Aktuelle UN Konferenz?
#1
Hallo,
verfolgt ihr die aktuelle UN Konferenz?
Hier mal ein Zitat aus einem Interview der tagesschau:

"Ich denke, dass der US-Präsident schon eine besondere Herausforderung für die Vereinten Nationen ist. Er ist eigentlich das Gegenbeispiel von dem, was die Vereinten Nationen als Ziel ausgegeben haben: nämlich multilateral zusammenzuarbeiten und um Interessensausgleich bemüht zu sein.

Das heißt, dass wir unsere Interessen nicht auf dem Rücken anderer wahrnehmen. Wir müssen auch sehen, dass unser Wohlstand nur möglich ist, indem wir eine enge Zusammenarbeit haben mit Ländern, die uns zum Beispiel Rohstoffe zur Verfügung stellen, mit Ländern, die mit uns Handel treiben. All das ist global zu organisieren und bedarf globaler Verantwortung.

Trump ist als Präsident der USA nicht bereit, sich dieser Herausforderung und dieser Verantwortung zu stellen. Er verkürzt seine Verantwortung ausschließlich auf seine Interessen und man muss beinahe sagen, auf die parteipolitischen Interessen, die er hat."


Ich muss sagen, ich finde die Aussage etwas scheinheilig. Das trampelhafte Verhalten von Trump wird dazu genutzt Vorwürfe auf ihn abzuwälzen, die Deutschland sich zu großen Teilen genau so gefallen lassen müsste, oder? Deutschland ist doch genau so darum bemüht, die eigenen Interessen gegen alle andere umzusetzen, oder?
Wie seht ihr das?
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#2
(27.09.2018, 10:48)Trumpel schrieb: Hallo,
verfolgt ihr die aktuelle UN Konferenz?
Hier mal ein Zitat aus einem Interview der tagesschau:

"Ich denke, dass der US-Präsident schon eine besondere Herausforderung für die Vereinten Nationen ist. Er ist eigentlich das Gegenbeispiel von dem, was die Vereinten Nationen als Ziel ausgegeben haben: nämlich multilateral zusammenzuarbeiten und um Interessensausgleich bemüht zu sein.

Das heißt, dass wir unsere Interessen nicht auf dem Rücken anderer wahrnehmen. Wir müssen auch sehen, dass unser Wohlstand nur möglich ist, indem wir eine enge Zusammenarbeit haben mit Ländern, die uns zum Beispiel Rohstoffe zur Verfügung stellen, mit Ländern, die mit uns Handel treiben. All das ist global zu organisieren und bedarf globaler Verantwortung.

Trump ist als Präsident der USA nicht bereit, sich dieser Herausforderung und dieser Verantwortung zu stellen. Er verkürzt seine Verantwortung ausschließlich auf seine Interessen und man muss beinahe sagen, auf die parteipolitischen Interessen, die er hat."


Ich muss sagen, ich finde die Aussage etwas scheinheilig. Das trampelhafte Verhalten von Trump wird dazu genutzt Vorwürfe auf ihn abzuwälzen, die Deutschland sich zu großen Teilen genau so gefallen lassen müsste, oder? Deutschland ist doch genau so darum bemüht, die eigenen Interessen gegen alle andere umzusetzen, oder?
Wie seht ihr das?

Trump und die aktuelle deutsche Regierung verfolgen doch völlig andere Konzepte. Während Trump sich gerne aus internationalen Verpflichtungen zurückziehen würde macht die deutsche Regierung das Gegenteil, nämlich Kompetenzverlagerung Richtung EU und Wachstum internationaler Verflechtungen.
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#3
Trumps Handeln ist doch deutlich von denen der Europäer, und damit auch der Deutschen, zu unterscheiden. Aktuell bedient Trump so ziemlich alle Ressentiments rechtskonservativer Kreise gegen die UN, vor allem handelt er aber auch danach. Diese Abneigung bestimmter Kreise in der US-Politik gegen die Weltorganisation ist nicht neu, neu ist aber, dass das Weiße Haus diese in direkte Politik ummünzt. Man darf nicht vergessen, dass es nicht nur die Klimaabkommen oder den Iran-Atom-Deal (der ja über den Sicherheitsrat lief) betrifft, sondern dass die USA bspw. auch aus dem UN-Menschenrechtsrat ausgretreten sind. Man mag am einen oder anderen Abkommen oder Gremium Kritik äußern - ich persönlich habe auch meine Probleme, wenn ich höre, dass die Mehrheit der Staaten im Menschenrechtsrat Staaten sind, in denen Menschenrechte keine große Rolle spielen -, aber diese drastische Art der unilateralen Politik ist doch bislang ein Novum in der US-Politik und kann nicht mit manchem deutschen Alleingang verglichen werden. Deutschland hat sich bislang in den UN-Gremien meistens immer vorbildlich verhalten, lediglich während der Finanzkrise und in der Flüchtlingspolitik kam es zeitweilig und EU-intern zu einseitigen Verhaltensweisen (allerdings rudert man hier mittlerweile zurück, da in Berlin angekommen ist, dass die Partner nicht sonderlich begeistert waren).

Was nun Trump und seinen Auftritt vor der UN betrifft, so ist dieser quasi gar nicht richtig zuzuordnen, er ist nicht richtig greifbar, weil er irgendwo zwischen Dramatik, Tragik, Schock, Lachnummer, Charmeoffensive und Realitätsverlust herumhüpft. Ich weiß nun allerdings nicht, ob das eine gewieft-kongeniale Taktik ist (der chinesische Abgesandte und auch der Russe haben ja immerhin doch recht irritiert geschaut) oder eine undurchsichtige und unbeabsichtigte Wirrnis, die einem halbpolitisch-irrealen Quarkkübel entspringt. Sicher ist eigentlich nur, dass Trump versucht irgendwie das zu machen, was er sagt, wobei aber abzuwarten bleibt, ob er sich an das erinnern will, was er gesagt hat. Die ganze Sache ist...nun ja...öhm...spannend...

Schneemann.
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