07.12.2022, 16:48
Helios:
Gerade wegen der höheren Komplexität der Realität erachte ich es für einen strategischen Fehler, präzise spezifische Kriegsszenarien festzulegen und seine Rüstung und Sicherheitspolitik in diesem Bereich zu sehr auf diese festzulegen. Die Schlussfolgerung daraus ist für mich auch keine Monokultur, wenn auch durchaus eine gewisse Typenarmut, vorausgesetzt die verbleibenden Typen decken ausreichend ab. Und mir geht es dabei durchaus um die ursprüngliche Kernaussage, denn in Wahrheit haben wir beide eigentlich die exakt gleiche Zielsetzung: nämlich mehr Mitteln in Hochtechnologie und vor allem mehr Mittel in militärische Forschung zu investieren.
Die Reduzierung der Typenvielfalt soll aber eigentlich auch exakt dies refinanzieren und zugleich (!) die Tiefe erhöhen, also die Quantität mehren. Da es meine Überzeugung ist, dass noch so große Investitionen in militärische Forschung ohne zugleich bestehende ausreichende Quantität der Streitkräfte militärisch höchstgradig risikoreich und problematisch sind. Wie ausgeführt betrachte ich diese Angelegenheit ja weit über die bloßen technischen Verrichtungen hinaus bis auf die Ebene der Sozialkultur einer Gesellschaft usw.
Die Kernfrage ist für mich eigentlich vor allem anderen, was konkret wirklich wichtige Technologieprojekte sind. Und das sind beispielsweise für mich Kampfpanzer nicht und auch ASW Fregatten eben nicht, zumindest nicht für Deutschland.
Statt die Typenvielfalt in Europa dadurch zu reduzieren, dass alle Nationen die gleichen Typen beschaffen, kann man sie auch reduzieren, indem man konkret eine Arbeitsteilung anstrebt, und beispielsweise eine Nation sich auf die Fortentwicklung eines Bereiches und eine andere auf die Fortentwicklung eines anderen Bereiches konzentriert. Das darin liegende Potential wird (primär aus rein wirtschaftlichen Gründen) nicht im Ansatz ausgeschöpft. Vereinfacht gesagt: Deutschland benötigt keine ASW Fregatten, und kann sich auf anderes spezialisieren, wenn andere Länder wiederum umgekehrt sich auf die ASW Fregatten konzentrieren.
Statt einer Vereinheitlichung der Systeme Länderübergreifend erreicht man ganz genau so eine Vereinheitlichung der Systeme, wenn eine Nation diese betreibt und eine andere Nation nicht.
Damit aber die eigenen Streitkräfte kriegsfähig sind, benötigen sie natürlich in bestimmten Bereichen Hochtechnologie, und zwar unabhängig von Verbündeten. Die entscheidende Frage für mich ist also daher welche dieser Technologieprojekte tatsächlich wichtig sind, wichtig im Sinne von absolut unverzichtbar. Für den Rest wäre jedoch eine Arbeitsteilung effizienter als der Versuch einer nationenübergreifenden Koordination.
In Bezug auf unser Nachsehen im Bereich der militärischen Forschung liegt die „Hauptschuld“ meiner Ansicht nach (und damit konträr zu dir) eben nicht bei der Typenvielfalt, mangelnden Synergieeffekten und mangelnder Vereinheitlichung und anderen Ineffizienzen. Sondern schlicht und einfach in der mangelnden Finanzierung, bzw. den zu geringen Mitteln. Darauf bist du gar nicht eingegangen.
Die USA geben seit kurzem fünf mal so viel für die militärische Forschung aus, wie alle europäischen Nationen zusammen, aber dies auch erst seit kurzem weil Frankreich und Deutschland die Mittel dafür so erhöht haben. Davor (!) war der Unterschied über Dekaden sogar noch größer. Wenn ich über 30 Jahre lang nur ein Sechstel oder sogar weniger in die militärische Forschung investiere, ist das viel wesentlicher als die Frage wieviele verschiedene Typen von Panzern oder sonstigen Systemen man hat.
Tatsächlich kann Typenvielfalt, dass Verfolgen von mehreren unterschiedlichen Ansätzen und Wegen gerade im Bereich der Technologie sogar vorteilhaft sein. Eine zu starke Vereinheitlichtung kann die Weiterentwicklung der Hochtechnologie verlangsamen. Natürlich ist das Ineffizienter, aber es kann zugleich Effektiver sein. Die Typenvielfalt in Europa ist daher eine Chance für eine größere Effektivität was die Geschwindigkeit der technologischen Weiterentwicklung angeht, vorausgesetzt die Politik würde hier die keine bloße Wirtschaftspolitik betreiben sondern die richtigen Weichen stellen.
Mein Eindruck ist, dass du die ineffizienten Strukturen als primäre Ursache der technologischen Rückständigkeit im militärischen Bereich ansiehst (du nanntest viele verschiedene Kampfpanzer, viele unterschiedliche Schiffstypen, viele gleichartige Kampfflugzeuge). Natürlich ist das ineffizient und bei einer Begrenzung der Mittel ist das natürlich auch ein Problem. Ich kann daher deine Idee, durch die Beseitigung dieser Ineffizienzen entsprechende Synergieeffekte zu erzeugen und dann diese dafür zu benutzen mehr Mittel zur Verfügung zu haben durchaus nachvollziehen.
Aber kein Synergieeffekt durch effizientere Strukturen kann einen Mangel von nur einem Sechstel der Mittel für Forschung über 30 Jahre hinweg kompensieren. Synergieffekte setzen nicht die Sechsfache Menge an Mitteln frei, unter keinen Umständen.
Darüber hinaus erweckt dein Eintrag bei mit den Eindruck, dass du die Kosten meines Primat der Quantität in bestimmten Bereichen falsch einschätzt. Die von mir vorgeschlagenen Veränderungen wären eben nicht teuer, sondern würden, wenn man es richtig anstellt sogar Gelder frei machen die man dann in die militärische Forschung investieren könnte. Wir hätten also mehr Truppen und zugleich mehr Geld für die Forschung, dass wäre meine Zielsetzung, daraus ergibt sich zuvorderst mein Konzept.
Ineffizienzen könnte und sollte man natürlich trotzdem angehen, aber ich erachte dass nicht als das primäre Problem. Der entscheidende Fehler ist hier meiner Meinung nach die mangelnde Finanzierung der letzten drei Dekaden (nur ein Sechstel über dreißig Jahre hinweg). Um hier aufzuholen bedarf es viel mehr als einer Vereinheitlichung der Systeme in Europa.
Beschließend verstehe ich nicht ganz, inwieweit der Einkauf von Zusatzfähigkeiten hier und heute, beispielsweise in Form von ASW Fregatten und anderen solchen spezialisierten Systemen die militärische Forschung für die Kriegsführung der Zukunft voran treiben soll. Inwiefern holen wir im Bereich der Hochtechnologie auf, wenn wir hier und heute extrem teure Systeme für die Streitkräfte einkaufen ?!
Ich will ja gerade eben deshalb auf das Gegenteil davon hinaus, weil nur dies Geld für die militärische Forschung frei machen kann.
Dein Ansatz würde dazu führen, dass die beschränkten Gelder für sehr teure Zusatzfähigkeiten ausgegeben werden und gerade eben deshalb nicht mehr für die militärische Forschung im Bereich der Hochtechnologie zur Verfügung stünden. Eine Luftwaffe mit hunderten F-22 und F-35 oder eine starke Marine mit vielen ASW Fregatten würden stattdessen die verfügbaren Mittel dramatisch reduzieren und entsprechend würde man sehr viel weniger in die militärische Forschung investieren können. Für den Preis von ein paar ASW Fregatten allein schon könnten wir die Forschungsgelder der gesamten EU im Bereich militärische Hochtechnologie mal eben verdoppeln.
Wie du extrem teure Zusatzfähigkeiten und Forschung im Bereich Hochtechnologie zugleich finanzieren willst, hast du mir immer noch nicht konkret genug erklärt / erklären können. Den teure Systeme der Gegenwart sind nicht die Hochtechnologie von morgen, welche dann übermorgen den Krieg zu unseren Gunsten entscheiden wird. Ich schrieb ja schon explizit über disruptive Technologien. Deshalbe halte ich auch den von dir genannten Aspekt des
Für den wichtigeren und eben nicht gleich auf mit den anderen.
Gerade wegen der höheren Komplexität der Realität erachte ich es für einen strategischen Fehler, präzise spezifische Kriegsszenarien festzulegen und seine Rüstung und Sicherheitspolitik in diesem Bereich zu sehr auf diese festzulegen. Die Schlussfolgerung daraus ist für mich auch keine Monokultur, wenn auch durchaus eine gewisse Typenarmut, vorausgesetzt die verbleibenden Typen decken ausreichend ab. Und mir geht es dabei durchaus um die ursprüngliche Kernaussage, denn in Wahrheit haben wir beide eigentlich die exakt gleiche Zielsetzung: nämlich mehr Mitteln in Hochtechnologie und vor allem mehr Mittel in militärische Forschung zu investieren.
Die Reduzierung der Typenvielfalt soll aber eigentlich auch exakt dies refinanzieren und zugleich (!) die Tiefe erhöhen, also die Quantität mehren. Da es meine Überzeugung ist, dass noch so große Investitionen in militärische Forschung ohne zugleich bestehende ausreichende Quantität der Streitkräfte militärisch höchstgradig risikoreich und problematisch sind. Wie ausgeführt betrachte ich diese Angelegenheit ja weit über die bloßen technischen Verrichtungen hinaus bis auf die Ebene der Sozialkultur einer Gesellschaft usw.
Die Kernfrage ist für mich eigentlich vor allem anderen, was konkret wirklich wichtige Technologieprojekte sind. Und das sind beispielsweise für mich Kampfpanzer nicht und auch ASW Fregatten eben nicht, zumindest nicht für Deutschland.
Statt die Typenvielfalt in Europa dadurch zu reduzieren, dass alle Nationen die gleichen Typen beschaffen, kann man sie auch reduzieren, indem man konkret eine Arbeitsteilung anstrebt, und beispielsweise eine Nation sich auf die Fortentwicklung eines Bereiches und eine andere auf die Fortentwicklung eines anderen Bereiches konzentriert. Das darin liegende Potential wird (primär aus rein wirtschaftlichen Gründen) nicht im Ansatz ausgeschöpft. Vereinfacht gesagt: Deutschland benötigt keine ASW Fregatten, und kann sich auf anderes spezialisieren, wenn andere Länder wiederum umgekehrt sich auf die ASW Fregatten konzentrieren.
Statt einer Vereinheitlichung der Systeme Länderübergreifend erreicht man ganz genau so eine Vereinheitlichung der Systeme, wenn eine Nation diese betreibt und eine andere Nation nicht.
Damit aber die eigenen Streitkräfte kriegsfähig sind, benötigen sie natürlich in bestimmten Bereichen Hochtechnologie, und zwar unabhängig von Verbündeten. Die entscheidende Frage für mich ist also daher welche dieser Technologieprojekte tatsächlich wichtig sind, wichtig im Sinne von absolut unverzichtbar. Für den Rest wäre jedoch eine Arbeitsteilung effizienter als der Versuch einer nationenübergreifenden Koordination.
In Bezug auf unser Nachsehen im Bereich der militärischen Forschung liegt die „Hauptschuld“ meiner Ansicht nach (und damit konträr zu dir) eben nicht bei der Typenvielfalt, mangelnden Synergieeffekten und mangelnder Vereinheitlichung und anderen Ineffizienzen. Sondern schlicht und einfach in der mangelnden Finanzierung, bzw. den zu geringen Mitteln. Darauf bist du gar nicht eingegangen.
Die USA geben seit kurzem fünf mal so viel für die militärische Forschung aus, wie alle europäischen Nationen zusammen, aber dies auch erst seit kurzem weil Frankreich und Deutschland die Mittel dafür so erhöht haben. Davor (!) war der Unterschied über Dekaden sogar noch größer. Wenn ich über 30 Jahre lang nur ein Sechstel oder sogar weniger in die militärische Forschung investiere, ist das viel wesentlicher als die Frage wieviele verschiedene Typen von Panzern oder sonstigen Systemen man hat.
Tatsächlich kann Typenvielfalt, dass Verfolgen von mehreren unterschiedlichen Ansätzen und Wegen gerade im Bereich der Technologie sogar vorteilhaft sein. Eine zu starke Vereinheitlichtung kann die Weiterentwicklung der Hochtechnologie verlangsamen. Natürlich ist das Ineffizienter, aber es kann zugleich Effektiver sein. Die Typenvielfalt in Europa ist daher eine Chance für eine größere Effektivität was die Geschwindigkeit der technologischen Weiterentwicklung angeht, vorausgesetzt die Politik würde hier die keine bloße Wirtschaftspolitik betreiben sondern die richtigen Weichen stellen.
Mein Eindruck ist, dass du die ineffizienten Strukturen als primäre Ursache der technologischen Rückständigkeit im militärischen Bereich ansiehst (du nanntest viele verschiedene Kampfpanzer, viele unterschiedliche Schiffstypen, viele gleichartige Kampfflugzeuge). Natürlich ist das ineffizient und bei einer Begrenzung der Mittel ist das natürlich auch ein Problem. Ich kann daher deine Idee, durch die Beseitigung dieser Ineffizienzen entsprechende Synergieeffekte zu erzeugen und dann diese dafür zu benutzen mehr Mittel zur Verfügung zu haben durchaus nachvollziehen.
Aber kein Synergieeffekt durch effizientere Strukturen kann einen Mangel von nur einem Sechstel der Mittel für Forschung über 30 Jahre hinweg kompensieren. Synergieffekte setzen nicht die Sechsfache Menge an Mitteln frei, unter keinen Umständen.
Darüber hinaus erweckt dein Eintrag bei mit den Eindruck, dass du die Kosten meines Primat der Quantität in bestimmten Bereichen falsch einschätzt. Die von mir vorgeschlagenen Veränderungen wären eben nicht teuer, sondern würden, wenn man es richtig anstellt sogar Gelder frei machen die man dann in die militärische Forschung investieren könnte. Wir hätten also mehr Truppen und zugleich mehr Geld für die Forschung, dass wäre meine Zielsetzung, daraus ergibt sich zuvorderst mein Konzept.
Ineffizienzen könnte und sollte man natürlich trotzdem angehen, aber ich erachte dass nicht als das primäre Problem. Der entscheidende Fehler ist hier meiner Meinung nach die mangelnde Finanzierung der letzten drei Dekaden (nur ein Sechstel über dreißig Jahre hinweg). Um hier aufzuholen bedarf es viel mehr als einer Vereinheitlichung der Systeme in Europa.
Beschließend verstehe ich nicht ganz, inwieweit der Einkauf von Zusatzfähigkeiten hier und heute, beispielsweise in Form von ASW Fregatten und anderen solchen spezialisierten Systemen die militärische Forschung für die Kriegsführung der Zukunft voran treiben soll. Inwiefern holen wir im Bereich der Hochtechnologie auf, wenn wir hier und heute extrem teure Systeme für die Streitkräfte einkaufen ?!
Ich will ja gerade eben deshalb auf das Gegenteil davon hinaus, weil nur dies Geld für die militärische Forschung frei machen kann.
Dein Ansatz würde dazu führen, dass die beschränkten Gelder für sehr teure Zusatzfähigkeiten ausgegeben werden und gerade eben deshalb nicht mehr für die militärische Forschung im Bereich der Hochtechnologie zur Verfügung stünden. Eine Luftwaffe mit hunderten F-22 und F-35 oder eine starke Marine mit vielen ASW Fregatten würden stattdessen die verfügbaren Mittel dramatisch reduzieren und entsprechend würde man sehr viel weniger in die militärische Forschung investieren können. Für den Preis von ein paar ASW Fregatten allein schon könnten wir die Forschungsgelder der gesamten EU im Bereich militärische Hochtechnologie mal eben verdoppeln.
Wie du extrem teure Zusatzfähigkeiten und Forschung im Bereich Hochtechnologie zugleich finanzieren willst, hast du mir immer noch nicht konkret genug erklärt / erklären können. Den teure Systeme der Gegenwart sind nicht die Hochtechnologie von morgen, welche dann übermorgen den Krieg zu unseren Gunsten entscheiden wird. Ich schrieb ja schon explizit über disruptive Technologien. Deshalbe halte ich auch den von dir genannten Aspekt des
Zitat:- neu gestalten, wie die Zukunft aussehen soll
Für den wichtigeren und eben nicht gleich auf mit den anderen.