01.09.2022, 08:19
Also ich bin mir da nicht mal so sicher. Dass man Kritik an der Zähigkeit, mit der manche Lieferungen vonstatten gingen, äußern kann, ist sicherlich teils richtig (nicht allerdings am Umfang). Gleichwohl denke ich, dass einige hundert MBT in den ersten Wochen des Konfliktes nicht wirklich was bewirkt hätten, da auch die Russen in dieser Zeit (bis grob Mai) mit unpassierbaren Wegen und Feldern bzw. Schlamm zu kämpfen hatten - die Bilder von T-80, die bis zum Turm weggesackt waren, sind ja bekannt.
Und bspw. immerhin die Polen haben den Ukrainern bis Mai rund 200 ältere T-72 bzw. dessen eigene Derivate zur Verfügung gestellt. Großartig zum Einsatz kamen sie allerdings nicht, gibt sogar Hinweise, dass die Ukrainer ihre eigenen T-64-Modelle vorzogen. Die Hälfte der T-72 musste bei Ankunft erstmal in die Wartung, dann standen nicht genügend Crews bereit, dann kam der Artilleriekrieg im Donbass.
Im Ergebnis kamen vllt. ein Drittel der großangekündigten polnischen Tanks punktuell zum Einsatz, und das auch nur stückweise. Und man musste feststellen, dass bei den polnischen Tanks die Türme genauso leicht wegfliegen wie bei den Russen, deren ATGMs nun auch nicht so schlecht sind. Insofern: Wenn man im April einige hundert westliche MBT geliefert hätte - ich denke nun mal an Abrams, Leopard oder Leclerc -, wären sie erstmal auf Halde herumgestanden, d. h. keine ausgebildeten Crews, keine passierbaren Straßen, Logistikprobleme. Sie wären also keine große Hilfe gewesen, da die Rahmenbedingungen noch nicht geschaffen worden waren und weil sie klimatisch und topographisch erst einmal nur sehr begrenzt eingesetzt hätten werden können. Wenn man dann mit der Umschulung ab April (sehr optimistisch) begonnen hätte, hätte man nun in der Endphase des Sommers die ersten Einheiten einsetzen können, aber vermutlich auch nur punktuell und nicht im Rahmen einer großen Durchbruchsschlacht.
Aber wenn der recht heiße Sommer nun vorübergeht, quasi die klassische Bewegungskriegsphase, der Regen dürfte wohl im September und damit recht bald kommen, dann ergibt sich die gleiche Lage wieder wie im Frühjahr. Ich vermute, dass die Ukrainer deswegen aktuell noch etwas Boden gewinnen wollen, bevor alles wieder sich festfährt.
Es würde also, wenn man eine Neuauflage des Konfliktes im Frühjahr 2023 nach einem möglichen Waffenstillstand im Herbst anstrebt, Sinn ergeben, jetzt Ausbildungsmaßnahmen auf modernen Systemen vorzunehmen - aber (und da gebe ich dir durchaus recht) es sind bislang ja immer noch keine westlichen MBT in Sicht, d. h. dass man sie bislang immer noch nicht geliefert hat, ist tatsächlich ein Versäumnis. Zumal die Ausbildung einer gut abgestimmten Crew sicherlich 5-6 Monate dauern dürfte...
Schneemann
Und bspw. immerhin die Polen haben den Ukrainern bis Mai rund 200 ältere T-72 bzw. dessen eigene Derivate zur Verfügung gestellt. Großartig zum Einsatz kamen sie allerdings nicht, gibt sogar Hinweise, dass die Ukrainer ihre eigenen T-64-Modelle vorzogen. Die Hälfte der T-72 musste bei Ankunft erstmal in die Wartung, dann standen nicht genügend Crews bereit, dann kam der Artilleriekrieg im Donbass.
Im Ergebnis kamen vllt. ein Drittel der großangekündigten polnischen Tanks punktuell zum Einsatz, und das auch nur stückweise. Und man musste feststellen, dass bei den polnischen Tanks die Türme genauso leicht wegfliegen wie bei den Russen, deren ATGMs nun auch nicht so schlecht sind. Insofern: Wenn man im April einige hundert westliche MBT geliefert hätte - ich denke nun mal an Abrams, Leopard oder Leclerc -, wären sie erstmal auf Halde herumgestanden, d. h. keine ausgebildeten Crews, keine passierbaren Straßen, Logistikprobleme. Sie wären also keine große Hilfe gewesen, da die Rahmenbedingungen noch nicht geschaffen worden waren und weil sie klimatisch und topographisch erst einmal nur sehr begrenzt eingesetzt hätten werden können. Wenn man dann mit der Umschulung ab April (sehr optimistisch) begonnen hätte, hätte man nun in der Endphase des Sommers die ersten Einheiten einsetzen können, aber vermutlich auch nur punktuell und nicht im Rahmen einer großen Durchbruchsschlacht.
Aber wenn der recht heiße Sommer nun vorübergeht, quasi die klassische Bewegungskriegsphase, der Regen dürfte wohl im September und damit recht bald kommen, dann ergibt sich die gleiche Lage wieder wie im Frühjahr. Ich vermute, dass die Ukrainer deswegen aktuell noch etwas Boden gewinnen wollen, bevor alles wieder sich festfährt.
Es würde also, wenn man eine Neuauflage des Konfliktes im Frühjahr 2023 nach einem möglichen Waffenstillstand im Herbst anstrebt, Sinn ergeben, jetzt Ausbildungsmaßnahmen auf modernen Systemen vorzunehmen - aber (und da gebe ich dir durchaus recht) es sind bislang ja immer noch keine westlichen MBT in Sicht, d. h. dass man sie bislang immer noch nicht geliefert hat, ist tatsächlich ein Versäumnis. Zumal die Ausbildung einer gut abgestimmten Crew sicherlich 5-6 Monate dauern dürfte...
Schneemann