Geschichte Israels
#16
Zitat:Trotzdem bleibt festzuhalten:

am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet

bereits vorher gab es Terrorakte und Vertreibungsaktionen gegen Palästinenser, beispielhaft:
[list=]- 25. Juli 1938 Bombenanschlag auf einen arabischen Gemüsemarkt, 39 Menschen getötet und 64 weitere verletzt
- August 1938 gleicher Ort, 23 tote Palästinenser und 30 weitere Verletzungen
so ging es bis zur Gründung des Staates Israel weiter,
- 5. Januar 1948 Anschlag der Hagana auf das Semiramis Hotel in Beitolmoqaddas (Jerusalem)
- im Februar und März 1948 (durch Minenanschläge auf mehrere Züge wurden über 90 Palästinenser getötet und 150 weitere verletzt)
- 30. März 1948 Vertreibung der Palästinenser aus dem Dorf Al-Scheich Muwanni
- 16. April 1948 Angriff auf ein palästinesisches Flüchtlingslager mit 90 ermordeten Palästinensern,
- April 1948 Massaker im Dorf Deir Yassin [/list]
Jaaha...zum sechsten Male. Ich stelle diese Ereignisse nicht in Abrede, aber sie geschahen alle 1938 oder danach, also nach dem arabischen Terror und in der Endphase das blutigen arabischen Aufstandes. Sie waren insofern eine Reaktion extremistischer jüdischer Gruppen (schreibe ich, glaube ich, nun zum vierten Male) auf Terror von arabischer Seite aus.
Zitat:Es ist daher nicht überraschend, wenn sich die arabische Seite mit der Gründung des "Terror- und Vertreibungsstaates Israel" nicht arrangieren konnte, sondern diesem Terror Einhalt gebieten wollte.
Ich komme mir langsam vor wie dieses Eichhörnchen bei "Iceage", dass diese Nuß den Berg hinaufrollt, nur um sie danach wieder raufzurollen. 8)
Zitat:Und nach der zitierten Seite <!-- m --><a class="postlink" href="http://mfa.gov.il/MFA/AboutIsrael/Maps/">http://mfa.gov.il/MFA/AboutIsrael/Maps/</a><!-- m --> ... tacks.aspx des israelischen Aussenministeriums begann der eigentliche Terror der Araber nach der israelischen Staatsgründung erst am 1. Januar 1952.
Ja, auch korrekt, aber nur auf den ersten Blick. Weißt du aber auch warum, Erich? Antwort/Tipp: Weil Terrorakte im politisch-geograpischen Kontext beim Katalogisieren in der Geschichtsschreibung zweigeteilt aufgeführt werden bezüglich des betreffenden nationalen, evtl. staatlichen Gebildes. Man unterscheidet insofern beim Bsp. hier zwischen a) den Terrorakten im Mandatsgebiet und b) denjenigen, die sich auf/im dem Staatsgebiet Israels ereigneten. Und dass das israelische Außenministerium nur die Terrorakte im Staate Israel anführt (d. h. nach der Gründung 1948), ist insofern nur logisch. D. h. aber nicht, dass es davor keinen arabischen Terror gegeben haben würde. Es spricht übrigens durchaus auch für Israel, dass man nicht arabische Terrorereignissen vor der Staatsgründung als Argument vor sich herschiebt.

Schneemann.
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#17
Lieber Schneemann,

dass die Terrorakte der 20er Jahre durch eine radikale arabische Minderheit aus dem gleichen menschenfeindlichen Ungeist und der "Angst vor Überfremdung" geboren sind wie die "Dönermorde" der Neonazis um Zschäpe & Co - darüber sind wir uns doch einig. Und es ist derselbe Ungeist, der sich heute noch von fanatischen Zionisten gegen die Palästinenser austobt.

Aber - da kann Sisyphus noch so oft den Stein auf den Berg rollen, es hilft nichts: diese Terrorakte der 20er Jahre waren kein Angriff auf den damals noch gar nicht exitstenten Staat Israel, wie Du hier glauben machen willst. :roll:

Der Aufmarsch der arabischen Streitkräfte in Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels war auch nicht grundlos sozusagen "aus dem Nichts", wie Nightwatch zu unterstellen scheint, sondern die unmittelbare Folge der vorhergehenden massenhaften Vertreibungsaktionen und Terrorakte (die ich hier ausschnittweise schon genannt habe) von Palästinensern durch die zionistischen Terroristen.
Und diese zionistischen Terror-Milizen sind dann später nicht nur in der IDF aufgegangen, sondern die Führer dieser Milizen haben später auch die Politik des Staates Israel maßgeblich geprägt.
Auch das ist Fakt und lässt sich zwar nicht in jedem Geschichtsbuch, aber ausreichend dokumentiert im Internet nachlesen.

Exirt schreibt gerade im Israel-Strang von den "Ultras in ihren Kibutz" und den "Cowboys die sich im wilden Westen wähnen (aber nur solange sie nix auf die Mütze bekommen) in den Illegalen Siedlungen". Wenn man dieses Bild aufnimmt, dann muss man nicht nur die Cowboys mit den Zionisten, sondern die Palästinenser mit den Indianern gleichsetzen - die bei uns zumindest in meiner Jugend noch sehr viel Sympathie genossen haben.
Vielleicht hat sich meine Sympathie für die von den Cowboys vertriebenen und unterrückten Indianer auf die von den radikalen Zionisten vertriebenen und unterdrückten Palästinenser übertragen. Das möchte ich nicht ausschließen. Aber es gibt in der Tat auch Fakten, die eine solche Übertragung recht leicht machen.
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#18
Zitat:dass die Terrorakte der 20er Jahre durch eine radikale arabische Minderheit aus dem gleichen menschenfeindlichen Ungeist und der "Angst vor Überfremdung" geboren sind wie die "Dönermorde" der Neonazis um Zschäpe & Co - darüber sind wir uns doch einig. Und es ist derselbe Ungeist, der sich heute noch von fanatischen Zionisten gegen die Palästinenser austobt.
Ich halte von solchen Vergleichen gar nichts. Nur weil in Deutschland eine Nazibande zehn Menschen ermordet, kann man nicht daraus herleiten, dass es nun sowas wie einen "Islamofaschismus" oder einen "zionistischen Faschismus" gibt. Die radikalen Strömungen (besser: Haltungen) im Nahen Osten sind aus sehr vielschichtigeren und auch aus anderen Ursachen heraus entstanden.
Zitat:Aber - da kann Sisyphus noch so oft den Stein auf den Berg rollen, es hilft nichts: diese Terrorakte der 20er Jahre waren kein Angriff auf den damals noch gar nicht exitstenten Staat Israel, wie Du hier glauben machen willst.
Blödsinn, sorry. Ich habe im Gegenteil sogar extra darauf hingewiesen, dass Ereignisse im Mandatsgebiet von denen in Israel rein staatstheoretisch betrachtet getrennt behandelt werden sollten und historisch auch so eingeordnet werden.
Zitat:Der Aufmarsch der arabischen Streitkräfte in Zusammenhang mit der Staatsgründung Israels war auch nicht grundlos sozusagen "aus dem Nichts", wie Nightwatch zu unterstellen scheint, sondern die unmittelbare Folge der vorhergehenden massenhaften Vertreibungsaktionen und Terrorakte (die ich hier ausschnittweise schon genannt habe) von Palästinensern durch die zionistischen Terroristen.
Nein, genau genommen hat die arabischen Nachbarstaaten nicht maßgeblich dieser Vertreibungszirkus (wobei, wie gesagt, auch rund 500.000 Juden flohen) interessiert - sie haben sich in den Jahrzehnten danach auch nicht groß für die Palästinenser interessiert, ja sie waren ihnen quasi egal, allenfalls dienten sie als argumentatives Mittel zum Zweck, wenn man gegen Israel agitieren wollte -, sondern man wollte schlicht die Juden loswerden und den neuen Staat liquidieren.

Und wehe übrigens, wenn die Palästinenser in den angrenzenden Staaten dort Rechte einforderten (und sich teils auch überzogen arrogant und aggressiv verhielten): Dann wurden sie von ihren arabischen "Freunden" kurzerhand zusammengeschossen (bspw. beim "Schwarzer September" 1970 in Jordanien), eingebuchtet (Irak) oder gerieten in Konflikt mit anderen Gruppen (Libanon, mit den Schiiten). Als die Franzosen Arafat und seine PLO 1982 dann aus dem Libanon evakuierten und verschifften, war man dort froh, die marodierende und selbstgerechte Bande los zu sein. Da sich kaum ein arabischer Staat im näheren Umfeld zur Aufnahme bereit erklärte, musste man diesen Haufen über mehrere Orte verteilen (u. a. nach Tunis).

Kurz: Zu glauben, dass das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge die arabische Seite 1948 bewog, sich heldenhaft-solidarisch wegen diesen in den Krieg zu stürzen, ist falsch. Es ging nur um den neugegründeten Judenstaat, und man hätte angegriffen, egal ob es zuvor Flüchtlinge nun gegeben oder eben nicht gegeben hätte.
Zitat:Und diese zionistischen Terror-Milizen sind dann später nicht nur in der IDF aufgegangen, sondern die Führer dieser Milizen haben später auch die Politik des Staates Israel maßgeblich geprägt.
Wie gesagt: Man hat sie neutralisiert, entweder durch Integration oder eben durch Gewalt (s. "Altalena"-Fall).
Zitat:Wenn man dieses Bild aufnimmt, dann muss man nicht nur die Cowboys mit den Zionisten, sondern die Palästinenser mit den Indianern gleichsetzen - die bei uns zumindest in meiner Jugend noch sehr viel Sympathie genossen haben.
Solche Vergleiche haben die Indianer nun wirklich nicht verdient. Laß mich raten: Und Sitting Bull ist Bin Laden? :lol:

Schneemann.
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#19
Schneemann schrieb:...

Zitat:Aber - da kann Sisyphus noch so oft den Stein auf den Berg rollen, es hilft nichts: diese Terrorakte der 20er Jahre waren kein Angriff auf den damals noch gar nicht exitstenten Staat Israel, wie Du hier glauben machen willst.
Blödsinn, sorry. Ich habe im Gegenteil sogar extra darauf hingewiesen, dass Ereignisse im Mandatsgebiet von denen in Israel rein staatstheoretisch betrachtet getrennt behandelt werden sollten und historisch auch so eingeordnet werden.
Wie jetzt? Es geht von Anfang an darum, ob Israel 1948 grundlos von den Arabern angegriffen wurde, wie Nightwatch als Ausgangspunkt der Diskussion behauptete, oder ob die Zionisten mit (vor und nach) der Gründung des Staates Israel massive Vertreibungs- und Terrorakte gegen die Palästinenser vornahmen, wie ich darlege - und Du kommst ständig mit diesen uralten Geschichten aus den 20er Jahren, die Jahrzehnte vor der Staatsgründung Israels waren, um diese Vertreibungsaktionen der Zionisten zu rechtfertigen.
Schneemann schrieb:... Laß mich raten: Und Sitting Bull ist Bin Laden? :lol:

Schneemann.
nette humoristische Einlage, oder gehen Dir die Argumente aus? :lol:
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#20
Zitat:Wie jetzt? Es geht von Anfang an darum, ob Israel 1948 grundlos von den Arabern angegriffen wurde
Richtig. Und das wurde es auch. Nur spielte dabei eben die mutmaßliche Flüchtlingsproblematik hinsichtlich der Intention der arabischen Nachbarstaaten Israels eben keine Rolle, wie du zu suggerieren suchst. Richtig instrumentalisiert bzw. als Thema medial und propagandistisch "verwertet", wurde die Flüchtlingsproblematik von Seiten der arabischen Staaten erst nach der krachenden Niederlage 1967, als erkennbar wurde, dass auch Nasser mit seiner panarabischen Vision gescheitert war und die Jordanier keine Lust mehr hatten auf kriegerische Unternehmungen.
Zitat:und Du kommst ständig mit diesen uralten Geschichten aus den 20er Jahren, die Jahrzehnte vor der Staatsgründung Israels waren, um diese Vertreibungsaktionen der Zionisten zu rechtfertigen.
Aha. Wenn ich mit "uralten" Geschichten (sprich: Terrorakte der arabischen Seite) aus den 1920er Jahren daherkomme, ist das also überholt. Du indessen bist munter dabei, aus dieser Zeit und auch davor irgendwelche "Einwanderungswellen" heranzuziehen und diese Zeit argumentativ zu nutzen. Nur am Rande: Entweder wir berücksichtigen diese Zeiten insgesamt mit allen Facetten, oder wir suchen uns eben immer nur das "passende" Moment heraus. Das hat dann aber nichts mehr mit Geschichte oder historischer Herleitung zu tun, sondern es ist einseitiges Betrachten...
Zitat:nette humoristische Einlage, oder gehen Dir die Argumente aus?

Nein, ich habe aber auch nicht mit Indianern angefangen... :wink:

Schneemann.
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#21
Schneemann schrieb:
Zitat:...und Du kommst ständig mit diesen uralten Geschichten aus den 20er Jahren, die Jahrzehnte vor der Staatsgründung Israels waren, um diese Vertreibungsaktionen der Zionisten zu rechtfertigen.
Aha. Wenn ich mit "uralten" Geschichten (sprich: Terrorakte der arabischen Seite) aus den 1920er Jahren daherkomme, ist das also überholt. Du indessen bist munter dabei, aus dieser Zeit und auch davor irgendwelche "Einwanderungswellen" heranzuziehen und diese Zeit argumentativ zu nutzen. Nur am Rande: Entweder wir berücksichtigen diese Zeiten insgesamt mit allen Facetten, oder wir suchen uns eben immer nur das "passende" Moment heraus. Das hat dann aber nichts mehr mit Geschichte oder historischer Herleitung zu tun, sondern es ist einseitiges Betrachten.
...

Schneemann.
netter Versuch: ich bin also schuld, dass ich auf Deine Argumente eingehe ... :roll:
lies einfach nochmal von Anfang an nach - meine Argumente waren im Kontext mit der Staatsgründung Israels 1948,
Du bist mit den 20er Jahren ausgewichen, und darauf habe ich dann mit >irgendwelchen Einwanderungswellen< geantwortet, die Auslöser des Terrors der 20er Jahre waren ... schau mal in den Spiegel, was Deine Vorwürfe betrifft.

Aber auch Du kannst die historischen Fakten nicht verdrehen.
Mit der Verabschiedung des UN-Teilungsplans für das Völkerbundsmandat für Palästina am 30. November 1947 steigerte sich der Vertreibungsterror der Zionisten (und die bekannt gewordenen Informationen um den Plan Dalet und Operation Nachschon zeigen, dass das planmäßig war).
Erst nach der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel am 14. Mai 1948 wurde dieser auch von den regulären Armeeeinheiten einer Allianz arabischer Staaten, die den UN-Teilungsplan für Palästina nicht akzeptierten, am 15. Mai kurz nach 0 Uhr angegriffen. Die regulären arabischen Einheiten griffen damit auf Seite der vertriebenen Palästinenser in die Kämpfe ein. Das ist nicht zu verleugnen.
Die Reihenfolge ist nicht zu verleugnen - und spricht für sich.

Und inzwischen kommen auch neuere Historiker in Israel zunehmend auf das Ergebnis, dass die israelische Regierung oder die israelischen Streitkräfte eine planmäßige ethnische Säuberung durchgeführt hatten. Die zunehmende Erkenntnis lässt sich übrigens in ihrer zeitlichen Abfolge gut dokumentieren:
Benny Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem, 1947–1949, Cambridge 1988, S. 165.
Efraim Karsh: The Arab Israeli Conflict – The Palestine War 1948. Oxford 2002, S. 85–91.
Ilan Pappe: Die ethnische Säuberung Palästinas. 3. Auflage, Ulm 2007, S. 77–100.
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#22
Zitat:netter Versuch: ich bin also schuld, dass ich auf Deine Argumente eingehe ... :roll:
lies einfach nochmal von Anfang an nach - meine Argumente waren im Kontext mit der Staatsgründung Israels 1948,
Du bist mit den 20er Jahren ausgewichen, und darauf habe ich dann mit >irgendwelchen Einwanderungswellen< geantwortet, die Auslöser des Terrors der 20er Jahre waren ... schau mal in den Spiegel, was Deine Vorwürfe betrifft.
Nein, du bist nicht "schuld", wenn du auf Argumente von jemandem eingehst. Das sagte ich so auch nicht. Mich störte eher der kausale Zusammenhang und das Ausklammern von Momenten, wenn es unangenehm wurde. Ein Bsp.: Erich sagt, es gab zionistischen Terror; Schneemann sagt dann, dass das richtig ist, aber dass es eben eine Reaktion auf den arabischen Terror in den 1920ern war; Erich sagt daraufhin, dass es ja da und auch davor Einwanderungswellen gegeben hat, die die Araber ja provoziert haben würden.

So...und allerspätestens jetzt, haben wir jedoch ein enormes gesellschaftliches, rechtliches und moralisches Problem: Weil man kann hier nun fast nur noch die Herleitung anstellen, dass die Einwanderung eben den Terror der Araber erst "provoziert" habe. Dann könnte man auch sagen, nun mal böse und zynisch überspitzt, dass auch nur die Einwanderung türkischstämmiger Migranten die Morde der NSU ja erst provoziert habe und dass das eine verständliche Reaktion war (und diese Morde verurteilen wir bei uns hier indessen alle durch die Bank, da bin ich sicher). Kurz: Es ist also schlicht kein Deutungsansatz, um den arabischen Terror in den 1920ern durch die jüdische Einwanderung, die die arabische Bevölkerungsmehrheit in jenen Jahren keineswegs demographisch bedrohte, (v)erklären zu wollen. Und das stört mich eben.
Zitat:Aber auch Du kannst die historischen Fakten nicht verdrehen.
Ich würde mir hier nun arroganterweise anmaßen zu sagen, dass ich sie besser kenne.
Zitat:Benny Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem, 1947–1949, Cambridge 1988, S. 165.
Efraim Karsh: The Arab Israeli Conflict – The Palestine War 1948. Oxford 2002, S. 85–91.
Ilan Pappe: Die ethnische Säuberung Palästinas. 3. Auflage, Ulm 2007, S. 77–100.
Allesamt sehr kontroverse Bücher, und ebenso kontrovers diskutierte Historiker. Das ist nun kein Urteil. Ersteren kenne ich übrigens (indirekt) selbst. Ist aber schon ein paar Jahre her und aus Münchner Tagen. Er ist integer, aber auch voreingenommen und einseitig...

Schneemann.
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#23
Dinge, die mindestens seit 2007 bekannt sind ... für diejenigen, die alles besser kennen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/meldung221282.html">http://www.tagesschau.de/ausland/meldung221282.html</a><!-- m -->
Zitat:Hunderttausende Vertriebene

''Al Nakba'' - die palästinensische Katastrophe


Stand: 27.08.2007 09:12 Uhr

Im ersten arabisch-israelischen Krieg von 1948/1949 kämpfte Israel um seine Unabhängigkeit, um sein Existenzrecht. Die Palästinenser bezeichnen den Krieg dagegen noch heute als "Al Nakba" - die Katastrophe. Nach Angaben der UNO verließen rund 750.000 palästinensische Araber das Land - zum Teil flohen sie vor den Kämpfen, zum Teil wurden sie von israelischen Milizen vertrieben.
...
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#24
Zitat:Dinge, die mindestens seit 2007 bekannt sind ... für diejenigen, die alles besser kennen:
Richtig. Es sind die Aspekte, die mir auch so bekannt sind. Übrigens: Sie stehen auch im Artikel...

Zitat aus dem Artikel:
Zitat:Beweise dafür, das die jüdische Führung eine allgemeine Strategie zur Vertreibung der arabischen Bevölkerung verfolgte, gibt es nicht.
:roll:

Schneemann.
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#25
und es geht weiter mit:
Zitat:... Der im Januar 1948 entwickelte "Plan Daleth" der Armee sah vor, "alle feindlichen und potentiell feindlichen Kräfte aus dem voraussichtlich jüdischen Staatsgebiet zu entfernen".

Andererseits wurden die Kriegswirren als Chance genutzt, eine jüdische Mehrheit im künftigen Staat zu schaffen. Während des Krieges wurden dann aber etwa ein Drittel, nach arabischen Angaben die Hälfte der palästinensischen Bevölkerung, mit Gewalt vertrieben oder sie flohen aus Angst vor Angriffen und Massakern. Nach Ende des Kriegs waren 400 arabische Dörfer zerstört oder verlassen.

Das Massaker von Deir Jassin

Zum Symbol für die "Al Nakba" wurde das Massaker von Deir Jassin, einem Dorf an der Straße zu Jerusalem. Trotz der Verständigung der Dorfbewohner mit der jüdischen Führung über ein Stillhalteabkommen griffen Mitglieder der jüdischen Untergrundorganisationen Etzel und Lechi am 9. April 1948 Deir Jassin an und lieferten sich ein Gefecht mit der arabischen Miliz. Die Angaben über die Anzahl der Toten variieren zwischen 110 und 250 Menschen, darunter viele alte Menschen, Frauen und Kinder.
...
Mit "potentiell feindlichen Kräften" kann man durchaus die Palästinenser verstehen, die entsprechenden Vertreibungen und Massaker sind nichts anderes als die Umsetzung des "Plan Daleth"
:roll:
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#26
Zitat:Mit "potentiell feindlichen Kräften" kann man durchaus die Palästinenser verstehen...
In Teilen vermutlich schon, wobei man aber hierbei die Art des Konfliktes berücksichtigen muss, welcher eine genaue Abgrenzung zwischen regulären Soldaten, Partisanen, "Fedayin" und Milizen sowie nur zivilen Unterstützern einer Fraktion X quasi kaum möglich machte und welcher sich zudem auf recht wirr verlaufende Grenzlinien konzentrierte. Die israelischen Streitkräfte selbst glichen 1948 nicht gerade einer Armee, es waren behelfsmäßig bewaffnete Milizen mit zusammengesuchten Waffen aus aller Herren Länder, die mit dem Rücken zur Wand gegen drei, vier arabische Staaten (wobei deren Armeen, von den britisch geschulten Jordaniern mal abgesehen, auch nicht gerade Paradebeispiele der Disziplin waren) sowie gegen diverse Gruppen arabischer Untergrundkämpfer standen.

In diesem Durcheinander war eine genaue, völker- und kriegsrechtlich relevante Abgrenzung zu Kombattanten etc. quasi kaum machbar. Trotz dieses Tohuwabohus indessen blieben die extremen Ausschreitungen gegenüber Zivilisten, die Massaker in den Dörfern wurden hier ja schon angesprochen, weswegen ich sie auch nicht wieder durchkaue, doch die Ausnahme. In einer derart aufgeheizten Stimmung und in einem solchen Chaos ist dies m. Mn. n. schon bemerkenswert, vor allem wenn man einmal andere (quasi innerarabische) Konflikte der Region als Vgl.-Bsp. heranzieht was den Umgang mit Zivilisten betrifft.

Zudem muss man bei der Vertreibung berücksichtigen, dass a) rund 60% der arabischen "Geflohenen" im Westjordanland oder in Gaza verblieben (also in heutige sowieso palästinensische Gebiete bzw. Teilgebiete flüchteten), b) zwischen 8-10% nach Israel flohen, weil sie keine Lust auf ihre eigenen Juntas und Potentaten mehr hatten, und nur c) ca. 30% wirklich ins nahe arabische Ausland gingen (und dort wurden die Palästinenser von ihren "arabischen Freunden" teils fürchterlich gegängelt). Zudem hätten die ins nahe Ausland gegangenen Araber in Israel bleiben können, man bot es ihnen sogar an, nur wollte man dies eben nicht, weil man "die Juden am liebsten ins Meer geworfen hätte", was aber eben nicht gelungen war.

Des weiteren gilt vllt. anzumerken (hatte ich hier auch schon einmal im Strange erwähnt), dass nicht nur Araber flohen oder vertrieben wurden, sondern auch mehrere hundertausend jüdische Flüchtlinge nach Israel kamen, weil sie vor dem Krieg flüchten mussten oder vertrieben wurden oder sich eine sicherere Bleibe im neuen Staat Israel erhofften. Und genauso wie die Juden teils Opfer von Vertreibungen wurden, wurden dies teils auch die Araber. Es war insofern die beidseitig wirkende Friktion dieses unübersichtlichen Krieges von 1948, wobei man allerdings dazu sagen muss, dass gemessen an der Zahl der Fliehenden und der involvierten Staaten die Anzahl der Exzesse doch relativ gering war. Es hilft also nicht wirklich weiter, wenn man beständig und nur auf geflohene arabische Zivilisten oder Übergriffe jüdischer Extremisten verweist, weil dies nicht hilft, den Gesamtkonflikt mit seinen Bruch- und Randlinien besser zu erfassen, allenfalls versteift man sich dann darauf, die Schuld einseitig und alleine bei den Israelis suchen zu wollen.

Schneemann.
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