(Land) Main Ground Combat System (MGCS) // Leopard 3
(07.09.2023, 10:23)Helios schrieb: Es geht mir doch nicht um den Ersatz oder die Aufrüstung veralteter Technik durch ein aktuelles Modell, sondern um die Frage, wie davon ausgehend der weitere Entwicklungsweg verlaufen sollte. Und der Ansatz, hier verstärkt auf eine Fortentwicklung der bestehenden Technik mit modernen Technologielösungen zu setzen ist für mich Grundfalsch. Wir brauchen etwas wie das MGCS in seiner Gesamtheit und explizit auch mit einer entsprechenden Hauptkampfkomponente (ohne jetzt konkret näher zu spezifizieren, wie diese auszusehen hat), einen echten Generationswechsel, und keinen Versuch der Perfektionierung des Bestehenden.
Auf die lange Sicht bin ich da ja durchaus bei dir. Man muss halt zwischen zwei Zeithorizonten unterscheiden:

Einerseits dem, was in den nächsten 10 Jahren gebraucht wird, um die Abgaben an die Ukraine zu ersetzen und die Verteidigungsfähigkeit wieder herzustellen. Diese "Halbgeneration" ist es, von der die meisten hier momentan sprechen, weil eben aktuell Aufträge vergeben werden, für die ein revolutionär neuer Kampfsystemverbund keine Relevanz hat. In diesem Bereich braucht es eben aus deutscher Sicht keine großartige Neuentwicklung, das kann ein Leo2A8/9/X problemlos bereitstellen. Und schon mal gar nicht mit Frankreich - die können dazu nichts substantielles beitragen, was wir nicht selbst könnten, vor allem, wenn man jetzt noch mit Leonardo, Saab und vmtl. Indra kooperiert.

Andererseits gibt es da den langfristigen Ansatz für die nächste "Vollgeneration", also den für MGCS versprochenen Verbund verschiedener Systeme mit Vernetzung, Cloud, unbemannten Elementen etc. Dafür braucht es natürlich eine komplette Neuentwicklung. Und dazu könnte auch Frankreich, insbesondere mit Thales eine Menge beitragen. Aber ihnen steht dabei ein wenig der Zeitplan für den Leclerc-Nachfolger im Weg. Dieser sollte idealerweise in etwa mit Abschluss des Vorgänger-MLUs in die Vorserienproduktion gehen, um rechtzeitig zur Ablösung voll einsatzbereit zu sein und keine Produktionslücke aufkommen zu lassen. Eventuell wird Frankreich ja auch noch wie viele andere Nationen dahin kommen, dass sie ihre Panzerflotte wieder aufstocken wollen, was eben auch erst mit Zulauf des MGCS möglich sein wird, mangels Alternativmodell.

Somit stellt mMn der französische Bedarf den Übergang zwischen den beiden Zeithorizonten der anderen relevanten Nationen dar, was es so schwierig macht, jetzt noch das MGCS zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu führen. Der Ukrainekrieg hat die Zeitpläne so weit verschoben, dass der schon zuvor bestehende Zielkonflikt eigentlich unüberwindbar geworden ist.
Also wird Frankreich ihren Leclerc-Nachfolger alleine oder zumindest ohne Deutschland umsetzen müssen. Vielleicht finden sie sich mit den Briten zusammen, die Anforderungen sind sich deutlich näher als das mit Deutschland der Fall ist. Nun ist der C3 mehr als nur ein MLU und BAEs Landsystemsparte ist mit Rheinmetall verbandelt, aber da ließen sich schon Wege finden.

(07.09.2023, 14:45)Schaddedanz schrieb: KMW ist mit dem Puma keine Konkurrenz bei den IFV, viel zu teuer für die Welt.
Der PUMA ist ja nicht wirklich von KMW, sondern ein Gemeinschaftsprojekt ohne weitere Perspektive. Das Ergebnis ist natürlich das gleiche: KNDS hat kein konkurrenzfähiges IFV im Portfolio. Deshalb versuchen sie ja auch, den Ketten-BOXER am Markt unterzubringen. Der wäre sehr konkurrenzfähig, passt aber natürlich nicht zu einer Zukunftsperspektive auf MGCS-Niveau und wäre für Frankreich ein No-Go.
Zitat:Und ein MGCS Konzept lässt sich auf Basis von Panther-Turm und Lynx-Chassis (vielleicht ein bisschen größer skalieren die Wanne wegen den Proportionen) inklusive einer Artillerievariante binnen 2-4 Jahren hausintern zur fertigen Prototypenserie bauen.
Realisieren ließe sich das wohl irgendwie, die Frage ist aber, welchen Anspruch man damit erfüllen und welche Qualität man erreichen würde. MMn würde ein LYNX-basiertes MGCS ohne KMW-Know-How deutlich schlechte Ergebnisse liefern als eine vernünftige Kooperation hervorbringen könnte.

Und dabei lässt du komplett außen vor, dass man für eine solche Entwicklung wissen müsste, was man da überhaupt entwickeln will. Der aktuelle Projektstand des MGCS hat ja nach mehreren Jahren noch nicht mal dazu Ergebnisse gebracht. Also was Rheinmetall abliefern könnte, wäre eine technische Basis, auf der man ein MGCS aufbauen könnte. Alles andere könnten nur Vorschläge sein für Einzelsysteme, weil einfach keine Anforderungen vorliegen, anhand derer man konkrete Lösungen entwickeln kann.
Zitat:Warum also verlieren die die Nerven und lassen sich in die NEXTER + KMW Paarung mit rein drängen, beziehungsweise wollen da mit rein (beim Puma hat es doch auch schon daran gekrankt das Rheinmetall und KMW sich bis aufs Messer nicht abhaben können)?
Weil sie es sich nicht erlauben können, nicht mit dabei zu sein, sollte das MGCS umgesetzt werden. Wenn das Erfolg haben sollte, werden sich kaum noch große Abnehmer für eine LYNX-basierte Alternative finden lassen, zumal die meisten Kandidaten dafür auch jetzt aktuell ihre Bestellungen für bereits existierende Modelle aufgeben. Das Risiko für Rheinmetall ist zu groß, ein MGCS zuzulassen, an dem sie nicht teilhaben. Also entweder selbst das Projekt anführen oder es zerstören, das sind die Optionen für Rheinmetall.
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