29.04.2022, 23:52
@Quintus
Zugleich: Gleichwohl dürfen wir den Bogen nicht überspannen - hatten wir hier auch schon -, denn dieses Drama um die Ukraine ist eben keinen verflixten Atomkrieg wert. Bedeutet: Es ist eine Gradwanderung. Russland - bei allen Unzulänglichkeiten - ist eben nicht der Irak oder Mosambik (was auch die Russen selbst wissen und vllt. ahnen), sondern immer noch das größte Land der Erde mit einem der größten Atomwaffenpotenziale dieses Planeten.
Bedeutet: Ihr treibt eben euer verblendetes "Spiel", wir finden das nicht gut, und ja, eure Führung begeht ein Verbrechen, und ja, wir werden eure Gegner unterstützen und euch zugleich derart sanktionieren, dass des knirscht.
Aber wir werden euch im Kern, euer Land, definitiv nicht angreifen. Wiegt euch aber zugleich über eines bitte doch "in Sicherheit" - und das versprechen wir euch: Wenn ihr über das Ziel hinausschießt und uns direkt angreifen solltet, blasen wir euch in eine Umlaufbahn...
Schneemann
Zitat:Schneemann:Ich muss hierbei fair sein - der Begriff stammt nicht von mir. Ich habe ihn quasi nur grob in Erinnerung. Genau genommen aus Scholl-Latours Werk "Russland im Zangengriff: Putins Imperium zwischen Nato, China und Islam" von 2006, als Scholl-Latour von den verhängnisvollen Folgen der moskowitischen Arroganz sprach. Ich denke, ich habe es damals noch nicht ganz verstanden, wie er es meinte, aber es blieb mir schlicht in Erinnerung. Und angesichts des gegenwärtigen Dramas kam es mir wieder in den Sinn. Leider, weil ich es bestätigt sah.
Zitat:
Zitat:Überlegenheitsarroganz
Das ist meiner Meinung nach der Schlüsselbegriff wenn man den aktuellen Krieg verstehen will. Es wird hier im Westen TM nicht ansatzweise verstanden wie hoch die Russen ihren Kopf tragen, wie sehr sie sich allen anderen überlegen fühlen und wie sehr auch die russischen Minderheiten in neuen Staaten um Russland herum sich der jeweiligen Bevölkerung dieser Staaten grenzenlos überlegen fühlen.
Aus diesem Grund lernen sie auch kaum die Sprachen ihrer Nachbarn, weil wozu? Das sind aus ihrer Sicht minderwertige Sprachen und diese Nachbarn haben Russisch zu lernen und sich schlussendlich zu unterwerfen. Das behindert beispielsweise auch massiv die Integration der russischen Minderheit im Baltikum, worin ich ein wenig Einblick habe. Die lernen beispielsweise nur schlecht die jeweiligen baltischen Sprachen, bleiben unter sich, verachten die Balten und dünken sich selbst wunder was und gehen allesamt davon aus, dass sie einfach nur ein wenig ausharren müssen, dann würde Russland das Baltikum wieder besetzen und sie wieder an ihre rechtmässige Stelle setzen.
Das geht so weit, dass russische Senioren im Baltikum ernsthaft darauf warten, dass das Baltikum besetzt wird, (was aus ihrer Sicht nur noch wenige Jahre dauern wird, oder schon bald der Fall sein wird), damit sie dann Renten vom russischen Staat erhalten. So absurd das für uns klingen mag (als ob diese russische Regierung auch nur ansatzweise sich dann um diese Senioren kümmern würde), für viele einfache arme Russen ist das absolut wesentliches Gedankengut.
Zitat:Deshalb gehe ich auch nicht davon aus, dass dieser Krieg am Verhandlungstisch lösbar ist und er wird auch nicht enden. Umgekehrt kann man die Russen auf gar keinen Fall hier siegen lassen. Diesen Krieg genau auf der richtigen Betriebstemperatur zu betreiben ist aber extrem schwer und meiner Ansicht nach dreht der Westen TM hier aktuell zu weit auf. Vor allem auch aus dem Unverständnis der grundsätzlichen Haltung der meisten Russen gegenüber allen anderen heraus. Wir übertragen einmal mehr unsere Ideen von Logik auf andere, dass kann nur scheitern.Richtig. Wir können, alleine schon aus geostrategischen Gründen, die Russen hier nicht siegen lassen. Schlicht und hart ausgedrückt: Es ist dem eben so, wir müssen aus Eigeninteresse so handeln. Ich nenne nun noch nicht einmal rechtlich-moralische Gründe. Staaten haben bekanntlich, frei nach de Gaulle, "keine Freunde, nur Interessen". Dies mag durchaus gelegentlich so sein, auf den Westen ist es aber nur bedingt übertragbar. Für uns, in unserem westeuropäischen Lebensselbstverständnis, ist es wichtig, dass wir die Russen (besser: die gegenwärtig in Moskau herrschende Banditenkamarilla) nicht siegen lassen können dürfen! (Normal setze ich keine Ausrufezeichen, ich mag sie nicht, hier aber doch.)
Zugleich: Gleichwohl dürfen wir den Bogen nicht überspannen - hatten wir hier auch schon -, denn dieses Drama um die Ukraine ist eben keinen verflixten Atomkrieg wert. Bedeutet: Es ist eine Gradwanderung. Russland - bei allen Unzulänglichkeiten - ist eben nicht der Irak oder Mosambik (was auch die Russen selbst wissen und vllt. ahnen), sondern immer noch das größte Land der Erde mit einem der größten Atomwaffenpotenziale dieses Planeten.
Bedeutet: Ihr treibt eben euer verblendetes "Spiel", wir finden das nicht gut, und ja, eure Führung begeht ein Verbrechen, und ja, wir werden eure Gegner unterstützen und euch zugleich derart sanktionieren, dass des knirscht.
Aber wir werden euch im Kern, euer Land, definitiv nicht angreifen. Wiegt euch aber zugleich über eines bitte doch "in Sicherheit" - und das versprechen wir euch: Wenn ihr über das Ziel hinausschießt und uns direkt angreifen solltet, blasen wir euch in eine Umlaufbahn...
Schneemann