14.07.2022, 10:56
@Schneemann
1. In einem normalen Jahr werden in den Kalten Monaten ca. 700 TWh Erdgas allein in Deutschland verbraucht. Das theoretische Maximum der Gasspeicher liegt bei ca. 250 TWh.
2. Der Gasfluss aus Russland nach Deutschland liegt im Moment nach Abschaltung von NordStream 1 bei 0. (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fach...onFile&v=2)
Werden die Gaslieferungen nicht wieder aufgenommen sind die deutschen Gasreserven vor Jahresende aufgebraucht. Werden die Gaslieferungen nur auf dem verminderten Niveau von vor der Wartungspause wieder aufgenommen, importieren wir ca. 1TWh pro Tag, also ca. 250 TWh bis zum Ende des Winters in 2023.
3. Die Füllstände im Winter 2021/2022 waren historisch niedrig hätten bei anderen Witterungsverhältnissen oder unvorhergesehenen Ausfällen anderer Energieträger bereits leicht zu einem Energiemangel führen können. Insofern fahren wir aktuell nur auf Normalmaß. Warum das so gewesen ist wäre übrigens eine sehr interessante Frage. Wurde hier russischerseits bereits in Erwartung einer Krise gebremst?
4. Die Bundesnetzagentur (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fach...onFile&v=3) geht in ihren Jubelmeldungen wonach die Lage beherrschbar sein von drei fatalen Szenarien aus: a) die Gasexporte (Weiterleitungen) in Europäische Nachbarländer würden auf 60% des Vorkrisenniveaus reduziert, b) ab 01/23 stünden LNG Terminals zu Verfügung und würden konstant mit 14,4GW (also 345GWh) beliefert und c) ab 01.07.22 gäbe es eine Verbrauchsreduktion von 20%.
5. Der Verbrauch in 2022 liegt aktuell um ca. 15% niedriger im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt allerdings nicht nur an krisenbedingten Einspareffekten, sondern auch daran, dass die Durchschnittstemperatur in 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher liegt und aufgrund der geringen Füllstände im letzten Winter schon verstärkt auf andere Energieträger zurückgegriffen wurde. Insofern ist eine Reduktion ohne einschneidende Einschränkungen um 20% ab 01.07. sportlich.
6. Ein ordentlicher Tanker liefert so 150.000m³ LNG. Das entspricht 90 Mio m³ im gasförmigen Zustand oder grob (Leitungsverluste ignoriert) 900GWh. Heißt die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass an unseren (dann ja ganz bestimmt verfügbaren) LNG Terminals ab 01/23 alle zwei, drei Tage ein größerer Tanker aufschlägt. Entladezeiten? Transitzeiten? Weltmarktlage? Ich weiß nicht wie das kommentieren soll ohne ausfallend zu werden.
7. Deutschland hat letztes Jahr 480 TWh Erdgas ins europäische Ausland weitergereicht. Das sind 35% der Einfuhrmenge. Eine Reduktion um 40% entspräche 192TWh. Ich weiß ja nicht wie die Herrschaften sich das bei den Bundesnetzagentur so vorstellen, aber Deutschland hat erst diese Woche mit Tschechien ein Solidaritätsabkommen unterzeichnet. Deren komplette Gasversorgung hängt an Russland und läuft zukünftig über uns. Österreich hat sich diese Woche ebenfalls der deutschen Solidarität versichert und angekündigt sich in die neuen deutschen LNG Kapazitäten einzubringen. Polen bekommt seit April kein russisches Gas mehr, die Versorgung läuft über Deutschland. Etc pp. Da wird nix reduziert, da wird der Export im Winter höchstens ausgeweitet.
8. Zuletzt lag die monatliche Stromerzeugung aus Erdgas in Deutschland in den Kalten Monaten bei über 50 TWh. Parallel dazu steht die Abschaltung der Atomkraftwerke Ende des Jahres an. Das sind für die ersten Monate in 2023 nochmals gut 15 TWh. Die Kapazitätsreserve der Bundesregierung beträgt aktuell 1 GW (beabsichtigt eigentlich 2GW), die innerhalb von gut 10 Tagen verfügbare Sicherheitsreserve (alte Braunkohlekraftwerke) beträgt 2.7 GW. Im Extremfall könnte also 88GWh pro Tag abgerufen werden. Das ergibt für 180 Tage im Winter 15TWh. Läuft.
1. In einem normalen Jahr werden in den Kalten Monaten ca. 700 TWh Erdgas allein in Deutschland verbraucht. Das theoretische Maximum der Gasspeicher liegt bei ca. 250 TWh.
2. Der Gasfluss aus Russland nach Deutschland liegt im Moment nach Abschaltung von NordStream 1 bei 0. (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fach...onFile&v=2)
Werden die Gaslieferungen nicht wieder aufgenommen sind die deutschen Gasreserven vor Jahresende aufgebraucht. Werden die Gaslieferungen nur auf dem verminderten Niveau von vor der Wartungspause wieder aufgenommen, importieren wir ca. 1TWh pro Tag, also ca. 250 TWh bis zum Ende des Winters in 2023.
3. Die Füllstände im Winter 2021/2022 waren historisch niedrig hätten bei anderen Witterungsverhältnissen oder unvorhergesehenen Ausfällen anderer Energieträger bereits leicht zu einem Energiemangel führen können. Insofern fahren wir aktuell nur auf Normalmaß. Warum das so gewesen ist wäre übrigens eine sehr interessante Frage. Wurde hier russischerseits bereits in Erwartung einer Krise gebremst?
4. Die Bundesnetzagentur (https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fach...onFile&v=3) geht in ihren Jubelmeldungen wonach die Lage beherrschbar sein von drei fatalen Szenarien aus: a) die Gasexporte (Weiterleitungen) in Europäische Nachbarländer würden auf 60% des Vorkrisenniveaus reduziert, b) ab 01/23 stünden LNG Terminals zu Verfügung und würden konstant mit 14,4GW (also 345GWh) beliefert und c) ab 01.07.22 gäbe es eine Verbrauchsreduktion von 20%.
5. Der Verbrauch in 2022 liegt aktuell um ca. 15% niedriger im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt allerdings nicht nur an krisenbedingten Einspareffekten, sondern auch daran, dass die Durchschnittstemperatur in 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher liegt und aufgrund der geringen Füllstände im letzten Winter schon verstärkt auf andere Energieträger zurückgegriffen wurde. Insofern ist eine Reduktion ohne einschneidende Einschränkungen um 20% ab 01.07. sportlich.
6. Ein ordentlicher Tanker liefert so 150.000m³ LNG. Das entspricht 90 Mio m³ im gasförmigen Zustand oder grob (Leitungsverluste ignoriert) 900GWh. Heißt die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass an unseren (dann ja ganz bestimmt verfügbaren) LNG Terminals ab 01/23 alle zwei, drei Tage ein größerer Tanker aufschlägt. Entladezeiten? Transitzeiten? Weltmarktlage? Ich weiß nicht wie das kommentieren soll ohne ausfallend zu werden.
7. Deutschland hat letztes Jahr 480 TWh Erdgas ins europäische Ausland weitergereicht. Das sind 35% der Einfuhrmenge. Eine Reduktion um 40% entspräche 192TWh. Ich weiß ja nicht wie die Herrschaften sich das bei den Bundesnetzagentur so vorstellen, aber Deutschland hat erst diese Woche mit Tschechien ein Solidaritätsabkommen unterzeichnet. Deren komplette Gasversorgung hängt an Russland und läuft zukünftig über uns. Österreich hat sich diese Woche ebenfalls der deutschen Solidarität versichert und angekündigt sich in die neuen deutschen LNG Kapazitäten einzubringen. Polen bekommt seit April kein russisches Gas mehr, die Versorgung läuft über Deutschland. Etc pp. Da wird nix reduziert, da wird der Export im Winter höchstens ausgeweitet.
8. Zuletzt lag die monatliche Stromerzeugung aus Erdgas in Deutschland in den Kalten Monaten bei über 50 TWh. Parallel dazu steht die Abschaltung der Atomkraftwerke Ende des Jahres an. Das sind für die ersten Monate in 2023 nochmals gut 15 TWh. Die Kapazitätsreserve der Bundesregierung beträgt aktuell 1 GW (beabsichtigt eigentlich 2GW), die innerhalb von gut 10 Tagen verfügbare Sicherheitsreserve (alte Braunkohlekraftwerke) beträgt 2.7 GW. Im Extremfall könnte also 88GWh pro Tag abgerufen werden. Das ergibt für 180 Tage im Winter 15TWh. Läuft.