Russland vs. Ukraine
(11.04.2024, 06:25)Schneemann schrieb: Ach ja...Warhammer 40000 ist ja schon schwer im kommen bei den Russen, nun wohl auch Mad Max...wobei sie der suizidalen "Sei mein Zeuge!"-Philosophie recht nahe kommen dürften, wenn denn die Meldung so stimmt.
https://www.n-tv.de/politik/Russen-ruehm...64194.html

Schneemann

Die Rückkehr der Kavallerie.....
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Der oberste amerikanische Militärbefehlshaber in Europa, Christopher G. Cavoli, sagte am Mittwoch in einer Anhörung vor dem Ausschuss für Streitkräfte des Repräsentantenhauses u.a. folgendes:

Darüber hinaus hat Russland während dieses Konflikts seine strategischen Streitkräfte, seine Langstreckenluftfahrt, seine Cyber Fähigkeiten, die Weltraumfähigkeiten und die Fähigkeiten im elektromagnetischen Spektrum nicht Kapazitäten verloren. Die Luftwaffe hat zwar einige Flugzeuge verloren, aber nur etwa 10 % ihrer Flotte. Die Kriegsmarine hat im Schwarzen Meer erheblich gelitten - aber nirgendwo sonst, und die russische Seetätigkeit ist weltweit auf einem bedeutenden Höhepunkt. Die Produktion russischer Langstrecken-Präzisionsfeuerwaffen hat zugenommen und Russland hat auch begonnen, ballistische Raketen, Marschflugkörper und Langstreckendrohnen von Drittländern zu kaufen, die Drohnen aus Drittländern zu kaufen, die bisher nicht an diesem Kampf beteiligt waren. In der Tat hat Russland hauptsächlich nur bei den Landstreitkräfte, wo Russland über 2.000 Panzer und 315.000 verwundete oder tote Soldaten verloren hat.

Allerdings baut Russland diese Streitkräfte viel schneller wieder auf, als unsere ursprünglichen Schätzungen annahmen. Die Armee ist jetzt sogar um 15 Prozent größer als zum Zeitpunkt des Einmarsches in die Ukraine. Im vergangenen Jahr hat Russland seine Truppenstärke an der Front von 360.000 auf 470,000 erhöht Die russische Armee hat die Altersgrenze für die Wehrpflicht von 27 auf 30 Jahre angehoben, was die Zahl der verfügbaren Wehrpflichtigen in den kommenden Jahren um 2 Millionen erhöht. Russland hat Pläne für eine ehrgeizige Umstrukturierung der Bodentruppen angekündigt, die eine Aufstockung auf 1,5 Millionen aufgestockt werden sollen, wobei die Truppenpräsenz erweitert werden soll.

Diese Umstrukturierung umfasst Pläne zur Umwandlung von sieben
motorisierte Gewehrbrigaden in Divisionen und ein neues Armeekorps umzuwandeln.

Russland plant, einige dieser in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine sowie in Karelien im hohen Norden, gegenüber von Norden, gegenüber von Finnland.

Am beunruhigendsten ist vielleicht, dass das russische Militär im vergangenen Jahr
Jahr eine zunehmende Fähigkeit gezeigt, zu lernen und sich sowohl taktisch als auch technologisch an die Herausforderungen auf dem Schlachtfeld und hat sich zu einer lernenden Organisation entwickelt, die nur noch wenig Ähnlichkeit mit der chaotischen Truppe ähnelt, die vor zwei Jahren in die Ukraine einmarschierte.


Quelle ist das Transkript der Anhörung auf der offiziellen Webseite des Repräsentantenhauses.

Hervorhebung durch mich. Übersetzung DeepL

Weiter:

Auf diplomatischer Ebene hat Russland in den letzten zwei Jahren versucht, die globale Sicherheitsarchitektur zu verändern, indem es Beziehungen geschaffen hat, die die bestehende Ordnung in Frage stellen. Russland, die VR China, der Iran und Nordkorea bilden ineinandergreifende strategische Partnerschaften über die größte Landmasse der Welt. Dieser Block von Gegnern ist geschlossener und gefährlicher als jede Bedrohung, der die die die Vereinigten Staaten in den letzten Jahrzehnten erlebt haben.

Zur Rolle Chinas interessante Einsichten zur Infrastruktur in Europa, besonders die Seehäfen betreffend. Und weiter:

(...) die Einbeziehung der 5G-Technologie von Huawei in die Netze einiger NATO-Mitglieder könnte deren Ausschluss von wichtigen Kommunikations- und Geheimdienstnetzen erforderlich machen und damit die Interoperabilität zwischen Verbündeten und Partnern herabsetzen.

In der Sahelzone sind wirtschaftliche Instabilität, extreme Armut und Klimawandel eng mit schnellem Bevölkerungswachstum, Jugendarbeitslosigkeit, politischer und sozialer Fragilität, Korruption und der allgegenwärtigen Bedrohung durch den Terrorismus verwoben. Diese Probleme stehen nicht isoliert da, sondern sind untrennbar miteinander verbunden und haben erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheit Europas und der NATO. Ein wesentlicher Ausdruck dieser Instabilität ist die Zunahme der irregulären Migration nach Europa. Der große Zustrom von Menschen in die europäischen Länder belastet die Ressourcen, heizt die politischen Debatten über die Einwanderung an und gibt Anlass zu berechtigter Sorge über die Sicherheit der Grenzen und das Potenzial für extremistischen Infiltration.
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Weitere interessante Abschnitte im Dokument, die sich mit der Ausdehnung des US-Einflusses auf Georgien und Armenien befassen. Hier sieht man Chancen beide Länder stärker an den Westen zu binden. Auch militärisch.

Die NATO habe nun eine Rolle, die sich nicht mehr an "fiktiven Szenarien ausrichten müsse, sondern an konkreten Plänen und "echten Gegnern."

(...) wir (die USA und die NATO) sind stets bereit, auf unerwartete Krisen innerhalb und außerhalb unseres Zuständigkeitsgebiets (AOR - Area of Responsibility) zu reagieren. Gleichzeitig schaffen wir durch die proaktive Gestaltung des operativen Umfelds strategische Dilemmata für unsere Gegner, neutralisieren potenzielle Konflikte und schaffen Bedingungen, die den Interessen der Vereinigten Staaten förderlich sind.

Hier wird deutlich, dass die NATO sich rein an US-Interessen auszurichten hat. Erst heißt es noch "wir" (= US & NATO) dann nur noch "Interessen der Vereinigten Staaten".

Noch deutlicher wird diese Einstellung hier:

Schlussfolgerung

Das Band zwischen den Vereinigten Staaten und Europa ist für die amerikanische Sicherheit von grundlegender Bedeutung.


Hier ist von der Sicherheit der Europäer erneut keine Rede.

Mit der Unterstützung des Kongresses, unserer NATO-Verbündeten und unserer Partner werden wir sicherstellen, dass die europäische Sicherheit ein Synonym für die amerikanische Sicherheit bleibt.

sic!
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Zitat: Am beunruhigendsten ist vielleicht, dass das russische Militär im vergangenen Jahr
Jahr eine zunehmende Fähigkeit gezeigt, zu lernen und sich sowohl taktisch als auch technologisch an die Herausforderungen auf dem Schlachtfeld und hat sich zu einer lernenden Organisation entwickelt, die nur noch wenig Ähnlichkeit mit der chaotischen Truppe ähnelt, die vor zwei Jahren in die Ukraine einmarschierte.

Das gleiche haben wir doch 1941-45 gesehen .

Zitat: weiter:

(...) die Einbeziehung der 5G-Technologie von Huawei in die Netze einiger NATO-Mitglieder könnte deren Ausschluss von wichtigen Kommunikations- und Geheimdienstnetzen erforderlich machen und damit die Interoperabilität zwischen Verbündeten und Partnern herabsetzen.

Wir werden permanent von den usa ausspioniert , macht es da noch einen Unterschied ob da China noch dazu kommt? Da es sich in beiden Fällen zum größten Teil um Wirtschaftsspionage handelt für uns in Europa .
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Westlich von Donezk sind russische Truppen an breiter Front vorgerückt:
- Novomykhailovka ist schwer umkämpft;
- in Krasnohorivka sind RUS eingerückt;
- Pervomaiske ist gefallen;
- Berdychi steht kurz vor dem Fall.
Damit sind russische Verbände bei Donezk auf einem Frontabschnitt von etwa 50km Breite vorgerückt.
Das Ganze ist die direkte Folge vom Fall von Avdiivka.
Zeitgleich dazu ist weiter nördlich die Verteidigungslinie Bohdanivka-Ivanivske-Kleschiivka durchbrochen worden.
Zwar werden die Ortschaften selbst weiter von UKR gehalten, jedoch haben russ. Sturmverbände die Linien dazwischen überwunden und sind in Tschassiv Jar eingerückt.
Dass die vorgelagerte Defensivlinie vor Tschassiv Jar bald fallen könnte und damit die nächste große Stadtschlacht droht, wurde schon länger als eine Frage der Zeit gehandhabt.
Ukr. Soldaten vor Ort warnten schon seit Wochen davor.
Tschassiv Jar gilt als strategisch wichtig, weil es die letzte große Ortschaft vor Kramatorsk ist.
Beide Seiten erwarten schwere Kämpfe um die Stadt.
Russische Quellen sehen einen schweren und blutigen Sturm kommen, weil Tschassiv Jar auf einer Anhöhe liege und Soldaten die Stadt regelrecht "erklimmen" müssten.
Des weiteren verlege Kiew ununterbrochen Reserven in die Stadt.

Um die Finanzierung der Hilfen ging es auch im US-Kongress
Neuen Spekulationsstoff dazu gab ausgerechnet US-Abgeordneter Lindsey Graham, der eigentlich zu den wichtigsten Ukraine-Unterstützern im US-Kongress gehört.
Graham schlug vor, die Hilfen für Kiew als Kredit aufzusetzen, der "mit Bodenschätzen zurückgezahlt werden kann".

https://www.kyivpost.com/post/28288
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US Senator James Vance ( R ) schrieb gestern einen Artikel in der New York Times.

Hauptgedanke:

Das Problem der Ukraine ist nicht die Republikanische Partei, es ist die Mathematik. Die Ukraine braucht mehr Soldaten als sie rekrutieren kann, selbst mit einer drakonischen Wehrpflicht. Und sie braucht mehr materielle Ressourcen, als die Vereinigten Staaten bereitstellen können. Von dieser Realität solle sich jede künftige Politik gegenüber der Ukraine leiten lassen.

Der Artikel ist hinter der pay-wall der NYT. Ich habe nur Auszüge lesen können.

In Bezug auf die ANzahl an Männern, die die Ukraine rekrutieren kann, gebe ich ihm recht und verweise auf die ca. 700.000 bis 900.000 Männer im wehrpflichtigen Alter, die aus der Ukraine geflohen sind.

Die materielle Situation der USA und anderer NATO-Länder kann ich nicht beurteilen. Ich vermute, Vance liegt auch hier richtig.
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@Hinnerk2005
Zitat:Das Band zwischen den Vereinigten Staaten und Europa ist für die amerikanische Sicherheit von grundlegender Bedeutung.

Hier ist von der Sicherheit der Europäer erneut keine Rede.
Diese Interpretation leuchtet mir nicht ganz ein. Alle Aspekte des Dokuments beziehen sich natürlich auf die US-Sichtweise, was aber mehr als logisch ist, da es eine US-Quelle ist. Zugleich allerdings wird klar gesagt, dass die Sicherheit der europäischen Verbündeten zwingend wichtig ist, wenn es auch um die Sicherheit der USA geht. D. h. hier eine unilaterale Ansicht zu unterstellen, ist aus deinem Posting so nicht zu abzuleiten. Ich bin sogar etwas überrascht, dass die Aussagen nicht noch unilateraler sind.

Eine Einschätzung, weswegen das russische Militär aktuell zumindest zu erstarken scheint und was es mit der Unterstützung durch China auf sich hat:
Zitat:USA: China unterstützt Russland bei Ausbau seines Militärs

Peking sei ein „Schlüsselfaktor“ bei der Wiederbelebung des russischen Militärs, heißt es aus US-Regierungskreisen. Präsident Selenskyj beklagt unterdessen abermals die fehlende Unterstützung des Westens. [...]

„Ohne den Beitrag der Volksrepublik China hätte Russland Schwierigkeiten, seine Kriegsanstrengungen aufrecht zu erhalten“, gab er weiter an. Moskau unternehme derzeit „seine ehrgeizigste Verteidigungsexpansion seit der Sowjet-Ära – und zwar schneller, als wir es zu Beginn des Konflikts für möglich gehalten hätten“, sagte der US-Beamte. Nach Einschätzung der USA sei eine der wichtigsten Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine, China davon zu überzeugen, Russland nicht mehr zu militärisch unterstützen.

Die der US-Regierung vorliegenden Informationen zeigten demnach, dass in den vergangenen drei Monaten des vorigen Jahres „mehr als 70 Prozent der russischen Importe von Werkzeugmaschinen aus China stammten“. Dadurch habe Moskau seine Produktion von ballistischen Raketen steigern können. Zudem kamen 2023 demnach 90 Prozent der russischen Mikroelektronik-Importe, die zur Herstellung von Raketen, Panzern und Flugzeugen verwendet werden, ebenfalls aus China. [...]

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wiederholt die aus seiner Sicht mangelnde militärische Unterstützung des Westens im Abwehrkampf seines Landes gegen die russischen Invasionstruppen beklagt. „Leider verlangsamt sich ein Teil der Unterstützung, und wir müssen alles tun, was wir können, um unsere eigenen Fähigkeiten zu verbessern“, sagte er am Freitag bei einem Treffen lokaler und regionaler Gebietskörperschaften in Tscherniwzi in der Westukraine. Dennoch müsse alles getan werden, damit die Aufmerksamkeit der Welt auf die Ukraine gerichtet bleibe.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...51033.html

Es ist einfach absolut verantwortungslos, wie saumselig und unfähig die Westmächte mit diesem Krieg umgehen. Im ersten Kriegsjahr hatte ich mehrfach gesagt, dass der Westen den Krieg als Spesenauslage ansieht und ihn eben so auch führt bzw. führen könnte. Da war natürlich etwas provokant, aber zumindest nach rund einem Jahr hatte ich das Gefühl, dass man die Tragweite des Konfliktes endlich erkannt hat und man nun eher zu handeln bereit wäre.

Aber das Gegenteil ist der Fall: Es passiert aktuell leider noch weniger bzw. immer weniger, der Krieg wird nicht mal mehr als Spesenaufwand geführt oder angesehen, sondern er wird mehr oder minder beinahe ignoriert - von wohlfeilen Worten in Washington, Berlin oder Paris abgesehen -, so wie wenn wir es mit einem Aufstand im hinteren Winkel von Somalia zu tun hätten. Und diese Mischung aus politischer Unfähigkeit, kleinkariertem Unwillen und libertärer Ignoranz wird den westlichen Nationen (und damit uns allen) noch sehr zum Nachteil gereichen, wenn sie nicht endlich aufwachen.

Schneemann
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(13.04.2024, 10:44)Hinnerk2005 schrieb: In Bezug auf die ANzahl an Männern, die die Ukraine rekrutieren kann, gebe ich ihm recht und verweise auf die ca. 700.000 bis 900.000 Männer im wehrpflichtigen Alter, die aus der Ukraine geflohen sind.

Das ist so nicht ganz richtig. Tatsächlich gibt es noch einiges an Potential bezüglich der Rekrutierung / Mobilisierung von Männern (und auch Frauen) in der Ukraine. Die Probleme hier liegen eher darin, dass man die Wirtschaft komplett vor die Wand fährt, wenn man alles und jeden einzieht. Außerdem fehlt es an Ausbildungskapazitäten und an Material, um die Truppen dann adäquat ausrüsten zu können. Haufenweise Soldaten mit rostigen AKs wird gegen eine Armee wie die russische nicht zum Erfolg führen, denn langfristig haben die Russen natürlich mehr menschliche Ressourcen.
Nicht zuletzt ist es aber auch ein politisches Thema, jede Mobilisierung birgt immer eine gewisse Gefahr für die aktuelle Regierung. Dies gilt insbesondere in einer Demokratie.

(13.04.2024, 10:44)Hinnerk2005 schrieb: Die materielle Situation der USA und anderer NATO-Länder kann ich nicht beurteilen. Ich vermute, Vance liegt auch hier richtig.

Das würde ich ebenfalls in Frage stellen. Wäre dem so, würde man ja zugeben, dass die russische Rüstungsindustrie die amerikanische abgehängt hat. Die US-Armee verfügt über riesige Bestände, das was bisher geliefert wurde ist für die Amis doch noch gar nichts. Hier geht es tatsächlich nicht um "nicht können", sondern ums "nicht wollen".
Klar ist auch, dass man nicht alles abgeben kann. Aber es wäre viel, viel mehr möglich.

Gleiches gilt für die Nato-Länder. Bisher ist doch kaum etwas passiert, insbesondere was das hochfahren der Produktion angeht. Ich habe ganz gute Kontakte in die deutsche Rüstung, da ist zwar "etwas mehr zutun" (O-Ton) als vor dem Krieg in der Ukraine, von einem ernsthaften hochfahren der Produktion bzw. gar einer Kriegswirtschaft ist man meilenweit entfernt. Dazu fehlen ganz einfach immernoch die Aufträge in der entsprechenden Quantität.


Mich nervt dieses "Geeiere" nur noch, egal ob von den Amerikanern oder von Europa.
Entweder man beginnt nun wirklich mal ernsthaft die nötigen Schritte einzuleiten damit sich die Ukraine weiterhin verteidigen kann, oder man sollte offen zugeben, dass man diesen Aufwand nicht betreiben möchte und somit die Ukraine fallen lässt. Das wäre ein absolutes Armutszeugnis für die USA und Europa, aber es wäre wenigstens ehrlich.
Dann kann sich die Ukraine auf die Gegebenheiten einstellen und braucht keine Soldaten mehr in einen aussichtslosen Kampf zu schicken. Was das dann für die bedeutet, die von den Russen unterworfen werden, will ich mir allerdings nicht ausmalen. Zudem müssten wir uns wohl auf weitere Flüchtlingswellen einstellen.
Wenn dann später allerdings jemand daherkommt und davon faselt, dass man "alle Anstrengungen unternommen hätte", müsste ich wohl aufpassen mich nicht verbal zu vergessen.
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(13.04.2024, 11:53)Schlingel schrieb: Das würde ich ebenfalls in Frage stellen. Wäre dem so, würde man ja zugeben, dass die russische Rüstungsindustrie die amerikanische abgehängt hat. Die US-Armee verfügt über riesige Bestände, das was bisher geliefert wurde ist für die Amis doch noch gar nichts. Hier geht es tatsächlich nicht um "nicht können", sondern ums "nicht wollen".
Klar ist auch, dass man nicht alles abgeben kann. Aber es wäre viel, viel mehr möglich.

Gleiches gilt für die Nato-Länder. Bisher ist doch kaum etwas passiert, insbesondere was das hochfahren der Produktion angeht. Ich habe ganz gute Kontakte in die deutsche Rüstung, da ist zwar "etwas mehr zutun" (O-Ton) als vor dem Krieg in der Ukraine, von einem ernsthaften hochfahren der Produktion bzw. gar einer Kriegswirtschaft ist man meilenweit entfernt. Dazu fehlen ganz einfach immernoch die Aufträge in der entsprechenden Quantität.

In der USA ist es schlicht nur eine Frage des Wollens der Politik. In Europa würde ich vermuten bekommt man auch die nächsten 20 Jahre rüstungstechnisch quantitativ nichts mehr gebacken. Da fehlen einfach die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
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Hinnerk2005:

Ergänzend zu dem was Schlingel bereits angerissen hat: die Ukraine hat genügend Männer, ja sie hat ja eigentlich sogar aktuell genügend Männer bereits eingezogen - die Ukraine hat mehr Mann unter Waffen als die Russen ! Die Gesamtanzahl der ukrainischen Soldaten ist größer als die der russischen Soldaten in der Ukraine, dass ist ein Faktor der immer wenig Beachtung findet !

Das Problem ist, dass es für diese Soldaten in der Territorialverteidigung, in der Reserve, aktuell in Ausbildung oder in irgendwelchen Sicherungsverbänden oder im günstigsten Fall in der Auffrischung / Rotation keine adäquate sinnvolle Ausrüstung gibt, und dass man die Verluste an der Front nicht schnell genug auffüllen kann weil sie so hoch sind und in so kurzer Zeit auftreten. Das ganze ist auch ein Problem der Koordination und des Mangels an Wirkmitteln.

Denn es nützt rein gar nichts, ein paar Hunderttausend Mann mit ein paar Hunderttausend Maschinenkarabinern auszurüsten und 3 Magazinen pro Mann, wenn das tatsächliche Problem der Mangel an Boden-Luft Rakten, an Artilleriemunition, an Mörsermunition usw. usw. usw. ist. Irgendwelche Reserven an die Front zu karren erhöht nur die eigenen Verluste, ohne strategischen Effekt, so einfach ist das.

Und da die Ukraine die benötigten Wirkmittel und Systeme nicht selbst in ausreichender Quantität herstellen kann, liegt es folglich allein an uns, was daraus in der Ukraine erwächst.

Meine These aber dazu ist, dass der Westen ganz bewusst die de facto Niederlage der Ukraine will - schlussendlich will man, dass die Russen ca. die Hälfte der Ukraine dauerhaft besetzen und besetzt halten. Aus folgenden Gründen:

1. Man will nicht die Kosten für das zerstörte und verminte Gebiet welches vom Krieg jetzt so stark betroffen war. Diese Kosten für die zerstörten Anteile der Ukraine will man stattdessen Russland aufbürden.

2. Man will eine selbst nach Ende der konventionellen Kriegsführung eine dauerhaft blutende Wunde für Russland - indem man entsprechende Guerialla in den besetzten Gebieten aufzieht.

3. Man will nicht den Kollaps des Systems Putin, weil dieses System Russland unter seinen Möglichkeiten hält / schwächt.

Deshalb will man schlussendlich seitens des Westens meiner Meinung nach in Wahrheit auf eine Teilung der Ukraine hinaus, der Osten für Russland, der Westen dann zum Westen. Etwas worauf sich die Russen einlassen werden, weil sie dann daheim den Sieg verkünden können und so waren alle das Gesicht und fühlen sich als Gewinner, bis auf die Ukrainer als Bauernopfer natürlich. Aber die ködert man dafür mit baldiger EU / Nato Mitgliedschaft.

Der Rest ist also nur eine Frage der Zeit um die jeweilige Verhandlungsposition zu stärken. Russland hätte gerne noch ein paar Gebiete dazu, der Westen will Russland noch ein wenig mehr ausbluten auf Kosten der Ukrainer, und am Ende einigt man sich hinter den Kulissen über die Ukrainer hinweg was mit diesen geschehen soll.
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Zitat:Russland hätte gerne noch ein paar Gebiete dazu, der Westen will Russland noch ein wenig mehr ausbluten auf Kosten der Ukrainer, und am Ende einigt man sich hinter den Kulissen über die Ukrainer hinweg was mit diesen geschehen soll.
Ich vermute leider immer mehr, dass du damit recht haben könntest. Interessant ist hierbei das "Links-Rechts-Bündnis" - was ich damit meine, ist, dass z. B. die Positionen eines linken Russlandnostalgikers wie Mützenich ("Mr. Freeze") und eines rechten Populisten wie Donald Trump ("Mr. Pressure") bzgl. der Ukraine sich durchaus ähneln: Letztlich sagen beide mehr oder minder unverblümt, dass die Ukrainer eben die seitens der Russen besetzten Territorien aufgeben sollen, nur damit es "irgendwie" einen Frieden gibt.

Dass das kein Frieden wäre, sondern - um den weitsichtigen Marschall Foch etwas abgeändert zu bemühen - ein Waffenstillstand für vielleicht drei oder vier Jahre, kommt diesen Traumtänzern nicht in den Sinn. Und dass der nächste Krieg, der dann, wenn beide Protagonisten wieder Zeit zum Aufrüsten gehabt hätten, noch schlimmer und blutiger werden dürfte, wird völlig ausgeblendet. Und da helfen auch keine gutgemeinten Worte von Biden, Scholz oder Macron, wenn diesen dann keine Taten folgen. (Dass ich die heruntergewirtschaftete Pleiteinsel Großbritannien hier nicht mal mehr erwähnen wollte, hat vermutlich auch einen Grund.) Aber ich bin es langsam leid, mich hinsichtlich des unverzeihlichen westlichen Totalausfalls noch mehr aufzuregen...

Schneemann
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(14.04.2024, 08:13)Schneemann schrieb: Ich vermute leider immer mehr, dass du damit recht haben könntest. Interessant ist hierbei das "Links-Rechts-Bündnis" - was ich damit meine, ist, dass z. B. die Positionen eines linken Russlandnostalgikers wie Mützenich ("Mr. Freeze") und eines rechten Populisten wie Donald Trump ("Mr. Pressure") bzgl. der Ukraine sich durchaus ähneln: Letztlich sagen beide mehr oder minder unverblümt, dass die Ukrainer eben die seitens der Russen besetzten Territorien aufgeben sollen, nur damit es "irgendwie" einen Frieden gibt.

Schneemann

Ich würde bezweifeln ob so eine Regelung mit Rußland überhaupt noch möglich wäre. Rußland hat inzwischen viel zu viel investiert um nur mit ein paar ukr. Provinzen zufrieden sein zu können, vor allem wenn man bedenkt dass der Hauptteil der Ukraine danach stabil zum Westen stehen würde. Insofern gehe ich davon aus dass Rußland keine Verhandlungslösung mehr anstrebt sondern die Ukraine komplett übernehmen will, vermutlich durch einen Marionettenstaat im Westteil der Ukraine und die Annexion der Gebiete im Osten.
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Prof. John Mearsheimer, Politikwissenschaftler und Lehrstuhlinhaber für "international relations" der Universität Chicago prognostiziert:

1. Der Konflikt endet "frozen" also eingefroren in einem brüchigen Waffenstillstand ohne kurzfristig erfolgreiche Friedensverhandlungen. (Analogie zum Ende des Koreakriegs)
2. Die Ukraine verliert mindestens die Regionen die Russland bereits annektiert, wenn auch noch nicht vollständig erobert hat.
3. Die "Restukraine" wird zu einem dysfunktionalen Rumpfstaat, der nicht in die NATO aufgenommen wird.

Ich halte diese Einschätzung für durchaus realistisch, wir werden sehen.
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(14.04.2024, 10:40)lime schrieb: Ich würde bezweifeln ob so eine Regelung mit Rußland überhaupt noch möglich wäre. Rußland hat inzwischen viel zu viel investiert um nur mit ein paar ukr. Provinzen zufrieden sein zu können, vor allem wenn man bedenkt dass der Hauptteil der Ukraine danach stabil zum Westen stehen würde. Insofern gehe ich davon aus dass Rußland keine Verhandlungslösung mehr anstrebt sondern die Ukraine komplett übernehmen will, vermutlich durch einen Marionettenstaat im Westteil der Ukraine und die Annexion der Gebiete im Osten.


Es kann natürlich durchaus sein, dass man dieses "Maximalziel" wieder stärker ins Auge fasst, sollten sich die militärischen Gegebenheiten weiterhin zugunsten Russlands entwickeln. Allerdings muss man hier trotz allem, was gerade für die Ukrainer schlecht läuft realistischerweise sagen, dass Russland noch längst nicht in der Position ist um diese Forderung durchsetzen zu können.
Es fehlt den Ukrainern zwar an Munition, Luftabwehr, Ausrüstung im allgemeinen und mit Blick auf den Winter ist die zunehmende Zerstörung der Energieinfrastruktur jetzt schon als kritisch zu bezeichnen.

Aber:
Solange die Front nicht komplett zusammenbricht und Russland einen "Erdrutschsieg" nach dem nächsten einfährt, haben Sie bisher nur geringe Teile der Ukraine unter ihrer Kontrolle. Zudem noch die Gebiete, in welchen die stärksten Sympathien für Russland vertreten sind.
Wenn die Russen in dieser Geschwindigkeit weiter machen, ist eine Eroberung der gesamten Ukraine aktuell utopisch.
Man müsste ja beispielsweise früher oder später über den Dnipro, was eine sehr starke natürliche Verteidigungslinie darstellt.
Sofern man die militärischen Anstrengungen nicht massiv forciert oder Waffen einsetzt welche aktuell nicht verwendet werden, muss man hier feststellen, dass dies aktuell trotz aller schwarzmalerei noch sehr unrealistisch ist.

Klar kann früher oder später der Punkt erreicht sein, dass es militärisch einfach keinen Sinn mehr macht, sich weiterhin zu wehren. Aufgrund von zu hohen Verlusten, Munition und Ausrüstungsmangel, fehlender Liquidität und weil die Verbündeten ihre Hilfen komplett einstellen. So weit ist es aber glücklicherweise noch nicht, und da die Ukraine ebenfalls schon sehr viel investiert hat würde ich vermuten, dass man noch lange weiterkämpft bevor man sich einer totalen Niederlage und einem Diktatfrieden unterwirft. Das die Ukrainer durch Druck von außerhalb einer Niederlage zustimmen, in welcher sie wirklich alles verlieren, halte ich momentan ebenfalls für äußerst unrealistisch.

Deshalb wird das ganze wohl noch einige Zeit weitergehen, mit bitteren Aussichten für die Truppen an der Front, welche mit zunehmend unzureichenden Mitteln einem verlustreichen Abwehrkampf gegenüberstehen.

Und unser Anteil an dieser tragischen Entwicklung ist nicht zu leugnen. Wenn man große Versprechungen macht, muss man diese dann auch einhalten. Das gilt für alle Verbündeten, die den zugesagten Leistungen nicht nachkommen.


Ergänzend: Ich denke auch, dass es langfristig darauf hinauslaufen wie, dass die Ukraine Gebiete abtritt um sich "Frieden" zu erkaufen. Ob dieser dann hält, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Da hierdurch jedoch bestätigt wird, dass es für Großmächte heutzutage wieder möglich ist, durch schiere militärische Gewalt imperialistische Angriffskriege zu führen und nachhaltige Erfolge zu erzielen, bin ich sehr gespannt was die Zukunft dann bringt bzw. welches Opfer sich Russland als nächstes sucht. China dürfte die Signalwirkung im Bezug auf Taiwan auch nicht verborgen bleiben.
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Schneemann:

Zitat:Dass das kein Frieden wäre, sondern - um den weitsichtigen Marschall Foch etwas abgeändert zu bemühen - ein Waffenstillstand für vielleicht drei oder vier Jahre, kommt diesen Traumtänzern nicht in den Sinn. Und dass der nächste Krieg, der dann, wenn beide Protagonisten wieder Zeit zum Aufrüsten gehabt hätten, noch schlimmer und blutiger werden dürfte, wird völlig ausgeblendet.

In diesem Kontext ist es aber meiner Ansicht nach wesentlich zu betonen, dass auch ein Sieg der Ukraine (Rückeroberung aller besetzten Gebiete) ganz genau so zwingend in einem Folgekrieg endet. Denn Russland kann einen Sieg der Ukraine noch weniger akzeptieren als alles andere.

Natürlich kann es auch bei einem einfrieren des Konfliktes zu einem Folgekrieg kommen, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist sogar geringer im Vergleich zum Sieg der Ukraine. Siegt also die Ukraine, ist ein Folgekrieg unausweislich, siegt sie nicht und Russland kann sein Gesicht wahren, ist ein Folgekrieg wahrscheinlich. Und nein, dass ist keine Russland-freundliche Position.

Man sollte sich zudem von der Illusion verabschieben die Ukraine würde in die NATO aufgenommen werden, dass wird nie geschehen. Ebensowenig wird man für die Ukraine / oder die Restukraine Sicherheitsgarantien oder irgendein sonstiges Bündnis anbieten.

Man sollte das ganze deshalb so kalt wie möglich im Sinne unserer Interessen sehen. Wir müssen deshalb hier und jetzt der Ukraine sehr viel mehr Waffen liefern, um die Russen noch sehr viel weiter zu schwächen und auszubluten. Je länger dieser Krieg geht und je mehr Russland in diesen investiert, desto besser, insbesondere auch in Bezug auf den wahrscheinlichen (oder im Fall eines ukrainischen Krieges sicheren) Folgekrieg.

Das Problem ist hier einmal mehr die Hybris / Arroganz im Westen TM. Man glaubt, die Ukraine würde auch so irgendwie diese Zielsetzung erfüllen können. Man unterschätzt Russland und man überschätzt sich selbst maßlos. Die Ukraine soll ein Bauernopfer sein, aber man versteht nicht, dass die Ukrainer um ihre Rolle als Bauernopfer zu erfüllen deutlich mehr Unterstützung benötigen.

Sollte der Konflikt einfrieren - analog zum Krieg zwischen Süd- und Nordkorea, dann lässt sich ein stabiler dauerhafter Waffenstillstand nur dann erreichen, wenn die Russen vorher noch deutlich mehr ausgeblutet werden als dies jetzt der Fall ist.

Denn wenn Russland die Ostukraine kassiert, dann schwächt dies Russland mehr als wenn sie verlieren / oder vollständig siegen. Denn dann haben sie die ganzen Folgekosten dieses Teilsieges am Hals (zerstörtes Land, Minen, Kriegsschäden usw.) Und wir haben diese Folgekosten nicht am Hals ! Darüber hinaus kann man sehr leicht eine jahrelange Guerilla in der Ostukraine inszenieren welche die Russen weiter bindet.

Entsprechend ist die höchste Wahrscheinlichkeit für ein nachhaltiges Einfrieren des Konfliktes die, den Krieg jetzt noch möglichst lange weiter zu führen, und ihn dann einfrieren zu lassen.

Dafür ist es aber zwingend notwendig die Russen noch mindestens zwei Jahre vollständig ausbluten zu lassen, und dafür liefern wir den Ukrainern nicht genug !

lime:

Zitat:Ich würde bezweifeln ob so eine Regelung mit Rußland überhaupt noch möglich wäre. Rußland hat inzwischen viel zu viel investiert um nur mit ein paar ukr. Provinzen zufrieden sein zu können, vor allem wenn man bedenkt dass der Hauptteil der Ukraine danach stabil zum Westen stehen würde. Insofern gehe ich davon aus dass Rußland keine Verhandlungslösung mehr anstrebt sondern die Ukraine komplett übernehmen will, vermutlich durch einen Marionettenstaat im Westteil der Ukraine und die Annexion der Gebiete im Osten.

Investition hin oder her, wenn man die Umstände entsprechend gestalten würde, dann würde Russland sich mit der gesichtswahrenden Annektion der Krim und Neurusslands zufrieden geben. Weil dies dann für Russland das erzielbare Optimalergebnis wäre und alles andere nachteiliger.

Damit diese Umstände aber dergestalt werden, müssen wir hier und heute deutlich mehr Waffen und Verbrauchsmittel in die Ukraine liefern !
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