10.11.2022, 10:25
Genau genommen ist dieser Rückzug bemerkenswert, und zwar in v. a. in einer Hinsicht: Bislang war es der russischen Führung relativ egal, wie es um ihre Truppen stand oder wie viele starben (und teils ist dies auch immer noch der Fall, siehe Bakhmut), hier jedoch hat man recht geordnet einen Rückzug aus einem Areal eingeleitet, das faktisch kaum zu halten war - ein isolierter Brückenkopf, die Truppen standen mit dem Rücken zum Fluss (wo die meisten Brücken zerstört waren oder zumindest unter Feindfeuer lagen), davor der Gegner mit entsprechender und beständig stärker werdender Feuerkraft. Die Truppen also stehenzulassen, wäre nicht zu verantworten gewesen.
Ohne nun die Russen loben zu wollen: Man hat hier also rein militärisch betrachtet seitens der russischen Führung endlich einmal eine gewisse Verantwortlichkeit gezeigt und richtig gehandelt, indem man einen Rückzug anordnete. Und es ist zudem ein anderer Rückzug als wie jener vor Kiew von vor einem halben Jahr, denn dort war die marodierende Truppe total in einem desolaten Zustand und zusammengeschossen. Hier aber am Dnjepr werden (noch) relativ gut ausgestattete und durchaus noch kampfbereite Verbände - auch wenn auch sie plündern wie die Spatzen - einer möglichen Feindbedrohung entzogen und aus einer quasi nicht haltbaren Lage, zumindest wenn der Gegner entschlossen angreift, herausgenommen. Und dies ist wiederum relativ neu für die Russen, zumindest bislang in diesem Krieg.
Ich würde also vor Jubelgeschrei etwas warnen - manchmal geht man einen Schritt zurück, um später wieder zwei nach vorne zu machen. Ich will nicht gleich dieses Narrativ von einer Falle benutzen, aber es ist offenkundig, dass die Russen nicht weiter bereit sind, irgendwelche Verbände - gerade auch, wenn es noch etwas besser gestellte Einheiten sind - sinnlos zu opfern, nur um starr und sinnbefreit irgendeinen Punkt X zu halten. Und dies wiederum bedeutet auch, dass man diese Einheiten für spätere Zwecke erhalten will. Heißt: Ja, der jetzige Rückzug kam durch Feinddruck auf eine exponierte Lage zustande, aber nein, er bedeutet nicht unbedingt eine Schwächung der Russen, eher könnte es sogar sein, dass sie somit ihre Linien bei Cherson verstärken können (Linienverkürzung, Frontbegradigung). Man sollte sich also von diesem Rückzug auch nicht zu arg täuschen lassen.
Ich weiß nun nicht, ob diese Vorgehensweise mit dem neuen Kommandeur Surowikin zusammenhängt, aber anscheinend ging die Initiative zu diesem Rückzug von ihm aus. Man sollte ihn zumindest im Auge haben und nicht unterschätzen...
Dazu auch:
Schneemann
Ohne nun die Russen loben zu wollen: Man hat hier also rein militärisch betrachtet seitens der russischen Führung endlich einmal eine gewisse Verantwortlichkeit gezeigt und richtig gehandelt, indem man einen Rückzug anordnete. Und es ist zudem ein anderer Rückzug als wie jener vor Kiew von vor einem halben Jahr, denn dort war die marodierende Truppe total in einem desolaten Zustand und zusammengeschossen. Hier aber am Dnjepr werden (noch) relativ gut ausgestattete und durchaus noch kampfbereite Verbände - auch wenn auch sie plündern wie die Spatzen - einer möglichen Feindbedrohung entzogen und aus einer quasi nicht haltbaren Lage, zumindest wenn der Gegner entschlossen angreift, herausgenommen. Und dies ist wiederum relativ neu für die Russen, zumindest bislang in diesem Krieg.
Ich würde also vor Jubelgeschrei etwas warnen - manchmal geht man einen Schritt zurück, um später wieder zwei nach vorne zu machen. Ich will nicht gleich dieses Narrativ von einer Falle benutzen, aber es ist offenkundig, dass die Russen nicht weiter bereit sind, irgendwelche Verbände - gerade auch, wenn es noch etwas besser gestellte Einheiten sind - sinnlos zu opfern, nur um starr und sinnbefreit irgendeinen Punkt X zu halten. Und dies wiederum bedeutet auch, dass man diese Einheiten für spätere Zwecke erhalten will. Heißt: Ja, der jetzige Rückzug kam durch Feinddruck auf eine exponierte Lage zustande, aber nein, er bedeutet nicht unbedingt eine Schwächung der Russen, eher könnte es sogar sein, dass sie somit ihre Linien bei Cherson verstärken können (Linienverkürzung, Frontbegradigung). Man sollte sich also von diesem Rückzug auch nicht zu arg täuschen lassen.
Ich weiß nun nicht, ob diese Vorgehensweise mit dem neuen Kommandeur Surowikin zusammenhängt, aber anscheinend ging die Initiative zu diesem Rückzug von ihm aus. Man sollte ihn zumindest im Auge haben und nicht unterschätzen...
Dazu auch:
Zitat:Russia Proclaims Its Retreat From Kherson City [...]https://www.thedrive.com/the-war-zone/ru...erson-city
Russian military leaders say they saw no alternative but to withdraw from Kherson City, even though it is a major blow to Putin’s plans.
In another disastrous blow to Vladimir Putin’s wish to conquer Ukraine, Russian Defense Minister Sergei Shoigu has ordered the withdrawal of his troops from Kherson City to the east bank of the Dnipro River. Shoigu made the decision Wednesday after hearing the recommendation to do so from Gen. Sergey Surovikin, the top commander of Russian forces in Ukraine. “Shoigu agreed with the proposal to organize defense along the line of the Dnipro River: proceed with the withdrawal of troops,” according to the official Russian state media outlet RIA Novosti account of Surovikin’s videotaped report to Shoigu, broadcast on Russian media. [...]
“The maneuver of the troops will be carried out in the near future, the formations will occupy the prepared defensive lines on the [east] bank of the Dnipro,” Surovikin responded. “The decision to defend on the [east] bank of the Dnipro is not easy, at the same time we will save the lives of our military and the combat capability of the group of troops.” [...]
Ukrainian leaders had been predicting a bloody fight for Kherson City, which Maj. Gen. Kyrylo Budanov, head of that nation's Defense Intelligence directorate (GUR), telling The War Zone that the city would be seized by the end of November after a fight. And last week, the GUR and other Ukrainian officials suggested that Russia could be trying to lure Ukraine into a trap, something we covered here.
Schneemann