Theorie einer Territorialmiliz
#11
Zitat:... würde vergleichsweise wenig Kosten, da sie keine Fahrzeuge im Bestand hat (im Kriegsfall kann sie mit requirierten zivilen Fahrzeugen Mobil gemacht werden).

Und wenn sie mit dem Taxi kommen! Big Grin
Historisches kurioses Beispiel: Les taxis de la Marne
Mehr als 4000 Mann wurden mit Taxis (4 bis 5 Infanteristen pro Fahrzeug) von Paris an die Marne gekarrt.

Zitat:Darüber hinaus ist sie an ein (geeignetes) Gebiet gebunden - welches sie kennt und hat daher dort Vorteile in Bezug auf die Orientierung, das Gelände und seine Nutzung.

Dieser Faktor allein ist dominierend.

Zitat:Relevant aber ist eine Befähigung auch unabhängig vom Kommando der Einheit in kleineren Untereinheiten agieren zu können. Dies ist notwendig um durch Verteilung, Tarnung, Verteidigung in der Tiefe einen mit modernen Waffen kämpfenden Gegner überhaupt ernsthaft bekämpfen zu können. Dazu tritt noch der zu erwartende Abriss in der Vernetzung / Kommunikation der Unterheiten. Diese müssen beweglicher sein als eine Kompanie, was für kompakte Züge spricht
.

Das ist nun die Abzweigung weg von herkömmlichen Strukturen. Vielfach bestimmt eine (durchaus mit guten Gründen) einmal festgelegte Organisationsstruktur die mit ihr möglichen Kampfweisen. Die umgekehrte Fragestellung lautet also: Welche Gliederung, Rollenverteilung und Funktionen benötigen für eine bestimmte Kampfweise, die wir für superior halten?

Die Abhängigkeit von Linien (Verbindungslinien, Versorgungslinien etc.) ist eine Sollbruchstelle in den Augen eines numerisch überlegenen Gegners.

Kompakte Formationen waren auch das, was an einer "Fahne in Action" sichtbar war. Bei den Burenkommandos Korporaalschap'en oder bei den australischen "Independent companies" neun Sektionen.

Zitat:Diese geht im Bereich von Schützenwaffen nur durch Quantität.

Die kritische Masse ist auch bei temporärer Zerstreuung zu gewährleisten. Keine Frage.

Zitat:Sie sollte aber eben auch nicht zu groß sein, also gerade eben kein Bataillon, sondern nur so groß wie nötig. Damit landen wir dann eben bei einer verstärkten Kompanie-Kampfgruppe welche wiederum eben nicht aus Kompanien sondern aus Zügen zusammen gesetzt ist.

Major H. von Dach nennt für den militärischen Widerstand gegen einen grundsätzlich überlegenen Gegner die Zahl 400 als Obergrenze für den Langzeiteinsatz. Auch hier nicht als 400-köpfiger Angriffsverband, sondern als Pool, der Gefechtshandlungen mit kleinen Zügen (15 bis 25 Mann) ausführt.

Zitat:Unterhalb der Züge wiederum müssen Gruppen stehen, welche ebenfalls wiederum numerisch stärker sind als normale Infanteriegruppen. Das Problem ist hier aber die Führbarkeit und diese ist gerade aufgrund der notwendigen dislozierten Kampfweise vor allem auf den unteren Ebenen besonders schwierig - nicht zuletzt auch aufgrund des notwendigen Geländes in welchem agiert wird. Es wird also eine Zwischenebene benötigt welche im Endeffekt zwischen traditionelle Gruppe und Zug tritt und welche man höchst einfach als Sektion (alt für Halbzug) bezeichnen kann.

Die französischen Fallschirmkommandos operierten im Indochina-Krieg in Zügen zu drei je 15-Mann Sektionen. Eine starke Gruppe oder ein Halbzug, wie immer man das sehen möchte. Es lässt sich sagen: Das sind durchaus bewährte Konzepte.

Zitat:Die Zahl der (notwendigen) Offiziere sinkt stark ab, die Zahl der Unteroffiziere usw nimmt stark zu. Dies ist meiner Überzeugung nach erstrebenswert, da Offizieren heute aufgrund Studium ff etc die notwendige Befähigung fehlt den angedachten Kampf leichter Infanterie in entsprechendem Gelände tatsächlich zu führen und weil diese Struktur zugleich die notwendige Dislozierung, aufgeteilte Kampfweise, Eigenständigkeit, Abspaltung, Verlust der Kommunikation, Verlust der Führung etc wiederspiegelt und die Widerstandsfähigkeit gegen solches Geschehen erhöht.

Dienstgrade sind sowieso keine Dienstränge. Die einzunehmenden Rollen sind entscheidend und in der Tat benötigt eine solche Fahne vornehmlich geeignetes Personal für die Rolle des Anführers. Oder kürzer gesagt: Die Fahne braucht Anführer!

Zitat:Schon 2013 rum hatte ich daher mal folgende Struktur für leichte Infanterie an sich vorgeschlagen, welche sich aber natürlich insbesondere für eine Miliz eignen würde:

Die nachfolgende Struktur Deines Vorschlages ist eine lupenreine Darstellung des gesamten Konzeptes. Respekt!

Zitat:... diese ganze Struktur für absolut problemlos führbar und koordinierbar, soweit das angedachte Kampfkonzept und die Umstände dann diese Koordination überhaut zulassen.

Es ist neuralgisch eine Fahne als solche zu führen und einzusetzen. Und dazu muß man das Konzept dahinter erstmal verstehen und erlernen. Das ist einfach eine Vorbedingung.

Zitat:Entsprechend sind auch alle Züge im Prinzip so weit wie möglich symetrisch und identisch. Bei der Unterstützungs-Sektion treten an die Stelle der leichten MG lediglich die schweren MG und beim UStG-Zug an die Stelle der Unterlaufgranatwerfer die Kommando-Mörser. Die grundlegende Gliederung aber wäre überall identisch, die entsprechenden Einheiten also lediglich etwas schwerer von der Ausrüstung her.

Um eine Verwechslung erst gar nicht entstehen zu lassen, würde ich die Bezeichnung "Zug" durch einen Arbeitsbegriff wie etwa "Patrouille" ersetzen. Das ist größenneutraler und schreibt auch nicht schon vorgezeichnete Einsatzweisen zu.
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Theorie einer Territorialmiliz - von Pogu - 05.10.2020, 19:23
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