Krieg im 21. Jahrhundert
#74
Zitat:Der erste Punkt wäre für mich wieder, dass deine Zahlen nicht stimmen, worauf du vermutlich wieder kontern wirst, dass es nicht um genaue Zahlen geht. Und das ist meines Erachtens schon falsch, weil genauere Zahlen durchaus wichtig sind. Wenn es nämlich nicht 100.000 sind, sondern nur 10.000, und die Erfolgswahrscheinlichkeit nicht bei 5% liegt, sondern nur bei 2%, dann sprechen wir schon nicht mehr über 5.000 Panzer, sondern "nur" noch über 200.

Ich bin schon recht zuversichtlich, dass das Missverhältnis nicht so groß wäre und keinesfalls einen Faktor von 10 hätte. Ob es aber 90.000 oder 70.000 oder 110.000 sind, ist tatsächlich irrelevant. Das Missverhältnis dürfte nur nicht so extrem sein, also um einen Faktor 10 und mehr. Und da kann man schon davon ausgehen, dass dem nicht der Fall sein wird.

Zitat:m Gegenteil finde ich diese Fahrzeugkategorie gerade in der Bundeswehr unterrepräsentiert und unterschätzt.

Da sind wir durchaus einer Meinung. Heute werden diese Fahrzeug leider zu sehr aus dem Blickwinkel bloßer Auslandseinsätze betrachtet und daher auf diese "reduziert". Man erklärt dann, dass außerhalb solcher assymetrischer Bedrohungen die Eigenheiten und Fähigkeiten dieser Fahrzeuge keinen Wert hätten, was meiner Meinung nach eine Fehleinschätzung ist.

Zitat:.....Reduktion des Heeres auf eine hohe Quantität leichter Kräfte abzielt (die in der Radikalität für mich keinen Sinn ergibt) und Vorteile nur in Bezug auf einen in seiner Entwicklung stagnierenden Gegner angeführt wurden.

Genau genommen wollte ich nicht auf eine solcherart verengte Betrachtung dieser Frage hinaus. Die Reduktion des Heeres sollte ja ausdrücklich vor allem auch Mittel frei machen, die man dann in andere Bereiche investiert, gerade eben damit bei uns keine Stagnation einkehrt und wir in Konfrontation mit einen Gegner der eben nicht in Stagnation verfällt weiter reagieren können. Daher war und ist für mich die Frage, wie man eine solche Mittelverschiebung überhaupt bewerkstelligen könnte und wie man sie so ausführt, dass dadurch temporär (also als Interimslösung) die Kampfkraft gegenüber dem was der Gegner real hat und haben wird nicht zu sehr abfällt, sondern dass dieser auch in den Bereichen in denen eine Reduktion stattfindet noch weiter erfolgreich bekämpft werden kann.

Zitat:Der zweite Punkt ist aber wieder die Frage, warum der Gegner überhaupt mechanisierte Großkampfverbände verwenden sollte? Ich würde das in einem solchen Fall nicht tun und andere Mittel einsetzen,

Und genau das wäre durchaus eine Zielsetzung einer solchen Rüstung und es wäre ein Erfolg. Den schwere mechanisierte Großkampfverbände sind aktuell gerade im Baltikum und in Osteuropa die Problemstellung vor der wir real stehen. Wenn diese durch eine vergleichsweise kostengünstige Umrüstung beseitigt werden kann, dann umso besser. Der Gegner wird damit zudem zum reagierenden. Er reagiert auf unser agieren hin und wir versetzen uns allein dadurch bereits in eine vorteilhafte Position. Wesentlich ist es dann natürlich, nicht auf diesem Stand stehen zu bleiben, also nicht bei dieser Interimslösung zu verharren, sondern erneut zu agieren und damit die Reaktion des Gegners zu entwerten. Die Reduktion bietet nun genau das, indem sie Mittel für weiteres agieren frei setzt.

Aktuell sind meiner Überzeugung nach es nämlich vor allem wir die stagnieren. Die Bundeswehr mit ihrer Überbetonung der Duellfähigkeit bei schweren Kampfpanzern ist im Prinzip genau das was du hier mit Stagnation beschreibst.

Auch wenn du sicher recht hast, dass ein zuviel an Umbrüchen und revolutionäre Veränderungen nicht nur risikoreich sind, sondern sehr leicht auch dazu führen können, dass man militärisch erhebliche Nachteile erleidet, sehe ich gerade bei unseren Streitkräften eher das genaue Gegenteil und eine zunehmende Erstarrung im Denken, kurz und einfach: Stagnation. Ein Musterbeispiel sei die aktuelle Debatte um mittlere Kräfte bei denen man jetzt nachziehen will, in Bezug auf Entwicklungen die bei anderen Mächten schon Dekaden alt sind. Die Gefahr dass wir zu innovativ, zu revolutionär und zu risikoreich agieren sehe ich daher nicht ansatzweise. Radikale Gedanken einzubringen um auch nur ansatzweise und in geringen Anteilen die aktuelle Stagnation aufzubrechen ist daher meiner Überzeugung nach exakt das was zur Zeit notwendig wäre.

Ich habe es ja schon mal angerissen: wir experimentieren zu wenig. Meiner Meinung nach sollte man eine komplette Brigade einfach nur dafür abstellen, solche Versuche mit neuen radikalen Konzepten zu unternehmen und daraus Erkenntnisse zu gewinnen. Ein solcher Experimentalverband könnte zugleich auch als Feinddarstellung für andere Einheiten dienen und wäre daher auch für das dringendst notwendige Mehr an Übungen ein großer Gewinn. Natürlich würden sich viele radikale Konzepte dann als falsch, problematisch oder nicht ansatzweise so gut wie gedacht heraus stellen. Aber um dies schlußendlich mit Sicherheit feststellen zu können, müsste man sehr viel mehr praktisch bei möglichst realistischen Übungen ausprobieren und diese Experimentierfreudigkeit ist genau das was heute in dieser Bundeswehr so weitgehend fehlt.
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