21.11.2021, 15:53
(21.11.2021, 14:36)Quintus Fabius schrieb: Auch eine Marine wie sie dir vorschwebt wäre nicht in der Lage an den Küsten des Iran zu operieren oder dort irgend etwas tatsächlich real praktisch zu erreichen.Ehrlich gesagt, halte ich genau dieses Szenario für ein gutes und relevantes, dass sich auf viele andere potentielle Gegner in unserem Hinterhof übertragen lässt. Eine EU-Marineoperation MUSS in der Theorie mindestens in der Lage sein, unabhängig von US-Unterstützung oder Partnern vor Ort, eine Regionalmacht wie den Iran seeseitig sperren zu können. Und wenn man dieses Szenario durchspielt, stellt sich entsprechend unserer Debatte hier schnell die Frage, welche Kapazitäten dann von welchen EU-Mitgliedern sinnvollerweise gestellt werden könnten. Für mich ergibt sich mit Blick auf die realen Fähigkeiten des Iran dabei folgendes Bild:
- Marineinfanterie für den Kampf um vorgelagerte Inseln: Italien, Spanien, tlw. Frankreich und NL
- Minenkampf: BeNeLux, tlw. Frankreich (deren neue Minenabwehrschiffe werden Expeditions-tauglicher ausgelegt sein als unsere)
- seegestützte Luftunterstützung: Vor allem Frankreich, tlw. Italien, Spanien eher theoretisch.
- U-Jagd: kann jeder irgendwie
- Luftabwehr: kann jeder irgendwie
- EloKa: eigentlich wir, nur sind die Flottendienstboote im heißen Konflikt nicht unbedingt empfehlenswert, weswegen hier nur die Korvetten zur Verfügung stehen würden, deren Einsatz in keinem Verhältnis zu einer französischen CdG/FREMM-Kampfgruppe stehen dürfte.
Da die anderen größeren Marinen alle ihre Spezialfähigkeiten haben, werden deren eigene Kapazitäten hinsichtlich U-Jagd und Luftabwehr meist zur Absicherung der jeweiligen Spezialeinheiten zum Einsatz kommen. Also entsteht genau hier eine Lücke, die Deutschland durch eine eigenen Spezialisierung auf Trägerkampfgruppen-unabhängiges ASW/AAW in Verbindung mit robuster EloKa füllen sollte. Was auch wiederum dem Ansatz BV durch LV entspricht, da es sich dabei um die für uns zur LV erforderlichen Hochsee-Kapazitäten handelt.
Insofern kann ich jetzt dann auch Helios dahingehend folgen, dass deutsche AAW-Schiffe auch ein wichtiges Mittel europäischer Kräfteprojektion darstellen. Eigentlich gilt hier das gleiche wie bei den ASW-Kapazitäten: Die großen Partnernationen besitzen diese Kapazitäten zwar, benötigen sie jedoch zwingend zum Schutz eigner Einheiten und werden sie dementsprechend nicht darüber hinaus ins Bündnis einbringen können. Das wird wohl leider erst mit einer echten EU-Flotte möglich sein, die wir ja anscheinend alle als erstrebenswertes Ziel betrachten.
Worin mich dies jedoch bestärkt, ist die Annahme, dass unsere Großkampfschiffe eine etwas andere Auslegung benötigen als bspw. die FREMM-Einheiten, da Verbandsschutz für uns weniger Geleitschutz (meine "Flugzeugträger-Fixierung") und mehr Raumbeherrschung darstellen muss. Soweit ich weiß, ist dies aber bereits der Fall und auch nicht anders geplant.