Sammler: Minenstreitkräfte
#1
Viele europäische Marinen haben Bedarf an einer Erneuerung ihrer Minenstreitkräfte. Ihre Einheiten stammen noch aus den 80er und frühen 90er Jahren und erreichen definitiv das Ende ihrer Lebensdauer. Auch haben sich Einsatzbereiche und Geräte in vielen Bereichen geändert - autonome und ferngesteuerte Geräte stellen hier Anforderungen, denen die alten Plattformen nicht gewachsen sind. Diesen Thread möchte ich als Sammler für aktuelle Entwicklungen erstellen.

In den Niederlanden und Belgien läuft gerade ein Programm zur gemeinsamen Anschaffung neuer Minenstreitkräfte als Ablösung für die alten Einheiten der "Tripartite"-Klasse unter belgischer Führung an - die Niederlande kümmern sich um das gemeinsame Fregattenprogramm.
Neben NL und BE war auch Frankreich im "Tripartite"-Programm, und von dort kommt ein Vorschlag für ein Nachfolgemodell: Das Konsortium "Sea Naval Solutions" hat ein Mutterschiff entwickelt, dessen Heckausleger für die Aufnahme von Drohnen und Booten bis 20 to bei Seegang 5 geeignet sein soll. Link zu einem Artikel in frz. -hier-
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#2
Ein Hersteller von Unterwasserdrohnen u.a. für die Minenabwehr ist die französische ECA-Gruppe.
Ein anderer natürlich Atlas Elektronik
Auch die schwedische Saab hat ein umfangreiches Sortiment, die norwegische Kongsberg hat auch einige "Bonbons".
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#3
Die ECA-Gruppe hat gerade einen neuen unbemannten Geräteträger vorgestellt. "Inspector 125" basiert auf den Booten der französischen Seenotrettung SNSM, ist 12,5m lang und bis zu 25 Knoten schnell. Die Zuladung von 3 Tonnen erlaubt verschiedene Nutzlasten, wie Sonare oder Unterwasserdrohnen.

Damit hat ECA eine weitere Komponente für das Belgisch-Niederländische MCM-Projekt im Sortiment.
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#4
Zwar wurde der Zuschlag schon im März erteilt, aber erst jetzt erfolgte die formelle Beauftragung:
Ein Konsortium aus der französischen Naval Group (ex DCNS) und ECA Robotics wird Belgien und die Niederlande mit je sechs Minensuchern und fünf "Toolboxen" beliefern. Die Schiffe werden nach militärischen Standards von Kership in Frankreich gebaut, das ganze Programm soll über 10 Jahre etwa 2 Mrd EUR kosten.
Die Toolboxen bestehen aus Inspector125-USV und verschiedenen Unterwasserdrohnen von ECA. Pressemitteilung (in en.) -hier-

Edit: ein netter Artikel mit Bildern findet sich -hier-
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#5
Die niederländische Marine hat am 05.07.19 eine Pressemitteilung -hier- veröffentlicht, wonach der Vertrag unterschrieben ist.
Demnach baut die französische "Naval Group" die Schiffe, die Minenräumsysteme kommen von der belgischen ECA Group: Unbemannte Transportboote "Inspector 125", autonome A-18 Unterwasserdrohnen, ferngesteuerte T18-M Sonardrohnen und Seascan- und K-STER Minenidentifikations- und -vernichtungssysteme.
In der Pressemitteilung nicht spezifiziert wurden weitere Flugdrohnen und Minenräumsysteme.
Nachtrag: Pressemitteilung der belgischen Marine -hier-. Demnach beträgt das Auftragsvolumen 2,1 Mrd € für 12 Schiffe und 10 "Toolboxen" zur Minenräumung.

Ach ja, das französisch-britische Programm für neue Mineräumer läuft unter dem Projektnamen "MMCM", unter Beteiligung von BAe Systems, Thales, ECA, SAAB und ASV Systems. Das Konzept ist fast identisch mit dem belgisch-niederländischen, nur werden die Komponenten von anderen Herstellern geliefert.

Pressemitteilungen:
BAe -hier-
Thales -hier-
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#6
Nachdem NL ja MCMV in Korvettengröße beauftragt hat. In welche Richtung geht die Deutsche Marine ?

Werden die neuen Minenböcke auch Korvettengröße haben ? HuhHuhHuh
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#7
(20.10.2019, 15:43)Mike112 schrieb: Werden die neuen Minenböcke auch Korvettengröße haben ? HuhHuhHuh
Die Technik hat sich ja offensichtlich so weiterentwickelt, daß ein Tender mit SUG (Systemunterstützungsgruppe) jetzt die Minenräumtechnik aus sicherem Abstand selber steuern kann, die klassischen Minenböcke sind m.E. damit obsolet.
Außerdem wäre eine Einheit in Tender- oder Korvettengröße Hochseetauglich und damit auf eigenem Kiel weltweit einsetzbar.
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#8
(20.10.2019, 22:39)PKr schrieb:
(20.10.2019, 15:43)Mike112 schrieb: Werden die neuen Minenböcke auch Korvettengröße haben ? HuhHuhHuh
Die Technik hat sich ja offensichtlich so weiterentwickelt, daß ein Tender mit SUG (Systemunterstützungsgruppe) jetzt die Minenräumtechnik aus sicherem Abstand selber steuern kann, die klassischen Minenböcke sind m.E. damit obsolet.
Außerdem wäre eine Einheit in Tender- oder Korvettengröße Hochseetauglich und damit auf eigenem Kiel weltweit einsetzbar.
Belgien und NL wollen mit ihren neuen Minenräumern ja mit USV und anderen ferngesteuerten Fahrzeugen arbeiten und glauben deshalb auf Geräuschdämmung und Entmagnetisierung verzichten zu können. Trägt das Konzept wirklich, wenn man massive Minensperren räumen muss?
Soweit ich gelesen habe, ist der Ansatz der Deutschen Marine da etwas konventioneller, sprich man glaubt weiterhin das man mit den zukünftigen Fahrzeugen in Minensperren fahren können will.
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#9
(21.10.2019, 13:31)ede144 schrieb:
(20.10.2019, 22:39)PKr schrieb:
(20.10.2019, 15:43)Mike112 schrieb: Werden die neuen Minenböcke auch Korvettengröße haben ? HuhHuhHuh
Die Technik hat sich ja offensichtlich so weiterentwickelt, daß ein Tender mit SUG (Systemunterstützungsgruppe) jetzt die Minenräumtechnik aus sicherem Abstand selber steuern kann, die klassischen Minenböcke sind m.E. damit obsolet.
Außerdem wäre eine Einheit in Tender- oder Korvettengröße Hochseetauglich und damit auf eigenem Kiel weltweit einsetzbar.
Belgien und NL wollen mit ihren neuen Minenräumern ja mit USV und anderen ferngesteuerten Fahrzeugen arbeiten und glauben deshalb auf Geräuschdämmung und Entmagnetisierung verzichten zu können. Trägt das Konzept wirklich, wenn man massive Minensperren räumen muss?
Soweit ich gelesen habe, ist der Ansatz der Deutschen Marine da etwas konventioneller, sprich man glaubt weiterhin das man mit den zukünftigen Fahrzeugen in Minensperren fahren können will.

Das ist auch mein Kenntnisstand das man auf die Fähigkeiten der "alten Minenböcke nicht verzichten will aber trotzdem neue Subsysteme einbinden will. => Minenböcke müssen die neuen Subsysteme auch tragen und führen können. Unterstützung dann durch die neuen MZES als Tender 4.0 ? Und die Tender 4.0 bräuchtten dann auch Subsysteme als Ersatz/Nachschub bzw. Reparaturkapazitäten....

https://www.navyrecognition.com/index.ph...rials.html

Interessant das Polen offensichtlich einen anderen Weg eingeschlagen hat.
Eher die deutschen Minensucher updaten ?

Kormoran II Class:
850t
58m Länge
10,30m Breite
2,70m Tiefgang
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#10
(21.10.2019, 13:57)Mike112 schrieb: Das ist auch mein Kenntnisstand das man auf die Fähigkeiten der "alten Minenböcke nicht verzichten will aber trotzdem neue Subsysteme einbinden will. => Minenböcke müssen die neuen Subsysteme auch tragen und führen können. Unterstützung dann durch die neuen MZES als Tender 4.0 ? Und die Tender 4.0 bräuchtten dann auch Subsysteme als Ersatz/Nachschub bzw. Reparaturkapazitäten....

https://www.navyrecognition.com/index.ph...rials.html

Interessant das Polen offensichtlich einen anderen Weg eingeschlagen hat.
Eher die deutschen Minensucher updaten ?

Kormoran II Class:
850t
58m Länge
10,30m Breite
2,70m Tiefgang

In der Ostsee ist Minenräumen auch etwas anderes als in Nordsee und Atlantik. Deshalb sehe ich das polnische Konzept durchaus positiv
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#11
Atlas Elektronik UK hat inzwischen auch eine komplette "Remote Toolbox" mit containerisierten Komponenten und dem Trägerboot ARCIMS aufgebaut. Die Royal Navy hat das System im Einsatz, -hier- eine Präsentation von der Herstellerwebsite (19 MB).

Das Konzept erlaubt die Verlegung z.B. per A400M und würde die Räumung z.B. eines Hafenvorfeldes oder einer Flußmündung erlauben. Im Text eher nebenbei erwähnt, aber auf den Bildern mehrfach vertreten:
CABs (für "Coil Auxiliary Boats"), Pontons mit Magnetfelderzeugern an Bord. Wenn ein ARCIMS mehrere solcher CABs hinter sich herschleppt, sollte der Effekt einem "Seehund" gleichkommen.
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#12
-Hier- habe ich einen ausführlichen Artikel (in En.) bei "Mer et Marine" über die belgisch/niederländische Lösung gefunden. Da dieses ein französisches Online-Magazin ist und französische Werften (Kership/Piriou) die Schiffsrümpfe bauen werden, wird die französische Lösung vermutlich ähnlich aussehen.
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#13
Meiner Meinung nach sollte ein zukünftiger Minensucher bzw. - jäger so flexibel sein, dass auch andere Aufgabenfelder, wie z.B. (leichtere) Patrouillen-Aufgaben übernommen werden können. Dies hätte z.B. eine Entlastung für die Korvetten im Libanon-Einsatz zur Folge. Maßgeblich wäre dafür eine etwas höhere Geschwindigkeit als die momentanen 18 Knoten, größere Einschiffungskapazitäten für Seesoldaten und zwei größere RIB's. Für den Schuss vor oder durch den Bug reicht auch eine MLG.

Der Entwurf von Saab geht schon in die Richtung, mal von den 15 Knoten Höchstgeschwindigkeit abgesehen:

https://www.navyrecognition.com/index.ph...essel.html
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#14
(24.03.2020, 20:47)26er schrieb: Meiner Meinung nach sollte ein zukünftiger Minensucher bzw. - jäger so flexibel sein, dass auch andere Aufgabenfelder, wie z.B. (leichtere) Patrouillen-Aufgaben übernommen werden können.
Auch wenn ich ebenso für flexibel einsetzbare Einheiten bin, so sind doch Minenabwehr und Patrouillen m.E. zu unterschiedliche Aufgabenfelder.

Aber vielleicht gibt es eine Plattform für Minenabwehr und andere Aufgaben von Fassmer -hier-
Allerdings wäre das ein anderer Ansatz als derzeit, wo die Tender Kl.404 als"Mutter" für U-Boote, Minenböcke (und früher die Schnellboote) dienen.. Stattdessen könnte das FPV90 zum Einen die MCMV-Toolbox beherbergen und in einer anderen Version "Raiding Groups" des Seebataillons mit ihren Kampfbooten bemuttern. Und da es ja gerade in der FAZ etc. diskutiert wird, könnte man auch noch eine Variante als Hospitalschiff ausstatten..

Edit:"Raiding Groups" sind nur ein Gedanke von mir, oder ein halbgares Konzept. Egal, das sollte vielleicht im passenden Thread besprochen werden und nicht hier.
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#15
Patrouille bzw. Seeraumüberwachung benötigt aus meiner Sicht keine wirklich zusätzlichen Fähigkeiten, die eine Minenabwehreinheit nicht hat oder haben könnte. Es geht hierbei ja nicht um Kampf gegen Seestreitkräfte, sondern um Präsenz und das Kontrollieren von Handels- oder Fischereifahrzeug. Vor dem Libanon, werden z.B. nur der Kurs, Ladung, Bestimmungshafen usw. per UKW abgefragt.

Ich kenne den Entwurf von Fassmer und finde ihn auch sehr interessant. Ich finde das Schiff sollte einen Tick größer sein, dass ein zweiter Helo, oder zusätzlich mehrere Drohnen ins Hangar passt/ passen. Besonders interessant finde ich folgendes:
- 2 Hubschrauberlandeplätze
- die große Flexibilität für kleinere amphibische Landungen, Lazarettschiff, Tender, Ausbildungsschiff, Transport in kleinerem Umfang, MCM
- großes Flexdeck/ Missionbay
- Kran
- RAS-Stationen für Boote
- große Reichweite

Ich denke für sog. "Raiding Groups" wäre das Schiff bestimmt interessant. Lieber 4 oder 6 kleinere Einheiten als 2 sehr große Einheiten, die dann eh nicht beschafft werden. Flexibler wäre das allemal und für die Belange des Seebataillons sollte es groß genug sein. Kann mir nicht vorstellen, dass dabei größere Einheiten als eine verstärkte Kompanie zum Einsatz kämen.
Ich denke dabei aber eher an Einsätze außerhalb der Ostsee. In der Ostsee sollten man eher auf sehr kleine Boote zurückgreifen, da Schiffe in der Größe sehr schnell aufgeklärt werden.

Für die Minenabwehr könnte man das Gerät, Boote, Dohnen usw. einschiffen. Für Randmeere halte ich aber kleinere Minenabwehreinheiten für sinnvoller....
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