(Sonstiges) Battle Management System
#1
Battle Management System

Zitat: Das Battle Management System ist die neue streitkräftegemeinsame Technologie zur Digitalisierung landbasierter Operationen. Es wird unter anderem in die Panzergrenadierbrigade 37 aus Frankenberg in die Bundeswehr eingeführt. Für die VJTF (Very High Readiness Joint Task Force 2023) wird das System erstmalig im Zusammenhang mit Bündnispartnern eingesetzt.

https://www.bundeswehr.de/de/organisatio...tem-260740

Zitat: Das Battle Management System wird das Rückgrat der Digitalisierung bilden. Es stellt die Oberfläche für die Vernetzung bereit, ähnlich Windows für PCs oder Android bzw. iOS für Handys. Genauer gesagt soll es ein Echtzeit-Lagebild erstellen, durch das sowohl militärische Führer als auch die Soldaten vor Ort einen für sie ausreichend umfassenden Überblick des Geschehens erhalten.

Zitat: Schließlich soll das Battle Management System eine Vorauswahl treffen, um die beste Reaktion auf Vorkommnisse in Sekundenschnelle ohne störende Emotionen zu ermöglichen. Es soll den Ruhepol im Gefecht bilden, auf den sich der militärische Führer verlassen kann. Wenn beispielsweise eine Patrouille gegnerische Panzer ausmacht soll das Battle Management System diese Informationen verarbeiten, in der Lagekarte darstellen, die Bereitschaft und Fähigkeiten aller eigenen Kräfte vor Ort abgleichen und dem militärischen Führer das am besten geeignete Mittel zur Bekämpfung vorschlagen. Auch die Zieleinweisung sowie der Feuerbefehl für das so ausgewählte Fahrzeug kämen direkt aus dem Battle Management System. So zumindest das Ziel.

https://esut.de/2019/12/meldungen/ruestu...undeswehr/

Zitat: Digitalisierung auf dem Gefechtsfeld: In Munster testen Expert|Innen des Zentrums für Softwarekompetenz der Bundeswehr (ZSwKBw) zusammen mit dem Deutschen Heer & BaainBw aktuell das neue Battle Management System.

https://twitter.com/cirbw/status/1364183230577000451
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#2
https://esut.de/2021/04/fachbeitraege/26...pe-laufen/

Der jüngste Konflikt um Bergkarabach hat erneut die Bedeutung von Drohnen als Aufklärungsmittel und Waffenträger verdeutlicht. Die unbemannten Luftfahrtsysteme haben nach allgemeiner Einschätzung durch Einbindung in ein umfassendes Gefechtskonzept maßgeblich zum Sieg Aserbaidschans über Armenien beigetragen. Auch in der Bundeswehr wurde die Bedeutung der neuen Technologie erkannt und erste Schritte zur Nutzung unternommen.

Um das Potenzial von Drohnen in Verbindung mit der voranschreitenden Digitalisierung zu untersuchen, wurde 2019 die Studie „Erzeugung eines gläsernen Gefechtsfeldes zur Unterstützung dynamischer Operationen“ – abgekürzt ErzUntGlas – ausgeschrieben.
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#3
Der wesentlichste Punkt wird hier durchaus genannt: die Einbindung in ein umfassendes Gefechtskonzept. Gerade bei einem solchen ganzheitlichen Ansatz fehlt es bei der Bundeswehr an allen Ecken und Enden und auch wenn das Battlefield-Management-System (welch deutsches Wort) nun die Entwicklung in Richtung Joint (Joint = Zitat Bundeswehr, allein schon die Doppeldeutigkeit finde ich sehr erheiternd, passt der Joint doch durchaus zur aktuellen Verfassung dieser Bundeswehr) befördern soll, so ist ein solches System nur dann zielführend, wenn man überhaupt ein ernsthaftes ganzheitliches Konzept für den Krieg hat, welches straff zentralisiert, energisch und konzentriert voran getrieben wird. Bei dem Stückwerk innnerhalb der Bundeswehr, der Unzahl von sinnfreien Führungsstrukturen und den vielen Widersprüchlichkeiten in Bezug auf jede Betrachtungsebene von Doktrin bis hin zu Taktik sind wir da noch Welten von dem entfernt was man damit erreichen will.
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#4
ErzUntGlas ist für MGCS gedacht.
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#5
ErzUntGlas - allein die Abkürzung ......(bitte versteh das nicht als auch nur ansatzweise gegen dich gerichtet)

Expert|Innen (in naher Zukunft Expertys) des ZSwKBw zusammen mit dem BaainBw arbeiten also am ErzUntGlas......

Aber mal ernsthafter:

Vorab und allgemein ist Krieg eine Kunst, und als Kunst ist der Krieg nicht allein durch Logik und Ratio zu greifen, und kann daher jeder solche Ansatz darin nur versagen. Auf dieser Prämisse aufbauend:

Zitat:Schließlich soll das Battle Management System eine Vorauswahl treffen, um die beste Reaktion auf Vorkommnisse in Sekundenschnelle ohne störende Emotionen zu ermöglichen.

Emotionen und Intuition sind keine Störfaktoren, sie sind das was einen im Krieg Überlegenheit verleihen kann wenn alle anderen Faktoren einander zu ähnlich sind. Sie auszuschließen bedeutet zwingend die Niederlage wenn andere Faktoren sich als nicht ausreichend erweisen. Die Intuition ist zudem immer schneller als jeder Rechner und dies umso mehr, je komplexer, dynamischer und chaotischer ein Umfeld ist.

Zitat:Es soll den Ruhepol im Gefecht bilden, auf den sich der militärische Führer verlassen kann. Wenn beispielsweise eine Patrouille gegnerische Panzer ausmacht soll das Battle Management System diese Informationen verarbeiten, in der Lagekarte darstellen, die Bereitschaft und Fähigkeiten aller eigenen Kräfte vor Ort abgleichen und dem militärischen Führer das am besten geeignete Mittel zur Bekämpfung vorschlagen.

Der Ausschluß der Friktion und anderer Faktoren durch einen Totalirismus in der Informationsgewinnung und Verarbeitung ist zwar ein alter Traum inkompetenter Militärs, aber es wird ein Traum bleiben. Der militärische Führer sollte sich stattdessen zuerst auf seine Untergebenen verlassen, und dem folgend auf sich selbst. Jedes solches System sollte daher nur als Hilfsmittel gesehen werden, und bedarf dann für eine optimale Nutzung erst recht des militärischen Genius, bzw. der Intuition seiner Anwender. Gerade diese aber verfällt immer noch weiter durch diese Entwicklungen, es entsteht der technikhörige Checklisten-Offizier welcher entweder dem Rechner folgt oder seiner Checkliste und dem damit zunehmend jede Befähigung zur Bewältigung von Chaos, Unsicherheit, Friktion und Dynamik abhanden kommt. Wie sich das praktisch real auswirkt kann man jeden Tag in dieser Bundeswehr betrachten.

Solche Systeme sind an sich auch ein Ausfluss von Personen welche mit Unsicherheit und Unbestimmtheit weniger gut klar kommen und gerade deshalb in Friedenszeiten sich überproportinal in der Armee sammeln und dann beginnen diese zu prägen. Gerade weil charakterlich-psychologisch für den Krieg weniger geeignete Menschen in langen Friedenszeiten überhand nehmen will man überhaupt so stark auf solche System hinaus. Es ist also wie bei anderen solchen Führungs-Systemen: man will das eine und erreicht damit das andere.

Das ist analog zu all solchen Rebound-Phänomenen. Man kann ganz nach unten führen, also nutzt man diese Option auch und lähmt alles. Man kann alles immer mehr greifen, und alles wird langsamer (zu langsam) und engleitet. Man will schneller agieren und wird langsamer. Das ganze ist für viele nur schwer verständlich, aber ganz typisch. Je weniger Unsicherheit und Unbestimmtheit ich zulassen will, desto mehr hemmt dies mich militärisch. Das ist völlig unabhängig davon wie die tatsächliche Informationslage und Informationsauswertung ist.

Wenn man bereit ist ein sehr hohes Maß an Unbestimmtheit bewusst zuzulassen und man hat eine gute Informationsgewinnung und Auswertung, ist dass sehr viel besser als wenn man grundsätzlich jede Unsicherheit ausschließen will und die exakt gleiche gute Gewinnung und Auswertung von Informationen hat. Das reicht weit hinein in die Frage der militärischen Kultur an sich.

Ein solches System also nur beschränkt als ein Mittel des MGCS zu betrachten geht daher meiner Meinung nach zu kurz. Es ist ein System dass zu weiterem Missbrauch in Sachen Führung regelrecht einlädt und daher auch falsch gebraucht werden wird.
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#6
“ „Sein Sie nicht allzu stolz auf Ihr technologisches Schreckgespenst.....“ „Die Fähigkeit, einen ganzen Planeten zu vernichten, ist nichts gegen die Stärke, die die Macht verleiht. “ Darth Vader

Für alle, die es vielleicht als eine Frechheit ansehen, einen Star-Wars-Spruch hier anzubringen, bitte ich um Entschuldigung.
Was ich damit zum Ausdruck bringen will, ist die Unterstreichung eines Zitats von Qintus: "Emotionen und Intuition sind keine Störfaktoren, sie sind das was einen im Krieg Überlegenheit verleihen kann wenn alle anderen Faktoren einander zu ähnlich sind. Sie auszuschließen bedeutet zwingend die Niederlage wenn andere Faktoren sich als nicht ausreichend erweisen."

Moderne Waffensysteme sind Mittel zum Zweck. Sie zu haben ist (sehr) gut. Sich ausschließlich auf Technologie zu verlassen ist grob fahrlässig.

Mich erinnert das an die Verteidigungsstrategie der Franzosen in der Zwischenkriegszeit: Ein perfekt ausgeklügeltes System von Bunkern, Geschützbatterien, MG-Nestern, zu Ehren des Ministers Maginot nach ihm benannt. Es war auf dem Papier perfekt. Im Hinterland haben überlegene Panzerverbände bereit gestanden. Die Franzosen haben sich blind darauf verlassen, das die deutsche Armee an diesem Hindernis scheitern muss. Doch die Wehrmacht hat sich nicht an den Plan der Franzosen gehalten. Die Franzosen hatten mit den britischen Truppen fast doppelt so viele Panzer, und mit CharB und Somua auch die besseren Panzer. Hat ihnen nichts genützt. Sie hatten sich stur auf ihr Bollwerk verlassen und konnten sich nicht schnell genug auf eine unerwartete Situation umstellen.
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#7
@Aramiso: der Vergleich ist nicht nur gut sondern spiegelt genau nahezu perfekt wieder , was Q.F. so eloquent formuliert hat. Informationen sind essentiell um Entscheidungen fällen zu können, aber keine Maschinenlogik wird je in der Lage sein abzuwägen, was der " gute" militärische Führer in der Lage ist zu leisten. Die Abwägung zwischen dem logisch gebotenem und den sich taktisch anbietendem. Den Faktor Mensch wird die logische Analyse nie einberechnen können. Diese beruht auf dem Instinkt des Führers und seiner Erfahrung mit dem Gegner. Etwas das ich als Asperger nur bestätigen kann, meine Einschätzung eines Gegenübers beruht nur auf Erfahrung und Lernen durch vorherige Begegnungen. In fast jeder Situation in der " Neues " dieses gelernte durcheinander würfelt, bin ich auf Logik angewiesen und damit intuitiv handelnden Individuen zwangsläufig unterlegen.
Ein Algorithmus funktioniert genauso ( schlecht)....
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#8
Die Frage ist auch was für ein Führungssystem man hat und was man an sich unter Führung versteht, was für Ziele diese überhaupt hat und wo man die Grenzen von Führung in Bezug auf die Zielsetzung sieht. Und da klaffen zwischen der Rethorik dieser Bundeswehr und der praktischen Realität Welten - um es mal noch euphemistisch auszudrücken.

Jedes solche System kann daher missbraucht werden und sowohl Schaden als auch Nützen, je nach den Umständen und wie es benutzt wird. Nun haben aber manche Systeme ein höheres Missbrauchspotential als andere, vor allem wenn sie aus bestimmten Strukturen heraus entwachsen sind welche ohnehin schon in Bezug auf die militärische Leistungsfähigkeit als negativ anzusehen sind. Auch solche Systeme (wie das vorliegende) könnte man daher durchaus zur Steigerung der Leistungsfähigkeit nutzen, aufgrund ihrer Entstehung, ihrer Zielsetzung und der wahren Agenda der sie Nutzenden aber ist die Wahrscheinlichkeit eben viel größer dass das Gegenteil damit erreicht wird. Solche psychologischen "Rebound-Phänomene" findet man gerade in den heutigen westlichen ™ Armeen zuhauf.

Ich habe mal versucht jungen Offizieren systemische Führung zu erläutern, ich hätte genau so gut sinnlos ein Loch graben und wieder zuschaufeln können. Zur Intuition im allgemeinen noch ein Zitat:

Der Zufall trifft nur einen vorbereiteten Geist.
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