(See) Russische Atom-U-Schiffe
#15
Zitat:Atom-U-Boot Sewerodwinsk: Langer Kraftakt
19:50 | 17/ 06/ 2010




MOSKAU, 17. Juni (Ilja Kramnik, RIA Novosti). Am 15. Juni wurde in der nordrussischen Stadt Sewerodwinsk das neuste Atom-U-Boot zu Wasser gelassen.

Das Boot wurde nach dem Ort benannt, wo es gebaut wurde: Sewerodwinsk. Die Arbeiten am neuen Schiff dauerten 17 Jahre. Die lange und fast schon dramatische Geschichte um den Bau des Unterwasserkreuzers spiegelt die gesamte Entwicklung der russischen Rüstungsindustrie der letzten Jahrzehnte wider.

Die Arbeit an den U-Booten der vierten Generation begann 1977 in der Sowjetunion. 1985 wurde der Bau neuer U-Boote ins Schiffsbauprogramm eingegliedert. Wie bei der sowjetischen Marine üblich, war der gleichzeitige Bau von mehreren U-Boot-Projekten für verschiedene Aufgaben geplant. Die verschiedenen Klassen umfassten strategische U-Boote, U-Boote zur Bekämpfung von Flugzeugträgern und Mehrzweck-U-Boote, U-Boot-Jäger und U-Boote für Sondereinsätze.

Doch Ende der 1980er Jahre wurde klar, dass diese Gewohnheit zu kaum noch stemmenden Kosten für die Marine führt. Deswegen beschloss das russische Militär, die Vielfalt der U-Boote wie beim mutmaßlichen Gegner auf zwei Klassen zu reduzieren. Fortan sollte es strategische U-Boote für die nukleare Abschreckung und Mehrzweck-U-Boote für alles andere geben.

Als neues strategisches U-Boot wurde das Projekt 955 ins Leben gerufen. 2007 wurde das Nullschiff Juri Dolgoruki vom Stapel gelassen. Mit dem Projekt 885 sollte ein neues Mehrzweck-U-Boot geboren werden.

Das Nullschiff des Projekts 885 sollte bereits Ende der 1980er bis Anfang der 1990er auf Kiel gelegt werden. Doch wegen fehlender Gelder und dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Startschuss für den Bau auf 1993 verschoben. Danach begann die Montage des U-Boots, die sich massiv in die Länge zog.

Ursprünglich sollte das Nullschiff 1998 in Dienst gestellt werden. Gerüchte über die Kiellegung von zwei oder drei weiteren Rümpfen für dieses Projekt kamen in Umlauf. Doch 1998 wurde die Indienstellung des Boots mehrmals verschoben: auf Anfang der 2000er Jahre, dann auf 2005 und schließlich auf 2007. Letztendlich wurde der Unterwasser-Atomraketenkreuzer Sewerodwinsk, Nullschiff des Projekts 885 Jassen (NATO-Index GRANAY) erst dieses Jahr zu Wasser gelassen.

Die Indienststellung ist frühestens 2011 zu erwarten. Dabei muss bemerkt werden, dass die Sewerodwinsk sich mit Waffen verteidigen kann. Im Gegensatz zur Juri Dolgoruki, die auf die bei den meisten Tests scheiternde Bulawa-Rakete wartet, wird Sewerodwinsk Raketen und Torpedos bekommen, die sich in der Industrie seit langem bewährt haben.

Die Gerüchte über den Bau der Rümpfe für die nächsten U-Boote, die angeblich bereits in den 1990ern auf Kiel gelegt wurden, erwiesen sich ebenfalls als falsch. In Wahrheit fingen die Arbeiten an einem weiteren Schiff des erneuerten Projekts 885M (neue Bezeichnung: Kasan) erst im vergangenen Jahr an.

Es gab verschiedene Gründe, warum sich die Bauarbeiten so sehr in die Länge gezogen haben. Das Projekt erhielt lange Zeit nahezu keine Finanzierung. Nachdem in das Projekt wieder Geld floss, musste es an die heutigen Bedingungen angepasst werden: Die Ende der 1980er Jahre geplante Ausrüstung war veraltet. Es wäre Unsinn, den Kreuzer damit fertig zu bauen. Außerdem gab es einigen Informationen zufolge Schwierigkeiten mit dem Hauptantrieb der neuen Generation, der Nachbesserungen erforderte.

Mitte der 2000er Jahre wurden schließlich Fragen über die prinzipielle Notwendigkeit des Baus dieser U-Boote laut.

Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir die Eigenschaften der Sewerodwinsk genauer betrachten. Das U-Boot hat eine Wasserverdrängung von 9700 (aufgetaucht) bzw. 13.500 Tonnen (getaucht), ist rund 120 Meter lang, 13 Meter breit und erreicht nach einigen Angaben Geschwindigkeiten von bis zu 33 Knoten. Das U-Boot ist zudem stark bewaffnet: acht 533-mm- und 650-mm-Torpedorohre und 24 Vertikalstarter, mit denen es Langstrecken-Marschflugkörper, Seeziel-Flugkörper und dergleichen einsetzen kann, sind an Bord.

Das Boot verfügt über eine leistungsstarke radioelektronische Ausrüstung und Horchgeräte, die Baukosten erreichen nach einigen Angaben knapp zwei Milliarden US-Dollar.

Das ähnlichste Projekt nach seinen Funktionen und Eigenschaften ist die amerikanische SSN-21 Sea Wolf. Die „Seewölfe" sind ebenfalls groß, schnell, schwer bewaffnet und kostspielig.

Ende der 1980er galten sie als Antwort auf die Indienststellung der sowjetischen U-Boote des Projekts 971. Die USA wollten 30 U-Boote dieser Art bauen. Nachdem der Kalte Krieg aber sein Ende fand, erübrigte sich die Notwendigkeit dieser U-Boot-Serie. Von 1989 bis 2005 wurden nur drei Boote gebaut. Der Preis jedes Bootes erreichte dabei vier Milliarden Dollar.

Als wichtigstes U-Boot der neuen Generation wollen die USA 30 kleinere „Virginia" mit nicht so hervorragenden Eigenschaften bauen, um die überalterten U-Boote der „Los Angeles"- Klasse zu ersetzen.

Deswegen stellt sich die Frage, ob Russland heute eine U-Boot-Serie braucht, die der „Sea Wolf" ähnlich ist. Beide Klassen waren ihrerzeit für einen Krieg mit dem mächtigsten Gegner auf dem Globus gedacht. Doch mit Blick auf die aktuelle globale Situation könnte Russland sich mit der Indienststellung von zwei bis drei U-Booten des Projekts 885 bzw. 885M begnügen. Das wichtigste Atom-U-Boot der Zukunft könnte preiswerter sein, dabei aber die notwendigen Eigenschaften dank moderner Ausrüstung und Bewaffnung bewahren.

Die Frage ist noch aktueller angesichts der Tatsache, dass die Sewerodwinsk-Klasse die vorhandenen Mehrzweck-U-Boote kaum ersetzen kann, selbst wenn wie angekündigt sechs Boote gebaut werden sollen. Gegenwärtig gehören der russischen Marine insgesamt 27 Atom-U-Boote der Projekte 949, 945, 671RTM und 971 an, die seit Mitte der 1980er bis Ende der 1990er Jahre in Dienst gestellt wurden. Mindestens die Hälfte davon wird im Laufe der kommenden 15 Jahre ausgemustert.

Deswegen wäre es lebensnotwendig, in den kommenden anderthalb Jahrzehnten mindestens 12 bis 15 preiswertere U-Boote zu bauen. Diese in Masse gebauten U-Boote könnten nach ihren technischen Eigenschaften etwa den neuesten Booten des Projekts 971 oder 671RTM entsprechen, doch eine bessere Ausstattung und Tarnung haben.

Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/analysis/20100617/126746318.html">http://de.rian.ru/analysis/20100617/126746318.html</a><!-- m -->

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