20.02.2023, 17:55
Es besteht durchaus die Möglichkeit, was wir hier ja auch schon öfters thematisiert hatten, dass sich bei den Westmächten bzw. bei der Bevölkerung in Europa und den USA eine gewisse "Kriegsmüdigkeit" (besser: Desinteresse) einstellen könnte. Das betrifft übrigens nicht nur Deutschland und seine, wie oft gesagt wird, "kriegsunwillige" Bevölkerung, auch in den USA ist zu bemerken, dass die Bereitschaft, der Ukraine zu helfen, merklich zurückgegangen ist - von rund 60% Zustimmung im Mai 2022 auf derzeit rund 48% Zustimmung. Tendenz sinkend.
Während es in den USA v. a. entweder rechte Kreise, die man oftmals dem libertär-populistischen Isolationismus zuordnen kann, oder linke bis sozialistische Kreise der Demokraten sind, sind es in Europa meistens unschärfer einzugrenzende Bevölkerungsteile - es gibt zwar auch hier die linken und rechten Populisten und auch Menschen, die schlicht Angst vor einem Atomkrieg und eine ernst zu nehmende pazifistische Grundeinstellung haben (Schwarzer und Wagenknecht zähle ich übrigens zu den letztgenannten nicht dazu). Aber oftmals hört man auch parteipolitisch nicht zwingend vorbelastete Aussagen, die in Richtung eines gewissen wirtschaftlichen Egoismus und Desinteresses tendieren. Billige Energie und die Party in Ischgl scheinen mancher Person eben wichtiger zu sein als das Schicksal der Ukraine und der Ausgang dieses entscheidenden, in gewisser Weise für das Schicksal der Demokratie auch epochalen Kampfes der dort geführt wird.
Und wenn die Russen es tatsächlich hinbekommen sollten - derzeit sieht es allerdings danach nicht aus -, diesen Krieg noch recht lange hinauszuzögern und zudem ihre Propaganda es erreichen sollte, mit tatkräftiger Unterstützung der linken und rechten Schleppenträger in Westeuropa, dass z. B. auch den Deutschen die Frage nach dem Hotel auf Mallorca wichtiger erscheint als die Frage, wer in Kiew herrscht, dann könnte es tatsächlich kritisch werden für die Ukrainer. Es stellt sich dann eben nur die Frage, was eher eintritt - das Verschwinden des Interesses an der Unterstützung Kiews und der Schulterschluss im Westen oder der Kollaps des Systems Putin?
Schneemann
Zitat:Support for Ukraine aid softens in U.S. public, poll sayshttps://www.pbs.org/newshour/politics/su...-poll-says
WASHINGTON (AP) — Support among the American public for providing Ukraine weaponry and direct economic assistance has softened as the Russian invasion nears a grim one-year milestone, according to a new poll from The Associated Press-NORC Center for Public Affairs Research.
Forty-eight percent say they favor the U.S. providing weapons to Ukraine, with 29 percent opposed and 22 percent saying they’re neither in favor nor opposed. In May 2022, less than three months into the war, 60 percent of U.S. adults said they were in favor of sending Ukraine weapons. [...] Views of Biden’s handling of the war divide largely along partisan lines. Among Democrats, 40 percent say they have a great deal of confidence in Biden to handle the situation, 50 percent have some confidence and 9 percent have hardly any. Among Republicans, a large majority (76 percent) say they have hardly any confidence. Those numbers are largely unchanged since last May.
Während es in den USA v. a. entweder rechte Kreise, die man oftmals dem libertär-populistischen Isolationismus zuordnen kann, oder linke bis sozialistische Kreise der Demokraten sind, sind es in Europa meistens unschärfer einzugrenzende Bevölkerungsteile - es gibt zwar auch hier die linken und rechten Populisten und auch Menschen, die schlicht Angst vor einem Atomkrieg und eine ernst zu nehmende pazifistische Grundeinstellung haben (Schwarzer und Wagenknecht zähle ich übrigens zu den letztgenannten nicht dazu). Aber oftmals hört man auch parteipolitisch nicht zwingend vorbelastete Aussagen, die in Richtung eines gewissen wirtschaftlichen Egoismus und Desinteresses tendieren. Billige Energie und die Party in Ischgl scheinen mancher Person eben wichtiger zu sein als das Schicksal der Ukraine und der Ausgang dieses entscheidenden, in gewisser Weise für das Schicksal der Demokratie auch epochalen Kampfes der dort geführt wird.
Und wenn die Russen es tatsächlich hinbekommen sollten - derzeit sieht es allerdings danach nicht aus -, diesen Krieg noch recht lange hinauszuzögern und zudem ihre Propaganda es erreichen sollte, mit tatkräftiger Unterstützung der linken und rechten Schleppenträger in Westeuropa, dass z. B. auch den Deutschen die Frage nach dem Hotel auf Mallorca wichtiger erscheint als die Frage, wer in Kiew herrscht, dann könnte es tatsächlich kritisch werden für die Ukrainer. Es stellt sich dann eben nur die Frage, was eher eintritt - das Verschwinden des Interesses an der Unterstützung Kiews und der Schulterschluss im Westen oder der Kollaps des Systems Putin?
Schneemann