04.04.2022, 09:37
@Quintus
Gerade auch bspw. der Sudan - wo immer noch Gerüchte über den Bau einer russischen Militärbasis kursieren - steht auf Seiten der Russen. Auch in der Zentralafrikanischen Republik und in Mali machen sich Sympathien für Moskau breit. Auch bei der (unverbindlichen) UN-Resolution 68/262 Anfang März, wo 141 Länder Russlands Angriff verurteilten, haben viele afrikanische Staaten sich interessanterweise schlicht enthalten, u. a. Sudan und Südsudan, Uganda, Tansania, Angola, Südafrika, Algerien, Namibia etc. Aber es ist die Frage, ob diese Länder denn wissen, dass sie mit russischer Hilfe derzeit nicht rechnen und sich auch nicht ernähren werden können, allenfalls haben sie Munition, um ihre inneren und äußeren Feinde zu bekämpfen.
Ggf. sehen wir sogar eine Wiederholung des Bürgerkrieges zwischen Weißen und Roten - wobei, dass muss man auch erwähnen, westliche Mächte in diesen interveniert hatten (wenngleich mit wenig Erfolg) gegen die Bolschewisten. Nur eben sind es dieses Mal keine "Weißen" und "Roten", sondern "Putinisten", "Monarchisten", "Nationalisten", "Faschisten", "Militärs" und wohl auch der eine oder andere "Kommunist". Und gut möglich, dass der Westen in fünf Jahren dann intervenieren muss zu Gunsten einer Fraktion, um zu verhindern, dass "Faschisten" an Atomwaffen kommen.
Schneemann
Zitat:Der Medienkrieg in der Dritten Welt und vielen Schwellenländern sieht übrigens ganz anders aus, aber das nützt natürlich nichts für unsere Problemstellung, wie wir mit Russland je wieder zu einer halbwegs vernünftigen Koexistenz kommen wollen.In der Tat. Ich schaue mir gerne auch mal afrikanische Meldungen an, und hier ist doch erstaunlich, wie viele afrikanische Länder sich noch an die frühere Unterstützung seitens der Sowjets (wobei das natürlich meistens Waffenlieferungen waren im Kontext irgendwelcher blutrünstiger ethnischer oder rohstoffspezifischer Streitereien) erinnern und daraus ableiten, sich auch entweder unverhohlen oder dezent prorussisch zu positionieren.
Gerade auch bspw. der Sudan - wo immer noch Gerüchte über den Bau einer russischen Militärbasis kursieren - steht auf Seiten der Russen. Auch in der Zentralafrikanischen Republik und in Mali machen sich Sympathien für Moskau breit. Auch bei der (unverbindlichen) UN-Resolution 68/262 Anfang März, wo 141 Länder Russlands Angriff verurteilten, haben viele afrikanische Staaten sich interessanterweise schlicht enthalten, u. a. Sudan und Südsudan, Uganda, Tansania, Angola, Südafrika, Algerien, Namibia etc. Aber es ist die Frage, ob diese Länder denn wissen, dass sie mit russischer Hilfe derzeit nicht rechnen und sich auch nicht ernähren werden können, allenfalls haben sie Munition, um ihre inneren und äußeren Feinde zu bekämpfen.
Zitat:1. Russland "verliert" diesen Krieg - dann wird die zwingende Folge ein Folgekrieg sein - und das russische Volk selbst wird diese Revanche mit aller Macht fordern und sie dem geben, der ihr diese Revanche zusichert.Es könnte allerdings auch sein, dass nach einer "Niederlage" nicht zwingend radikalere oder gar bspw. faschistischere Kräfte als Putin an die Macht kommen (obgleich ich dies auch vermute, siehe meinen 1917-Vergleich vor einigen Tagen), sondern z. B. gemäßigtere Kräfte aus der zivilen Basis, aus dem Oligarchentum oder aus dem Militär. Oder eine "Niederlage" und ein Sturz Putins ziehen einen erbitterten internen, jahrelangen Kampf zwischen Radikalen und Reformern nach sich, der das Land auf Jahre hinaus lähmt und aus dem internationalen Alltag hinauskegelt. Und dabei wäre es nicht mal zwingend so, dass ein Folgekrieg gegen die Ukraine entsteht, sondern man müsste sich wohl mehr Sorgen machen, wo überall russische Atomwaffen in wessen Händen landen könnten.
In diesem Fall wird das System Putin fallen und es werden noch deutlich radikalere Kräfte an die Macht kommen. Ein weiterer ernsthafterer Krieg wird dann einige Jahre später stattfinden dessen Ausgang und Verlauf völlig unkalkulierbar sind. In diesem Szenario wird Russland aber nicht das Anhängsel von China. Andererseits ist ein weiterer Krieg dann unvermeidbar.
Ggf. sehen wir sogar eine Wiederholung des Bürgerkrieges zwischen Weißen und Roten - wobei, dass muss man auch erwähnen, westliche Mächte in diesen interveniert hatten (wenngleich mit wenig Erfolg) gegen die Bolschewisten. Nur eben sind es dieses Mal keine "Weißen" und "Roten", sondern "Putinisten", "Monarchisten", "Nationalisten", "Faschisten", "Militärs" und wohl auch der eine oder andere "Kommunist". Und gut möglich, dass der Westen in fünf Jahren dann intervenieren muss zu Gunsten einer Fraktion, um zu verhindern, dass "Faschisten" an Atomwaffen kommen.
Zitat:2. Russland kann nach Innen ausreichend zeitnah einen "Sieg" verkaufen, beispielsweise weil der Donbass gesamt unter russische Kontrolle gerät und die Ukraine erklärt Neutral zu bleiben etc. Dann wird das System Putin trotzdem derart straucheln, dass die Russen zum Juniopartner der Chinesen werden und völlig abhängig von diesen. Da China kein Interesse daran hat wenn ein Folgekrieg ausbricht wird es seine Hilfestellung von einem Ausbleiben desselben abhängig machen. Zudem wird der Revanchegedanke im Volk nicht so stark ausfallen. Entsprechend kommt kein weiterer russischer Angriff auf die Restukraine.Ich erachte Punkt 2 als eine der wahrscheinlicheren Lösungen. Zwar wird die deutsche Wirtschaft nicht zusammenbrechen - wie unter Punkt 3 gemutmaßt -, aber dass Ägypten und andere Staaten in Nahost so oder so ein gewaltiges innenpolitisch-gesellschaftliches Problem haben werden, ist sehr, sehr wahrscheinlich (siehe bereits aktuelle Entwicklungen bzgl. Nahrungsmittelpreisen). Auch die mediale Propagandapräsentation des Ukraine-Krieges innerhalb Russlands als einen das Regime stabilisierenden "Erfolg", wenn man denn nur den Donbass mit einigen Mühen absichert, erscheint durchaus plausibel. Und dass das System Putin (egal auch, wer ihn dann beerbt) sich dann gezwungenermaßen an China anlehnen wird, was zu entsprechender Abhängigkeit führen dürfte - und die wirtschaftlich pragmatisch denkenden Chinesen werden dann dem schwächeren Partner auch ganz klar sagen, was sie von möglichen Alleingängen und militärischen Abenteuern halten -, ist dann auch eher wahrscheinlich.
3. Russland zieht die Sache bis zum bitteren Ende durch und zerstört die Ukraine mit allen Mitteln und sich selbst dabei gleich weitgehend mit. Das Risiko für eine weiterreichende Eskalation steigt dabei auch ständig immer weiter an. Zugleich kann es völlig unkalkulierbare Fernwirkungen geben, von einem Zusammenbruch Ägyptens über einen Zusammenbruch der Wirtschaft in Deutschland bis hin zum Militärputsch in Russland, dem Einsatz von Nuklearwaffen gegen die Ukraine usw usf In diesem Fall wird der Schaden für Europa ebenfalls immens sein und schlußendlich wird das System Putin ebenfalls dadurch fallen und wir sind wieder bei 1.
Zitat:Es stehen ja nur ca. 150.000 Russen gegen ca. 600.000 Ukrainer die immer weitergehender mit westlichen Waffen vollgemüllt werden.Naja, die Rechnung kannst du so nicht ganz aufmachen. Die stehen sich nicht eins zu eins gegenüber. Aber in der Tat dürften die Ukrainer sogar mindestens genauso viele Truppen gehabt haben, wie die Russen zur Invasion aufgeboten hatten (ca. 200.000). Und wenn man nun bedenkt, dass ein Angreifer normal mehr Truppen als ein (nicht durch Sanktionen geschwächter) Verteidiger aufbieten sollte, so fragt man sich schon, wer im Kreml eigentlich am Rechenschieber saß. Oder man war einfach geblendet von der eigenen "Großartigkeit". Irgendwelche anderen Unbilden (Schlammperiode, westliche Hilfe, schlechte Taktik, altes Gerät, unzureichende Logistik und eine am Boden liegende Moral) mal außen vor gelassen.
Schneemann