Krieg im 21. Jahrhundert
#64
Meiner Meinung nach wird die Diskussion hier jetzt zu sehr auf eine Art LOS Szenario hin geführt. Man setzt also auf x Fahrzeuge des Typ A mit x Maschinekanonen und n mal x Raketen gegen y Fahrzeuge des Typs BA mit y Maschinenkanonen n mal y Raketen - dass ist nicht nur Quartett in Reinform, es lässt auch den wesentlichsten Punkt außer Acht, nämlich dass im Krieg die größten Vorteile immer durch Assymetrien erzeugt werden, während man bei Symetrischen Verhältnissen sehr viel mehr Mühe hat sich durchzusetzen.

Nun ist hier in diesem Vergleich die einzige und primäre Assymetrie die Quantität. x ist also wesentlich größer als y. Das ist unzureichend. Jedes solche revolutionäre Konzept bedarf daher grundsätzlich weiterer Assyemtrien und müssen diese so radikal wie möglich exploriert werden. Über was wir hier konkret eigentlich diskutieren ist auch nicht neu. Es wurde im Prinzip schon durch die ganze RMA Theorie weitgehend behandelt und es müsste daher auch genau in diese Richtung gehen. Wozu also JLTV mit Maschinenkanonen und PALR gegen PUMA mit Maschinenkanonen und PALR setzen, wenn es auch ganz andere Bewaffnungskonzepte, ganz andere Einsatzkonzepte und eine ganz andere Vorgehensweise und grundsätzliche Doktrin gäbe welche man hier ebenfalls mit einführen kann.

Nehmen wir mal ObiBibers Beispiel und setzen 40 PUMA gegen 400 JLTV. Diese wenden aber nun pro Fahrzeug einen 98mm Mörser an und das Panzergrenadier-Bataillon (geringe Unterstärke) wird von 400 Mörsern eingedeckt. Schon hat man eine Assymetrie mit welcher die Schützenpanzer nicht mehr zurecht kommen. Oder man setzt 400 Loitering Munitions ein, oder man überschüttet die Schützenpanzer mit Minen welche als Streumunition mit einfachen Raketen nach vorne gebracht werden usw usf. Damit erübrigt sich auch zugleich eine ganze Reihe weiterer Fragestellungen wie die Querfeldeinbeweglichkeit, die Frage wie man Kräfte entwickelt, die Frage der durchschnittlichen Sicht- und damit Kampfentfernungen, die Größe und Verfügbarkeit des Raumes, usw. Oder man kämpft erst gar nicht gegen die PUMA sondern fährt einfach an denen vorbei und greift den rückwärtigen Raum der PUMA an, zerschlägt den Bataillonsversorgungspunkt, kappt die Treibstoffversorgung der PUMA dauerhaft, rast weiter einfach ins Hinterland des Gegners und vernichtet dessen rückwärtige Dienste bis das Schützenpanzer-Bataillon sich aufgrund dieser indirekten Wirkung einfach von selbst erledigt hat.

Es ist ja so ein Irrgedanke, dass man mechanisierten Kräften des Feindes überhaupt direkt entgegen treten muss. Wenn diese quantiativ mickerig sind, und dass ist zur Zeit überall der Fall, selbst bei den Russen, entstehen überall enorme Räume mit geringer, sehr geringer und extrem geringer Truppendichte. Wenn man diese richtig nutzen würde, dann könnte man den Gegner fast nach belieben schwindlig manövrieren. Wir müssen überhaupt weg von diesem Verband A kämpft gegen Verband B Denken und hin zu einer Kriegsführung welche die Grundlagen auf welchen Verband B überhaupt eingesetzt werden kann zuerst zerstört, womit die Kampfkraft von Verband B binnem kurzen irrelevant wird. Heute (aktuell) eine Aufgabe vor allem der Luftwaffe.

Aber genau das wird in einem großen konventionellen Krieg nicht mehr allein durch die Luftwaffe bewerkstelligbar sein. Weshalb sich die Frage stellt wie man ansonsten am Feind vorbei einfach in dessen Hinterland einfallen kann. Und umgekehrt sehe ich kein Problem darin dem Feind wenn er vorstößt fast nach Belieben Raum zu geben. Statt eine Art "Front" zu halten (was heute ohnehin nicht mehr möglich ist), lässt man ihn einfach immer weiter vordringen und nutzt ihn dabei Stück für Stück ab und wird hinter ihm wieder präsent. Die heutigen mechanisierten Verbände halten dass nicht mehr aus und werden dadurch ihres ganzen Fundamentes beraubt. Das hat auch seinen Grund darin, dass der größte Teil der Truppe eben nicht mehr Kampftruppe ist, bei keiner Armee, sondern aus Unterstützungs-Einheiten besteht.

Diese anzugreifen macht daher allein schon deshalb Sinn, weil man sie nicht nur leichter auftreiben kann (weil es viel mehr sind), sondern weil diese auch schwächer sind (man setzt also seine Stärke gegen die Schwäche des Feindes = weitere Assymetrie) und weil die feindlichen Kampfeinheiten viel abhängig von den Unterstützungseinheiten sind als es die von ObiBiber skizzierte Armee wäre. Die Kampftruppe des Feindes wäre daher nach kurzem nicht mehr in der Lage weiter vorzudringen, sie würde ihrer Basis beraubt irrelevant werden und was der Feind damit als Faustpfand gewonnen hat kann dann gegen das von uns gewonnene Faustpfand eingetauscht werden, andernfalls verliert der Feind seine konventionellen Streitkräfte komplett.
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