Theorie einer Territorialmiliz
#46
Schneemann:

Das Problem ist hier vermutlich, dass im heutigen Deutschen der Begriff Miliz sprachlich negativ besetzt ist. Daher schwingen da immer gleich Assoziationen mit, wie dein Beitrag sehr gut aufzeigt.

Zu deinen Fragen:

Zitat:Ist das 1.) der Gedanke, der in Richtung Nationalgarde geht?

Ja absolut. Wobe die Ausrichtung, Konzeption, Ausrüstung usw. eine andere wäre. Es wäre also eine Nationalgarde, aber mit anderen Schwerpunkten:

Zitat:Also ähnlich wie in den USA, mit eigenen Luftstreitkräften?

Also zwar vom Grundgedanken her ähnlich, aber eben nicht wie in den USA, also nicht mit eigenen Kampfpanzern, eigenen Kampfhubschraubern usw. sondern spezifisch: Leichte Infanterie, Pioniere, Sondereinheiten - mit dem Schwerpunkt auf Leichter Infanterie. Der Grund hierfür sind zum einen die Kosten, denn solche Infanterie kann sehr günstig aufgestellt werden, wenn sie nicht kaserniert ist und wenn sie keinen regulären Sold bezieht und zum anderen der militärische Nutzwert und schließlich die Frage des notwendigen Zeitansatzes (weil Leichte Infanterie schneller auf ein sehr hohes Niveau in ihrem Bereich gebracht werden kann) etc.

Zitat:wer die Zuständigkeit dann innehat [Verteidigungsminister oder Innenministerium]

Spezifisch für die Bundesrepublik würde die Miliz dem Verteidigungsministerium unterstehen.

Zitat:bei zweitem Punkt habe ich arge Bedenken. Gerade dann auch, wenn es Freiwillige sein sollten.

Es wären Freiwillige im Rahmen einer allgemeinen Dienstpflicht, die für Männer wie Frauen gleichermaßen gilt. Der Dienst in der Miliz tritt dann, wenn die Bewerbung akzeptiert wird an die Stelle der Dienstpflicht die sonst andernorten geleistet werden muss. Er ist dann zudem was den zusammenhängenden Anteil angeht viel kürzer, da er anders konzipiert ist und die Zeit daher im weiteren durch viele weitere folgende Wehrübungen zusammen gebracht wird, statt durch einen Dienst am Stück.

Zitat:die auch nur gegen zweitklassig bewaffnete Räterepubliken vorgehen mussten.

Wobei die aktuellen inneren Sicherheitsstrukturen dieser Bundesrepublik bereits mit so einem Gegner nicht mehr fertig werden würden. Aktuell ist es so, dass wir intern erstaunlich hilflos sind. Wir wären aber auch gegen eine überraschende äußere Bedrohung erstaunlich hilflos, wenn - aus welchen Gründen dann auch immer - das Bündnis nicht für uns eintritt. Man muss das weiter in die Zukunft denken als nur ein paar Jahre. Hier und heute kann die Bundeswehr ihrem verfassungsgemäßen Auftrag nur im Bündnis nachkommen. Und selbst dies ist in vielen Konstellationen fragwürdig. Eine Miliz von erheblichem Umfang aber könnte - zu wesentlich geringeren Kosten - den Kernauftrag der Verfassung tatsächlich gewährleisten, nämlich dass das Staatsgebiet der Bundesrepublik von einem Gegner nicht eingenommen und gehalten werden kann. Und auch dies muss man weitläufiger denken als nur in Bezug auf irgendwelche konventionellen Feinde, aber auch solche werden irgendwann in den nächsten Dekaden wieder auftreten. Man muss es auch ganzheitlicher denken ! Denn eine solche Remilitarisierung der Gesellschaft selbst ist für den Krieg insgesamt von erheblichem Nutzen, selbst wenn dieser rein konventionell geführt wird, nicht in oder an unserem Staatsgebiet geführt wird und im Rahmen unserer Bündnisse geführt wird. Selbst dann wäre eine solche Miliz militärisch insgesamt ein erheblicher Mehrwert.

Zitat:die letzte "große" Miliz dürfte hierzulande vermutlich der Volkssturm gewesen sein, über dessen Kampfwert wir hier nicht reden müssen.

Auch der Kampfwert der Wehrmacht war zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend degeneriert, aber darum geht es gar nicht. Allein das du diese Beispiele aussuchst (auch Jugoslawien) zeigt auf, wie sehr der Grundgedanke negativ besetzt ist, ohne die ebenfalls existenten positiven Beispiele zu berücksichtigen. Und um beim aktuellsten zu bleiben: in der Ukraine waren und sind genau solche Strukturen absolut wesentlich für den bisherigen militärischen Erfolg der Ukrainer gewesen. Der enorme Wert der Territorial Defence Forces, und der Milizen welche der Nationalgarde der Ukraine unterstellt wurden wird von niemandem mehr bestritten und sollte daher hier eher das zu diskutierende Beispiel sein als der Volkssturm der Nationalsozialisten 1945.

Zitat:Also beinahe alles, was man zusammen suchen kann, spricht im Grunde gegen Milizkonzepte:

Nur weil du dir negative Beispiele dafür zusammen suchst, die deiner bereits vorgefassten Meinung entsprechen, spricht das nicht gegen die Miliz als Konzept. Ganz im Gegenteil bieten selbst solche negativen Erfahrungen wertvolle Erkenntnisse darüber wie man erfolgreiche Milizen aufbauen kann, da man bereits gemachte Fehler nicht wiederholen muss.

Zitat:Die Freiwilligkeit bietet Nischen für dubiose Figuren,

Dies ist nicht der Fall, wenn die Freiwilligen aus einer allgemeinen Dienstpflicht her rühren und wenn sie von kleinen notwendigen Kadern von Berufssoldaten geführt werden, die spezifisch dafür abgestellt werden.

Zitat:Ausbildung und Ausstattung waren meist unzulänglich,

Die Ausbildung könnte aber auch ganz im Gegenteil auf höchstem Niveau sein und die Ausrüstung leichter Infanterie auf dem neuesten Stand der Dinge kostet fast nichts im Vergleich zu anderen Systemen. Spezifisch in Bezug auf ein Milizsystem sollte man zudem bedenken, dass die Einsparungen was den Sold angeht und wenn man den Streitern in einer solchen Miliz gestattet eigene Ausrüstung (Bekleidung, Stiefel, Schlafsack usw) zu beschaffen, die Kosten noch weiter sinken.

Zitat:die Disziplin ließ zu wünschen übrig, .....Eigenwilligkeiten (wenn irgendwem in der Führung der Milizen die Regierung nicht gefiel) griffen um sich,

Wie die Disziplin ausfällt ist eine Frage der Führung und der Ausbildung. Und daher in dem Konzept welches ich hier ausgeführt habe sogar weniger ein Problem als bei Wehrpflichtigen. Zudem wäre die Führung der Miliz eine rein militärische - gestellt durch hochprofessionelle Berufssoldaten - und die Miliz unterstünde ja auch direkt und allein dem Verteidigungsministerium und wäre damit in die Staatsstrukturen fest eingebunden.

Zitat:nicht zuletzt war der Kampfwert gering.

Der Kampfwert ist eine absolut nichtssagende Worthülse, wenn man nicht den Kontext dazu nennt, was ich explizit getan habe. Der Kampfwert steht immer in Relation zur Quantität, zu Faktoren welche sich aus den Umständen ergeben und zur Qualität der Soldaten im Kontext des jeweiligen spezifischen Auftrags.

Entsprechend könnten Milizen in ihrem Aufgabenbereich und innerhalb ihres Auftrages sehr leicht auch einen deutlich höheren Kampfwert haben als jedwede konventonelle Armeeeinheit aus Berufssoldaten.

Zitat:D. h. solange es nicht eine wirklich voll ausgestattete Truppe im Sinne einer Nationalgarde ist, öffnet das Konzept nur die Türe zu Problemen und erhöht den Kampfwert eines Landes nicht.

Die Frage was für eine Ausstattung eine Miliz hat hängt von ihrem konkreten Auftrag ab, von ihrer Rolle im Gesamtgeschehen, von ihrer Funktion innerhalb der gesamten Militärmaschinerie. Entsprechend muss eine Miliz überhaupt gar nicht voll ausgestattet sein.

Und der "Kampfwert eines Landes" - besser wäre es von der Kriegsfähigkeit zu sprechen, erhöht sich über Milizen gewaltig, wenn diese sinnvoll aufgestellt und betrieben werden.

Zitat:Wenn ich aber eine voll ausgestattete Truppe benötigen würde, wieso investiere ich diesen finanziellen und logistischen Aufwand dann nicht gleich in die regulären Streitkräfte?

Aus Kostengründen. Wie Schaddedanz es ja auch absolut richtig beschrieben hat, spare ich mir selbst bei einer vollausgestatten Truppe den Sold. Aber nochmal: was heißt Vollausstattung? Eine Miliz benötigt weder Kampfpazer noch Kampfhubschrauber (ala Nationalgarde) um eine erhebliche Kampfkraft zu generieren und im Rahmen einer Netzverteidigung das Staatsgebiet der Bundesrepublik selbst durch kampfstarke konventionelle feindliche Streitkräfte praktisch nicht eroberbar zu machen. Und das nur für sich allein. Und zusätzlich noch arbeitet sie in der Gesamtmaschinerie dem konventionellen Militär zu und stärkt dadurch dieses erheblich.

Ansonsten kann ich beschließend hier dann nur auf die Ausführungen von Schaddedanz hinweisen, denen ich mich hiermit vollumfänglich anschließe.

PS: Hast du mal das Buch: Das Ende der Schlacht von Guy Brossolet gelesen ? Respektive die Werke von Spannocchi und insbesondere Afheldt ?
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#47
Für mich muss - wie schon früher angeführt - eine deutsche "Miliz" einen noch sehr viel stärkeren zivilen Aspekt bekommen. Das macht so ein Konzept einerseits politisch-gesellschaftlich realistischer, andererseits jedoch verfassungs- und völkerrechtlich schwieriger umzusetzen.

Sehr vereinfacht dargestellt würde ich meine Miliz-Vorstellung wie folgend umschreiben:

Herauslösung aller territorialen und zahlreicher unterstützenden Aufgaben aus der Bundeswehr, so dass nur die drei klassischen Teilstreitkräfte als reine Berufs-Expeditionsstreitkraft für BV und IKM zur Verfügung stehen und von allem dafür nicht militärisch erforderlichem befreit werden. (Natürlich müssten dazu einige grundlegende Fähigkeiten wieder in die TSK verschoben werden.)

Diese aus der BW ausgegliederten Teile müssen dann mit dem THW zu einer bundesweiten Zivilschutzbehörde des BMI zusammengelegt werden, die den Anforderungen nach Art.12a GG entspricht, also primäre Aufstellung für den Zivilschutz im (B)V-Fall.
Aufgaben sind aber auch Katastrophenschutz im Rahmen der Amtshilfe (wie beim THW aktuell auch) sowie nicht-militärische "Dienstleistungen" für die regulären Streitkräfte. Auch staatliche Dienste der Luft-, See und Bergrettung können integriert werden.

Der eigentliche regelmäßige Dienst in dieser "Zivilschutz-Miliz" wird von Hauptamtlichen geleistet (gerne ehem. SaZ) sowie tlw. auch von Reservisten auf freiwilliger Basis.
Die erforderlichen Reservisten werden gewonnen durch eine abgewandelte Umsetzung des Wehrdienstes ohne Musterung oder Verweigerung. (Jedoch für beide Geschlechter, also müssten im ART.12a GG die Worte Männer und Frauen durch Staatsbürger ersetzt werden.)
Dieser Wehrdienst umfasst in einem ersten Schritt lediglich eine Grundausbildung für den Einsatz im unbewaffneten Zivilschutz. Danach können verschiedene Wege gewählt werden, die u.a. auch diverse längerfristige Ersatzdienste bei FFW und Wohltätigkeitsverbänden oder eben einen FWD umfassen können. Wer keinen dieser Wege wählt, muss dann in einer zweiten Phase des verpflichtenden Zivilschutzdienstes ein bestimmtes Pensum an Kursen und Übungen ableisten, an dessen Ende der Eintritt in den Reservisten-Dienst der Miliz (bzw. den Heimatschutzverbänden bei FWD) steht. Dieser ist obligatorisch und übernimmt die Funktion einer Wehrerfassung. Es findet jedoch kein tatsächlich verpflichtender Dienst im Rahmen der Wehrpflicht statt, sondern lediglich Ausbildung, Übung und Erfassung.

Neben den danach freiwillig (wie bisher im THW auch) aktiv bleibenden Mitgliedern, können dann im Fall von Notlagen diese Reservistenstrukturen genutzt werden, um Hilfskräfte mit einer gewissen Grundkenntnis innerhalb einer bestehenden Organisation zu aktivieren, was im V-Fall dann sogar zu einer umfangreichen Mobilisierung genutzt werden kann, für die dann bereits Organisationsstrukturen existieren und in denen schon gewisse Fähigkeiten vorhanden sind.

Es können innerhalb dieser Struktur auch spezialisierte Einheiten entstehen, z.B. im Objektschutz. Der kann -wie im privaten Sektor hierzulande üblich- im Regelfall unbewaffnet erfolgen, während es im Rahmen einer Bundesbehördlichen BOS-Organisation natürlich auch möglich sein kann, die Befähigung für den Waffenumgang im dienstlichen Rahmen zu erwerben, so dass diese Organisation auch damit tatsächlich in einem weitreichenden V-Fall oder bei inneren Unruhen eine relevante Entlastung für Polizei und Militär darstellen könnte. Das ginge dann letztlich tatsächlich in die Richtung einer "Nationalgarde light", jedoch als Teil einer sehr viel breiteren Organisation, so dass die Gefahren solcher militanten Freiwilligenorganisationen deutlich reduzierter sein dürften. Ein erstrebenswerter Nebeneffekt könnte es sein, dadurch eine Normalisierung des gesellschaftlichen Verhältnisses zum Umgang mit Schusswaffen zu erlangen, weil hier ein staatlich begleiteter Zugang ermöglicht wird, während Sportschützen öffentlich immer als abgekapselte Problemgruppe angesehen werden.

Insgesamt dient das ganze der Resilienz gegenüber Notlagen jeder Art und dem Zusammenhalt der Gesellschaft. Die militärischen Aspekte sind dabei eher ein Nebenprodukt. Es geht mir mehr um das, was auf dem klassischen Dorf gar kein Problem darstellt: Gibt es da irgendeine Notlage, dann kann innerhalb kürzester Zeit jede erforderliche Hilfe aus der Bevölkerung heraus geleistet werden, weil es mit der Dorfgemeinschaft eine Struktur gibt, die nicht nur Fähigkeiten und Material vorhält, sondern diese gemeinschaftlich einsetzen kann und auch dazu bereit ist. Das brauchen wir in groß und professionalisiert, dadurch kann unsere Gesellschaft auch im Ganzen wieder resilient und damit verteidigungsfähig werden.

Der direkte militärische Nutzen wäre neben der gesteigerten Zuführung von FWD als Bewerber-Pool und zukünftige Reservisten aber auch die Konzentration des Aufgabenspektrums auf den Kernauftrag sowie die Befreiung von nicht-kriegswichtigen Elementen. Zudem könnte diese Organisation gesicherte Anschlussverwendungen für SaZ bieten oder auch so etwas wie Altersteilzeitstellen für Berufssoldaten.
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#48
Gefällt mir alles außerordentlich gut. Und ist natürlich sehr viel realistischer von der Umsetzbarkeit her, da in einer solchen post-heroischen Gesellschaft wie der unsrigen die kriegerischen Grundlagen einfach zu weit degeneriert sind.

Exzellent !
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#49
Übrigens sollte man das dann auch als Teil der Einbürgerung einfordern. Staatsbürger kann nur werden, wer diesen Ausbildungsdienst ableistet und sich entsprechend erfassen lässt. Alter spielt dabei auch keine Rolle, denn bei einer Zivilschutz-Ausbildung kann auf körperliche Voraussetzungen Rücksicht genommen werden, deswegen ja auch keine Musterung. Wer bereits in einem anderen Land Wehrdienst geleistet hat, könnte sich auf Wunsch auch für die Aufnahme in den jeweiligen Heimatschutzverband bewerben, statt eine zweite Grundausbildung zu absolvieren.

Evtl. könnte so eine Struktur dann sogar noch diverse gesellschaftliche Aufgaben übernehmen, an die man bei Begriffen wie Wehrpflicht oder Miliz gar nicht denken würde. Bspw. könnte ein Engagement in der Miliz bei der Arbeitsmarkteingliederung von Jugendlichen oder Langzeitarbeitslosen besser helfen als eine sogenannte Arbeitsagentur.


Politisch könnte es übrigens Sinn ergeben, als Teil der Zeitenwende die nach allgemeiner Einschätzung ohnehin für jede Wehrpflichtvariante erforderliche GG-Änderung bzgl. der Geschlechtergleichheit vorab ohne ein konkretes Konzept umzusetzen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man sich politisch darauf einigen kann, wenn nicht gleichzeitig ein bestimmtes Konzept konsensfähig sein muss, während die Erkenntnis, dass Krieg wieder möglich ist, genügen sollte, Vorbereitungen zu treffen, bei Bedarf handlungsfähig zu sein.
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#50
Ob es nun THW oder Miliz heißt bringt uns in Sachen Verteidigungsfähigkeit nicht weiter und von der Amtshilfe wäre die Bw trotzdem nicht befreit . Und aus der Bundeswehr müssen sie keine Teile ausgliedern , für was auch , jedes landratsamt ist verpflichtet für den Katastrophenfall vorzusorgen . Also gibt es überall schon Stützpunkte thw und Katastrophenschutz. Demnach verlagern sie die Probleme und kosten bloß von der Bw auf die zivilen Strukturen mit noch weniger nutzen. Wie sollen den zivile Strukturen die Unterbringung während der Ausbildung sicherstellen , wo sollen den die SAR Leistungen stationiert werden . Das der zivile Rettungsdienst nicht staatlich ist ist bekannt oder ? Dieser wird ausgeschrieben und vergeben, Das gleiche gilt für luftrettung . Der jederzeit weltweite Einsatz des thw ist nur möglich weil es eine zivile unbewaffnete Organisation ist . Selbst wenn man nur bestimmte Teile bewaffnen würde würde dieses Privileg wegfallen . Zivilschutz ist strikt von Bewaffnung zu trennen.

Wieviele Katastrophenfälle haben wir im Jahr das man solch eine Organisation brauch ? Sie hätten innerhalb von vielleicht 3-4 Jahren ungefähr 100000 dienstverpflichtete für die sie keine Verwendung haben .

Außerdem haben sie keine Reservisten , diese setzen einen Militärdienst voraus und auch keinen Wehrdienst weil es nichts mit der Bw zu tun hat . Es ist eine Dienstpflicht am Staat

Mal von allem abgesehen , der Hauptgrund warum sowas nicht kommen wird - man verteufelt jetzt seit über 30 Jahren die DDR und alles was es dort gab. Da wird es nichts geben was nur annähernd in die Richtung zivilverteidigung oder kampfgruppen geht geben.
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#51
Du hast das Konzept komplett nicht verstanden.

(29.09.2023, 15:57)alphall31 schrieb: Ob es nun THW oder Miliz heißt bringt uns in Sachen Verteidigungsfähigkeit nicht weiter
Nicht im Sinne von "mehr Soldaten", nein. Aber im Sinne von "resiliente Gesellschaft". Und es ist gerade die derzeit fehlende Resilienz, die im Kriegsfall unsere Gesellschaft binnen kürzester Zeit zusammenbrechen lassen würde.
Zitat:und von der Amtshilfe wäre die Bw trotzdem nicht befreit .
Sie käme erst sehr viel später zum tragen und die BW würde keinerlei Ressourcen vorhalten müssen, die nicht direkt der Kriegsführung dienen. Selbst die Stellen für ZMZ würden nur noch auf der zivilen Seite vorgehalten.
Zitat:Und aus der Bundeswehr müssen sie keine Teile ausgliedern
Ich muss die nicht ausgliedern, ich will die ausgliedern. Es gibt in Deutschland sehr viele Faktoren, die bei der Personalnot der BW mit rein spielen, da sollten wir froh sein um jede Stelle, die nicht von einem Soldaten besetzt werden muss, sondern auch zivil geleistet werden kann. Die Truppe wird ohnehin schrumpfen müssen, wenn keine Erhöhung der Mittel, deutlich über das 2%-Ziel hinaus kommt.
Zitat:für was auch , jedes landratsamt ist verpflichtet für den Katastrophenfall vorzusorgen .
Na und? Was hat das damit zu tun, Teile der BW, die nicht bewaffnet sein müssen, zum THW zu verschieben? Da wird ja nichts zusätzlich aufgebaut, sondern nur "demilitarisiert" und somit flexibler einsetzbar, während eine zivile Struktur dadurch mehr Ressourcen erhält, mit denen sie leistungsfähiger werden kann. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass die Katastrophenfälle zunehmen werden. Also ist es doch sinnvoller, die Katastrophenschützer zu stärken, statt die BW mit diesen Aufgaben weiter zu belasten, während ihr die Mittel wegschmelzen.
Zitat:Also gibt es überall schon Stützpunkte thw und Katastrophenschutz.
Zum Glück! Das erleichtert den Aufbau einer solchen Organisation.
Zitat:Demnach verlagern sie die Probleme und kosten bloß von der Bw auf die zivilen Strukturen mit noch weniger nutzen.
Im Gegenteil. Welchen Nutzen hat denn ein Dienstposten bei der BW, der nichts zur Kriegsfähigkeit beiträgt, sondern sich ausschließlich auf eine territoriale Aufgabe bezieht oder eine Dienstleistung liefert, die genauso auch zivil erbracht werden könnte? Warum ist das besser, als wenn dieser Dienstposten nicht die BW-Struktur belastet, sondern stattdessen im zivilen Bereich verortet ist, wo er sogar viel eher für sinnvolle Dinge eingesetzt werden kann als in der dysfunktionalen Bundeswehr?
Zitat:Wie sollen den zivile Strukturen die Unterbringung während der Ausbildung sicherstellen
Das brauchen sie nicht. Es geht doch explizit darum, lokale Strukturen zu stärken, wozu man die vorhandenen des THW nutzt. Da braucht es keine Kasernierung, das geht mit Unterbringung zu Hause, mit Ausnahme vielleicht einzelner Lehrgänge für besondere Verwendungen, was dann blockweise durchgeführt werden kann, wozu man auf bestehende Ressourcen anderer Stellen zurückgreifen kann. Bspw. müsste eine solche verpflichtende Grundausbildung für jeden ohnehin mit den Zeitplänen der Schulen und Lehreinrichtungen abgestimmt werden, so dass deren Gebäude und Sportanlagen in den Ferien genutzt werden könnten. Es soll ja auch explizit nicht eine durchgehende Maßnahme von 6-12 Monaten sein, sondern bewusst gestreckt stattfinden, um das politisch/juristische Argument auszuhebeln, dass den jungen Menschen Lebenszeit geraubt wird und sie dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen.
Zitat:wo sollen den die SAR Leistungen stationiert werden
Auf zivilen oder auch (dann nur noch teil-)militärischen Flugplätzen. Egal, da wo's passt. Solche Dienste sollen in erster Linie deshalb integriert werden, um ein möglichst breites Fähigkeitsspektrum zu haben, auf dass man im Rahmen von Ausbildung und Einsatz zurückgreifen kann.
Zitat:Das der zivile Rettungsdienst nicht staatlich ist ist bekannt oder ?
Klar, deshalb schrieb ich explizit "staatliche Dienste", wie also z.B. die SAR-Flieger der BW. Und da ich auch den SanDienst mit ausgliedern möchte, stehen da in Verbindung mit dem THW sicher einige Ressourcen zur Verfügung.
Zitat:Der jederzeit weltweite Einsatz des thw ist nur möglich weil es eine zivile unbewaffnete Organisation ist . Selbst wenn man nur bestimmte Teile bewaffnen würde würde dieses Privileg wegfallen . Zivilschutz ist strikt von Bewaffnung zu trennen.
Das lässt sich ja einrichten. Natürlich hätte man bei einer Umsetzung viele Punkte zu beachten, aber das ist alles kein Hexenwerk und wir sprechen bei der Wiedereinführung einer Dienstpflicht ja nicht von einer Kleinigkeit, die man mal eben so plant. Aber was spricht denn bspw. dagegen, wenn man Mitgliedern der Zivilschutzmiliz die Möglichkeit einräumt, sich für "Gast-Lehrgänge" bei den Heimatschutzkräften zu bewerben? So könnte z.B. auch jemand, der sich nicht für den FWD entscheidet, so etwas wie eine reduzierte Reservistenausbildung für Ungediente erhalten, aufbauend auf seinen zivilen Miliz-Fähigkeiten.
Der Sinn hinter der Bewaffnungsoption ist ja nicht, dass die Zivilschutzmiliz sich im Frieden bewaffnet, sondern dass sie im V-Fall eine geeignete Grundlage für eine schnelle Mobilisierung darstellt. Im dem Fall würden diese Kräfte dann ja eben auch zum Kriegsdienst eingezogen und verlören ihren Zivilistenstatus.
Zitat:Wieviele Katastrophenfälle haben wir im Jahr das man solch eine Organisation brauch ? Sie hätten innerhalb von vielleicht 3-4 Jahren ungefähr 100000 dienstverpflichtete für die sie keine Verwendung haben
Nein, ich hätte nicht einen einzigen Dienstverpflichteten, solange kein Notstand vorliegt. Ich hätte lediglich Ausbildungsverpflichtete und als Reservisten erfasste, die darauf vorbereitet wurden, im Krisenfall freiwillig oder anhand bereits nach heutiger Rechtslage möglicher Zwangsverpflichtungen zu Aufgaben herangezogen zu werden.
Zitat:Außerdem haben sie keine Reservisten , diese setzen einen Militärdienst voraus und auch keinen Wehrdienst weil es nichts mit der Bw zu tun hat . Es ist eine Dienstpflicht am Staat
Joa. Und wo ist jetzt das Problem? Es kann sein, dass wir in diesem System nicht von "Reservisten" reden dürfen und stattdessen eine "Reserve des Zivilschutzes" mit "Reserve-Zivilschutzkräften" ausbilden müssen. Ändert rein gar nichts außer dem Namen. Und Art.12a GG beschreibt das, was dort im Folgenden verkürzt als "Wehrdienst" benannt wird, als "Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband". Insofern handelt es sich mindestens um einen dem Wehrdienst gleichgestellten Dienst, also weder um einen Ersatzdienst, noch um eine allgemeine Dienstpflicht, die nicht bereits durch Art.12a GG gedeckt wäre. Das ist auch ein wichtiger Aspekt für die Umsetzbarkeit. Das Konzept erfordert eine Grundgesetzänderung ausschließlich wegen der Geschlechterfrage, was bei jeder anderen Variante -selbst der reinen Reaktivierung- ebenso der Fall wäre.
Zitat:Mal von allem abgesehen , der Hauptgrund warum sowas nicht kommen wird - man verteufelt jetzt seit über 30 Jahren die DDR und alles was es dort gab. Da wird es nichts geben was nur annähernd in die Richtung zivilverteidigung oder kampfgruppen geht geben.
Die "Kampfgruppen" wären ja in den Heimatschutzverbänden, die eh schon existieren und der Eintritt dort (über den FWD) wäre freiwillig, würde aber eben als eine Form der Ableistung dieses neuartigen Wehrdienstes angeboten.
Und da nicht von Zivilverteidigung, sondern von Zivilschutz die Rede ist, sehe ich nicht, warum da irgendwelche Ressentiments geweckt werden sollten.

Extrem wichtig wäre natürlich eine gute politische Kommunikation des Konzepts, was dann wohl eine der größten Hürden sein dürfte.
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#52
Polen ist seit Jahren ein Land welches ich wegen seiner positiven Entwicklung immer mehr und mehr bewundere. Hab dort jetzt schon zweimal Urlaub gemacht und vor Ort alles bestätigt gefunden was ich aus der Ferne schon bewunderte. Und wer hier in den letzten Jahren die Politik schmähte, muss sich nur die letzten Wahlen ansehen, welche mehr als beweisen, dass Polen auf dem Weg ist eine ideale Demokratie zu werden und diesen Weg nie verlassen hat. Echte Demokratie, Freiheit, konservative Ideale, hin zu mehr Werten, Wehrwillen und

hier im folgenden Artikel nun zur wachsenden Wehrbereitschaft der Polen als Volk, also als Bürger, in Form des sich dort ausbreitenden Milizgedankens.

https://www.leibniz-magazin.de/alle-arti...n-soldiers

Zitat:Citizen Soldiers

Spätestens seit dem Ukraine-Krieg soll sich in Polen jede und jeder selbst verteidigen können. Bereits Schulkinder lernen den Umgang mit der Waffe.

Bevölkerung und Regierung sind sich in dieser Frage ziemlich einig: Russland hat imperialistische Bestrebungen, die auch Polen bedrohen können – und wir müssen auf den Ernstfall vorbereitet sein! Der Staat hat ein ganzes Bündel an Maßnahmen geschnürt. Aber es gibt auch viele private und zivilgesellschaftliche Initiativen.

Zunächst einmal trat im vergangenen April das »Gesetz über die Verteidigung des Vaterlandes« in Kraft. Es ist eine wichtige Grundlage für die polnische Sicherheitspolitik und soll ihre Effizienz und Rechtssicherheit erhöhen. Außerdem soll es ein Anreizsystem schaffen, um neue Militärangehörige zu gewinnen; das übergeordnete Ziel ist dabei die Vergrößerung der Armee von derzeit 164.000 auf 300.000 Soldaten. In diesem Zusammenhang ist auch geplant, die Verteidigungsausgaben auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben, was dem Doppelten der Nato-Richtlinie entspricht.

Anmerkung: Polen hat nur ungefähr halb so viele Einwohner wie Deutschland.

Zitat:Ein Beispiel ist ein neuer Freiwilligendienst der Armee, der im Mai ins Leben gerufen wurde. Er dauert ein Jahr lang und besteht aus einer vierwöchigen Grund- sowie einer Spezialausbildung. Der Freiwilligendienst ist vergleichsweise gut bezahlt, und im Anschluss können die Rekrutinnen und Rekruten in die Territorialverteidigung übernommen werden. Sie haben auch im zivilen Leben bessere Chancen, einen Job zu bekommen, etwa in der Verwaltung.

Als Reaktion auf die Krim-Annexion und den Krieg im Donbass wurde 2017 die Territorialverteidigung ins Leben gerufen, quasi als fünfte Einheit der polnischen Armee. Sie besteht aus Zivilisten, die sich verpflichten, in ihrer Freizeit regelmäßig militärische Übungen durchzuführen. Es handelt sich also nicht um Berufssoldaten, obwohl sie Teil der regulären Armee sind. Seit Februar 2022 verzeichnet die Einheit siebenmal so viele Bewerberinnen und Bewerber wie vorher.

Es gibt zum Beispiel ein eintägiges und kostenloses Programm, das man »Trainiere mit der Armee – militärische Schulungen für jeden« getauft hat. Es beinhaltet Aktivitäten wie Schießtrainings, Survival-Kurse und Erste Hilfe. Darüber hinaus gibt es aber auch Angebote für spezielle Zielgruppen, etwa für Schülerinnen und Schüler.

Bereits seit 2009 gibt es das Schulfach »Sicherheitserziehung«, das in der 8. Klasse eine Stunde wöchentlich unterrichtet wird und 2017 neu konzipiert wurde. In diesem Fach soll ein Verständnis für staatliche Sicherheit entwickelt werden. Außerdem soll es die Schülerinnen und Schüler darauf vorbereiten, in Notfallsituationen richtig zu handeln und ihnen Grundkenntnisse in Erster Hilfe vermitteln. Im laufenden Schuljahr wurde die »Sicherheitserziehung« durch ein Defensivtraining für die 8. und 9. Klassen ergänzt. Hier geht es um militarisierte Inhalte: Auf dem Programm stehen Überlebenstechniken im Krieg, die Versorgung von durch Waffen verursachten Wunden, sowie ein Schießtraining für die 9. Klassen. Ähnliche Inhalte hat das Pilotprojekt »Zertifizierte Klassen in Uniform«, an dem mittlerweile mehr als 300 Klassen an über 100 Schulen in ganz Polen teilnehmen.

Eine freie Demokratie besteht aus wehrhaften freien Bürgern welche Waffen besitzen und diese benutzen können ! Nur so können Freiheit und Demokratie dauerhaft erhalten werden ! Und dazu muss man exakt bei den Kinder ansetzen.

Zitat:Es gibt ein großes Angebot an Kursen, die militärische Kenntnisse vermitteln. Vor allem die Nachfrage nach Schießtrainings ist sprunghaft gestiegen. Der Inhaber einer solchen Firma, ein ehemaliger Soldat, erzählte mir, dass kurz nach Ausbruch des Krieges sein Telefon nicht mehr stillstand. Es gibt viele Sicherheitsfirmen, also Unternehmen, die kommerzielle paramilitärische Trainings anbieten. Es gibt aber auch Arbeitgeber, die Kurse für ihre Angestellten organisieren, etwa die Polnische Post oder Energieunternehmen. Ein weiteres interessantes, aber nicht neues Phänomen sind die paramilitärischen Schießverbände. Sechs oder sieben davon gibt es in Polen, und sie haben eine lange Tradition – einige existieren schon seit über 100 Jahren.

Und dafür muss der Gesetzgeber die Möglichkeiten schaffen, statt sie wie in dieser Bundesrepublik systematisch zu untergraben und zu verhindern. Und diesbezüglich spreche ich als Betroffener der solche Dienstleistungen anbieten wollte was mir nur Probleme bereitet hat.

Zitat:Neben Schießtrainings bieten sie vor allem Jugendlichen eine Freizeitgestaltung an: Man trifft sich einmal in der Woche, bekommt Hilfe bei den Hausaufgaben und organisiert gemeinsam humanitäre Hilfe. Die Schießverbände haben sich zum Beispiel sehr für die Geflüchteten aus der Ukraine eingesetzt. Aktuell haben sie großen Zulauf. Viele Eltern möchten, dass ihre Kinder mitmachen und auch das Schießen lernen. Dazu muss man aber auch wissen, dass das Militär in Polen schon traditionell eine sehr hohe Wertschätzung genießt.

Dahinter steckt der Kerngedanke der sogenannten Total Defense oder Comprehensive Defense: Man sagt, das Militär allein ist nicht in der Lage, für Sicherheit zu sorgen – da muss die gesamte Gesellschaft mitmachen. Jeder und jede sollte in der Lage sein, sich zu verteidigen, und sollte wissen, was zu tun ist, wenn der schlimmste Fall eintritt.

Zitat:Diese Einstellung gehört einfach zur Normalität in Polen. Sie wird als nötige Vorsorge interpretiert, als gesunder Menschenverstand.

Ich seh es kommen, ich wandere noch nach alsbald Polen aus - wenn diese Sprache nur nicht so schwer wäre.....

Zitat:Es gibt natürlich rechtsextreme Organisationen in Polen, aber dazu gehören weder die Territorialverteidigung noch die Schießverbände. Das sind tatsächlich pro-staatliche, verteidigungsaffine Organisationen, die auf ihre Art und Weise die polnische Staatlichkeit schützen möchten. Sie verstehen sich am ehesten als apolitische Patrioten. Das sind also keine Extremisten, sondern Personen, die sich im Sinne Polens, für Polen einsetzen.

Sto lat Polska !
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