Krieg im 21. Jahrhundert
#79
Tut mir leid dass ich nicht so hinterher komme. Bin gerade beruflich recht eingespannt. Hat alles daher nicht den Umfang noch weniger die Form welche ich mir wünschen würde.

Noch zu den Preisen und Zahlen: nehmen wir die SPIKE NLOS. Ein System welches vergleichsweise teuer ausfällt, mit einer sehr hohen Reichweite. Es eignet sich als Vergleichssystem besonders weil die von mir hier angedachten PALR deutlich günstiger ausfallen würden. Eine SPIKE NLOS kostet die immense Summe von 200.000 Dollar pro Einheit. Für das Geld welches Finnland aktuell in die F-35 gesteckt hat, könnte man daher um die 50.000 SPIKE NLOS beschaffen. Nun stellt sich die Frage was die Russen in Bezug auf ihre mechanisierten Verbände vor das größere Problem stellen würde: die paar F-35 welche kaum zur Wirkung kommen werden und ja primär indirekt durch ihre bloße Präsenz Einfluss nehmen sollen oder 50.000 SPIKE NLOS Systeme (es gäbe nicht ansatzweise genau Ziele um diese Zahl überhaupt zur Anwendung bringen zu können).

Ein russische KORNET kostet zum Vergleich in der neuesten Version gerade mal 9000 Dollar. Man käme dann zu dem Preis welche die F-35 jetzt Finnland kosten auf über eine Millionen Systeme (1.055.555 Stück). Die von mir angedachten Hochgeschwindigkeits-PALR würden nun eher vom Preis her im Bereich einer KORNET liegen (wenn auch vermutlich ca. doppelt so teuer) und daher ist meine Aussage, dass man damit mit Leichtigkeit für den Preis von 10 modernen Kampfflugzeugen ungefähr 100.000 Einheiten produzieren kann meiner Einschätzung nach eben keineswegs inkorrekt.

Oder nehmen wir APKWS, da du es ja explizit genannt hast. Ca. 22.000 Dollar pro Einheit: ergäbe 431.818 Systeme. Es gäbe nicht mal ansatzweise irgendwo genug Ziele dafür.

Zitat:zumal es nicht darum geht, diese Kräfte zu zerschlagen, sondern nur die Operationsräume zu sichern. Die wiederum werden ja auch umso kleiner, je leichter die eigenen Einheiten sind, eben weil denen die Reichweite fehlt, was durch Bewegung ausgeglichen werden muss. Und Bewegung kann aufgeklärt werden.

Bewegung ist an sich zu einem Problem geworden. Die hier skizzierte Form eines Heeres wäre daher vor allem in der Verteidigung überlegen, und es wäre explizit dabei das Ziel, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Die Verbände bleiben also da wo sie sind. Zieht der Feind weiter, so trifft er in einem anderen Raum auf andere Verbände. Diese amorphe Struktur würde heutige konventionelle Streitkräfte deutlich überfordern und sie erfordert (das zeigen beispielsweise die Erfahrungen aus Tschetschenien wo es schon zu so ähnlichen Zuständen kam) einen immensen Aufwand vom Gegner selbst bei relativ schwachen und kleinen Einheiten (Economy of Force).

Ein solches (sich abzeichnendes) Primat der Defensive ist aber auch sonst günstig, bringt es den Gegner doch dazu ebenfalls in diese Richtung zu rüsten und so führt das sekundär politisch zu mehr Stabilität und senkt das Kriegsrisiko. Offensivstreitkräfte müssen offensiv werden um zu siegen. Sie haben in der Defensive eher Nachteile. Das befördert das Kriegsrisiko. Die von mir skizzierte Streitmacht wäre daher eine welche politisch stabilisierend wirken könnte.

Zitat:zum anderen aber vor allem, weil ich ein anderes, vielleicht in Bezug auf die Heereskriegsführung auch falsches Bild von der Tiefe des Raumes habe.

Ich denke auch, dass wir hier fundamental verschieden denken. Es wäre für mich kein Problem sehr weitgehend den Raum vom Gegner durchqueren zu lassen. Das heißt nicht, dass dieser Raum nicht parallel von unseren Bodenstreitkräften weiter durchdrungen ist. Sondern dass diese den Gegner in erhebliche Tiefe hinein vordringen lassen, während sie zugleich ohne Schwerpunkt und in reduzierter Form gegen ihn opportunistisch vorgehen. Der große Vorteil wäre meiner Meinung nach, dass der Raum damit zu einer Falle für die gegnerischen Streitkräfte wird, die sich in ihm nicht erhalten können und daher schlußendlich untergehen müssen. Oder der Gegner versucht unsere dislozierten Einheiten überall zu werfen und zumindest Korridore frei zu kämpfen, dann bindet dies immense Mittel (Economy of Force) und hält ihn erhebliche Zeiträume auf. Er kann dann nicht ansatzweise so vordringen wie es nötig wäre. Wie man es dreht und wendet, er kommt dadurch mit konventionellen mechanisierten Streitkräften in eine problematische Lage und verliert erheblich Zeit und genau das wäre es, was meiner Meinung nach in Osteuropa von Vorteil wäre.

Zitat:Je weiter entfernt die eigene Luftwaffe stationiert ist, desto geringer ist ihre Reaktionsfähigkeit und ihr Einsatzvermögen (bspw. durch eine geringere Durchhaltefähigkeit), und damit letztlich auch die Kampfkraft.

Da verstehst du die Intention falsch. Exakt diesen Wirkmechanismus will ich ja gegen die feindlichen Luftstreitkräfte zur Anwendung bringen, sie schlußendlich dazu zwingend über eine zu große Distanz hinweg zu kämpfen. Wenn der erhebliche Raum der von den Bodenstreitkräften ohne Schwerpunkt durchdrungen wird von den gegnersichen Einheiten gequert wird, dann kann ich diese aus der Luft angreifen.

Es ist dann genau der Feind der vor der Problematik steht, dass seine Luftstreitkräfte von zu weit weg aus agieren müssen. Denn: den Raum welcher hier zwischen unsere Luftstreitkräfte und die seinen eingeschoben wurde ist für ihn nicht zur Stationierung seiner Lufteinheiten benutzbar. Er wird ja weiterhin von unseren dislozierten Bodenstreitkräften de facto unbrauchbar gemacht, allein durch ihre Präsenz. Wir können dann gegen seine Bodeneinheiten viel leichter aus der Luft vorgehen.

Die von dir angesprochene Aufklärung am Boden wird ebenso vom dem Netz leichter Kräfte geliefert. Diese dienen de facto als Plänkler für die eigene Luftwaffe, agieren also dieser vorgeschoben. Zukünftige Infanterie sollte meiner Meinung nach ohnehin eine Mischung aus bisherigen Jägern und Fernspähern sein (ohne deren Luftlandefähigkeiten) und dass was man im englischen Sprachgebrauch Special Reconaissance nennt ist eine der wesentlichsten Leistungen des Netz leichter Kräfte in diesem Kontext.
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