus Fabius schrieb: Nun stellt sich die Frage was die Russen in Bezug auf ihre mechanisierten Verbände vor das größere Problem stellen würde: die paar F-35 welche kaum zur Wirkung kommen werden und ja primär indirekt durch ihre bloße Präsenz Einfluss nehmen sollen oder 50.000 SPIKE NLOS Systeme (es gäbe nicht ansatzweise genau Ziele um diese Zahl überhaupt zur Anwendung bringen zu können).

Das ist auch nur eine überradikalisierte Betrachtung, die ähnlich falsch ist wie der Weg der überfunktionalisierten Waffensysteme. Wink Mit deinen 50.000 Spike NLOS wirst du jedenfalls kein einziges russisches Flugzeug abschießen, keinen Luftraum sichern, keine Unterstützung gegen Flächenziele geben können, keine Schiffe versenken, usw. Ich weiß, es soll nur etwas demonstrieren, bloß braucht es das nicht. Dieser Punkt ist nicht Grund für unseren Dissens, es geht rein um die Gesamtquantitäten und die Aufstellung der Armee in der Gesamtheit.

Zitat:Ein russische KORNET kostet zum Vergleich in der neuesten Version gerade mal 9000 Dollar. Man käme dann zu dem Preis welche die F-35 jetzt Finnland kosten auf über eine Millionen Systeme (1.055.555 Stück). Die von mir angedachten Hochgeschwindigkeits-PALR würden nun eher vom Preis her im Bereich einer KORNET liegen (wenn auch vermutlich ca. doppelt so teuer) und daher ist meine Aussage, dass man damit mit Leichtigkeit für den Preis von 10 modernen Kampfflugzeugen ungefähr 100.000 Einheiten produzieren kann meiner Einschätzung nach eben keineswegs inkorrekt.

Russische Waffensysteme sind natürlich tendenziell günstiger, das ändert ja für uns nichts, denn wir würden dort ja nicht kaufen. Davon abgesehen kostet die Kornet realistisch betrachtet aber trotzdem keine 9.000 Dollar. Peru hat für die Integration in den AMX-13 und die Lieferung von knapp 290 Raketen schon vor zehn Jahren um die 25 Millionen USD gezahlt, da waren auch anfängliche Ausbildungskosten integriert, aber selbst wenn man die herausrechnet kommt ein deutlich höherer Wert heraus. Dass diese Waffen anderswo günstiger verkauft wurden hat also eher politische als tatsächlich industrielle Gründe. Insofern nein, ich kann deiner Einschätzung weiterhin nicht folgen.

Zitat:Ich denke auch, dass wir hier fundamental verschieden denken. Es wäre für mich kein Problem sehr weitgehend den Raum vom Gegner durchqueren zu lassen. Das heißt nicht, dass dieser Raum nicht parallel von unseren Bodenstreitkräften weiter durchdrungen ist. Sondern dass diese den Gegner in erhebliche Tiefe hinein vordringen lassen, während sie zugleich ohne Schwerpunkt und in reduzierter Form gegen ihn opportunistisch vorgehen.

Damit habe ich kein Problem (zumindest im Gedankenspiel), und auch deine Schlussfolgerung ist durchaus nachvollziehbar:
Zitat:Der große Vorteil wäre meiner Meinung nach, dass der Raum damit zu einer Falle für die gegnerischen Streitkräfte wird, die sich in ihm nicht erhalten können und daher schlußendlich untergehen müssen. Oder der Gegner versucht unsere dislozierten Einheiten überall zu werfen und zumindest Korridore frei zu kämpfen, dann bindet dies immense Mittel (Economy of Force) und hält ihn erhebliche Zeiträume auf. Er kann dann nicht ansatzweise so vordringen wie es nötig wäre. Wie man es dreht und wendet, er kommt dadurch mit konventionellen mechanisierten Streitkräften in eine problematische Lage und verliert erheblich Zeit und genau das wäre es, was meiner Meinung nach in Osteuropa von Vorteil wäre.

Mein Gedanke ist eher, warum sollte der Gegner darauf eingehen? Mal abgesehen vom ewigen Hinweis meinerseits, dass ich nicht davon ausgehen würde, dass der Gegner sich in einem solchen Szenario hauptsächlich auf schwere mechanisierte Großverbände stützt, so besteht für ihn meines Erachtens auch keine Notwendigkeit, solche unmittelbar zur Durchdringung des Landes einzusetzen (selbst wenn er darauf setzen würde). Er kann ja aus seinem eigenen Raum und damit gesicherten Stellungen heraus auch mit Hochwerteinheiten operieren, was ich insbesondere auf die Flugabwehr beziehe, während wir das bewusst nicht machen, um keine Schwerpunkte anzubieten. Das beraubt uns aber gleichzeitig der Möglichkeit, gegen feindliche defensive Schwerpunkte am Boden vorzugehen. Deshalb funktioniert das hier ja meines Erachtens auch nicht:

Zitat:Da verstehst du die Intention falsch. Exakt diesen Wirkmechanismus will ich ja gegen die feindlichen Luftstreitkräfte zur Anwendung bringen, sie schlußendlich dazu zwingend über eine zu große Distanz hinweg zu kämpfen. Wenn der erhebliche Raum der von den Bodenstreitkräften ohne Schwerpunkt durchdrungen wird von den gegnersichen Einheiten gequert wird, dann kann ich diese aus der Luft angreifen.

Und da kommt es eben zu dem Punkt, den ich nicht nachvollziehen kann: wir verzichten auf eine Schwerpunktbildung und verlagern die nicht auflösbaren Schwerpunkte nach hinten, um sie so nicht vor gegnerischen Vorstößen verteidigen zu müssen, er hingegen muss das nicht, eben weil von unserer Seite aus keine Gefahr eigener Vorstöße ausgeht, die seinerseits nicht gekontert werden können. Nicht nur, dass ich nicht verstehe, warum er den Raum überhaupt unmittelbar queren sollte, es erschließt sich mir auch nicht, warum er es ohne Luftüberlegenheit tun sollte? Er hat ja durch die kürzeren Wege alle Trümpfe in der Hand, um die nicht verlegbaren Schwerpunkte (bspw. Kommunikationseinrichtungen), gegebenenfalls auch durch zivile Infrastruktur (bspw. Kraftwerke), gezielt auszuschalten. Erst wenn der Gegner über diesen gesicherten Wirkradius heraus aktiv werden muss würde sich die von dir skizzierte Gefährdung ergeben, bis dahin wären aber bereits einige Staaten an der Front gefallen (nicht notwendigerweise physisch erobert).

Zitat:Die von dir angesprochene Aufklärung am Boden wird ebenso vom dem Netz leichter Kräfte geliefert.

Ich meine damit eine Luftraumüberwachung, die ist durch leichte Kräfte am Boden nicht in realistischen Größen leistbar (und technisch schwierig).

Aber mal eine andere Frage, wie soll das Ganze eigentlich koordiniert werden? Wenn ich dich richtig verstehe, dann ist es ja im wesentlich eine hochwertige Form der Guerrilakriegsführung inklusive einer Art Jagdkampf mit vergleichsweise leistungsfähiger Technik, gleichzeitig soll das Netz aber auch der Aufklärung dienen und braucht diese ja auch selbst, es kann also keine allzu große Unabhängigkeit der einzelnen Zellen geben. Das stelle ich mir durchaus schwierig vor, insbesondere weil die bodengebundenen EloKa-Mittel ja aus Kostengründen auch nicht in der nötigen Quantität zur Verfügung stehen dürften.

(21.12.2021, 14:53)voyageur schrieb: Denkt an die A330MRT, bei Chamall (Irak, Syrien) ist die durchschnittliche Einsatzdauer eines Rafales 6 Stunden. Für Indien wurde die technisch mögliche Flugdauer auf 10 Stunden erhöht. Immer mit A330MRT die wenn notwendig Poneyhof fliegen.

Sowas ist aber nur in einem gesicherten Luftraum möglich, man kann damit in einem solchen Konflikt nur bedingt die Leistungsfähigkeit erhöhen. Zumal dadurch perspektivisch auch die Fähigkeiten der Piloten eingeschränkt werden.
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